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Popkultur

The Fall-Gründer und Subkulturikone Mark E. Smith ist gestorben

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By Cernunnos XPP Yaun (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Wie seine Bandmanagerin Pam Van Damned mitteilte, verstarb das britische Post Punk-Mastermind am Mittwoch, den 24. Januar 2018, im Alter von 60 Jahren in seinem Zuhause in Prestwich, England. Über die Todesursache sind bisher noch keine Details bekannt. Van Damned kündigte allerdings für die nächsten Tage ein umfassenderes Statement an.

Smith war Gründer, Songwriter, Sänger und einziges konstantes Mitglied von The Fall, der langlebigsten und produktivsten Band der britischen Post Punk-Bewegung. Für einige, wie den legendären, 2004 verstorbenen Radiomoderator John Peel, waren The Fall die beste Band aller Zeiten. Sie waren zweifelsfrei eine der besten Bands, die es nie zu kommerziellem Erfolg schafften. Das mag an ihrer kompromisslos rauen Musik oder auch an der oft als zynisch und schwierig beschriebenen Persona Smith gelegen haben. Am Ende von The Fall stehen 42 Jahre Bandgeschichte, 32 Studioalben und insgesamt 66 Bandmitglieder, die teilweise nur für einige Monate blieben oder bleiben durften.


Hör dir hier die besten musikalischen Momente von The Fall als Playlist an und lies weiter:


Mark Edward Smith wurde am 5. März 1957 in Manchester, England, geboren und entdeckte als Jugendlicher seine Leidenschaft für Musik mit Garagebands wie The Seeds oder 13th Floor Elevators, sowie mit experimentelleren Gruppen wie Can, Captain Beefheart und The Velvet Underground. Immer wieder versuchte er sich als Sänger für Heavy Metal-Bands zu bewerben, scheiterte jedoch angeblich aufgrund seines fehlenden Gesangstalentes, das gerade für The Fall zum Markenzeichen werden sollte.

Smith gründete die Band 1976 nach dem Besuch eines Sex Pistols-Konzertes in seiner Heimatstadt. Manchester, das oft als trist wahrgenommene Epizentrum der britischen Arbeiterklasse, scheint besonders prädestiniert für die Entwicklung von schlechter Laune und Nihilismus. So verwundert auch die Namenswahl für die Band nicht: Der Fall ist ein Roman des französischen Autors Albert Camus, der seinerseits für seine “Philosophie des Absurden”, nach der die gesamte Welt und menschliche Existenz sinnlos sei, bekannt wurde.


Mark E. Smith bei einem Auftritt in New york 2004. Von Joly MacFie (Video still from PUNKCAST#431) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


So war Smith stets eher Wortakrobat, als virtuoser Musiker: Seine Texte erinnerten an abstrakte Poesie, voller Wortspiele, trockenem Humor, Sozialkritik und einer, wenn auch oft impliziten, Misanthropie – vorausgesetzt, man verstand sie überhaupt, denn Smith pflegte sie stets meckernd und nuschelnd vorzutragen, manchmal wandte er dem Publikum gar den Rücken zu. Genau diese eigensinnigen und mürrischen Charaktereigenschaften machten Smith zum Liebling seiner Heimatstadt, der Presse und der Underground-Rockszene.



Für seine Streitsucht und seinen Jähzorn berühmt und berüchtigt, feuerte Smith seine Bandmitglieder manchmal aus einer Laune heraus, so sahen The Fall insgesamt 66 Musiker kommen und gehen. „Sobald ich da bin, könnte deine Oma Bongos spielen, und es wäre immer noch The Fall“, hat der Brite stets gesagt. So blieb Smiths musikalische Vision der Band beständig, von ein paar kleineren Flirts mit Pop und elektronischer Musik abgesehen. Für einen davon war Brix Smith verantwortlich: 1983 lernten sie und Smith sich auf U.S.-Tour kennen und lieben, die Gitarristin führte die The Fall in melodischere Gefilde. Aus dieser Episode stammen die von Kritikern am meisten gelobten Werke der Band: The Wonderful and Frightening World of the Fall (1984), This Nation’s Saving Grace (1985) und Bend Sinister (1986). Ausgerechnet Victoria jedoch, ein Kinks-Cover, sollte The Falls größter kommerzieller Erfolg werden.

Ungefähr alle anderthalb Jahre kam ein neues The Fall-Album heraus, 2017 mit New Facts Emerge das 32. und letzte Studioalbum. Bei Auftritten merkte man Smith seinen schlechten gesundheitlichen Zustand an, ein Konzert im britischen Wakefield betritt er gar im Rollstuhl. Rest in Peace!


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