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Popkultur

Was kann die „The Metallica Blacklist“ mit 53 Coversongs des Schwarzen Albums?

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Metallica

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Auf The Metallica Blacklist gibt es 53 neue Versionen der zwölf Songs des Schwarzen Albums. Da muss man erstmal durchsteigen. Wir haben es gewagt.

von Christof Leim

Hier könnt ihr in die Blacklist eintauchen:

Was ein Brocken: 53 Bands, Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichster Couleur und internationaler Geschmacksrichtungen nehmen sich eine Metallica-Platte vor. Hier tummeln sich Miley Cyrus und Dave Gahan ebenso wie Ghost, Volbeat, Corey Taylor oder Royal Blood, Weezer und Biffy Clyro. Es finden sich viele Namen, die noch nicht so lange durch die Musikwelt geistern, also neuer „heißer Scheiß“, frische Talente und damit auch vergleichsweise junge Sounds (im Sinne von: kein klassischer Metal oder Hard Rock).

Querbeet

Es kommt generell auch nicht immer harter Rock raus, sondern Singer/Songwriter-Zeug, Atmopop, Punk, Hip-Hop, Country oder ein bisschen Electro-Gepöcker. Das Meiste klingt tatsächlich weniger hart und laut als die Vorlage. Macht aber nichts: Metal-Neuauflagen von Metallica gibt es wahrlich genug, und die meisten laufen den Originalen nur hechelnd hinterher. Kurz gesagt: The Metallica Blacklist ist keine Metal-Platte.

Natürlich kann man das alles nicht am Stück und komplett durchhören, und so ist es vermutlich auch nicht gedacht. Enter Sandman ist ein Klassiker, klar, aber sechsmal hintereinander? Himmel, wir haben das alle so oft gehört, das sogar das Original schon Abnutzungserscheinungen zeigt.

Verantwortungsvoll genießen

Nein, The Metallica Blacklist sollte man eher begreifen als eine lustige Sammlung an Coverversionen, in die man am besten in handlichen Dosen und im Shuffle-Modus eintaucht, also zufallsverteilt. (Die Vinyl-Fraktion kann hier Päuschen machen oder muss tapfer sein.) In der neuen Welt des Streamings lohnt sich sogar eine eigene Playlist mit den gefundenen Schätzen, denn: Die Blacklist bietet tolle Interpretationen, coole Sounds und kreative Wurschteleien, enthält aber auch Schrammelschrott oder belanglos-blasse Kopien. Was in welche Kategorie fällt – nun ja, in der Entscheidung liegt ein Spaßfaktor dieser Veröffentlichung.

Zwölf Songs in 53 Versionen – damit kommt jedes Lied im Schnitt viermal vor. Allerdings ertönen die dicken Singles häufiger: Nothing Else Matters zehnmal, Sad But True und The Unforgiven siebenfach. Dafür nahm sich jeweils nur ein Act Of Wolf And Man und The Struggle Within vor.

Durch den Wolf

Manche schreiben um, manche spielen mit ihrem eigenen Sound und Vibe nach, manche kopieren schlicht. Alle Ansätze bringen potenziell Interessantes hervor, der erstgenannte deutlich mehr als letzterer. Der Gag liegt meist eben nicht darin, die Riffs eins zu eins nachzudengeln, sondern durch den Wolf zu drehen. Wenn dann noch manche eigentlich sattsam bekannte Textzeile plötzlich mit neuer Melodie quer reinfliegt, aber irgendwie doch in den Song passt, wird es erst cool. Diverse Remixe – etwa Wherever I May Roam von The Neptunes (mit Pharrell Williams) – führen allerdings auf andere musikalische Planeten.


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Pech haben die Bands, die versuchen, die Metal-Macht nachzumachen – was aber ohne Millionen-Dollar-Budget und mit Indie-Schrammelgitarre eher schwierig wird. (Kann passieren, Royal Blood.)

Was taugt denn nun?

Bei dem Wust an Material sind Anspieltipps hilfreich, aber nicht einfach zu geben. Wir versuchen unser Bestes und hauen raus, schnell und schmutzig: Die kanadische Sängerin Alessia Cara zockt zusammen mit der mexikanischen Band The Warning ein atmosphärisch rockendes Sandman, kreativ und packend. Juanes, schraubt die Sandman-Riffs auseinander, hat was, und Ghost schaffen es tatsächlich, das alte Schlachtross in ihre Gruselwelt zu überführen. So würde die Nummer klingen, wenn Ghost sie geschrieben hätten. Dasselbe bewirkt der swingenden Groove, den Volbeat Don’t Tread On Me verpassen, das Geknarze von The Hu bei Through The Never und die generelle Freizügigkeit, die Biffy Clyro sich bei Holier Than Thou nehmen.

Weezer spielen eher schlecht nach (Sandman), Corey Taylor eher gut (Holier), und das heulige Sad But True von Sam Fender muss nicht sein. Dafür zieht St. Vincent die Nummer gekonnt durch einen modernen Art-Rock-Filter.

Cage The Elephant und Ha*ash reduzieren Unforgiven hörenswert auf ein – hach, schön – Akustikgitarren-Fundament. Beide Daumen gehen hoch für den funky Dance-Remix für Don’t Tread On Me von SebastiAn und die mal atmosphärische, mal krachige Elektropop-Ausgabe des gleichen Liedes von Tomi Owó.

Dass Miley Cyrus richtig gut singen kann und unter anderem mit Hilfe von Elton John ein formidables Nothing Else Matters zaubert, wissen wir schon länger, die düstere, melodramatische und sehr zurückgenommene Aufnahme von Dave Gahan (Depeche Mode) ist neu. Per Gessle macht als PG Roxette einen netten, neuzeitlichen Popsong daraus, My Morning Jacket sogar einen fluffigen, nicht-balladesken Rock-Song.

Auch das getragene My Friend Of Misery kann als moderne Indie-Rock-Nummer voranpreschen, wenn man es wie Izïa spielt. Und das Akustikgitarrenduo Rodrigo y Gabriela aus Mexico kennen Metallica-Fans ohnehin schon; hier verblüffen sie bei The Struggle Within.

Gutes nachspielen, Gutes tun

Eine schöne Randnotiz zu The Blacklist gibt es auch noch: Die Einnahmen aller Songs kommen erstens der karitativen Metallica-Stiftung All Within My Hands zu Gute, zweitens einer Wohltätigkeitsorganisation nach Wahl der jeweiligen Band.

Viel Spaß beim Perlentauchen!

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