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Popkultur

Wolfgang Niedecken im Interview: „Bob Dylan ist der wirkungsmächtigste Poet der letzten 60 Jahre“

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Wolfgang Niedecken

Wolfgang Niedecken nimmt sich auf seinem neuen Album Dylanreise einmal mehr dem Kosmos Bob Dylans an. Wie wichtig Dylans Werk und Leben für den Kölner Liedermacher und Chef der legendären Gruppe BAP war — und mit welcher Freude sich Niedecken an Dylan ab- und heranarbeitet — ist bekannt: Im Auftrag von ARTE machte sich der Musiker vor einigen Jahren auf Spurenreise in den USA, ehe 2021 eine Art Dylan-Biographie aus der Feder Niedeckens folgte. Aus dem Buch wurde dann eine spontane Konzert- und Lesereise, und daraus wurde nun das Album Dylanreise.

von Markus Brandstetter

Ganz nach dem Motto des letzten BAP-Albums Alles fließt hat sich das ganz einfach so ergeben — genau so, wie es Niedecken am liebsten hat, wie er uns im Interview erklärt. Darin verdeutlicht er unter anderem, wie wichtig es ist, dass man stets auch Fan bleibt, egal ob man Dylan, Niedecken oder wie auch immer heißt — und wie sehr das eigene Leben mit der eigenen Lieblingsmusik verknüpft ist.

Du hast in deiner Kunst etwas Substanzielles geschafft, nämlich eine ganz eigene, unverwechselbare Stimme und Sprache gefunden. Bei Dylan war es in den frühen Jahren so, dass der seine Stimme durch Imitation fand, anfangs ging er ja geradewegs als Woodie-Guthrie-Epigone durch. Wie war das bei dir, als du gerade begonnen hast, noch vor BAP?

Da hat mir Dylan schon sehr dabei geholfen. In meiner ersten Band habe ich, vor lauter Paul-McCartney-Begeisterung, Bass gespielt. Dann kam irgendwann der damalige Sänger und hatte Like A Rolling Stone dabei. Er meinte, dass er mit der Band jetzt aufhören und sein Abitur machen müsse. Er hat den Song laufen lassen — und das war plötzlich etwas ganz anderes. Was da auf einmal an Lyrik kam, das hat mich umgehauen. Vorher kannte ich nur diese Personalpronomen-Songs, wie ich sie immer nenne: Please, Please, Me, I Wanna Hold Your Hand, She Loves You, das waren eben diese Boy-Meets-Girl-Texte. Für uns, die wir Latein auf der Schule hatten und kaum Englisch konnten, hat das gereicht. Das hörte sich nicht nach Peter Alexander an, damit war schon mal alles gut.

Durch Like A Rolling Stone hat sich eine unglaubliche Tür geöffnet. So etwas kannte ich vorher nicht. Ich hatte damals ja weder von den Surrealisten noch von den Beat-Poeten eine Ahnung. Mit 15 Jahren hat mich Bob Dylan für sich begeistert. Es sind natürlich auch noch andere dazu gekommen, an denen ich mich orientiert habe. Sehr früh kam etwa Ray Davies von den Kinks dazu, der ist für mich immer noch wichtig. Leonard Cohen war wichtig, die Beatles waren wichtig. Alleine, was sich bei den Beatles alles geändert hat, nachdem sie von Dylan beeinflusst wurden! Nicht nur Paul McCartney und John Lennon, sondern vor allem George Harrison! Durch Dylan hat die Rock-Lyrik insgesamt einen unglaublichen Schwung aufgenommen. Deswegen ist es auch vollkommen berechtigt, dass er den Literaturnobelpreis bekommen hat. Er ist der wirkungsmächtigste Poet der letzten 60 Jahre, das muss man ganz klar sagen. 

Du bist also gleich mit Dylans Rockphase in den Dylan-Kosmos eingestiegen — das war der erste Song, den du von ihm gehört hast?

Ich hatte vorher schon einige andere Songs von ihm gehört, aber die hatten mich nicht so gepackt. Wir saßen mal zusammen und einer fragte mich, ob ich  Bob Dylan kennen würde. „Keine Ahnung, wer soll das sein?“ „Na, du wirst doch Blowing In The Wind kennen?“ Von Blowing In The Wind kannte ich aber nur die Version von Peter, Paul & Mary und die hatte mich nun wirklich überhaupt nicht umgehauen. Irgendwie scheine ich schon ein Gespür für Authentizität gehabt zu haben, denn Peter, Paul & Mary waren ja eine Castingband. Dylans Manager hat sie gecastet, ihnen einen Namen gegeben, eine blonde, schöne Frau gesucht und die mit zwei Jungs zusammengebracht, die toll singen und Gitarre spielen konnten … und die haben schöne Melodien gesungen, die eben zu jener Zeit passten.

Blowing In The Wind war damals in der Version von Peter, Paul & Mary viel bekannter als in jener von Bob Dylan. Das hat mich überhaupt nicht vom Hocker gehauen. Der Sänger unserer Schülerband, der war der erste, der dylanfest war. Auf dem Pausenhof hat er wie ein Rapper Dylans Talking Blues losgebrettert. Das war schon interessant – aber das erste Ding, das ich auf Platte gehört habe und das mich wirklich komplett geflext hat, war Like A Rolling Stone. Alleine der Anfang mit dem Schlag auf die Snare. Das ist ein Meisterwerk. Es passiert ja nichts Kompliziertes, es sind die Akkorde von La Bamba. Aber das Stück entwickelt einen unglaublichen Sog.

Lass uns auf Dein neues Album Dylanreise zu sprechen kommen. Du hast 2021 — das ist auch der freien Zeit geschuldet, die du durch die Corona-Pandemie plötzlich hattest — ein Buch über Dylan geschrieben, dann bist du relativ spontan auf Lese-/Konzertreise gegangen.

Das hat sich so, wie ich es am liebsten habe, ergeben: Es hat sich sehr organisch entwickelt. Ich stellte fest, dass ich 2020 plötzlich Zeit hatte, dieses Buch zu schreiben. Ich stand die ganze Zeit im Wort, dass ich in dieser KiWi-Musikreihe ein Buch über Dylan schreiben würde. Ich habe Helge Malchow, dem früheren Chef von Kiepenheuer & Witsch, gesagt: „Ich mache das gerne, aber ich weiß nicht, wann ich dazu komme.“ Er meinte: „Das ist egal, Hauptsache du schreibst es.“ Im Sommer 2020 hatte ich plötzlich Zeit, dann habe ich es geschrieben. Mein roter Faden dafür war diese Reise, die wir im Auftrag von ARTE auf den Spuren von Bob Dylan 2017 gemacht haben, kreuz und quer durch die USA. Wir haben damals mit Leuten geredet, die mit Dylan gearbeitet haben, Leute, die ihn in gewissen Situationen erlebt haben. Fotografen, die seine ersten Cover fotografiert haben. Es waren wunderbare Gespräche, wunderbare Leute, die wir kennenlernen durften. Wir haben Originalschauplätze gesehen, waren in den Wäldern von Woodstock und im “Big Pink”, wo sie die Basement Tapes aufgenommen haben. Das war nicht nur eine großartige Reise, sondern auch ein großartiger roter Faden, an dem ich mich entlang arbeiten konnte. So hat sich eines aus dem anderen ergeben.

Wolfgang Niedecken vorm "Big Pink"

Wolfgang Niedecken vorm “Big Pink”

Als das Buch erschienen war, rief die Elbphilharmonie an und fragte, ob ich nicht Lust hätte, zu Bob Dylans Geburtstag ein Programm zu spielen. Das Naheliegendste war, dass ich aus dem Buch vorlese und die Songs spiele, die darin vorkommen. Das alleine wäre mir aber zu langweilig gewesen, und so habe ich meinen Freund Mike Herting angerufen — ein fantastischer Jazzpianist — und gefragt, ob er Lust hätte mitzumachen. Wir haben das Programm erarbeitet und dabei fiel es uns wie Schuppen aus den Augen: Warum machen wir das eigentlich nur einmal? Da können wir doch mehr daraus machen! So wurde daraus eine Tournee mit insgesamt 45 Auftritten. Gegen Ende der Tournee wurden immer mehr Stimmen laut: „Das wird’s doch wohl auf Tonträger geben, oder?“ Ich fragte: „Wie soll das gehen?“ Wir waren ja wirklich mit Minimalbesteck unterwegs, mit zwei PKWs, zwei Kombis — einen hat meine Frau gefahren, den anderen der Toningenieur. Das bisschen Equipment, das wir hatten, war hinten drin — und so sind wir von Stadt zu Stadt gefahren und haben einen wunderbaren Sommer verlebt. Viele Auftritte in Schlosshöfen, Burghöfen, in schönen Parks, das war eine tolle Geschichte.

Wir beschlossen, am letzten Tag des Jahres ins Riverside Studio zu gehen und das Programm zum 46. Mal zu spielen, nur diesmal nahmen wir es auf. Zuerst dachten wir, dass wir vielleicht Freunde und Bekannte einladen können, um eine Konzertsituation entstehen zu lassen. Aber irgendwann war die Coronasituation so, dass wir uns auch das abschminken mussten. Wir haben das aber gut gelöst, wir haben zwar die Albernheiten weggelassen, aber es ist trotzdem sehr stimmungsvoll geworden. Ich habe es selber ja kontrollgehört und bin da selbst gleich wieder ganz eingetaucht. Ich empfehle, das Kaltgetränk seiner Wahl in die Hand zu nehmen, Kopfhörer aufzusetzen und dann zweieinhalb Stunden mal nicht an Corona und Ukraine zu denken und sich etwas Seelenproviant zu holen.

Es wurde alles live eingespielt?

Ja, alles. Wir sind da gesessen, ich an der Gitarre, Mike hatte einen perfekt gestimmten Flügel vor sich stehen — und wir haben einfach gespielt. Diese Lesepassagen habe ich gesondert aufgenommen.

War die Arbeit am Buch so vergnüglich, wie es sich liest? Du selbst meintest, dein Anspruch wäre es ja nicht gewesen, die 3000. Dylan-Biografie zu schreiben — sondern eine Hymne auf ihn zu verfassen, extrem verflochten mit deinem eigenen Leben.

Es war wunderschön. Da, wo ich jetzt während dieses Interviews sitze, habe ich es geschrieben. Wenn ich aus dem Fenster gucke, sehe ich den Rhein vorbeifließen. Ich habe mich morgens nach dem Sport hingesetzt und habe geschrieben. Irgendwann hat einer gerufen, ob ich nicht mal was essen wollte. Abends habe ich gemerkt, dass ich ganz schön geschafft bin — und habe mich schon aufs Weiterschreiben am nächsten Tag gefreut. Das letzte BAP-Album heißt nicht umsonst Alles fließt. Es ist optimal, wenn ich so arbeiten kann, dass sich eines aus dem anderen ergibt. Auch bei der Dylan-Reise hat sich alles ergeben. Diese Dylan-Reise für ARTE hat ja vor fünf Jahren stattgefunden, damals hätte sich niemand gedacht, dass da mal ein Album daraus entsteht. Ich habe auch überhaupt keine Lust auf zwei, drei Jahre hinweg etwas zu planen. Auf der anderen Seite ist das auch nur zu machen, wenn man flexibel ist. Ich weiß, dass ich mich in gewissen Situationen auf meine Spontaneität verlassen kann.

Wolfgang Niedecken live

Mit einer großen Band wie BAP ist die Planung sicher weitaus weniger flexibel, oder?

Diese zwei Corona-Jahre waren frustrierend und ich hoffe, dass es die zwei einzigen bleiben und dass es nächstes Jahr nicht wieder los geht. Es war schwer: Man hat viel geplant, organisiert, die Verfügbarkeiten der einzelnen Musiker, der Crew immer wieder abgefragt. Im Endeffekt merkt man: Das kann man wieder in die Tonne treten. Die Hälfte von allem, was wir gearbeitet haben, war für die Tonne. Aber das ist halt so, dann atmet man tief durch und fragt sich: Wie geht es anders? Dann versucht man eben, einen anderen Weg zu finden. Aber ich muss zugeben, es gab viele frustrierende Momente.

Wir hängen ja jetzt schon wieder vor einer frustrierenden Situation: Die Coronazahlen gehen wieder hoch, Köln hat durch den Karneval jetzt schon wieder Rekordzahlen. Die Lockerungen werden jetzt zum Peak der Corona-Entwicklungen kommen. Ich hoffe, dass im Laufe des Sommers die Impfpflicht kommt, sonst haben wir die gleiche Scheiße im Herbst schon wieder. Wir können die Herbsttermine eigentlich jetzt schon wieder absagen, wenn keine Impfpflicht kommt. Die Toten Hosen und Grönemeyer haben es richtig gemacht: Die haben nur Open-Air-Konzerte im Sommer anberaumt. Wir waren halt wieder so blöd und haben darauf gebaut, dass die Leute vernünftig sind. Aber das ist auch ein Luxusproblem. Alle Möglichkeiten der Welt wären da, du hast für jeden Typen den richtigen Impfstoff. Einem Teil der Leute geht das aber offensichtlich am Arsch vorbei. Ich kann mich da nur bedingt reinversetzen. Ich versuche immer, respektvoll mit den Impfverweigerern umzugehen, denn ich möchte niemanden zu nahe treten. Aber es fällt mir zunehmend schwer.

Kommen wir nochmal zurück zu Dylan. Dein Freund Bruce Springsteen meinte ja mal, Elvis habe den Körper befreit und Bob Dylan den Geist. Was bewunderst du an Dylan eigentlich am meisten?

Am meisten bewundere ich, wie sehr er sich treu geblieben ist. Gut, es gab auch bei Dylan Phasen, in denen er ratlos war, nicht wusste, wie es weitergeht. Verzweifelte Phasen, die wahrscheinlich mit seinem Privatleben zu tun hatten. Ich glaube, es gab auch eine Alkoholphase, Mitte der 80er – damals sind drei Alben hintereinander erschienen, nach denen ich dachte: „Das wird es wohl gewesen sein, da kommt nichts mehr.“ Und dann kam Gott sei Dank Daniel Lanois und durch ihn ging es weiter. Übrigens durch Bonos Vermittlung. Das beschreibt Dylan ja auch in seinem Buch Chronicles, ein sehr schönes Buch, von dem ich damals das Hörbuch gelesen habe. Dylan ist sich treu geblieben, mit allen Irrungen und Wirrungen. Er hat sich nicht vereinnahmen lassen, hat zu dem gestanden, was er gemacht hat.

Es ist ein unglaubliches Werk. Manchmal notiere ich mir Stücke und denke mir: „Das müsste ich endlich mal übersetzen, um da dahinter zu kommen.“ Ich komme am besten hinter einen Dylan-Song, indem ich ihn bearbeite. Dann komme ich in jedes Detail rein. Zuletzt arbeitete ich an Not Dark Yet. Ich war auf Kreta, hatte mir eigentlich gar nicht vorgenommen zu arbeiten. Aber dann dachte ich mir: „Guckst du mal, ob du Not Dark Yet so hinkriegst, dass du damit zufrieden bist.“ Es gibt noch jede Menge Songs auf dieser Liste. Das wird ein Langzeitprojekt. 

Wie muss denn eine gute Dylan-Übersetzung sein? Carl Weissner hat ja bekannterweise Dylans Texte ins Deutsche übersetzt.

Der arme Carl Weissner musste im Reim bleiben. Er war vertraglich gezwungen, dass es gesungen werden kann und gereimt ist, das hatte er unterschrieben. Während Gisbert Haefs diese Sachen unabhängig vom Reim übersetzte, da kann ich deutlich mehr damit anfangen. [Niedecken holt Haefs Dylan-Band aus dem Regal, Anm.]. Das ist großartig und hilft natürlich, wenn man ins Detail gehen will. Aber das kann man natürlich nicht singen. Meine eigene Sprache hilft dabei sehr. Kölsch ist viel geeigneter für Rock-Lyrik als Hochdeutsch. Hochdeutsch ist eckig, du kannst keine Wortendungen ineinander verschleifen. Auf Kölsch geht das. Kölsch ist lässiger.

Du hast mal von deinem ersten Treffen mit Dylan erzählt — und das deckt sich ganz gut mit der Beschreibung von Dylans Ex-Gitarristen G.E. Smith, der mal meinte: „Bob doesnt shake hands, Bob hands you the fish”.

Ich will nicht despektierlich klingen, aber Dylan hat wirklich einen Händedruck wie ein Waschlappen. Er hat in dem Moment, in dem ich ihm zum ersten Mal die Hand geschüttelt habe — und zum einzigen Mal, denn beim zweiten kam er mit der Ghettofaust an — gezuckt, als hätte ich ihm die Hand gebrochen. Ich denke, er hat auch irgendwas mit den Händen, deswegen sieht man ihn auch nicht mehr beim Gitarre spielen. Dylan ist aber in erster Linie schüchtern. Das, was man im als Arroganz anhängt, ist Schüchternheit. Ich habe im Buch auch darüber geschrieben: Da gab’s diesen Moment, als ihm Obama diesen Orden umhängt. Dylan sagt kein Wort, Obama tätschelt ihm die Schulter – und was macht Dylan? Er tätschelt ihn zurück. Das habe ich als Foto in meinem Arbeitszimmer hängen. (lacht)

Was ich lustig fand: Dylan geht ja selbst ab und an auf Celebrity Sightseeing und besuchte unter anderem das Geburtshaus von Neil Young oder machte sich auf die Suche nach Bruce Springsteens Geburtshaus.

Ja und dabei haben sie ihn erwischt. Sie dachten, er wäre ein Einbrecher und haben die Polizei gerufen. Das schönste, was ich gehört habe, war von einer befreundeten Hamburger Musikerin, die Leute an jene Stellen führt, an denen die Beatles in den 60er-Jahren gewohnt oder gespielt haben. Die machte irgendwann eine Führung und stellte fest: In der hintersten Reihe steht ein Typ mit dunkler Sonnenbrille und Hoodie, der sieht aus wie Bob Dylan. Irgendwann stellte sie fest: Das ist Bob Dylan. Das musst du dir mal vorstellen! Aber das zeigt eins: Wer selbst kein Fan mehr ist, sollte keine Musik mehr machen. Bob Dylan ist immer Fan geblieben.

Findest du wichtig, dass es bei Rock diese Mythologie, dieses Spurenwandern gibt? Glaubst du, dass sich die Relevanz durch diese heutige Verfügbarkeit ändert oder abschwächt?

Im Moment, als ich erfahren habe, dass Charlie Watts gestorben ist, ist mir bewusst geworden, dass eine Epoche zu Ende gegangen ist. Die Epoche dieser großen, wichtigen Bands, ist erstmal vorbei. Andererseits kann ich mich glücklich schätzen, dass ich diese Epoche in vollem Bewusstsein erlebt habe. Das ist ein Privileg. Ich habe ja auch fast alle gesehen — bis auf John Lennon habe ich sogar alle Beatles zumindest in anderen Konstellationen erleben dürfen. Für die Generation, die jetzt zwischen 17 und 28 ist, sind andere Sachen wichtig, die an mir komplett vorüber gehen. Teilweise sehe ich heute im Fernsehen Künstler, bei denen ich mich frage: Was ist daran interessant? Andererseits gab es auch viele, die das damals bei den Beatles gesagt haben: Was ist an denen interessant? Das ist einfach der Lauf der Dinge und das muss man akzeptieren. Man muss das der nächsten Generation zugestehen, dass sie ihren eigenen Stil findet.

Ich bin glücklich, dass ich das so erlebt habe — und ich bin glücklich, wenn ich sehe, dass es immer wieder junge Rockbands gibt, die davon was übernommen haben und die das begriffen haben. Ich würde jedem jungen Songwriter raten, sich mit Bob Dylan und Leonard Cohen auseinanderzusetzen, weil man von denen wirklich was lernen kann. Wenn ich sehe, dass es weitergeht, bin ich happy. Es war und wird hoffentlich immer ein Ausdruck von Kultur sein. Rock’n’Roll ist die Volksmusik der letzten 70 Jahre, wenn ich von Buddy Holly und Little Richard an rechne. Es ist eine sehr lange Epoche, die immens wichtig war und hoffentlich wichtig bleibt.

Was steht als nächstes an? Die Dylanreise geht ja potenziell weiter.

Ja, die könnte potenziell weitergehen. Wir sind flexibel, das kann auf Zuruf gehen. Aber jetzt hoffen wir erstmal, dass wir mit BAP touren können.

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