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Popkultur

Zeitsprung: Am 24.6.1997 verschätzen sich Mötley Crüe mit „Generation Swine“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.6.1997.

von Christof Leim

Es sollte die große Reunion sein, doch irgendwie hat das alles nicht so geknallt wie es sollte: 1997 tun sich Mötley Crüe wieder mit ihrem ein paar Jahre vorher entlassenen Sänger Vince Neil zusammen und bringen unter großem Tamtam das Album Generation Swine raus. Zufrieden ist damit niemand.

Hört hier Generation Swine:

Ursprünglich sollte Interimsvokalist John Corabi am Mikro stehen, der das großartige Album Mötley Crüe von 1994 (Empfehlung!) eingesungen hatte. Leider gehen sowohl die Platte als auch die zugehörige Tour geschäftlich ganz gehörig in die Hose, was für Bands dieses Genres während der Neunziger nicht ungewöhnlich ist. Der klassische Rock’n’Roll-Themendreiklang „Wein, Weib und Gesang“ von Alben wie Girls, Girls, Girls (die ganze Geschichte: hier) verliert damals eben – zumindest für ein paar Jahre – seine Faszination.

Alles anders

Die Band feuert daraufhin eine ganze Reihe an Leuten aus ihrem Umfeld, darunter ihren Manager Doug Thaler, den Finanzverwalter und Produzent Bob Rock. Mit neuem Manager machen sie sich ans Werk für das Folgealbum, das zunächst Personality #9 heißen soll. Derweil will die Plattenfirma lieber, dass Mötley Crüe sich wieder mit ihrem alten Frontmann zusammentun, um Glanz und Gloria der Achtziger wiederherzustellen. Als ob das so einfach wäre. Die Frage stellt sich aber erstmal nicht, denn Nikki Sixx (Bass) und Tommy Lee (Drums) haben darauf überhaupt keine Lust.

Bob Rock darf zurückkehren, und die Aufnahmen laufen zunächst gut, doch irgendwann wird die Band ihres Produzenten überdrüssig, weil er zu teuer sei und sowieso alles überproduziere. Stattdessen heuern sie Scott Humphrey an, der sich später einen Namen mit den Rob-Zombie-Platten machen sollte. Und damit gehen die Probleme los: Die Truppe kann sich nicht auf einen Stil einigen, will es den alten Fans und den neuen Zeiten gleichermaßen Recht machen. Die Songwriter verzetteln sich, und zwar mit Schwung. Das lässt sich in der empfehlenswerten Bandbiografie The Dirt sehr schön nachlesen. Zudem liefern sich so ziemlich alle Beteiligten ständige Grabenkämpfe mit Humphrey, insbesondere John Corabi und Gitarrist Mick Mars. Das frustriert den Sänger irgendwann so dermaßen, dass er seinen Hut nimmt.

Die unvermeidliche Rückkehr

Die Tür für Vince Neil steht damit wieder offen, das Label freut sich, und endlich soll es wieder Gold und Platin regnen. Also werden die fast fertigen Songs mit dem alten Sänger nochmal eingespielt. Allerdings passen die nicht so recht zu dessen Gesangsstil, und auch Mick Mars’ Gitarre wird an der kurzen Leine gehalten.

Eben weil die Neunziger ein schwieriges Pflaster für Hollywood-Hard-Rock darstellen, wollen Mötley Crüe auf Generation Swine ihren Sound erweitern. Sie experimentieren deshalb herum, was man jeder Band grundsätzlich hoch anrechnen kann. Doch leider kommt in diesem Fall wenig Vernünftiges dabei raus. Die Scheibe klingt verworren und flirtet mit Electronica und Alternative Rock, was vor allem Gitarrist Mick Mars überhaupt nicht leiden kann – und die Fans genauso wenig.

Nix zu retten

Die erste Single Afraid setzt die Rockwelt nicht mal ein kleines bisschen in Brand, selbst als Larry Flynt die Musiker auf das Cover seines Penthouse-Magazins packt. Der Nachfolger Beauty schafft es in die Top 40, aber erst am Rocker Find Myself können sich die Fans alter Schule wieder erfreuen. Als vierte Single erscheint Glitter, mitgeschrieben von Bryan Adams, und auch die Neueinspielung eines Crüe-Klassikers als Shout At The Devil ’97 kann die Angelegenheit nicht mehr retten. Generation Swine steigt zwar auf einem respektablen vierten Platz in die US-Charts ein, fliegt aber ganz schnell wieder raus. Heute wird die Platte im Allgemeinen eher vergessen, und das ist auch in Ordnung so.

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