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Popkultur

Zeitsprung: Am 15.5.1987 veröffentlichen Mötley Crüe „Girls, Girls, Girls“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 15.5.1987.

von Christof Leim

Auf Girls, Girls, Girls feiern Mötley Crüe höchst unterhaltsam ihren Lebensstil von Wein, Weib und Gesang. Dabei überraschen sogar ein paar ernste Töne. Ganz an die Spitze schaffen sie es trotzdem nicht, Schuld ist Whitney Houston.

Hört hier in Girls, Girls, Girls rein:

 Girls, Girls, Girls von Mötley Crüe kommt am 15. Mai 1987 in die Läden. Damals regiert der Hair Metal die Rockwelt, einen Monat vorher erst startete Headbanger’s Ball auf MTV, und die Band steht am oberen Ende dieser Nahrungskette. Mit ihrem neuen Album können die vier Flegel aus Hollywood innerhalb kürzester Zeit Millionen absetzen und erreichen zum dritten Mal in Folge Vierfach-Platin in den USA. In den US-Charts klettert die Scheibe sogar bis auf Platz zwei, aber just als der Thron in greifbare Nähe rückt, bringt Whitney Houston eine neue Platte heraus und landet vor Mötley auf der Eins. In Deutschland reicht es für Platz 46.

Einschlägige Etablissements

In ihren Riffs klingen die Musiker diesmal ein bisschen bluesiger, ansonsten gilt weiter: „Party on“ und „party hard“. Das ist Spaßmusik über das wilde Leben, und die vier Durchgeknallten wissen durchaus, wovon sie singen. Deshalb heißt eine Single auch Wild Side, die andere Girls, Girls, Girls. Bei letzterer handelt es sich um eine Ode an die Damenwelt und an Stripclubs. Im Text werden dann auch gleich mehrere Etablissements namentlich genannt: The Tropicana, The Body Shop und Seventh Veil, alle auf dem Sunset Strip in Los Angeles gelegen, dazu das Marble Arch in Vancouver, das Dollhouse in Fort Lauderdale und das Crazy Horse in Paris. Ja, man kennt sich aus, und das Video spielt – Überraschung – nicht in einer Bücherei.

Ursprünglich wollen Mötley Crüe für den Dreh das heimatliche Etablissement Body Shop nutzen. Weil dort die Stripperinnen aber komplett blank ziehen (was für einen Clip nicht geht) und kein Alkohol ausgeschenkt wird (was für die Band nicht geht), begibt sich die ganze Operation am 13. April 1987 in einen Laden namens Teasers in Winnipeg. Der Sage nach haben die vier Krawallbrüder zum Drehschluss schon eine ordentliche Unwucht in ihren Körperfunktionen, legen den Weg zum nahegelegenen Studio von Regisseur Wayne Isham trotzdem auf ihren Motorrädern zurück (don’t do this at home, kids!) und stoppen in einem mexikanischen Restaurant, um sich mit Taquitos und noch ein paar Drinks zu stärken. Ein Lotterleben.

Die drei Singles von „Girls, Girls, Girls“

Ein Skandalclip ohne Skandal

Wild Side handelt vom Outlaw-Leben in Los Angeles, und man weiß nie, ob Texter Nikki Sixx hier einfach Klischees raushaut, eine Situation beschreibt oder einen Lifestyle glorifizieren will. Der Musik schadet das nicht, die Nummer steht in den Folgejahren auf jeder Setlist. Ein herkömmliches Gitarrensolo gibt es nicht, stattdessen fliegt Tommy Lee auf der Tour mit einem rotierenden Drumkit durch die LüfteBad Boy Boogie erklärt sich von selbst, All In The Name Of… auch, doch bei aller Abfeierei von überzogenen Rock’n’Roll-Klischees würden sich die Herren heutzutage Zeilen wie „She’s only fifteen, she’s the reason I can’t sleep“ vermutlich/hoffentlich verkneifen.

Auf Girls, Girls, Girls finden sich auch düsterere und ernste Töne, etwa in Dancing On Glass, in dem Nikki Sixx ziemlich unverblümt seine damalige Heroinsucht thematisiert, die ihn ein halbes Jahr später fast das Leben kostet. Mit dem kurzen Nona hat er sogar an einen Tribut an seine Großmutter verfasst, die während der Aufnahme verstirbt. Die Ballade You’re All I Need wiederum handelt vom Tod einer geliebten Person. Die Inspiration zieht der Mötley-Bassist aus dem Verdacht, dass seine Freundin ihn mit einem Schauspieler und Musiker betrügt, der gerade eine Single namens All I Need auf dem Markt hat. Nikki zeigt das Lied der Dame, will es aber mit seiner Band gar nicht aufnehmen. Seine Kollegen jedoch widersprechen und wollen das Stück unbedingt auf der Platte haben. Das Piano spielt übrigens Tommy Lee. Die ursprüngliche Version des Clips zeigt einen Mord, was MTV für zu krass und realistisch halten. Gesendet wird eine entschärfte Version. Nikki Sixx hat allerdings nicht Unrecht, wenn er (sinngemäß) sagt: „Die Sechs-Uhr-Nachrichten sind auch nicht nett.“ Ihr Nummer Eins schaffen Mötley Crüe übrigens zwei Jahre später mit Dr. Feelgood. Vielleicht hatte Whitney Houston da gerade keine Zeit.

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