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Popkultur

Zeitsprung: Am 10.7.1979 knacken die Kinks mit „Low Budget“ den US-Markt.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 10. Juli 1979.

von Tom Küppers und Christof Leim

Bei der Frage nach den großen britischen Bands der Sechziger fallen jedem drei Namen ein: Die Stones, die Beatles und The Who. The Kinks waren aus pophistorischer Sicht mindestens genau so wichtig, werden aber oft zu Unrecht übersehen. Vor allem in den USA können sie erst 1979 mit Low Budget punkten, einem fast schon hardrockigen Kinks-Album.

Hier könnt ihr euch Low Budget anhören:

Blicken wir ein wenig zurück: Die Anfänge der Band um das Brüderpaar Ray und Dave Davies lassen sich auf das Jahr 1962 zurückdatieren, 1964 gelingt ihnen dann mit You Really Got Me ein ganz großer Single-Wurf. Zwar spielen die Kinks hinter ihren Zeitgenossen die vierte Geige, veröffentlichen in den kommenden Jahren allerdings etliche hochwertige Alben und jede Menge großartiger Songperlen wie Waterloo Sunset, Sunny Afternoon oder das fantastische Lola. Frontmann und Hauptsongwriter Ray Davies wird wegen seiner scharfzüngigen und dennoch fein beobachteten Texte zu einer Art britischer Kulturikone erklärt. 

In den Siebzigern mutieren die Kinks mit einer Bläsersektion und Chorsängerinnen kurzfristig zu einer Art Revue-Truppe, was Fans und Kritiker etwas ratlos zurücklässt und der Popularität der Band einen herben Dämpfer verpasst. Hilfe kommt dann aus einer ganz anderen Ecke. Zwar setzen sich Künstler wie The Jam, die Pretenders oder The Knack gegen Ende des Jahrzehnts mit Coverversionen von Kinks-Material auseinander, doch als Van Halen 1978 als Debütsingle eine Neuinterpretation von You Really Got Me abliefern, ist die Band wieder in aller Munde. 

Gut gelaunt: The Kinks 1979 – Pic: Ebet Roberts/Getty

Parallel dazu entscheidet sich Ray Davies dazu, seine Truppe zumindest zeitweise in den USA anzusiedeln. Dort spielt sich die Band in den kleineren Clubs und College-Städten für ihr anstehendes siebzehntes Album warm. Low Budget wird die erste Produktion, die Kinks außerhalb Englands fertigstellen. Eine anfängliche Session in London bringt zwar die Single (Wish I Could Fly Like) Superman und den Titeltrack hervor, doch die Davies-Brüder und Co. verlagern die Aufnahmen im April 1979 lieber nach New York, wo sie in zwei Studios (Blue Rock Studios und The Power Station zur Sache gehen. 

Das große Plus von Low Budget sei die Spontaneität, mit der die Platte entstanden sei, erklärt Dave Davies der Trouser Press im gleichen Jahr. Der Vorgänger Misfits (1978) sei zwar technisch gesehen ein gutes Werk, aber vielleicht zu steril. Für die Vorbereitung braucht die Band nur ein Woche, führt er aus: „Ray hat jetzt eine Wohnung in New York, also haben wir uns da getroffen. Er hatte eine Menge neuer Songs und eine genaue Vorstellung davon, wie diese zu klingen haben“. 

In Titeln wie (Wish I Could Fly Like) Superman oder A Gallon Of Gas gelingt es Ray Davies, genau die Themen anzusprechen, weiche die Amerikaner seinerzeit bewegen, und somit eine emotionale Verbindung zu den US-Hörern aufzubauen. Auch musikalisch reflektiert Low Budget den Zeitgeist und entpuppt sich als eines der härteren Alben der Kinks-Diskografie, das beinahe schon als hardrockig durchgeht.

Angetrieben durch die Veröffentlichung der Superman-Single Anfang 1979 wird das am 10. Juli veröffentlichte Low Budget zum größten Verkaufsschlager der Kinks jenseits des großen Teichs. Platz 11 in den Billboard-Charts spricht eine deutliche Sprache. Insgesamt fünf Singles werden ausgekoppelt, auf der anschließenden Amerika-Tour nehmen die Kinks dann ihr Livealbum One For The Road auf, das gleich ein halbes Dutzend Songs von Low Budget aufgreift. In den USA läuft es also, doch zu Hause werden die Kinks hartnäckig ignoriert: Low Budget verpasst den Sprung in die britischen Charts. Bis der Prophet im eigenen Lande auch wieder etwas gilt, wird es noch etwas dauern… 

Zeitsprung: Am 3.6.1970 reist Ray Davies zwischen NYC und London – wegen eines Wortes.

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