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Popkultur

35 Jahre „The Eternal Idol“: Tony Martins chaotische Premiere als Sänger von Black Sabbath

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Black Sabbath
Foto: Mick Hutson/Redferns/Getty Images

The Eternal Idol ist ein weitgehend übersehenes Album von Black Sabbath. Doch die Erste mit Sänger Tony Martin hat einiges zu bieten – und zwar nicht nur KISS-Drummer Eric Singer.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr The Eternal Idol hören:

Mitte der Achtziger wird es so langsam richtig verwirrend bei Black Sabbaths Sängern. Nach Ronnie James Dio und Ian Gillan versucht erst Glenn Hughes sein Glück, der muss aber nach einer Schlägerei auf Tour schon wieder seinen Hut nehmen, weil er nicht mehr singen kann. Für einige Shows kommt dann Ray Gillen, aber schon während der Aufnahmen zu The Eternal Idol geht es auch mit ihm zu Ende. Als nächstes wird Tony Martin angeschleppt, der fünfte Sänger in einer Dekade. Seine undankbare Aufgabe: ein bereits eingesungenes Album neu einsingen. 

Auch abseits des Postens hinterm Mikro herrscht nicht gerade Friede, Freude, Satanskuchen bei Black Sabbath: Von der Originalbesetzung ist bei den Aufnahmen zu The Eternal Idol plötzlich nur noch Tony Iommi übrig. Passt irgendwie: Der will schon die vorige Sabbath-Platte Seventh Star eigentlich als Soloplatte veröffentlichen, lässt sich von Manager-Schurke Don Arden dann aber doch bequatschen, das Ganze unter dem Namen Black Sabbath featuring Tony Iommi zu lancieren.

Mit anderen Worten: Es herrscht derart große Unruhe, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass Sabbath zu dieser Zeit überhaupt Songs schreiben und aufnehmen. Doch genau das tun sie – und das nicht mal schlecht. Tony Iommi komponiert die Musik, die Texte stammen überwiegend von Bob Daisley. Noch mehr Verwirrung gefällig? Bitte: Obwohl Daisley damals Bass bei Black Sabbath spielt, wird Dave Spitz auf der Platte als Bassist ausgewiesen. Also, hat da überhaupt noch irgendjemand den Durchblick gehabt?

Zerreißprobe im Studio

Von Oktober 1986 bis März 1987 nimmt der letzte Ur-Sabbath gemeinsam mit Sänger Tony Martin, Bassist Bob Daisley, Keyboarder Geoff Nicholls und dem späteren KISS-Drummer Eric Singer ein Album auf, das man guten Gewissens als Zerreißprobe bezeichnen darf. Vielleicht aber auch als trotziges Plädoyer für den Status dieser Band. Denn bei allen Schwierigkeiten, Querelen, Drogenproblemen und internen Streitigkeiten (Produzent schmeißt hin, Mitglieder verlassen mitten in den Aufnahmen die Band, neuer Produzent macht auch Probleme) gelingt Black Sabbath auch mit The Eternal Idol ein solides Album mit einigen großen Momenten und einigen der härtesten Iommi-Riffs. Muss man auch mal sagen.

Klarer Favorit: die schleppende, unheilvolle Nummer Ancient Warrior, die zu den Dio-Zeiten sehr wahrscheinlich längst zum Klassiker avanciert wäre. „Meiner Meinung nach verdienen die Songs auf The Eternal Idol mehr Beachtung“, stellt Iommi irgendwann 1997 fest. „Es sind wirklich einige gute Songs auf der Platte.“ Sind es: Neben Ancient Warrior taugen auch der Opener The Shining mit seiner starken Melodie oder das gespenstische Nightmare, eigentlich geschrieben für den Soundtrack zu A Nightmare On Elm Street 3: Dream Warriors, zu mehr als vergessenen Sabbath-Randnotizen. In Nightmare ist übrigens auch das einzige Überbleibsel von Ray Gillens Vocals zu hören – als gruselige Lache. Na, immerhin.

Noch bevor Black Sabbath mit dem Album auf Tour gehen können, dreht sich das Besetzungskarussell munter weiter: Basser Bob Daisley und der bereits für Eric Singer eingestiegene Drummer Bev Bevan schmeißen hin, als Sabbath sechs Konzerte im Südafrika der Apartheid zusagen. Keine Sorge, wir blicken auch nicht mehr durch.

Insgesamt ein Jahr arbeiten Black Sabbath an The Eternal Idol – und als es erscheint, wird es weitgehend ignoriert: Nummer 66 in den britischen, Nummer 168 in den US-Charts. Bitter. Ein paar Konzerte in Deutschland, Italien und Griechenland kommen zusammen, viele Gigs werden aber wegen des Südafrika-Skandals seitens der Veranstalter abgesagt. Noch bitterer für die Erfinder des Heavy Metals. Sogar ihre beiden Plattenfirmen Vertigo und Warner Bros. lassen Black Sabbath danach fallen wie eine heiße Kartoffel. Die Legende scheint endgültig am Boden. Doch woher Tony Iommi damals auch immer die Kraft nimmt: Er macht weiter, kämpft sich durch die schlechten Reaktionen auf Headless Cross und eine desaströse US-Tour, die wegen schlechter Ticketverkäufe nach acht Shows abgesagt werden muss.

So sehr sich Iommi auch bemüht: Es kommt erst wieder Ruhe in den Sabbath-Kahn, als er die Originalbesetzung wieder zusammentrommeln kann. Nach allem, was in den Achtzigern passiert ist, kann das gut und gerne als achtes Metal-Weltwunder gelten.

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Zeitsprung: Am 27.4.1979 fliegt Ozzy Osbourne bei Black Sabbath raus.

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