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Popkultur

40 Jahre „Balls To The Wall“ von Accept: Die Teutonen fallen in die USA ein

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Accept Balls To The Wall

Mit Balls To The Wall knüpfen Accept 1983 an ihr legendäres Album Restless And Wild an, legen aber nicht nur eine, sondern gleich zwei Schippen drauf. Werfen wir einen Blick auf die Platte, mit denen die Solinger die USA erobern konnten — unter anderem aufgrund einer echt schwachsinnigen Debatte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Balls To The Wall von Accept anhören:

1983 müssen Accept den Elfmeter verwandeln. Zwar haben die Solinger im Jahr zuvor mit Restless And Wild (1982) einen zukünftigen Metal-Meilenstein vorgelegt. Doch das kommerzielle Interesse an der Band hält sich noch in Grenzen. So lassen die Verkaufszahlen zu wünschen übrig; auch ein Plattenvertrag ist nicht in Sicht. Udo Dirkschneider und Co. müssen nun also eine Menge leisten, um sich doch noch für den deutschen Metal-Olymp zu bewerben. Das gelingt ihnen: Mit ihrem fünften Werk Balls To The Wall katapultieren sich Accept an die Spitze der deutschen Metal-Welt, legen ein unsterbliches Meisterwerk vor und kassieren sogar eine goldene Schallplatte in den USA.

Balls To The Wall: Accept zeigen sich in Bestform

Mit dem Titeltrack kommen Accept gleich zu Beginn des Albums zur Sache. Zwar enthält die Platte auch weitere starke Nummern wie London Leatherboys, Head Over Heels und Winterdreams, doch vor allem Balls To The Wall verschafft den Nordrhein-Westfalen den so wichtigen Popularitätsschub. Das liegt zum einen an der Eingängigkeit der Gitarrenriffs, die sich irgendwo zwischen AC/DC, Judas Priest und Deep Purple bewegen, zum anderen an der unvergleichlichen Reibeisenstimme von Frontmann Udo Dirkschneider. Fast sechs Minuten lang breiten die Metalheads ihren epischen Song aus — inklusive eines für Männer absolut unschönen Geräuschs. Ihr wisst schon.

Legendär ist auch das Video zum Titeltrack, das Accept in London drehen. „Wir haben uns den Arsch abgefriert“, erinnert sich Gitarrist Wolf Hoffmann in einem Interview an die Dreharbeiten. „Aber es war trotzdem sehr spannend.“ In dem Clip stehen Accept in einem alten, baufälligen Gebäude in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow, das ehemals eine Produktionshalle des Werkzeugherstellers Black & Decker gewesen sein soll. „Es war November oder Dezember oder so und es hat während der Dreharbeiten die ganze Zeit geregnet. Wir konnten den Dreh aber auf keinen Fall absagen, weil alles so teuer war. Nachher haben wir kaum noch unsere Finger gespürt.“

Balls To The Wall goes USA

Als Accept ihr neues Album am 5. Dezember 1983 veröffentlichen, deutet sich der Erfolg der Gruppe bereits an. Die Presse überschlägt sich mit Lob, Musikerkolleg*innen weltweit gratulieren den Solingern zu ihrer hervorragenden Veröffentlichung. Zudem steigen Accept mit ihrer Fünften zum ersten Mal in die Charts ein, nicht nur in Deutschland, sondern auch gleich in den USA, wo Balls To The Wall später sogar Goldstatus erreicht. Der Erfolg mag auch mit einer Kontroverse zu tun haben, die durch die Platte aufkommt: die Diskussion über Homosexualität im Metal, darüber was geht, und was nicht. Gitarrist Hoffmann hat dazu eine sehr klare Meinung.

„Gay Metal“ nennen manche US-Amerikaner das, was Accept da machen. Mit der Musik an sich hat das gar nichts zu tun. Aber ein homoerotisches Cover mit einem Kerl in Lederhöschen, der eindeutig „balls“ in der Hand hält? Und Songtitel wie London Leatherboys und Love Child? Das mag man in den Staaten nicht so gerne, weshalb eine heftige Debatte um die Band entbrennt. Klar, Accept schadet das nicht, im Gegenteil: Dass sie Gesprächsthema Nummer eins sind, kurbelt die Plattenverkäufe an. Dennoch findet Gitarrist Hoffman in einem US-Interview: „Ihr Amerikaner seid bei sowas so verklemmt … In Europa war das nie eine große Sache.“ Sollte es ja auch nicht.

Accept leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Metal

Musiker*innen weltweit nennen Accept später als wichtigen Einfluss, darunter Dimebag Darrell von Pantera und Doro Pesch. Kein Wunder: Mit ihrem rohen Metal-Sound, ihren teils rockigen Rhythmen und Udo Dirkschneiders unvergleichlicher Stimme stellt die Band die Weichen für viele Sounds, die in der Metal-Welt noch heute selbstverständlich sind. Leider handelt es sich um eins der letzten Alben in der Konstellation mit Dirkschneider. 1987 gehen Accept und er getrennte Wege, seitdem macht Dirkschneider solo weiter. Auch Accept stehen noch immer auf der Bühne. Und sowohl der Sänger als auch seine Ex-Kollegen lassen sich als das feiern, was sie sind: deutsche Metalpioniere.

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Zeitsprung: Am 17.4.1990 wird „Thrash Altenessen“ mit Kreator ausgestrahlt.

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