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Popkultur

Stahlarbeiter: Die zehn besten Metal-Platten aus Deutschland

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Rammstein
Titelfoto: Tim Mosenfelder/Getty Images

Die Stahlindustrie hat auch hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten manch massives Monument für die Ewigkeit geschmiedet. Hier kommen die zehn besten Metal-Platten aus Deutschland.

von Björn Springorum

Erfunden wurde Heavy Metal vielleicht in England. Perfektioniert wurde er in Deutschland. Von Scorpions bis Rammstein: Diese zehn Alben bilden die Speerspitze der deutschen Stahlindustrie.

10. Running Wild – Under Jolly Roger (1987)

1987 haben Running Wild gerade eine Kurskorrektur hinter sich. Verschwunden sind die okkulten Themen und der Überschuss an Klischees, auf Under Jolly Roger punktet die Hamburger Metal-Band mit Piraten-Thematik und flinkem, fabulierendem Heavy Metal. Der Titeltrack ist bis heute einer der ganz großen Momente heimischen Stahls, der Rest klassischer Heavy Metal. Damals belächelt, heute verehrt: Mit ihrer dritten Scheibe stellen Running Wild die Weichen, die sie bis in die Gegenwart geführt haben.

9. Morgoth – Cursed (1991)

Viele wegweisende Death-Metal-Beiträge aus Deutschland gibt es nicht. Cursed von Morgoth eilt 1991 zur Ehrenrettung herbei: Ein finsteres, morastiges Album mit bleiernem Groove und Karsten Jägers herrlichem Gewürge hinterm Mikrofon. Kantig produziert, perfekt inszeniert, wunderbar verkommen: Besser wurde es im deutschen Death Metal nicht mehr.

8. Heaven Shall Burn – Antigone (2004)

Metalcore wurde vielleicht in den USA groß. 2004 liefern Heaven Shall Burn mit Antigone aber den Beweis, dass entscheidende Genre-Impulse auch jenseits der Vereinigten Staaten entstehen können. Ihre erste Platte bei einem großen Label wird von wunderschönen Ein- und Ausleitungen aus der Feder des isländischen Musikers Ólafur Arnalds eingeleitet, der Rest ist massive, bewegende, mitreißende Metalcore-Geschichte. Alles passt, alles sitzt, das Spektrum zwischen Raserei und Schönheit ist erstmals in ihrer Karriere nahezu perfekt austariert.

7. Blind Guardian – Somewhere Far Beyond (1992)

Blind Guardians Beste ist zugleich eine Weichenstellung für ihre Karriere: Das vierte Album der Tolkien-Metaller bringt 1992 ihre ungestüme Speed-Metal-Vergangenheit mit ausgefeilten Arrangements und cineastischer Epik zusammen. Der Opener Time What Is Time ist ein Speed-Metal-Leckerbissen, The Quest For Tanelorn ein metallischer Rollenspielabend und The Bard’s Song (In The Forest) vollkommen zurecht ein Höhepunkt jedes einzelnen Konzerts.

6. Mantar – Ode To The Flame (2016)

Die extremste Platte in dieser Hitliste ist zugleich eine extrem wichtige für den deutschen Metal-Untergrund: Mit seinem zweiten Album Ode To The Flame setzt das unverwüstliche Duo Mantar 2016 einen neuen Standard in romantischer Brutalität. Die Wut des Punk, die kalte Erhabenheit des Black Metal und der Rotz des Rock’n’Roll werden uns hier in geifernden, unfassbaren Songs unter die Nägel getrieben. Ein Manifest aus Hass und Liebe.

5. Rammstein – Mutter (2001)

Das beste Album der Band ist zugleich das beste Industrial-Metal-Werk, das jemals aus Deutschland kam. Nach zwei schroffen, knallhart produzierten Platten entdecken Rammstein erstmals Pathos, ausladende Produktion und Bombast – und liefern eine Platte ab, die bis heute Kinnladen klappen lässt. Mein Herz brennt ist der vielleicht beste Opener überhaupt, gleich danach folgen Links 2 3 4, Sonne, Ich will, Feuer frei! und der Titeltrack, locker der beste Song ihrer Karriere. Besser haben sie die Balance aus theatralischer Härte und elegischer Verletzlichkeit nie wieder getroffen. Mutter ebnet den Weg in die Stadien.

4. Helloween – Keeper Of The Seven Keys, Pt. I & II (1987, 1988)

Der definierende Moment, in dem in Deutschland der Power Metal das Zepter übernahm: Helloweens epische Doppelscheibe Keeper Of The Seven Keys sorgt 1987 und 1988 für einen neuen Goldstandard im deutschen Stahl. Große Hymnen, Fantasy-Flair, epische Arrangements, Chöre und schlichtweg magische Refrains, eingesungen von einem damals kaum vorjährigen Michael Kiske. Insbesondere der Titelsong auf Teil zwei, eine 13-minütige Power-Metal-Mär, wird Bands wie Blind Guardian, Hammerfall oder Avantasia maßgeblich beeinflussen.

3. Accept – Balls To The Wall (1983)

Balls To The Wall von Accept ist das beste NWOBHM-Album, das nicht aus England kommt. Mit ihrer fünften Platte werden Accept 1983 endgültig von Stars zu Superstars. Starke Produktion, noch stärkere Riffs und Hymnen am Fließband, dazu reichlich Ketten und Leder und Udo Dirkschneiders Stimme, die hier teilweise noch ziemlich nach Lemmy klingt: KLASSIKER in Großbuchstaben.

2. Scorpions – Blackout (1982)

Natürlich bewegen sich die Scorpions auf vielen Platten ihrer Karriere eher in knackigen Hard-Rock-Gefilden; auf Blackout sind sie aber so nah am Heavy Metal wie selten davor und danach. Dabei hätte es eines der besten Alben in ihrer langen Geschichte um ein Haar nicht gegeben: Klaus Meine verliert mitten in den Aufnahmen seine Stimme, die Veröffentlichung muss mehrfach verschoben werden. Am Ende wird Blackout auch durch seine veränderte Stimme, vor allem aber durch Klassiker wie den Titelsong zu einem der definierenden musikalischen Metal-Momente der Achtziger.

1. Kreator – Pleasure To Kill (1986)

Trommelwirbel… ach was, Trommelfeuer: Die unangefochtete Nummer Eins unter den deutschen Metal-Platten ist Pleasure To Kill. Kreators Zweite erscheint im selben Jahr wie Master Of Puppets und nimmt (zumindest in Deutschland) eine ganz ähnliche Rolle als gottgleiches Thrash-Referenzwerk ein. Wenn es je eine Band gab, die Slayers Tollwut nahekommt, dann Kreator. Das Tempo, die infernalische Aura, die zerfetzenden Riffs und ein Mille Petrozza, der mit seinem kreischenden Gesang allein die Toren zur Hölle öffnen kann: Eine Studie in Wut, unerreicht, unfassbar, unaufhaltsam.

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