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Popkultur

55 Jahre „Respect“: Aretha Franklins Aufstieg zur Queen Of Soul

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Aretha Franklin
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Alles, was sie wollte, war ein klein wenig Respekt: Am Valentinstag vor genau 55 Jahren nimmt Aretha Franklin ihren Signature-Song Respect auf. Und schenkt der Bürgerrechtsbewegung eine ihrer wichtigsten Hymnen.

von Björn Springorum

Am Valentinstag des Jahres 1967 findet sich Aretha Franklin, damals 24 Jahre jung, in den New Yorker Atlantic Studios in unmittelbarer Nähe des Central Parks ein. Beruflich wie privat liegen zehrende Wochen hinter ihr. Nachdem sich ihr Vertrag mit Columbia in Luft auflöst und sie bei dem Label aufgrund mieser Verkäufe sogar in der Kreide steht, versucht sie bei Atlantic Records einen Neuanfang. Dass der nicht nach Plan verläuft, ist ihrem damaligen Ehemann und Manager Ted White zu verdanken.

Desaströse Sessions in Alabama

Der bekommt sich schon im Januar 1967 in den Muscle Shoals Studios in Alabama mit dem Studiobesitzer Rick Hall in die Haare. Die Sessions werden abgebrochen und einige Wochen später in New York fortgesetzt – bezeichnenderweise ohne White, von dem sich Aretha Franklin schon im darauffolgenden Jahr trennen wird. Erst später wird sie gestehen, dass er sie geschlagen und missbraucht hat. Hört man sich I Never Loved A Man The Way I Love You mal genauer an (bezeichnenderweise entstanden bei diesen desaströsen Sessions in Alabama), dann weiß man, was damals zwischen den beiden läuft.

Neuanfang in New York

Zurück in New York kann sich Franklin endlich auf die Musik konzentrieren. Produzent Jerry Wexler will ihren Gospel-Background mehr in den Vordergrund ziehen, will das vermarkten, was sich die Sängerin schon in den Fünfzigern aufgebaut hat. Sie nehmen einige Stücke auf, Franklin entscheidet am 14. Februar 1967, auch ihr Cover des Otis-Redding-Songs Respect einzusingen. Sie spielt ihn schon seit einigen Jahren live und hat der Nummer mittlerweile eine vollkommen neue Bedeutung verpasst: Statt eines patriarchalen Narrativs, in dem sich der Protagonist darüber auslässt, dass er als Geldverdiener wohl Respekt verdient hat, dreht Franklin den Spieß einfach mal um.

Nicht zu viel verlangt

Ihr Einfordern von R-E-S-P-E-C-T ist anderer Art. Hier geht es um eine Frau, die für das wertgeschätzt werden möchte, was sie verdient. Ihre Art, ihren Charakter, aber auch ihre Physis – daraus macht Franklin keinen Hehl. Es geht um eine Begegnung auf Augenhöhe, um Gleichberechtigung, um Chancengleichheit. Sie spielt darauf an, dass Frauen in den USA damals keine Sozialhilfe beanspruchen können, wenn sie mit einem Mann zusammenleben. Bei Franklin begegnet und eine Frau, die dennoch Sozialhilfe kassiert und sie ihrem Mann überlässt. Dafür will sie ein klein wenig Respekt. Man könnte auch sagen: Da erwartet sie tragischerweise wirklich nicht viel, was aber natürlich der damaligen Realität entspricht.

Dass der Song zur Hymne der Bürgerrechtsbewegung und zum Soundtrack der Frauenrechtsbewegung wird, liegt natürlich am Inhalt; aber auch an seinem ansteckenden Groove. Respect ist einer der ganz großen Soul-Klassiker, ein eleganter, groovender Song, ein starkes Statement und eines der größten, wichtigsten und besten Lieder aller Zeiten. Die Idee, den Titel des Songs zu buchstabieren, kommt von Franklins Schwester Carolyn, die mit der dritten Schwester Erma auch den Backgroundchor bildet.

Der letzte Meter zum Thron

Für Aretha Franklin ist Respect der letzte Meter zum Thron. Es ist der Durchbruch der Queen Of Soul, deren Debütalbum für Atlantic, I Never Loved A Man The Way I Love You, 1967 ihr erster großer Wurf wird, eine Art Katapult für den internationalen Erfolg. Auch Komponist Otis Redding zeigt sich begeistert von ihrer Version: Beim Monterey Pop Festival sagt er bewundernd über Respect, das sei der Song, „den mir ein Mädchen gestohlen hat, eine Freundin. Sie hat sich die Nummer einfach geholt.“

Ein Jahr später, sie hat mit Lady Soul und Aretha Now inzwischen schon zwei weitere erfolgreiche Platten veröffentlicht, ist sie schon die „größte Sängerin der Nation“. Und singt wenig später auf der Beerdigung eines großen Mannes, der ähnlich wie sie auch nur ein kleines bisschen Respekt einfordern wollte: Dr. Martin Luther King.

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Aretha Franklin – Das Leben und die Musik der „First Lady of Soul”

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