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Popkultur

Bruce Springsteen interviewt Steven Van Zandt: So war das Online-Event

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Steven Van Zandt & Bruce Springsteen
Foto: Debra L Rothenberg/Getty Images

Zur Feier der Veröffentlichung seiner Autobiografie Unrequited Infatuations: Odyssey Of A Rock And Roll Consigliere ließ sich Steven Van Zandt von seinem Bandkollegen und Boss Bruce Springsteen interviewen. Wer das Buch vorbestellt hat, durfte an dem Event online teilnehmen — und einem wunderbaren Gespräch zweier Freunde beiwohnen.

 von Markus Brandstetter

Es ist ein heimeliges Zimmer, in dem sich Springsteen und Van Zandt treffen. Nahezu alles ist aus Holz, auch die fünf Gitarren, die hinter den beiden stehen. Eine Rickenbacker ist dabei, eine Höfner, etwas, das vom Kopf her nach einer Telecaster aussieht. Bücher liegen auf dem Tisch — nur ein Buch, das liegt nicht dort: nämlich genau das Buch, um das es geht. „Wir waren beide zu blöd, daran zu denken, ein Exemplar für dieses Interview mitzunehmen“, scherzt Springsteen — und er und sein Freund, Gitarrist und Consigliere Van Zandt lachen.

Nachdem Springsteen bereits 2016 mit Born To Run seine Memoiren veröffentlicht hat, ist nun Van Zandt dran — Van Zandt, der an Born To Run einen wesentlichen Anteil hatte, unter anderem an der Hauptmelodie beim Titelstück dieser Jahrhundertplatte. Es ist ein Gespräch unter alten Freunden, dem wir hier beiwohnen — der Fokus liegt auf Van Zandt, aber oft auch auf der gemeinsamen Geschichte.

Zunächst gehen Springsteen und Van Zandt an die prägendste Zeit in ihrem Leben zurück: die britische Invasion, das Kommen der Beatles. „Nachdem die Beatles in der Ed-Sullivan-Show auftraten, verwandelten wir uns von einem Land mit wenigen Bands in eines, in dem jeder eine Band hatte. Die meisten aber blieben in der Garage, wo sie auch hingehörten. Aber ein Dutzend von uns haben es geschafft und kamen rum. Was für ein Glück unsere Generation hatte“, schwärmt Van Zandt. Springsteen sieht das genauso.

Es gibt viel zu besprechen

Es gibt viel zu besprechen in dieser knappen Stunde, die der Livestream etwa dauert. Dass dieser nicht so wirklich live sein kann, meint ein Zuschauer im Chat anhand Springsteens Uhr feststellen zu wollen — denn diese zeigt eine ganz andere Zeit an als jene, die es (mit Einberechnung der Zeitzone) eigentlich sein kann. Sei’s drum.

Van Zandt erklärt etwa, wie er von seinem eigenen Chef zu Springsteens Consigliere wurde — und die beiden sprechen darüber, was seine Rolle in der Band genau ist. Dann greift Springsteen zur Akustischen und erinnert sich, wie Van Zandt in der Melodie von Born To Run die Mollterz raushörte — und damit dem Stück die richtige Richtung gab. Die Rolle des Consigliere — in der Mafia bezeichnet dies den Vertrauten und Ratgeber des Capos — war es auch, die ihn als Schauspieler berühmt machte.

Sopranos & Politik

Van Zandt erläutert Springsteen, wie das mit seiner Rolle in der Kult-Serie The Sopranos eigentlich passierte und erzählt ihm, dass die Rolle des Silvio Dante extra für ihn (basierend auf einer Idee von ihm selbst) erschaffen wurde — was Springsteen laut eigenen Angaben nicht wusste. Eigentlich wäre Van Zandt sogar für die Hauptrolle von Tony Soprano in Frage gekommen. Dass er dafür nicht der richtige gewesen wäre, wusste er allerdings selbst.

Natürlich darf auch das Thema Politik nicht fehlen, dem sich Van Zandt in den 1980er-Jahren zuwandte. Er erklärt, warum das damals wichtig als Künstler war (alles passierte hinter den Kulissen, niemand wusste Bescheid) und warum er das heute nicht mehr machen würde. Und auch Zuschauerfragen liest der gut vorbereitete Springsteen vor – etwa über Gitarren und den Schreibeprozess.

„Fundamentaler Geist der Rock’n’Roll-Selbsterfindung“

„Das Buch ist großartig, nicht nur weil es eine Summe eines gut gelebten Lebens ist. Es zeigt die Stärke des Willens und des Geistes, die es braucht, eine Identität zu erschaffen. Diese Identität zu entwickelt zu einem Grad wie du das gemacht hast. Das ist der fundamentale Geist der Rock’n’Roll-Selbsterfindung“, zollt Springsteen gegen Ende seinem Freund Tribut.

Der Boss weiter: „Heute bist du nur jemand, wenn einer hinschaut. Du musst gesehen werden, deine fünf Minuten auf TikTok haben. Aber hey, die Wichtigkeit, ein ganzes Leben zu erschaffen, bei dem nicht immer jeder hinschaut: Das Buch ist  ein Liebesbrief an diese Erfahrung und daran, was du mit deinem Leben gemacht hast. Für mich war dein Leben ein großartiger Erfolg und das Buch ist das Zeugnis dessen. Das ist es, was es mir als dein bester Freund bedeutet hat, das Buch zu lesen. Es hat mir extrem viel bedeutet. Ich bin stolz und froh, dass es existiert und für dich und unsere Freundschaft über die Jahre. Ich kann dir nur danken.“

Daraufhin Van Zandt: „Danke, ich habe einfach nur versucht, mit dir Schritt zu halten.“ Ein tolles Gespräch und eine großartige Freundschaft.

Unrequited Infatuations: Odyssey of a Rock and Roll Consigliere erschien am 28. September 2021 über Hachette Books.

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