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Popkultur

Die musikalische DNA von Aloe Blacc

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Viele kennen Aloe Blacc als diesen Neo-Soul-Sänger, der unbedingt einen Dollar braucht. Dabei vereint Egbert Nathaniel Dawkins III, wie der US-Amerikaner mit vollem Namen heißt, mehr Musikstile in seinem Sound als andere in ihrer gesamten Plattensammlung vorweisen könnten. Mit Salsa und Jazz ist er aufgewachsen, hat Trompete gespielt und ist erst dem Rap und dann Folk verfallen, bevor er seinen Weg in Richtung Soul einschlug und noch kurz in Brasilien für einen Samba Halt machte.


Höre dir hier die musikalische DNA von Aloe Blacc in einer Playlist an und lies weiter:


 

Und wer weiß, vielleicht wird aus Aloe Blacc eines Tages noch ein handfester Jazz-Sänger. Das würde er zumindest gerne mal probieren und vermutlich dürfte er das auch schaffen. Aloe Blaccs Talent ist schließlich mit keinem Dollarbetrag der Welt aufzuwiegen und seine musikalische DNA so weitreichend und vielseitig, dass sein Sound im Resultat schlicht einzigartig ist. Werfen wir also ein Ohr auf die Einflüsse des musikalischen Tausendsassas, hinter dessen vermeintlichem Feel-Good-Image sich ein politisch ausgesprochen engagierter Künstler verbirgt.


1. Luis Russell – Panama

Dancehall, Funk, Reggae, Psychedelic Rock – Aloe Blaccs Leidenschaften kennen keine Tellerränder, sondern nur Brücken zwischen den Genres. Das wurde ihm in die Wiege gelegt: Die Eltern des gebürtigen Kaliforniers kommen ursprünglich aus Panama, wo liebend gerne Salsa getanzt wird. »Patria Mia«, also »Mein Vaterland«, heißt folgerichtig ein Stück auf seinem Solo-Debüt Shine Through aus dem Jahr 2006. Ein Song, getränkt von den mitreißenden Rhythmen der Heimat und einer alles durchleuchtenden Sehnsucht. Ganz ähnlich wie »Panama« des Pianisten Luis Russell, der dem Vaterland ebenfalls den Rücken kehren und es doch nie vergessen sollte. Wie das eben so ist, wenn Louis Armstrong um Begleitung bittet – wer hätte da schon nein gesagt? Russell zumindest nicht, stattdessen feilte er an einer feurigen Synthese aus Jazz und lateinamerikanischen Klängen, die seine Landsmänner Mauricio Sith oder Victor »Vitin« Paz verfeinern sollten. Auch Blaccs musikalischer Weg sollte ihn in diese Gefilde treiben.


2. Dizzy Gillespie – Emanon

Denn schon in der dritten Klasse nahm sich der junge Egbert (zugegeben: ein Künstlername scheint da nur wichtig und richtig zu sein!) einem der wichtigsten Instrumente der frühen Jazz-Jahre an: Wie Russells Kumpane und (Quasi-)Namensvetter Louis Armstrong begann er Trompete zu spielen. Rückblickend bezeichnete er die Lehrstunden als ungemein prägend für seine musikalische Entwicklung. Dabei hatte er sich die nicht unbedingt ausgesucht, denn sein im Militär tätiger, über lange Strecken im Ausland stationierte Vater gab den entscheidenden Impuls und kaufte dem Filius seine erste Trompete, nachdem er zuvor auf einem Leihinstrument gespielt hatte. Ein erzwungenes Glück, erinnert sich Aloe Blacc: »Es nötigte mich dazu, mich ernsthaft damit auseinanderzusetzen«, gab er zu Protokoll. Nicht allein der musikalische Einfallsreichtum eines berühmten Trompeters sollte ihn später inspirieren, sondern auch dessen Geschick mit der Sprache: In High-School-Zeiten stieß Blacc auf das Stück »Emanon« von Dizzy Gillespie. Merkwürdiger Titel? Lest ihn rückwärts! Emanon sollte auch der Name von Blacc Rap-Projekt mit dem Produzenten Exile werden.


3. LL Cool J – I’m Bad
Aloe Blaccs Leidenschaft für Hip Hop wurde ebenfalls zu Grundschulzeiten angefacht. Wieder war es der Vater, der sich dafür verantwortlich zeigte. Tatsächlich sogar wäre es vielleicht ohne den Musikunterricht wohl nie soweit gekommen, dass Blacc eine CD des Rappers LL Cool Js in die Hände fallen sollte. Eigentlich nämlich sollte der Schüler zu Michael Jacksons »Bad« seine Tanzschritte vorzeigen. Im Plattenladen dann aber wusste der Papa nicht, welcher Song gemeint war und nahm neben der Jackson-Single auch ein LL Cool J-Album mit dem Titel Bigger And Deffer (kurz: BAD) mit. Zum Opener »I’m Bad« ließ sich immerhin genauso gut tanzen, wie LL Cool J im Video zum Song (LINK: https://youtu.be/oVDfyc2lh4Q) mit Bravur bewies. »The best rapper you’ve heard / is LL Cool J!«, behauptet eben jener selbst auf einem für seine Zeit pompösen Beat und für den beeindruckten Jungspund wird das wohl gestimmt haben: »In dem Sommer wurde ich der größte LL Cool J-Fan überhaupt«, schwärmte Blacc in einem Interview mit HipHop DX. Da sehen wir es mal wieder: Alle Irrungen und Wirrungen führen letztlich doch zu einem Ziel.


 

4. Joni Mitchell – Both Sides Now

Ein erklärtes Ziel von Aloe Blacc selbst ist übrigens ein unvergleichlich ambitioniertes: Eine Aufnahme in die Songwriters Hall of Fame! »Das wird schon eine 30-jährige Karriere brauchen«, gab er zu. »Das passiert nicht mal eben über Nacht, aber wenn ich keine richtig guten Songs schreibe und dem Handwerk nicht die notwendige Aufmerksamkeit zukommen lasse, werde ich mein Ziel nicht erreichen.« Als Vorbild dient ihm dabei kein Jazzer oder Rapper, sondern eine Folk-Sängerin: Joni Mitchell zählt zu Blaccs großen Idolen. Mit ihrem Song »Both Sides Now« machte sie zuerst die Sängerin Judy Collins bekannt, bevor Mitchell 1969 ihn auf ihrem zweiten Album Clouds in ihrer eigenen Version veröffentlichte. Auch das passierte keineswegs über Nacht, resultierte aber in der bis dahin größten Auszeichnung für die Songwriterin: Clouds gewann ihr einen Grammy für die beste Folk-Performance. Und Aloe Blacc? Zog 2015 nach, als sein Album Lift Your Spirit ebenfalls mit dem renommierten Preis gewürdigt wurde. Da allerdings der Kategorie »Best R&B Album«. Was aber sind schon Genres – Hauptsache, das Songwriting stimmt!


5. Elton John – Your Song

Je höher die Ansprüche, desto weniger Kompromissbereitschaft. Hip Hop, sagte Aloe Blacc einmal, habe ihm einiges über viele verschiedene Stile beigebracht. »Salsa, Classic Rock, Soul Music, Jazz… All das war Teil meiner Hip Hop-Bildung!« Vor allem aber wollte er auf seinen ersten Solo-Produktionen mit songwriterischen Qualitäten glänzen, die ihn hervorstechen ließen. Als er nach zwei EPs von Chris Manak (besser bekannt als Peanut Butter Wolf) entdeckt wurde und 2006 auf dessen Label Stones Throw sein Debüt Shine Through veröffentlichte, markierte das den Beginn seiner Karriere als Sänger. »Mir war nicht wohl mit dem Status von Hip Hop als Ausdruck des eigenen Egos«, erklärte er seinen Stilwechsel in Richtung eines ambitionierten Sounds, der seine Wurzeln im Hip Hop jedoch beibehalten sollte. Mit Verweisen an große Songwriter sparte er aber dennoch nicht: 2013 zitiert er im ebenso stolzen wie selbstkritischen »The Man« Elton Johns unsterblichen Hit »Your Song«. Und wie heißt es in dem doch so schön an anderer Stelle: »My gift is my song and this one’s for you.« Von wegen Ego!


6. Milton Nascimento – Dancing…

Tatsächlich ist Aloe Blacc nicht nur ein einfühlsamer Sänger, sondern auch ein engagierter Philanthrop im besten Sinne des Wortes. Er setzt sich für die Rechte für MigrantInnen ein, versucht durch wohltätige Aktionen die Gefahr von Malaria einzudämmen und trug 2011 gleich drei Songs zur Compilation Red Hot + Rio 2 bei, deren Erlöse an die New Yorker AIDS-Hilfeorganisation Red Hot gingen. Sicherlich kein Zufall, dass einer dieser Songs eine Neuaufnahme seines Stücks »Nascimento (Birth) – Scene II« von Shine Through mit elektronischem Samba-Flair war. »Nascimento« bedeutet nicht nur »Geburt« in der brasilianischen Amtssprache Portugiesisch, sondern ist auch der Name eines Künstlers, der bereits 1996 auf der ersten Red Hot + Rio-Compilation vertreten war. Milton Nascimentos sanftes Gitarrenspiel und seine schleifender, leidenschaftlicher Gesang auf Stücken wie eben jenem Sampler-Beitrag, »Dancing…«, standen ganz eindeutig Pate für die »Rebirth«-Version des Blacc-Klassikers.


7. Bill Withers – Use Me

Überraschend ist Aloe Blaccs soziales Engagement allerdings keineswegs: Was so ein echter Soul-Sänger ist, der interessiert sich für weitaus mehr als den eigenen Bauchnabel oder unerwiderte Liebschaften. Sly Stone, Curtis Mayfield und natürlich Marvin Gaye hatten es schließlich vorgemacht. Was selbstverständlich nicht heißt, dass es seiner Musik an emotionaler Strahlkraft mangeln würde! Für die sanften und sehnsüchtigen Töne hat er in Bill Withers (»Ain’t No Sunshine When She’s Gone«, »Lean On Me« oder »Just the Two of Us«) einen Lehrmeister gefunden, den er 2015 sogar öffentlich interviewen durfte (LINK: https://youtu.be/H5MW8vQpjks). Eine besondere Ehre – allein schon deswegen, weil Withers sich nur selten der Öffentlichkeit stellt und lieber durch seine Songs tiefe Einblicke zulässt. Wenn das denn aber so einfach wäre: Auf die Frage hin, worum es in seinem Song »Use Me« geht, wich Withers aus. »Könnte ja auch von einem Typen handeln, der auf Jobsuche ist«, grinste er. Woran er gedacht habe, als er den Song schrieb? »Na, daran!« Wir merken: Withers gibt sich gerne doppeldeutig. Obwohl es in »Use Me« doch nur um das Eine gehen dürfte…


8. The Velvet Underground & Nico – Femme Fatale

À propos wilde Leidenschaften: 2010 verblüffte Aloe Blacc auf seinem Durchbruchsalbum Good Things mit einer Coverversion von einem absoluten Klassiker der Pop-Geschichte: »Femme Fatale« von The Velvet Underground & Nico. Alles andere als eine leichte Aufgabe! Denn wer kann schon mit der kehligen, entrückten Stimme einer Nico Päffgen konkurrieren? Versucht haben es zumindest einige, meistens allerdings ging das nur bedingt gut. Da ist es doch beruhigend, dass sich Blacc auf seine Kernkompetenzen besonnen hat und aus dem Klassiker vom »Bananen-Album« schmelzigen Soul extrahiert. Passt doch, schließlich geht es darin um die Obsession Andy Warhols mit dem Model Edie Sedgwick. Oder? Sagen wir so: Nicht allein ein Bill Withers kann doppeldeutig sein! Hinter dem vermeintlich harmlosen Cover verbirgt sich eine politische Bedeutungsebene, die Good Things prägt. »Das Album dreht sich zu überwiegenden Teilen um meine Beziehung mit Amerika«, erklärte Aloe Blacc dem britischen Telegraph gegenüber. »Die ‘Femme Fatale’ ist die Freiheitsstatue, die auf viele Fremde so einladend wirkt und doch scheitert der Großteil von ihnen und wird zurückgeschickt.« Ein ebenso subtiler wie subversiver Twist!


9. Pharrell Williams – Happy

Sehr eindeutige Worte hingegen fand Aloe Blacc 2013 auf Lift Your Spirit, wo etwa der Song »Ticking Bomb« mit deutlichen Worten vor der Katastrophe warnt: »So keep your calm and carry on / The whole world’s sitting on a ticking bomb / And it’s about to explode«. Handeln ist gefragt! Ist es aber damit erledigt, eine Zeile wie »love is the answer« in die Welt hinauszuträllern? Das zumindest tut der von Pharrell Williams produzierte gleichnamige Song auf Lift Your Spirit noch wenige Nummern vorher. »Ich bin natürlich happy, dass ich für den Song, der eine derart positive Botschaft transportiert, so einen fantastischen Produzenten wie Pharrell gewinnen konnte«, schwärmte Aloe Blacc damals in einem Interview. À propos »Happy«: Zwei Jahre später auf den Erfolg des sogenannten Feel-Good-Souls angesprochen, verteidigte er die fröhlichen Sounds, zeigte sich aber auch kritisch: »Zu viel davon wird über den Tag verteilt monoton. Wenn du alles beisammen hast und nüchtern, bei Vernunft und bewusst bist, brauchst du auch Musik, die diese Mentalität stützt«, betonte er. Pharrells Ohrwurmgarant »Happy« mag damit nicht gemeint sein, aber genau das macht einen großen Künstler doch ebenfalls aus: Dass er genau weiß, was er nicht will.


10. Rapsody – Thank You Very Much

Wer sich anderen gegenüber stark zeigt, hilft ihnen bisweilen, es selbst zu werden. »Go ahead and tell everybody / I’m the girl, I’m the girl, I’m the girl«, beginnt die Video-Version (LINK: https://youtu.be/3Ri6IVywUnU) von Rapsodys Song »Thank You Very Much« in Anlehnung an Blaccs »The Man«. Es ist die Empowerment-Hymne einer jungen Rapperin, die sich von den negativen Stimmen nicht zur Umkehr überreden ließ, sondern ihren Weg verfolgte. »Glad you gave a fuck«, jubiliert sie ihren Fans gegenüber und meint damit womöglich auch jene, die sie selbst inspiriert haben – wie Aloe Blacc. Denn obwohl der sich am Anfang seiner Solo-Karriere weitestgehend vom Rap verabschiedete, beeinflusst er nun selbst junge MCs, wie er selbst einst für seine Rhymes Vorbilder in den großen Soul-Stimmen gesucht hatte. Rapsody wiederum kann sich einen Shoutout an die Most Dope Family von Überflieger Mac Miller ebenfalls nicht verkneifen. Der wiederum war selbst auf einem Remix von »I Need A Dollar« zu hören. So breit die Interessen Aloe Blaccs eben sind, sein Einfluss ist umso weitgreifender.


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Zeitsprung: Am 10.6.1975 landen die Eagles mit „One Of These Nights“ ihre erste Nr. 1.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 10.6.1975.

von Christof Leim

Auf ihrem vierten Album One Of These Nights spielen die Eagles mehr Rock und weniger Country. Das verschafft ihnen ihre erste Nummer Eins in den USA und macht sie international zu Stars. Nur einer ist nicht zufrieden.

Hört hier in die besten Eagles-Songs rein:

Mit ihren ersten drei Platten haben die Eagles ganz gut vorgelegt. Ihre entspannte und musikalisch ausgefuchste Melange aus Rock, Country und Folk definiert einen typisch kalifornischen Sound, sehr amerikanisch und wie gemacht für das Radio. Mit der Single Best Of My Love vom Album On The Border (1974) können sie zum ersten Mal die Spitze der Hitparade erklimmen. Verstärkt durch den neuen Gitarristen Don Felder machen sie sich Ende 1974 an die Arbeit für One Of These Nights.

Die vierte Platte bringt die Eagles sogar auf das Cover des „Rolling Stone“. Quelle:www.theuncool.com

Mittlerweile haben sich Glenn Frey (Gesang/Gitarre) und Don Henley (Gesang/Schlagzeug) zu einem kompetenten Songwriting-Team entwickelt. Sie teilen sich ein Haus in Beverly Hills und schreiben vier der neun Songs für das neue Album, an drei weiteren arbeiten sie zusammen mit den Kollegen Felder, Bernie Leadon (Gitarre) und Randy Meisner (Bass). Das lohnt sich: Gleich mehrfach landen die Singles in den US-amerikanischen Top Ten.

Mehr Rock

Mit dem Titelstück One Of These Nights versucht das Duo Frey/Henley bewusst, vom bisherigen Country- und Balladensound wegzukommen. Das Ergebnis klingt rockiger, aber auch ein bisschen nach R&B und Disco. Das könnte daran liegen, dass die Bee Gees im Studio nebenan aufnehmen, als die Eagles Teile des Stückes in Miami einspielen. Die Nummer erscheint drei Wochen vor dem Album und schafft es bis auf den ersten Platz – ein gutes Zeichen also.

Ein weiterer Höhepunkt der Scheibe heißt Lyin’ Eyes. Die Idee kommt den beiden Songwritern, als sie in einem Restaurant in Los Angeles eine wunderschöne junge Dame mit einem viel älteren, offensichtlich reichen Mann sehen – und die „emotionale Motivation“ der Dame in Frage stellen. Frey entfährt der Satz „She can’t even hide those lyin’ eyes“. Damit schreibt sich die countryeske Nummer mit den großartigen Gesangsharmonien fast von selbst. Sie klettert als Single im folgenden September bis auf Platz zwei und verschafft der Band gleich eine doppelte Grammy-Nominierung, einen davon gewinnen sie sogar. An der dritten Auskopplung Take It To The Limit (November 1975) schreibt Bassist Randy Meisner mit, er übernimmt auch den Leadgesang. Die sehr ruhige Nummer im Walzertakt (!) erreicht Platz vier.

Hauptsache Frieden

Gitarrist Bernie Leadon hat seine Finger bei drei Tracks im Spiel. Einen davon schreibt er mit seiner Freundin Patti Davis, der Tochter von Nancy und Ronald Reagan. Er heißt I Wish You Peace und beschließt das Album. Laut Don Henley kommt das Stück nur auf die Platte, um den Frieden in der Band zu wahren. Im Instrumental Journey Of The Sorcerer aus Leadons Feder dominieren Banjo und Streicher. Die Nummer wird später als Titelmusik für die großartige Science-Fiction-Satire The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy verwendet.

Alle drei Singles von „One Of The Nights“ schaffen es in die US-Top Ten.

Rückblickend nennt Don Henley in einem Interview mit dem Journalisten Cameron Crowe die Ära der Entstehung von One Of These Nights „die satanische Country-Rock-Phase“ der Band: „Das waren dunkle Zeiten in Amerika, politisch und musikalisch. Wir haben uns gefragt, wie wir etwas Geschmackvolles schreiben können, mit dieser Art von Beat, das aber trotzdem gefährliche Gitarren enthält. Wir wollten den damaligen Geist einfangen.“ Sein Partner Glenn Frey hält das Werk für die „flüssigste und schmerzfreieste Platte“, die sie jemals gemacht haben, und zeigt sich zufrieden mit der Qualität der Stücke. Generell fusioniert One Of The Nights die wesentlichen Elemente des Eagles-Sounds, nämlich Rock, Country und Folk, auf einem noch höheren Niveau und kombiniert sie mit tollen Gesängen, virtuosem Spiel und cleveren Texten zwischen Desillusion und Hoffnung. Dabei kommt die Rock-Seite stärker zum Vorschein als früher, was nicht allen gefällt: Gründungsmitglied Leadon würde lieber mehr Country spielen…

Die Eagles mit ihrem neuen Gitarristen Joe Walsh (Mitte)

Erste Nummer Eins

One Of These Nights erscheint am 10. Juni 1975 und steigt als erstes Eagles-Album bis ganz an die Spitze. Es wird für einen Grammy („Album Of The Year“) nominiert, auch das Artwork von Boyd „El Chingadero“ Elder wird ein Kandidat für „Best Album Package“. In Deutschland reicht es für Platz 49. Trivia-Freaks dürfen sich über einen Gag auf den ersten Vinyl-Pressungen freuen: In die Auslaufrillen der beiden Seiten lässt die Band die Worte „Don’t worry…“ und „…nothing will be O.K.!“ gravieren. Die Band begibt sich auf die bisher größte Tour ihrer Karriere, unter anderem mit Fleetwood Mac als Vorgruppe. Im Anschluss steigt Bernie Leadon aus und wird durch Joe Walsh ersetzt. Am 25. September 1975 ziert die Truppe sogar das prestigeträchtige Cover des Rolling Stone. Mit ihrer vierten Scheibe haben die Eagles damit endgültig den Durchbruch geschafft – und nehmen Anlauf für eines der erfolgreichsten Alben der Siebziger: Hotel California (1976). Aber das ist mal wieder eine andere Geschichte…

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Zeitsprung: Am 31.7.1980 prügeln sich die Eagles beinahe von der Bühne.

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Popkultur

„Diabolus In Musica“: Als Slayer den Faden verloren

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Foto: Mick Hutson/Redferns/Getty Images

Die Neunziger waren eine wilde Zeit für den Metal. Damals drängte der Grunge die Bands der Achtziger an die Seite; der Nu Metal begeisterte eine ganz neue Generation. Da kann man auch als gestandener Bay-Area-Thrasher mal den Fokus verlieren — so wie Slayer auf ihrem achten Album Diabolus In Musica.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Diabolus In Musica von Slayer anhören:

Mitte der Neunziger befinden sich Slayer in einer experimentellen Phase, wie so viele Metal-Bands zu jener Zeit. Der Grunge hat viele der klassischen Metal-Helden reichlich Federn gekostet; nun keimt auch noch der Nu Metal auf. So veröffentlichen Korn am 11. Oktober 1994 ihr gleichnamiges Debüt. Limp Bizkit bringen am 1. Juli 1997 ihr erstes Album Three Dollar Bill, Yall$ raus. Anfangs versuchen Slayer noch, in dem neuen Genre mitzuspielen und lassen den Nu Metal in ihr achtes Album Diabolus In Musica einfließen. Doch zu Beginn der 2000er merken sie schließlich, dass ihr Trademark-Sound immer noch am besten funktioniert. Eine Rückschau auf eine ungewöhnliche Zeit bei Slayer.

„Diabolus In Musica“: Slayer auf Abwegen

Ihren Anfang nimmt die experimentierfreudige Phase von Slayer mit dem sechsten Album Divine Intervention. Am Schlagzeug sitzt damals zum ersten Mal nicht Dave Lombardo, sondern Paul Bostaph, der von 1985 bis 1992 für die Bay-Area-Thrasher Forbidden getrommelt hatte. Zwar klingen Slayer auf ihrer Sechsten wie Slayer, doch in lyrischer Hinsicht loten sie (noch mehr als sonst) die Extreme aus und landen mit der Platte sogar auf dem Index. Zwei Jahre später veröffentlichen die Kalifornier das Cover-Album Undisputed Attitude, auf dem sie sich vor einflussreichen Bands aus dem Punk- und Hardcore-Bereich verneigen. Am 9. Juni 1998 wird es dann wild.

Für Diabolus In Musica stimmen Slayer ihre Gitarren zum ersten Mal auf C♯ herunter, wie es im Nu Metal nicht unüblich ist. Auch im Songwriting greifen die Thrash-Legenden die neuesten Entwicklungen der Radaumusik auf, was ihnen manchmal gelingt, größtenteils aber fehl am Platz wirkt. Das meiste Material stammt vom inzwischen verstorbenen Gitarristen Jeff Hanneman, der 1998 in einem Interview erzählt: „Als wir das Album geschrieben haben, habe ich etwas gesucht, an dem ich mich abarbeiten kann; ich habe sowas gebraucht, aber gerade beeindruckt mich einfach gar nichts. Nichts klang aggressiv oder heavy genug, also musste ich mir meinen eigenen Scheiß ausdenken.“

Kerry King: „Ich war verbittert.“

Gitarrist Kerry King hingegen steuert zwar ebenfalls mehrere Songs zu der Platte bei, allerdings halbherzig, wie er 2011 in der Doku Metal Evolution einräumt: „Das ist die eine Platte, der ich nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt habe, weil ich verbittert war, was die aktuellen Musiktrends betraf. Ich fand das alles eher dümmlich, aber vielleicht war es deshalb auch so erfolgreich, keine Ahnung.“ Wegen der Verbitterung sei „Diabolus“ von ihm stiefmütterlich behandelt worden und die Band habe den Fokus verloren. „Wenn man zurückschaut, haben wir uns damals nur überlegt, wie wir Slayer an die aktuelle Gesellschaft anpassen können.“ Es sei das Album, das er am wenigsten möge.

An der Kasse funktioniert Diabolus In Musica trotzdem gut. Schon in der ersten Verkaufswoche ab dem 9. Juni 1998 geht die Platte 46.000 mal über die Ladentheke — allein in den USA. (Benannt ist das Album übrigens nach dem berühmten Teufelsintervall, das euch Kollege Markus Brandstetter im verlinkten Text erklärt.) In der Retrospektive gilt „Diabolus“ als vielleicht schwächstes Slayer-Album. Eine Art Comeback aus der Experimentierphase feiern die Kalifornier 2001 mit ihrer neunten Studioveröffentlichung God Hates Us All. Die Platte markiert die Rückkehr der „alten Slayer“ — doch diese Geschichte könnt ihr an anderer Stelle nachlesen.

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Die Alben von Slayer im Ranking — die besten Platten der Thrash-Legenden

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Zeitsprung: Am 9.6.1982 trotzen Mötley Crüe einer Bombendrohung. Oder doch nicht?

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 9.6.1982.

von Christof Leim

1982 machen sich Mötley Crüe auf in den amerikanischen Norden zur Crüesing Through Canada Tour ’82. Seit dem Vorjahr steht ihr erstes Album Too Fast For Love in den Läden, jetzt soll die Musik unter die Leute. Allerdings scheint in Edmonton jemand etwa dagegen zu haben – und droht, die vier Krachmacher in die Luft zu sprengen…

Hört hier in das Mötley-Crüe-Debüt Too Fast For Love rein:

Bei der Polizei von Edmonton geht die die telefonische Drohung ein, das Leben der Musiker sei in Gefahr, wenn sie am 9. Juni 1982 auf die Bühne gehen. An diesem Tag sollen Mötley Crüe ihre dritte Show in einem Club namens Scandals spielen. Doch Bassist und Bandchef Nikki Sixx lässt sich davon nicht beeindrucken und sagt in einem Nachrichtenbeitrag der CBC News: „Uns ist das egal. Wir sind hier, um allen eine gute Show zu bieten. Wer daran keinen Spaß hat, muss sich das nicht anschauen.“

Glücklicherweise verläuft das Konzert ohne Zwischenfall, Mötley Crüe spielen sogar noch zwei weitere Gigs in der Stadt in einem anderen Laden namens Riviera Rock Room. Der Mut der Band hat sich also ausgezahlt und bringt nicht nur 1000 Punkte an „street credibility“, sondern auch Presseberichte in Kanada und zu Hause in Kalifornien.

Mötley Crüe früher. Ganz früh.

Was eine verdammt coole Band also, was? Wirklich? Natürlich nicht. Wie sich später herausstellt, wurde die Bombendrohung vom Management der Truppe lanciert, um Aufmerksamkeit zu generieren. Eine PR-Aktion, nichts weiter, und sie funktioniert hervorragend. Die Show ist eben alles. Dem Tod kommt Nikki Sixx erst fünf Jahre später so richtig nahe, aber das ist eine andere Geschichte (die hier steht).

Immer Chaos

Über zu wenig Action während ihrer Kanadareise können sich Mötley Crüe allerdings nicht beschweren. Das ging schon los am Flughafen von Edmonton, wie Sänger Vince Neil in seiner Autobiografie Tattoos & Tequila schreibt: Bei der Einreise werden die Musiker nämlich erstmal verhaftet. Warum sie in ihrem Bühnenoutfit – Leder, Schminke, High Heels, Haare bis zur Decke – durch die Zollkontrolle laufen, kann drei Dekaden später wohl niemand mehr so richtig erklären. Die kanadischen Behörden stellen sich solche Fragen gar nicht erst und konfiszieren kurzerhand sämtliche Nietengürtel und Lederarmbänder, und Vince darf nicht mal seine Reiselektüre behalten (Playboy, Hustler, wegen der Interviews). Ansonsten gibt es Kloppereien mit Hockeyspielern, die ja in Kanada an jeder Ecke rumstehen, wie man weiß, aber dummerweise besser ausgerüstet sind. Außerdem fliegen ganz klassisch Fernseher aus Hotelfenstern. Man hat ja einen Ruf zu verlieren beziehungsweise aufzubauen. Wir würden uns nicht wundern, wenn das alles ebenso PR-Aktionen gewesen wären. Ein Einschätzung, die Vince Neil übrigens teilt. Immerhin hat sich diesmal niemand selbst angezündet oder als Doppelgänger von Nikki Sixx ausgegeben. Aber so läuft das wohl im Showgeschäft, was?

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Zeitsprung: Am 17.2.1988 zündet sich ein Mötley-Crüe-Fan selber an. Aua!

 

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