Popkultur
Die musikalische DNA von Eric Clapton
Wusstet ihr, dass Eric Clapton mit zweitem Namen Patrick heißt? Nein? Ist es euch egal? Vermutlich. Denn Fans wissen natürlich: Claptons zweiter Name ist „Slowhand“. Dass sich dahinter wiederum ein boshafter Scherz versteckt, das wiederum ist nicht allen bekannt: Als er in seiner Zeit bei der Band The Yardbirds auf der Bühne eine Saite wechselte, quittierte das englische Publikum das mit sarkastischem, langsamem Applaus – ein sogenannter „Slow Clap“. Ob es ihn wohl ärgert, dass der Name ihm über ein halbes Jahrhundert immer noch anhängt? Wohl kaum, er scheint sich bestens damit arrangiert zu haben.
Hört euch hier Eric Clapton musikalische DNA in unserer essentiellen Playlist an und lest weiter:
So viel zumindest ist sowieso sicher: Mit Blick auf die turbulente Karriere Claptons verblasst der neckische Spitzname vor weitaus größeren Tragödien. Chaotische Zeiten mit Cream, Drogen- und Alkoholprobleme, wilde Liebesaffären, der tragische Tod seines geliebten Sohnes und heikle politische Aussagen – Claptons schillerndes Schaffen als Musiker wurde immer wieder von kleinen Problemchen und großen Skandälchen überschattet. Damit hat er sich nicht immer beliebt gemacht, seine Fans aber halten zweifelsohne zu ihm: „Clapton is God“ las sich bereits 1967 ein Graffito im Londoner Underground. Das würden noch heute viele unterschreiben!
Denn egal, wie lange der junge Clapton vielleicht zum Aufziehen neuer Saiten brauchte, am Instrument selbst macht ihm niemand etwas vor. Wer sonst kann schon von sich behaupten, gleich drei Male in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen worden zu sein? Richtig: Niemand. Wer sonst wird für Konzerte nach Nordkorea eingeladen? Na gut, Laibach. Aber die spielen nicht ansatzweise so gut Gitarre wie die Slowhand vom Dienst! Selbst mit über 70 Jahren steckt er sie noch alle in die Tasche. Wie er so weit gekommen ist, erklärt ein Blick auf die musikalische DNA dieses Jahrhundertmusikers!
1. Robert Johnson – Cross Road Blues
Die Liste derer, die den vielseitigen Gitarristen inspiriert haben, könnte vermutlich nie zu Ende geschrieben werden. Wo sie aber anfängt, das steht fest: Im Mississippi-Delta! Dort soll der legendäre Robert Johnson damals seine Seele an den Teufel verkauft haben, um Berühmtheit zu erlangen. Nicht der allerbeste Deal, denn erst lange nach seinem Tod sollte Johnson Unsterblichkeit erlangen. Die 1961 erschienene LP King of the Delta Blues Singers legte den Grundstein für sein Erbe. Clapton nimmt den Mund nicht zu voll, wenn er ihn als „den wichtigsten Blues-Musiker aller Zeiten“ bezeichnet. „Er blieb seiner Vision treu. So tiefgründig ich mich in den letzten 30 Jahren auch mit Musik beschäftigt habe – ich habe nie jemanden gehört, der beseelter klingt als Robert Johnson“, sagte er Anfang des Jahrtausends in einem Interview. Johnsons Einfluss erstreckt sich nicht nur auf Spiel Claptons, er hat ihm auch einen seiner größten Hits zu verdanken: Crossroads von Cream ist ein Cover des Cross Road Blues. Sogar das von Clapton gegründete Crossroads Centre für Alkohol- und Drogenabhängige benannte er nach dem Song des Blues-Meisters. Den Teufel hätte das vermutlich ziemlich geärgert! Wir nennen das mal ausgleichende Gerechtigkeit.
2. Albert King – Born Under a Bad Sign
Johnson mag für Clapton der beste Blues-Musiker aller Zeiten sein, er bewundert aber noch eine ganze Reihe anderer. Wer zum Beispiel ist wohl gemeint, wenn von einem King die Rede ist? Nein, in Claptons Fall nicht zwangsläufig Elvis Presley! So wichtig der King of Rock auch für ihn gewesen sein mag, stehen gleich drei andere Könige noch höher in seinem Kurs: Freddie King, B.B. King und Albert King nämlich. Die ersten beiden lieferten die Hauptinspiration für die Yardbirds, Albert Kings Einfluss äußerte sich vor allem bei Cream. Wo allerdings die Wertschätzung aufhörte und der Ideenklau anfing, das ist eine andere Frage. Im Cream-Song Strange Bream spielte Clapton das Gitarrensolo von Albert Kings Oh, Pretty Woman notengetreu nach und selbst später mit Derek & The Dominos mopste sich der spontan hinzugestoßene Gitarrist Duane Allman die Melodie von Kings As Years Go Passing By für den Überhit Layla. Ganz offiziell jedoch war das Cream-Cover von Born Under A Bad Sign, das die Band allerdings nur zögerlich auf Bitte ihrer Plattenfirma aufnahm. Die aber sollte letztlich Recht behalten, denn noch heute gilt das Stück als eines ihrer besten und bekanntesten. Das sahen Cream selbst ein und gaben eine Interpretation von Born Under A Bad Sign bei ihrer Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame im Jahr 1993 zum Besten. Der im Vorjahr verstorbene Albert King konnte das nicht mehr miterleben, B.B. King indes teilte sich danach noch öfter mit Clapton das Rampenlicht.
3. Jimi Hendrix – Wild Thing (Live)
Schön, wenn der Held zum Kollegen wird! Schöner vielleicht noch, wenn der Rivale zum Freund wird. Jimi Hendrix trat aus dem Nichts in Eric Claptons Leben und blamierte ihn sogleich mit einer furiosen Spontan-Jam-Session, während derer der Cream-Gitarrist entmutigt die Bühne verließ, weil ihn der Kollege an die Wand spielte. Vom Rand aus musste Clapton zusehen, wie Hendrix in doppelter Geschwindigkeit mit seiner eigenen Band Howlin’ Wolfs Killing Time neu interpretierte. Zu viel für Clapton, der seine Position als bester Gitarrist seiner Zeit bedroht sah! Der Beginn einer intensiven Feindschaft? Nein, denn es sollte anders kommen und aus den ehrgeizigen Konkurrenten wurden enge Vertraute. Beide waren bekanntermaßen keine Kinder von Traurigkeit. Doch während Clapton seine Dämonen eines Tages erfolgreich besiegen konnte, verstarb Hendrix im September 1970 an den Folgen seines exzessiven Lifestyles. Besonders tragisch: Noch einen Tag zuvor hatte Clapton dem Freund eine Fender Stratocaster für Linkshänder gekauft, es sollte sein Geburtstagsgeschenk werden. Wie gerne hätten wir darauf doch Hendrix’ exzessive Gitarrensoli wie auf seinem Wild Thing-Cover gehört! Er sollte nicht der einzige Gitarristenfreund bleiben, der sich abrupt für immer aus Claptons Leben verabschiedete: Im Oktober 1971 starb Claptons enger Freund Duane Allman bei einem Motorradunfall.
4. Big Billy Broonzy – Hey Hey
Beinahe scheint es, als sei der Tod der einzige Begleiter Claptons, der ihm die Treue hält. Einer seiner größten Hits, Tears In Heaven, hätte wohl besser nie geschrieben werden müssen: Darin verarbeitete er den tragischen Tod seines Sohnes Conor, der 1991 bei einem Sturz aus dem Fenster ums Leben kam. Nicht der einzige Schicksalsschlag in dieser Zeit: Noch im Vorjahr waren zwei von Clapton Roadies und der befreundet Musiker Stevie Ray Vaughan bei einem Helikopterunfall gestorben. Als er gemeinsam mit Will Jennings an Tears In Heaven arbeitete, lag ihm das Geschehene noch schwer auf der Seele. „Ich habe nahezu unbewusst Musik als heilende Kraft für mich verwendet und sieh an, es hat funktioniert“, sagte er rückblickend in einem Interview. „Ich habe viel Glück und viel Heilung durch Musik erfahren.“ Besonders markant ist Tears In Heaven wohl auch wegen seiner einfühlsamen Akustikmelodie. Dass der Blues-Rocker überhaupt auf die leisen Töne gekommen ist, hat er unter anderem Big Billy Broonzy zu verdanken, der den Blues nicht nur metronomisch streng mit dem Fuß begleitete, sondern auch auf einer bauchigen Akustikgitarre spielte. Claptons Cover des Broonzy-Stücks Hey Hey reiht sich deshalb in seinem legendären Unplugged-Konzert logischerweise direkt vor Tears In Heaven ein. Ein Song, der glücklich macht und einer mit heilender Kraft – die gehören zusammen!
5. George Harrison – Beware Of Darkness
Eine Band, die gleichermaßen Glück wie Heilung gespendet haben, sind ohne Zweifel die Beatles. Wusstet ihr, dass Clapton beinahe bei den Fab Four eingestiegen wäre? John Lennon dachte sofort an ihn, als George Harrison in Krisenzeiten für wenige Tage mit dem Rest der Band brach. Was wäre das aber für eine unangenehme Situation für die Slowhand gewesen! Der nämlich war dicke mit dem Gitarristenkollegen befreunt und hatte nicht nur für While My Guitar Gently Weeps das Solo beigesteuert, sondern war auch im Jahr 1968 an dessen Soloalbum Wonderwall Music beteiligt. Auch Harrison selbst war beispielsweise auf dem letzten Cream-Album zu hören. In den Credits wird ein ominöser Gast mit dem Namen L’Angelo Misterioso vermerkt, bei dem es sich natürlich um Harrison handelte. Während es sicher kein Leichtes gewesen sein, Zankapfel der Beatles zu sein, so wurde es umso schwieriger, als Harrison dem Freund seine Frau Pattie Boyd vorstellte. Clapton verliebte sich sofort in die Gattin des Kollegen, die ihm aber eine Abfuhr erteilte. Doch die Ehe zwischen Harrison und Boyd fiel 1974 auseinander und 1979 konnte sie nunmehr Clapton nach fünfjähriger Beziehung als die Frau an seiner Seite wähnen. Auch dieses Glück aber hielt nicht lange an und 1987 verließ Boyd ihren ergebenen Lover. Die Freundschaft der beiden Musiker allerdings wurde dadurch allerdings nicht zerstört: Noch oft machten sie Musik miteinander und nach Harrisons Tod im Jahr 2001 kuratierte Clapton eigenhändig das Concert for George, auf welchem er unter anderem ein Cover von Beware Of Darkness spielte.
6. Phil Collins – Sussudio
Die achtziger Jahre waren nicht nur in Liebesangelegenheiten keine einfache Zeit für Clapton, dessen Sound aus der Mode gekommen schien. Gut, dass er auf einen Freund wie Phil Collins zählen konnte, der ihn nicht nur persönlich, sondern auch im Studio unterstützte. Die beiden Clapton-Alben Behind the Sun und August produzierte das Genesis-Mastermind und hinterließ deutlich seine Handschrift auf diesen Platten, deren Drum-Sound stark an Collins’ einzigartigen Stil erinnerte. Hören wir doch einfach mal zuerst in Phil Collins’ Überhit Sussudio herein und vergleich die quietsch fidelen Bläsereinsätze und das makellose Schlagzeugspiel aus der Blechbüchse mit dem von Claptons Song Run auf dem August-Album. Na, fällt euch was auf? Ganz klar, der Kumpel hatte einen mächtigen Einfluss auf den Blues-Narren! Die Freundschaft der beiden rettete sich aber über die achtziger Jahre in die neunziger hinüber. Wenn Collins’ auf Since I Lost You vom Genesis-Album We Can’t Dance aus dem Jahre 1991 die Zeilen „It seems in a moment, your whole world can shatter / Like morning dreams they just disappear“ singt, dann ist das an den Freund gerichtet, der im selben Jahr den Verlust seines Sohnes beklagen musste. Musik spendet eben auch durch die Menschen dahinter Glück, Heilung und Trost.
7. J. J. Cale – Call Me The Breeze
Bevor sich Clapton aber in den achtziger Jahren dank Collins einem elektronischeren Sound zuwandte, versenkte er sich in den siebziger Jahren in der tiefenentspannten Musik von J. J. Cale. Nachdem der zurückhaltende Songwriter 2013 verstarb, widmete Clapton dem Pionier des Tulsa-Sounds im folgenden Jahr ein komplettes Tribute-Album namens The Breeze: An Appreciation Of J. J. Cale. Es verwundert kaum, dass Clapton den Amerikaner als „einen der wichtigsten Musiker der Rock-Geschichte“ betrachtete, wie er selbst immer wieder betonte. Cales mühelose Gratwanderung zwischen Genres wie Jazz, Blues, Rockabilly und Country war eben ganz nach Claptons eigenem Geschmack. Noch lange bevor dieser jedoch dem Idol eine ganze LP widmen sollte, landete er schon 1970 mit einem Cover von After Midnight einen Überraschungshit, auf den ein weiterer folgen sollte: 1977 verpasste er dem soften Cocaine auf seinem Album Slowhand einen zackigeren Anstrich und begeisterte damit sein Publikum. Kein Wunder also, dass die beiden natürlich auch zusammen ins Studio gingen und etwa 2006 gemeinsam mit Derek Trucks und Billy Preston eine gemeinsame Platte aufnahmen. Auch dieses Idol aber musste Clapton von sich gehen lassen…
8. The Band – I Shall Be Released
Als würden seine musikalischen Freundschaften mit Harrison oder Cale nicht schon beweisen, was für ein treuer Begleiter Clapton ist, so zeigt sich seine Standfestigkeit als ergebener Fan auch im Falle von The Band. Als die ehemalige Truppe von Bob Dylan 1968 ihr Debütalbum Music From Big Pink veröffentlichte, kam das wie einen Segen für den Gitarristen, der mit Cream gerade eine handfeste kreative Krise durchlief. „Ich wurde sehr, sehr unzufrieden mit meinem eigenen Kram“, erinnerte er sich Jahrzehnte später in einem Interview. Music From Big Pink aber stellte für ihn alles auf den Kopf. Endlich wieder eine Band, der es nur ums Songwriting und nicht nur die fettesten Verstärkertürme ging! „Es passte einfach“, sagte Clapton, „weil ich der ganzen Virtuosität – oder eher Pseudo-Virtuosität – mit ihren langen, langweiligen Gitarrensoli so überdrüssig geworden war, weil sie so erwartbar waren. The Band brachten wieder alles in den Einklang. Die Priorität lag wieder auf dem Song.“ Genau das also, was er bei Cream vermisste und dem er mit Blind Faith nacheiferte. Frei nach dem Motto: I Shall Be Released! Auch mit The Band (und deren ehemaligen Chef Bob Dylan) traf Clapton sich natürlich im Studio und stand mit ihnen auf der Bühne. Auch auf dem letzten Konzert der Band, das Martin Scorsese in seiner Dokumentation The Last Waltz festhielt. Ein Fan bis zum bittersüßen Ende!
9. Bob Marley & The Wailers – I Shot The Sheriff
Was Clapton neben The Bands Songwriting-Qualitäten noch an ihnen schätze, war das lockere Miteinander von weißen und schwarzen Musikstilen, die in überragenden Songs zusammenfanden. Vielleicht hat der Roots Rock der Gruppe ihn auch auf Roots Reggae gebracht? In den siebziger Jahren zumindest begann er zunehmend, mit den synkopierten Riddims aus Jamaika zu arbeiten. Am bekanntesten ist wohl sein Cover von Bob Marley & The Wailers’ I Shot The Sheriff, das überraschender Weise zu seinem ersten Nummer-Eins-Hit wurde. Mit Alben wie There’s One In Every Crowd vertiefte er seine Beschäftigung mit dem Genre und ist mittlerweile schon in BBC-Dokus über vergessene Reggae-Helden zu sehen gewesen. Und obwohl er damit Marley einem breiteren Publikum vorstellte, so ließ die Kritik nicht lange auf sich warten. Sturzbetrunken lallte Clapton bei einem Auftritt im August 1976 auf der Bühne, dass Großbritannien auf dem besten Wege sei, zur „schwarzen Kolonie“ zu werden und doch bitte weiß bleiben solle. Wie bitte? Der Fotograf veröffentlichte aus Wut über die unsensiblen Aussagen einen offenen Brief an Clapton, der mit den Worten „“Wer hat den Sheriff erschossen, Eric? Das warst verdammt noch mal ganz sicher nicht du!“ Clapton wiegelte ab: Er habe noch nie auf die Hautfarbe geachtet und sich immer nur für die Musik interessiert. „Interessant, dass ich zehn Jahre später als Rassist bezeichnet werde!“ Eine reumütige Entschuldigung sieht anders aus, eins zumindest steht aber fest: Der Blues, dem Clapton sein Leben widmete, wurde von schwarzen Künstlern wie Robert Johnson erfunden.
10. The Derek Trucks Band – Down In The Flood
Womit diese unvollständige Liste wieder am Anfang wäre: Im Mississippi-Delta, der Wiege des Blues. Unweit von dort, noch etwas tief im Süden, entstand ein eigener Sound, der die schwüle Witterung der Südstaaten in Blues-getränkten Rock übersetzte. Eine der größten Bands des Southern Rock sind die Allman Brothers, deren Gitarrist Duane im Laufe seines kurzen Lebens auch mit Clapton zusammenarbeitete. Ein anderer, viel später geborener Gitarrist, sollte mehr als nur Duanes Platz in der Band erben: Derek Trucks’ Vorname geht auf Claptons Band Derek & The Dominos zurück! Kein Wunder, dass auch diese beiden Ausnahmegitarristen zusammenfanden: Auf dem gemeinsamen Album des Briten mit J. J. Cale ist auch Trucks’ unverwechselbares Spiel zu hören. Mehr noch gab der über 30 Jahre ältere Gitarrist zu, dass Trucks ihn auf die Slide-Gitarre gebracht hätte. Clapton eben – er lernt nie aus! „Er war immer schon ziemlich furchtlos, wenn für ihn die Zeit zum Weitergehen gekommen war“, stimmte Trucks ehrerbietig in einem Interview über den Kollegen zu.
Das könnte dich auch interessieren:
Eric Clapton und JJ Cale: 10 Jahre The Road to Escondido – Roadtrip durch sandige Weiten
Eric Clapton’s Traum von Kalifornien
Eric Clapton – Wie der Phönix aus der Asche

Popkultur
„Monsters Of California“: Alles über den UFO-Film von Blink-182-Sänger Tom DeLonge
Blink-182-Fans wissen: Frontmann Tom DeLonge hat nicht nur ein Faible für Rock, sondern auch für Roswell. Schon seit vielen Jahren interessiert er sich für UFOs, außerirdische Lebensformen und alles, was damit zu tun hat. Mit Monsters Of California bringt er bald seinen ersten Film raus. Und darin geht es natürlich um …
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Nine von Blink-182 anhören:
… genau. In Monsters Of California hängt der Teenager Dallas Edwards am liebsten mit seinen verpeilten Freund*innen herum. Eines Tages findet die südkalifornische Clique zufällig einige Unterlagen von Dallas’ Vater, die darauf schließen lassen, dass er beruflich mit mysteriösen und paranormalen Ereignissen zu tun hat. Die Jugendlichen verknüpfen ihre Erkenntnisse miteinander, stellen Theorien auf — und werden auf einmal von uniformierten Männern mit Maschinengewehren umstellt. Spätestens jetzt wissen sie, dass etwas Großem auf der Spur sind. Doch sie haben natürlich noch keine Ahnung, wie groß ihre Entdeckung wirklich ist …
Tom DeLonge: Pop-Punk-Ikone und UFO-Fan
Die meisten kennen Tom DeLonge als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Pop-Punks Blink-182. Doch der Kalifornier ist auch ein ausgewiesener Alien-Fan, der sich in seiner Freizeit ausgiebig mit UFO-Sichtungen, Area-51-Theorien, außerirdischen Lebensformen und paranormalen Aktivitäten beschäftigt. (Mit dem Song Aliens Exist vom Blink-182-Album Enema Of The State brachte er DeLonge beiden Leidenschaften 1999 unter einen Hut — und genau diese Nummer ist natürlich auch im Trailer von Monsters Of California zu hören.) Immer wieder hinterfragt und forscht er im Namen der Wissenschaft nach Aliens und sucht Erklärungen für diverse Verschwörungstheorien. Schräg, oder?
DeLonges Engagement geht so weit, dass er am 18. Februar 2017 zum Beispiel den „UFO Researcher of the Year Award“ von OpenMindTV verliehen bekam. 2015 erzählte er in einem Interview von einer mutmaßlichen Begegnung mit Außerirdischen — während eines Camping-Trips nahe der sagenumwobenen Area 51. „Mein ganzer Körper hat sich angefühlt, als sei er statisch aufgeladen gewesen“, versicherte der Sänger. Auch Freunde von ihm könnten über Begegnungen mit Aliens berichten. Außerdem verfüge er über Regierungsquellen und auch sein Telefon sei aufgrund seiner Forschungen schon abgehört worden. Wenn er meint …
Monsters Of California: Wann startet der erste Film von Tom DeLonge?
In den USA läuft Monsters Of California am 6. Oktober 2023 an, doch wann der Streifen in Deutschland erscheinen soll, ist bisher nicht klar. So oder so: Der Trailer verspricht mindestens einen unterhaltsamen Kinobesuch — nicht nur für Blink-182-Fans.
Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!
Popkultur
Zeitsprung: Am 29.9.1986 trumpfen Iron Maiden erneut auf mit „Somewhere In Time“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.9.1986.
von Christof Leim
In den Achtzigern stürmen Iron Maiden von einem Triumph zum nächsten. Dabei reiben sie sich fast bis zur Überlastung auf, halten aber konsequent Kurs und Niveau und entdecken neue Sounds. Am 29. September 1986 erscheint Somewhere In Time – und Eddie wird zum Cyborg.
Hier könnt ihr das Album hören:
Die Geschichte von Somewhere In Time beginnt mit völliger Erschöpfung. Kann nach einer Welteroberung schon mal passieren: 1984 hatten die fünf Briten auf der World Slavery Tour elf Monate lang in 28 Ländern auf vier Kontinenten gespielt – und zwar satte 193 Shows vor geschätzten 3,5 Millionen Fans. Der Preis: Bruce Dickinson (Gesang), Steve Harris (Bass), Dave Murray (Gitarre), Adrian Smith (Gitarre) und Nicko McBrain (Schlagzeug) sind fix und fertig. Deshalb fordern die Musiker sechs Monate Pause. Daraus werden zwar nur vier, doch zum allerersten Mal seit Jahren steht die Maiden-Maschine ein Weilchen still.
Neues Spielzeug
Die Konsequenzen hört man: Harris, Smith und Murray experimentieren mit Gitarrensynthesizern, mit denen sich Keyboardsounds über die Gitarre und den Bass erzeugen lassen. Dickinson indes zweifelt an seiner Motivation und will musikalisch in eine andere Richtung. Er komponiert vor allem akustisches (also stromloses, ruhiges) Material, das von den Kollegen und dem Produzenten aber abgelehnt wird. Der Sänger zeigt sich verletzt, freut sich aber darüber, für eine Weile „nur“ singen zu müssen. Für ihn springt Adrian Smith in die Bresche und liefert im Alleingang mehrere fertige Tracks, die auf einhellige Begeisterung stoßen und Somewhere In Time maßgeblich prägen sollten.
Futuristische Fahrzeuge, klassische Patronengurte: Iron Maiden auf dem Pressefoto für „Somewhere In Time“ – Foto: Aaron Rapoport/Promo
Erst im Januar 1986 geht es zurück ins Studio, genauer: in mehrere Studios. Drums und Bass nehmen Iron Maiden in den Compass Point Studios auf den Bahamas auf, in dem auch AC/DC Back In Black eingespielt hatten. Gitarren und Gesänge bringen die Musiker in den Wisseloord Studios im niederländischen Hilversum auf Band, abgemischt wird schließlich in den Electric Lady Studios in New York. Damit wird Somewhere In Time nicht nur zum teuersten Album der bisherigen Bandkarriere, sondern auch zum technisch ambitioniertesten. Wie für die Beständigkeit in der Maiden-Welt der Achtziger typisch, ändert sich an der sonstigen Formel wenig. Die Produktion übernimmt ein weiteres Mal Stammproduzent Martin Birch.
Fünf Minuten mindestens
Somewhere In Time erscheint am 29. September 1986 und steigt in Großbritannien auf Platz drei ein. In den USA schafft die Band mit Platz elf ihre bis dato beste Platzierung. Auf dem Cover prangt natürlich das unvergleichliche Iron Maiden-Monster Eddie in einem aufwändigen Science-Fiction-Gemälde. Schon im Intro der ersten Nummer, dem vom Film Blade Runner inspirierten Quasi-Titelstück Caught Somewhere In Time aus der Feder von Steve Harris, hören die Fans die besagten Gitarren-Synthesizer. Doch am grundsätzlichen Stil von Iron Maiden hat sich nichts geändert. Es galoppiert der Bass, wie es sich gehört, die Gitarren riffen, und Dickinson lässt seine Sirenenstimme aufheulen. Wo Iron Maiden drauf steht, ist Heavy Metal drin, vermutlich bis ans Ende aller Tage. Allerdings klingt Somewhere In Time insgesamt weniger rau, sondern bei gleichem Energieniveau erwachsener, vielschichtiger und, wenn mal so will, futuristischer.
Von den acht Songs fällt keiner kürzer aus als fünf Minuten aus, das Gros stammt von Steve Harris, drei Beiträge kommen von Adrian Smith. Dazu gehört die erste Single Wasted Years, in der Maiden so eingängig klingen wie es nur geht, ohne ihren eigenen Sound zu verlieren. Der Text erzählt von Heimatlosigkeit und Entfremdung – ein klarer Kommentar zur endlosen World Slavery Tour. Als Wasted Years drei Wochen vor dem Album als Single ausgekoppelt wird, sieht man auf dem Cover das Cockpit einer Zeitmaschine, in deren Armaturenbrett sich der Kopf von Eddie spiegelt. Der Grund: Sein neues Aussehen sollte nicht vor Erscheinen des Albums verraten werden, schließlich hat das Maskottchen mittlerweile Kultstatus erreicht.
Auf der Vorabsingle durfte Eddie sich noch nicht ganz zeigen…
Filme und Bücher als Inspiration
Das folgende Sea Of Madness, ein dramatischer Uptempo-Banger, stammt ebenfalls von Smith, setzt aber keine besonderen Akzente. Für Heaven Can Wait, einen Harris-Song über eine Nahtoderfahrung, rekrutieren Maiden die Gäste einer Kneipe, um die „Oh-Oh“ -Fußballchöre im Mittelteil einsingen zu lassen.
Das ebenso harte wie vertrackte The Loneliness Of The Long Distance Runner basiert nicht nur im Titel auf einer Kurzgeschichte des britischen Autoren Alan Sillitoe. Stranger In A Strange Land hingegen geht direkt ins Ohr und wird deshalb als zweite Single ausgekoppelt. Inspiriert wurde Adrian Smith hierfür durch ein Gespräch mit einem Arktisforscher, der einen gefrorenen Körper im Eis gefunden hatte. Vom gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Robert A. Heinlein hingegen leiht sich Smith lediglich den Titel.
Egal, wo und wann: Eddie ist immer cool
Die Credits für Deja-Vu teilt sich Harris mit Dave Murray, der im Schnitt für jedes zweite Album einen Song beisteuert. Alexander The Great stammt vom Bassisten alleine und reiht sich mit einer Spielzeit von achteinhalb Minuten in den Reigen der großen Maiden-Epen ein, diesmal mit explizit historischem Bezug.
Ein Cover wie ein Bildband
Ein sicherer Hit ist zweifelsfrei das Artwork der Platte: Hier steht Eddie als Weltraum-Terminator mit Cyborg-Auge und Laserpistolen in einer futuristischen Stadt, die vor Details nur so überquillt. Der Künstler Derek Riggs, der Künstler hinter diesem Werk, erinnert sich an den Arbeitsauftrag: „Wir haben uns eigens in Amsterdam getroffen und drei Tage lang über das Cover gesprochen. Sie wollten eine Kulisse wie in Blade Runner, eine Science-Fiction-Stadt.“ Um das zu erreichen, erschafft Riggs eine Skyline mit Werbeslogans und Firmennamen, die er größtenteils erfindet, um Copyright-Probleme zu vermeiden. Dabei dreht er richtig auf und auch ein wenig durch.
Immense Detailfülle und jede Menge versteckte Späßchen: Das Artwork aus der Feder von Derek Riggs
Wer genau hinguckt, kann unter anderem erkennen: den Sensenmann und die Katze mit Heiligenschein von Live After Death, den abstürzenden Himmelsstürmer aus Flight Of Icarus, ein Flugzeug über der „Aces High Bar“ , das „Ancient Mariner Seafood Restaurant“, ein Straßenschild zur „Acacia Avenue“ , ein Konzertposter mit dem Ur-Eddie, die Dame aus Charlotte The Harlot, die Tardis aus Doctor Who, Batman, eine Uhr, die zwei Minuten vor Mitternacht anzeigt, das „Phantom Opera House“ , den Ruskin Arms Pub (eine der ersten Spielstätten der Band) sowie die exakt gleiche Straßenlaterne wie auf dem Cover des Debüts. Irgendwo steht sogar auf Japanisch „Pickelcreme“ , auf Russisch „Joghurt“ und in Spiegelschrift „Dies ist ein sehr langweiliges Gemälde“. Drei Monate sitzt Derek Riggs an dem Werk, mitgezählt eine mehrwöchige Zwangspause, weil er irgendwann Halluzinationen bekommt und aussetzen muss. Kurzum: Das Cover ist Wahnsinn. Und absolut großartig.
…und die Rückseite ist genauso bombastisch.
Auf die Straße. Natürlich.
Natürlich geht es für die fünf Musiker umgehend auf Konzertreise: Der Somewhere On Tour getaufte Trek zieht von September 1986 bis Mai 1987 um die Welt, mit dabei ein überdimensionaler Cyborg-Eddie, der über die Bühne spaziert, zwei riesige Podeste rechts und links in Form von Monsterkrallen, eine aufwändige, sehr helle Lightshow sowie ein pulsierendes Leuchtherz als Teil von Bruces Bühnenoutfit.
Somewhere On Tour: Dave Murray schreddert, Eddie guckt kritisch – Foto: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images
So stressig und geradezu selbstmörderisch wie zwei Jahre zuvor auf der World Slavery Tour sollte es jedoch nicht mehr werden, auch die Zeiten, in denen Iron Maiden jedes Jahr ein Album und eine Welttour hinlegen, sind mit Somewhere In Time vorbei. Doch die Metal-Weltherrschaft der Achtziger haben Iron Maiden da längst inne.
Zeitsprung: Am 28.4.1988 starten Iron Maiden ihre Welttournee in einem Kölner Club.
Popkultur
„Wicked Game“ von HIM: Wie eine Coverversion den Finnen alle Türen öffnete
Mit ihrer Coverversion des Chris-Isaak-Hits Wicked Game legten HIM so ziemlich alle Grundsteine für ihre einzigartige Erfolgsgeschichte. Im Folgenden lest ihr, welchen Stellenwert der Song in der HIM-Historie einnimmt und warum die Finnen das Stück mindestens viermal in unterschiedlichen Versionen aufgenommen haben.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Greatest Lovesongs Vol. 666 von HIM anhören:
Es ist der Song, der HIM ins Rampenlicht befördert. Schon für ihre Demo This Is Only The Beginning nehmen Ville Valo und seine Bandkollegen eine Coverversion des Chris-Isaak-Klassikers Wicked Game auf und schinden damit jede Menge Eindruck — zum Beispiel bei BMG-Mitarbeiter Asko Kallonen, der die Newcomer sofort unter Vertrag nimmt. Am 19. Oktober 1996 veröffentlichen HIM ihre erste EP und geben der Welt damit einen Vorgeschmack auf eine der letzten großen Karrieren der Rock’n’Roll-Geschichte. 666 Ways To Love: Prologue heißt das gute Stück und die junge Band arbeitet für die Veröffentlichung mit Produzent Hiili Hiilesmaa zusammen, der laut Ville Valo maßgeblich an der Entwicklung des typischen HIM-Sounds beteiligt ist. Auch Wicked Game ist auf der EP zu hören — doch es handelt sich noch lange nicht um die letzte Version des Songs.
Wicked Game: ein melancholischer Love-Song mit großer Bedeutung für HIM
Im Sommer 1997 starten HIM mit der Produktion ihres Debütalbums Greatest Lovesongs Vol. 666. Einmal mehr spielen sie dafür Wicked Game ein, und zwar in der Version, die am 28. September 1998 als Single erscheint und die für viele Rock-Fans der erste Berührungspunkt mit HIM sein dürfte. Wüsste man nicht, dass es sich um eine Komposition von Chris Isaak handelt: Das Stück könnte auch ein Ville-Valo-Eigengewächs sein. Melancholie, Fatalismus, Liebe: Wicked Game enthält alle Trademarks des Finnen, weshalb HIM die Nummer auch bloß nachspielen müssen, um sie sich zu eigen zu machen. Damit heben sie sich von vielen anderen Bands und Musiker*innen ab, denn nur wenige Stücke werden so oft gecovert wie Wicked Game. Das britische Lifestyle-Magazin Dazed bezeichnet den Hit sogar mal als „möglicherweise einflussreichsten Love-Song in der modernen Musik“.
Auf die Idee für das Stück kommt Chris Isaak laut eigener Aussage nach einem Telefonat. So möchte eine Frau damals ein spontanes Treffen mit dem Musiker arrangieren, doch der hat gemischte Gefühle. In einem Interview verrät er: „Ich habe den Song zwischen dem Telefonat und dem Besuch geschrieben. Ich habe mich gefragt, was passiert, wenn man sich stark zu einer Person hingezogen fühlt, die nicht unbedingt gut für einen ist. Ich glaube, dass ich damit einen Nerv getroffen habe, denn viele von uns fühlen sich stark zu anderen Menschen hingezogen, die uns nicht unbedingt gut tun.“ Genau jene Hin- und Hergerissenheit zwischen Liebe und Düsternis ist es, die den Eindruck erweckt, es handele sich um einen Song aus der Feder von HIM-Frontmann Ville Valo. Manchmal passt es einfach.
Wicked Game: Der Song, mit dem HIM ihren Sound fanden
Noch heute hat Wicked Game seinen festen Platz in der HIM-Geschichte. „Das war einer der ersten Songs, die wir als Band zusammen gespielt haben, und er hat uns sehr dabei geholfen, unseren Sound zu finden“, erklärt HIM-Sänger Ville Valo Jahrzehnte später in einem Interview. „Das fällt in der Regel leichter, wenn man die Songs von jemand anderem spielt. Man muss nicht über den Text nachdenken oder so. Man kennt das Lied sowieso auswendig und das macht es einfacher.“ Ihr typischer Sound ist es auch, der HIM ab Ende der Neunziger in die Rock-Champions-League katapultiert. Schon mit ihrem zweiten Langspieler Razorblade Romance (1999) gelingt ihnen der große Durchbruch. Und wieder ist auf dem Album eine neue HIM-Aufnahme von Wicked Game zu finden. Die Jungs mögen den Song echt.
Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!
-
Zeitsprung: Am 21.4.1959 kommt Robert Smith von The Cure zur Welt.
-
Herzschmerz, Todesfälle und der Wunsch nach Frieden: 20 Rockballaden für die Ewigkeit
-
„Bohemian Rhapsody“: Die Geschichte des Klassikers, für den Queen alle Regeln brachen
-
Ziemlich beste Freunde: 50 Jahre Elton John und Bernie Taupin in Bildern