Popkultur
Die musikalische DNA von The Killers
The Killers sind vielleicht die letzte Rock-Band unserer Tage. Denn sie haben die Attitüde, den Stil, die Hits. Diese ganz besondere Aura, die so vielen Bands von heute fehlt. Kein Wunder, verdienten sich Brandon Flowers, Dave Keuning, Ronnie Vannucci Jr. und Mark Stoermer in der Entertainment-Hochburg Las Vegas und gingen dann im Geburtsort der Pop-Musik auf Ochsentour, Großbritannien. Damit stehen sie an der Spitze des transatlantischen Austauschs, der die Rock-Geschichte schon immer geprägt hat. Auf der einen Seite steht ihr sehr amerikanischer Freiheitsdrang, auf der anderen eine typisch britische Haltung. Dazwischen finden sich große Songs, die uns noch ein ganzes Leben lang begleiten werden.
Hört euch hier einen Vorgeschmack der musikalischen DNA von The Killers an:
Zur ganzen Playlist kommt ihr über den „Listen“-Button.
Vor allem aber sind die Killers eine waschechte Rock-Band, weil sie hart für ihren Erfolg gearbeitet haben. Einen ihrer allergrößten Hits, Mr. Brightside, schrieben Flowers und Keuning nur kurz nach ihrem ersten Treffen. Dennoch hieß es zuerst Klinkenputzen. Die Welt war für ihren stadionkompatiblen, von New Wave ebenso wie von klassischer Americana beeinflussten Sound noch nicht bereit. Das hat sich geändert und die Killers sich ebenso. Die Exzesse sind vorbei, die Band geht es ruhiger an, konzentriert sich mittlerweile mehr auf die Musik. Wie aber kommt die eigentlich zustande? Das verrät uns ein Blick auf die musikalische DNA der Band! Die ist, wie sollte es auch anders sein, gleichermaßen very british wie ziemlich amerikanisch.
1. Oasis – Don’t Look Back in Anger
Im Jahr 2001 wurde ein damals 20-jähriger Sänger von seiner Synth-Pop-Band geschasst und wusste nicht weiter. Einen neuen Sinn erhielt Brandon Flowers Leben aber auf einem Konzert im Hard Rock Hotel and Casino auf dem Las Vegas Strip. Wo auch sonst! Welche Band dort in der Stadt mit dem malerischen Namen Paradise spielte, sollte ebenso klar sein: Oasis natürlich! Die starteten dort gemeinsam mit den Black Crowes und Spacehog ihre Brotherly Love-Tour.
Zwei Jahre, bevor seine zu dem Zeitpunkt nicht-existente Band der britischen Rock-Welt den Kopf verdrehen sollte, erlebte ein begeisterter Flowers das Konzert seines Lebens. Die Musik von Oasis begleitete ihn zu diesem Zeitpunkt allerdings schon eine ganze Weile. „Ich arbeitete in diesem französischen Restaurant in Las Vegas“, erinnerte er sich an das erste Mal, als er vor anderen sein Gesangstalent preisgab. „Wir schmissen unsere Weihnachtsparty in einem Thai-Restaurant, wo es auch Karaoke gab. Das war das erste und einzige Mal, dass ich Karaoke gesungen habe.“ Die Songauswahl passt allerdings: Don’t Look Back in Anger von, na klar, Oasis. Kein schlechter Einstieg! Noch heute spielt seine Band das Stück gerne auf Konzerten.
2. New Order – Crystal
Als Speerspitze des sogenannten Britpops dominierten Oasis gemeinsam mit Bands wie Blur die britische Musikszene der neunziger Jahre. Älteren Helden fiel es da schwer, Fuß zu fassen. New Order gründeten sich am Anfang des vorangegangenen Jahrzehnts und brachten mit Welterfolgen wie ihrer legendären Blue Monday-Single Rock- und Dance-Musik zusammen. 1993 löste sich die Band allerdings auf und meldete sich mit etwas Verspätung erst 2001 wieder – genau in jenem Jahr also, als Flowers und Keuning ihre ersten Songs schrieben.
Keuning nennt Andy Summers von The Police als eines seiner großen Gitarrenvorbilder. Von ihm lernte er viel in Sachen Fingerarbeit. Doch nicht nur der Sechssaiter, sondern auch die Keyboards spielten bei den Killers immer eine große Rolle, Keyboards wie sie New Order im Indie-Rock etablierten. Und natürlich das Schlagzeug! Insbesondere das von New Order. Oder besser gesagt sagt der Band, die im Video zum New Order-Song Crystal auftreten. Wer genau hinschaut, wird auf der Kickdrum des Trommlers den Namen einer fiktiven Band lesen, nach der sich noch im selben Jahr eine echte benennen sollte: The Killers!
3. Joy Division – Shadowplay
Traurig, aber wahr: New Order hätte es vielleicht nie gegeben, wenn sich Ian Curtis nicht am 18. Mai 1980 das Leben genommen hätte. Die drei verbliebenen Mitglieder seiner Band Joy Division wollten den mit ihm verbundenen Namen nicht weiter tragen – zu schwer lastete die Bürde dessen, was sie mit nur zwei Alben und einigen Singles losgetreten hatten. Stattdessen nahmen sie die zwei letzten mit Curtis zusammen geschriebenen Joy Division-Songs Ceremony und In A Lonely Place, formierten sich als New Order neu und eroberten die Welt mit einem neuen Sound für sich.
Als unübertroffenes Meisterwerk Joy Divisions gilt nach wie vor die von Martin Hannett produzierte Platte Unknown Pleasures. Ihr simpler, eindringlicher Sound hat dem Test der Zeit standgehalten. Ein gutes Vorbild für jede junge Band, so auch für die Killers. Mit ihrer Coverversion von Shadowplay zollten sie den Helden aus Manchester 2007 Tribut. Aufgenommen hatten sie das Stück, während sie an Sam’s Town werkelten. Nicht allen gefällt ihre Version, doch Flowers hat klare Worte gegenüber der Kritik gefunden: „Yeah, ich habe die Umstrittenheit – ist das ein Wort, Umstrittenheit – von Shadowplay bemerkt“, frotzelte er in einem Live-Q&A. „Der Song gehört uns mittlerweile und wenn wir ihn spielen wollen, machen wir das auch.“ Aha!?
4. The Smiths – This Charming Man
Das Mundwerk Flowers’ ist berüchtigt, so ganz ernst meint er es aber wohl nie. Anders ein weiterer Indie-Held aus Großbritannien. Morrissey konnte keine Klappe noch nie halten und derweil das im Studio und auf der Bühne ein Segen ist, so sind doch insbesondere die vergangenen Jahre immer wieder von Skandalen geprägt worden. Bleiben wir indes bei der Musik, die er zuerst mit The Smiths und später solo gemacht hat: Die ist immer noch unsterblich, denn gegen sie gibt es zum Glück nur wenig einzuwenden. Finden auch die Killers.
2004 fand sich das Quartett zuerst im Vorprogramm des strittigen Dandys wieder. Keineswegs das erste Mal allerdings, dass Flowers dem Moz gegenüberstand! „Champignons sind echt geil“, stotterte er dem Idol zu, als dieser sich in dem Restaurant, in welchem der Teenager als Kellner jobbte, eine Pizza Fughi bestellte. Peinlich! Beim zweiten Zusammentreffen war er aber schon lockerer und die beiden verbrachten ein paar Stunden zusammen. Als Morrissey 2017 seinen Auftritt beim KROQ’s Almost Acoustic Christmas-Konzert absagte, konnte sich die Band dann einen Scherz nicht verkneifen: Sie spielten This Charming Man von den Smiths. „I would go out tonight but I haven’t got a stitch to wear…“ Ob’s der Grund war, weswegen Moz absagte? Wir wissen’s nicht…
5. David Bowie – Fame
Wenn wir von britischen Helden sprechen, dürfen weder Oasis noch New Order und Joy Division oder Morissey und seine Smiths fehlen. David Bowie aber ebenso wenig. Der Thin White Duke gehört zu einem der Haupteinflüssen der Killers, nicht nur musikalisch. Auch die manchmal sehr extravaganten Outfits der Band weisen einen leichten Bowie-Touch auf. Bowies Album Hunky Dory mit Songs wie Life On Mars? soll Flowers davon überzeugt haben, es ernsthaft mit der Musik zu versuchen.
Doch es geht nicht immer nur um Flowers. Die ganze Band hat sich von Bowie inspirieren lassen. So ist es auch kein Wunder, dass sie ihm einstimmig ein Ständchen sangen, als sie im Herbst 2017 in die Live Lounge der BBC Radio 1-Show eingeladen wurden. Welches Stück sie dort spielten, überrascht dann kaum: Fame bringt genau die richtige Mischung aus funkigen Rhythmen, exaltiertem Auftreten und verdammt geilem Songwriting! Die drei Grundzutaten der Killers…
6. Bruce Springsteen – Atlantic City
Aber genug von England! Auch andere Nationen haben Großes hevorgebracht. Die Killers wissen das und kehren auf ihrer Suche nach Inspiration gerne vor der eigenen Haustür. Tom Waits oder der Heartland Rock von Bob Seger, Tom Petty und selbstverständlich dem Boss lieferte wichtige Einflüsse für die Band aus Las Vegas. Bruce Springsteen schließlich kann der Welt noch ein, zwei Dinge über tolles Songwriting beibringen. Da müssen selbst die Killers sich auf die Hintern setzen, schweigen und mitschreiben!
Böse Zungen behaupten sogar, sie hätten sogar gern mal abgeschrieben. Sam’s Town, der lang erwartete Nachfolger für ihr umfeiertes Debütalbum Hot Fuss, wurde von vielen als uninspiriert verworfen. Oder besser gesagt als zu inspiriert. „Ich denke, da springt nur ein Journalist auf das an, was der letzte vor ihm gesagt hat“, schnaubte Vannucci, als er auf die ständigen Vergleiche angesprochen wurde. „Aber ich will hier nicht Bruce ans Bein pinkeln – er ist doch großartig und wenn wir ernsthaft mit Bruce Springsteen verglichen werden, kann ich absolut damit leben.“ Zumal ihr Erfolg den Neidern schon noch das Lästern versagen wird. Sie zumindest coverten nicht nur Songs wie Atlantic City auf ihren Live-Shows, sondern teilten sich mit dem Boss höchstpersönlich die Bühne.
7. Dire Straits – Romeo & Juliet
Von dem ist es natürlich nur ein Katzensprung zu den Dire Straits, obwohl der uns schon wieder über den großen Teich führt. Mark Knopfler und seine Sultans of Swing klangen aber nie wirklich britisch, sondern mischten ihrem schwebenden Hard Rock auch Elemente von Country und Blues bei. Die Dire Straits waren eine der ersten Bands, die im klassischen Rock-Format mit den Konventionen der radiokompatiblen Single brachen. Keines ihrer erfolgreichsten Stücke ist unter vier Minuten lang!
Und da waren ja noch die Synthesizer. Als eine der ersten Bands ihrer Generation verstanden die Knopfler-Brüder, dass authentische und handgemachte Musik durch den Einsatz neuester Technologien auch dazugewinnen kann. Eine Formel, die später die Killers perfektionieren sollten. 2006 spielten sie in den legendären Abbey Road Studios – um England führt eben kein Weg vorbei! – ein Cover vom Straits-Hit Romeo and Juliet ein. Und für ihr Album Wonderful Wonderful durften sie sogar Mark Knopfler, dessen lässiges Spiel in Keunings Gitarrensoli widerhallt, höchstpersönlich im Studio begrüßen…
8. Johnny Cash – I Came to Believe
Morrissey, der Boss, Knopfler – die Killers haben noch jeden Star von ihren Qualitäten überzeugt. Jeden? Nicht ganz. Der Man In Black höchstpersönlich, Johnny Cash, verstarb 2003 und hatte vorher nicht die Gelegenheit, sich mit ihnen anzufreunden. Dabei hätten sie es doch gewollt! Schon mit seiner Liebe für die Dire Straits bewies das Quartett eine Affinität zu Country-Klängen, da darf Cash natürlich nicht fehlen. „Er war einer der großen Geschichtenerzähler“, schwärmte Flowers. „Genau das, was ich auch anstrebe.“
Er kam dem Idol, dessen Musik er durch seinen eigenen Vater kennenlernte, dann doch zumindest etwas nahe. Für das in den achtziger Jahren, aber bis 2014 nie veröffentlichte Cash-Album Out Among the Stars wurde ein 16-minütiger Kurzfilm gedreht, in welchem neben Father John Misty und den Local Natives auch Flowers einen Auftritt hatte. Inmitten der kalifornischen Wüste singt er eine eindrückliche Version von Cashs I Came to Believe: „I couldn’t manage the problems I brought on myself / And it just made it worse when I laid them on somebody else / So I finally surrendered it all, brought down in despair / I cried out for help and I felt a warm comforter there.“ Gänsehaut pur!
9. Wayne Newton – Danke Schoen
Wisst ihr übrigens, welchen Song Flowers als „eine Mischung aus den Pet Shop Boys und Johnny Cash“ ankündigte? Human! Das Stück vom Album Day & Age gehört zu den umstrittensten der Bandgeschichte, wenn nicht sogar der Musikgeschichte überhaupt. Alles hängt an einer Zeile: „Are we human, or are we dancer?“ Was soll das bitteschön bedeuten? Noch immer wird gerätselt. Aber so funktioniert großes Entertainment doch: Es gibt uns etwas auf den Weg mit, das noch lange an uns nagt.
Und wenn wir schon vom Entertainment sprechen, dann können wir auch gleich in die Heimat der Killers zurückkehren: Las Vegas. Die Stadt in Nevada ist so etwas wie das Los Angeles der Unterhaltungsindustrie: Viele versuchen es hier zu schaffen und fallen hart auf die Nase. Anders die Killers und anders Wayne Newton, der nicht umsonst den Spitznamen „Mr. Las Vegas“ trägt. Auch die Killers müssten ihm – in den Worten (und der krummen Rechtschreibung) seines Signature-Tunes – ein Danke Schoen zurufen und taten das prompt, als sie 2016 Seite an Seite gemeinsam mit Newton die T-Mobile Arena in Las Vegas eröffneten.
10. U2 – Beautiful Day
Die Killers vereinen eben die Generationen weil sie, wie wir bereits gesehen haben, sogar die Älteren für sich begeistern können. Denn nicht nur zwischen den USA und England wird ihr Sound geschmiedet, sondern auch zwischen Tradition und Gegenwart. Als Flowers das Killers-Album Wonderful Wonderful mit den Worten „Ich will, dass wir die amerikanischen U2 werden!“ begleitete, hätten Bono und seine Kollegen gleich dagegen halten können: Die scheinen manchmal nämlich gern die irischen Killers zu sein!
Deutlich wurde das schon 2005, als Bono beim Live 8-Konzert die Zeile „I’ve got soul but I’m not a soldier“ aus dem Stück All These Things That I’ve Done in gleich zwei U2-Songs einbaute, God Put a Smile Upon Your Face und Beautiful Day. Die Band lud Flowers, wie sollte es auch anders sein, beim Las Vegas-Stopp auf ihrer folgenden Tour gleich auf die Bühne mit ein. Dass er 2008 damit prahlte, dass seine Band „größer als U2“ werden würde, steht noch aus. Aber der Wunsch hat ihn offenkundig nicht verlassen. Und den unbedingten Respekt von Bono und seinen Kollegen hat er sich mit seiner Truppe sowieso erspielt…
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Popkultur
Aqua-Sängerin Lene Nystrøm wird 50: Was wurde aus dem Barbie Girl?
Life in plastic, it’s fantastic: Das sind Songzeilen, denen seit 1997 niemand entgehen kann – so sehr er oder sie es auch versucht. Anlässlich ihres 50. Geburtstags haben wir uns das Leben der Barbie-Girl-Sängerin Lene Nystrøm einmal genauer angesehen!
von Sina Buchwitz
Als Lene Grawford Nystrøm am 2. Oktober 1973 im norwegischen Tønsberg geboren wird, hat von dem Wörtchen Eurodance noch nie jemand gehört. Dennoch entdeckt die Künstlerin früh ihre Leidenschaft fürs Performen und arbeitet zunächst als Model und Barkeeperin. Anfang der Neunziger ist sie außerdem regelmäßig in einer norwegischen TV-Quizshow zu sehen. Dann zieht es die spätere Aqua-Sängerin aufs Wasser.
Mit der Fähre zum Plattenvertrag
Wir schreiben das Jahr 1994. Nystrøm arbeitet als Sängerin auf der Fähre M/S Peter Wessel, die zwischen Norwegen und Dänemark hin und her schippert. Hier trifft sie auf den Musiker René Dif, der auf der Suche nach einer Leadsängerin für seine Band Joyspeed ist. Bisher besteht diese aus Rapper Dif sowie den Produzenten Søren Rasted und Claus Norreen. Um die zuckersüßen Vocals von Nystrøm reicher dauert es nicht lang, bis die Truppe ihren ersten Plattenvertrag eintütet. 1995 erscheint ihre Debütsingle Itsy Bitsy Spider, die sich jedoch nur eine Woche lang am unteren Ende der Charts festkrallen kann.
Es ist vor allem Lenes mädchenhaft anmutender Gesang, der den Bubblegum-Sound der Band komplettiert. So wundert es auch nicht, dass die kommenden Songs den Zuhörer*innen kaugummiartig in den Ohren kleben bleiben: Sowohl Roses Are Red als auch My Oh My fahren in Skandinavien große Erfolge ein. Letzterer wird in Dänemark nach nur sechs Tagen mit Gold zertifiziert. Ein Rekord.
Barbie Girl: Tiefgründige Message trotz Kleinmädchenstimme
Während der Aufnahme ihres später größten Hits kommt es zwischen den Bandmitgliedern zu Diskussionen: Nystrøm findet die Tonart ihres Gesangs deutlich zu hoch. Jahrzehnte später wird sie im Interview mit der skandinavischen Vogue sagen, sie „wurde dazu gezwungen, ihre Kleinmädchenstimme zu nutzen“. Den restlichen Aqua-Mitgliedern gelingt es, ihre Leadsängerin zu überreden.
Obwohl Barbie Girl nur allzu leicht als sarkastische Hasstirade gegen die weltbekannte Mattel-Puppe verstanden werden kann, sei die Intention des Tracks eine ganz andere. Im Interview mit dem Rolling Stone erklärt René Dif: „Die Message ist, dass es okay ist, die Person zu sein, die du bist, und so auszusehen, wie man aussieht, und damit selbstbewusst umzugehen. Man muss nicht unbedingt Schönheitsoperationen vornehmen lassen, um ein besserer Mensch zu sein.“
Goldblonde Barbie-Perücke? Nicht mit Lene Nystrøm!
Diese Philosophie nimmt sich Nystrøm auch beim Musikvideodreh zu Barbie Girl zu Herzen. Zunächst hegt Regisseur Peder Pedersen nämlich die Vision, die Leadsängerin für das Musikvideo zur Barbie zu transformieren. Ein für ihn völlig logischer Schritt. Nicht so für die Norwegerin: „Ich wollte nicht wie Barbie aussehen. Das ist komplett gegen den Sinn des Songs“, erklärt sie in einem Interview.
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Die blonde Perücke kommt nicht zum Einsatz. Dem Erfolg des Songs tut das keinen Abbruch. Er wird trotzdem unsterblich. Nach der Veröffentlichung 1997 gelingt der Band der internationale Durchbruch; in über 35 Ländern erreicht Barbie Girl eine Nummer-eins-Platzierung. Auch privat befindet sich die Künstlerin auf dem Höhenflug: Sie verliebt sich in ihren Bandkollegen Søren Rasted. Die beiden heiraten heimlich in Las Vegas und gründen eine Familie. Für Aqua bedeutet das zunächst das Ende: Im Jahr 2001 trennt sich die Band. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass eine fatale Dreiecksbeziehung zwischen Nystrøm, Dif und Rasted für das Zerwürfnis der Gruppe gesorgt habe.
Play With Me: Nystrøms Solokarriere
Lene Nystrøm konzentriert sich zunächst auf ihr Solodebüt. Das Album Play With Me schafft es 2002 in Dänemark jedoch nur für eine Woche auf Platz 30 der Charts. Erfolgreicher hingegen verläuft Nystrøms Karriere als Schauspielerin für verschiedene skandinavische Produktionen. Auch als Songwriterin fasst sie Fuß: So greift sie zum Beispiel der Girlband Girls Aloud unter die Arme und verhilft ihnen zu ihren ersten Charterfolgen. Und schon bald soll es auch für Aqua ein Comeback geben: 2008 startet die Gruppe eine Reunion-Tour.
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Auch über 25 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Mammut-Songs ziehen Aqua noch immer Eurodance-Fans aus der ganzen Welt zu ihren Konzerten. Die einstigen Querelen scheinen der Vergangenheit anzugehören: In trauter Dreisamkeit stehen Dif, Nystrøm und Rasted bis heute auf der Bühne. Einzig Claus Norreen bleibt der Wiedervereinigung fern.
Neuerlichen Ruhm erreichen Aqua und ihr Barbie Girl 2023, als Greta Gerwigs Popcorn-Kinofilm Barbie die Welt im Sturm erobert. Und wieder einmal gilt: „Life in plastic, it’s fantastic!“
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Pinke Stromgitarren für den Weltfrieden: Barbie And The Rockers
Popkultur
Zeitsprung: Am 2.10.1995 macht „(What’s The Story) Morning Glory?“ aus Oasis Superstars.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 2.10.1995.
von Victoria Schaffrath und Christof Leim
Rund um die Veröffentlichung von Oasis’ zweitem Album (What’s The Story) Morning Glory? geht es bei den Britpop-Vorreitern hoch her: Kein verbales Handgemenge, keinen Rausch lässt die Band um die Gallagher-Brüder aus. Und trotzdem schaffen sie es, eine der erfolgreichsten britischen Platten hervorzubringen. Im heutigen Zeitsprung widmen wir uns der Entstehung dieses Klassikers.
Hier könnt ihr (What’s The Story) Morning Glory? hören:
Kennt man das Ego der Gebrüder Gallagher, dann weiß man, dass es im Vorfeld zum zweiten Album bei Oasis nicht gerade rosig aussieht. Zwar beschert der Erstling Definitely Maybe erste Chartplatzierungen, der besonders von Noel G. angepeilte Legendenstatus lässt aber auf sich warten. Global verkauft sich das Werk zwar nicht übel, der Erfolg stellt sich zunächst jedoch vor allem auf nationaler Ebene ein. Aber die dortige Konkurrenz schläft nicht.
„Battle of Britpop“: Oasis vs. Blur
Die Kollegen von Blur bereiten den Gallaghers und ihren Kollegen einiges an Kopfzerbrechen. Im „Battle of Britpop“ und im direkten Vergleich der Songs Country House (Blur) und Roll With It (der zweiten Vorabsingle aus Morning Glory), die beide am 14. August 1995 veröffentlicht werden, müssen sich Oasis zunächst geschlagen geben; finden dafür aber wie üblich kreative Gründe. Seitens des Managements heißt es mal, dass es am günstigeren Preis der Blur-Nummer liege, oder gern auch, dass der Strichcode aus rätselhaften Gründen versagt hätte.
Als Bandleader Noel dazu Stellung nehmen möchte, wählt er nicht die weisesten Worte: „Ich hoffe, Blur bekommen AIDS und sterben.“ Das muss er selbstverständlich zurücknehmen; 2011 stellt er klar: „Ich hätte ihnen besser eine üble Erkältung gewünscht.“ Aber das PR-Desaster lässt sich nicht mehr abwenden. Die Spannungen zwischen den Rivalen spiegeln sich zudem auch innerhalb der Band.
Besetzungswechsel & Drogeneskapaden
Schon während der ersten US-Tour zieht Liam Noel ein Tamburin über, Noel wiederum befindet sich auf direktem Weg in die Drogen-induzierte Psychose. Dass der Rest der Besetzung ungefähr so oft wechselt wie die Reiseroute, wundert also nicht. Zum Glück bleibt den Gallaghers aber dieses verdammte Talent.
Man ahnt: Es darf gerne noch kommerzieller sein. Zum Glück hat Songwriter Noel anderen Stücken etwas fettere Refrains und ein bisschen mehr Gefühl verpasst, von Produzent Owen Morris stammt außerdem erneut ein perfekter Neunziger-Sound. Gäste gibt es auch: So kann man den „Modfather“ Paul Weller beispielsweise am Sechssaiter und im Hintergrundgesang auf Champagne Supernova wahrnehmen. Innerhalb von 15 Tagen hatten Oasis die Platte im Kasten. Was die Arbeitsmoral angeht, kann man Kain und Abel 2.0 nichts nachsagen.
Geradewegs in die Pop-Stratosphäre
Als Oasis ihr Werk am 2. Oktober 1995 veröffentlichen, müssen sie noch eine kurze Schrecksekunde aushalten: Bei der Kritik kommt der Langspieler nämlich nicht wirklich an, man nennt ihn „banal“ und einen „Lückenfüller“. Zum Glück teilt die Öffentlichkeit diese Meinung nicht und macht (What’s The Story) Morning Glory? zum durchschlagenden Erfolg. Singles wie Wonderwall, Don’t Look Back In Anger und Champagne Supernova können auch heute noch wirklich alle mitsingen, die schon mal ein Radio benutzt haben. Im Vereinigten Königreich mausert sich das Album zum bestverkauften der Dekade und erhält unglaubliche 15 Platin-Auszeichnungen, während auch weltweit die Kassen klingeln. Wer waren noch gleich Blur?
Üblicherweise folgt zu diesem Zeitpunkt die Ehre eines MTV Unplugged, das Liam aber schwänzt und zu allem Überfluss auch noch sabotiert. Bei den MTV Video Music Awards 1996 kann man dann live beobachten, wie der singende Gallagher ordentlich abdreht: Rüde Gesten in Richtung seines Bruders, und feine Ohren meinen gar, die Supernova befinde sich nun „up your bum“. Es wundert also nicht, dass die Geschichte von Oasis 2009 mit einem Gerichtsverfahren endet.
Zeitsprung: Am 28.8.2009 steigt Noel Gallagher endgültig aus & Oasis lösen sich auf.
Popkultur
Zeitsprung: Am 1.10.1985 wird Madonnas Filmdebüt gegen ihren Willen veröffentlicht.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.10.1985.
von Sina Buchwitz und Christof Leim
Viele Popstars wagen im Laufe ihrer Karriere einen Ausflug in die „benachbarte“ Film- und Fernsehwelt. Pop-Urgestein Madonna bildet da keine Ausnahme: Sie spielt zwischen 1985 und 2002 in 18 Spielfilmen mal größere, mal kleinere Rollen mit ebenso variierendem Erfolg. Ihr Debüt in A Certain Sacrifice von 1979 bringt ihr 100 Dollar – und dem Regisseur ein „Fuck You“.
Hier könnt ihr das Album Like A Virgin anhören:
Mitte der Achtziger brennt sich Madonna für immer in die Netzhaut der Popkultur: In Brautkleid und Bustier singt die Meisterin der Provokation erst bei den MTV Awards Like A Virgin und schockt damit die konservativen USA, um wenig später im Musikvideo zu Material Girl im Marilyn Monroe-Look einmal mehr zu beweisen, dass Männer in ihrer Welt höchstens die zweite Geige spielen. Im Frühjahr 1985 geht Madonna mit dem Album Like A Virgin auf Tour und festigt ihren Status als neue Stil- und Musikikone. Die Platte verkauft sich weltweit über 14 Millionen Mal. Zur gleichen Zeit feiert sie ihr Debüt auf der Kinoleinwand mit Desperately Seeking Susan (hierzulande: Susan… verzweifelt gesucht).
Ein kleines Stück vom Glück
Nun möchte auch jemand anders ein Stück von Madonnas Ruhm abhaben und veröffentlicht am 1. Oktober 1985 Madonnas eigentliches Filmdebüt. Das hatte sie bereits 1979 gedreht, bis dato war es aber nie an die Öffentlichkeit gelangt. Und das unterscheidet sich deutlich vom Hochglanz-Hollywood-Streifen Desperately Seeking Susan: In der bizarren Low-Budget-Produktion A Certain Sacrifice spielt Madonna die Rolle der Bruna, einer New Yorkerin, die mit ihren drei „Liebessklaven“ auf der Lower East Side lebt. Als die Figur sich unerwartet in einen jungen Mann verliebt und mit ihrer Clique brechen will, wird sie vergewaltigt. Ein brutaler Ritualmord ist die Folge.
A Certain Sacrifice on Home Video! Madonna’s Dirty Laundry #1985 #Madonna Only $59.95 #RebelHeart #StephenLewicki pic.twitter.com/LRXwkLIUUg
— it’s all madonna’s fault (@madonnas_fault) August 8, 2015
Mit nur 20.000 Dollar produziert Regisseur Stephen Jon Lewicki die 60-minütige Geschichte und zeigt sich vom Einsatz seiner Hauptdarstellerin begeistert. Die hatte sich mit einem dreiseitigen, handgeschriebenen Brief beworben, obwohl nicht mal eine Gage ausgeschrieben war. Letztlich erhält sie als einzige Schauspielerin 100 Dollar, um ihre Miete zahlen zu können.
„Fuck You“, Lewicki!
Sechs Jahre später ist die ursprüngliche Begeisterung für den Film verflogen: Neben einer Vergewaltigungsszene sind es vor allem die Oben-Ohne-Sequenzen, die Pop-Ikone Madonna Sorge bereiten. Über die geplante Veröffentlichung zeigt sie sich entsprechend erbost und versucht, diese zu stoppen. Bei einer privaten Vorführung in Lewickis Apartment reagiert sie schockiert auf das Ergebnis, brüllt „Fick dich!“ und stürmt aus der Wohnung. Im Anschluss verklagt sie Lewicki.
Das Filmposter zu „A Certain Sacrifice
Am 2. August 1985 verliert Madonna den Rechtsstreit jedoch, und der Streifen darf veröffentlicht werden. Nach einigen Filmvorführungen in New York wird A Certain Sacrifice auf Videokassette vertrieben. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. So schreibt die New York Post: „Madonna ist sexy wie die Hölle.“ Erwartungsgemäß geistert er heute mit verschiedenen Coverartworks auch durch das Netz. Ihrer Karriere tut die Entblößung keinen Abbruch, im Gegenteil. Nur zwei Jahre später wird sie mit ihrer Who’s That Girl World Tour zur erfolgreichsten Popsängerin der Achtziger.
Zeitsprung: Am 21.10.1992 veröffentlicht Madonna ihr Buch „Sex“ — samt Skandal.
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