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Popkultur

Johnny Thunders: Zum Geburtstag einer Punk-Ikone

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Johnny Thunders
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Er gilt als Punk-Pionier, als ikonischer Gitarrist und als tragisches Opfer seiner Drogensucht. Johnny Thunders wurde gerade einmal 38 Jahre alt, doch diese 38 Jahre haben ihm gereicht, um wichtige Grundsteine für eine weltweite Bewegung zu legen. Werfen wir einen Blick auf sein viel zu kurzes Leben.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch das Debüt der New York Dolls anhören:

Unsere heutige Geschichte beginnt im New Yorker Stadtbezirk Queens, wo John Anthony Genzale am 15. Juli 1952 zur Welt kommt. Seine ersten Jahre verbringt er im Stadtteil East Elmhurst, später siedelt die Familie nach Jackson Heights um. Schon mit 15 steht er zum ersten Mal auf einer Bühne, wenig später legt er sich seinen ersten Künstlernamen Johnny Volume zu. Als er tiefer und tiefer in die New Yorker Musikszene eintaucht, verpasst ihm seine Schwester Mariann die passende Optik dazu und stylt ihren Bruder wie Keith Richards von den Rolling Stones. Im November 1969 besucht der junge Johnny dann auch noch ein Konzert seiner großen Vorbilder und beschließt endgültig, dass er Musiker werden möchte.

Johnny Thunders: ein launischer Frontmann

Die Anfänge der New York Dolls könnt ihr an anderer Stelle nachlesen. Konzentrieren wir uns an dieser Stelle also auf Johnnys Rolle in der Band, der sich ab seinem Einstieg in die Gruppe Johnny Thunders nennt. Mit seinen Performances auf der Bühne nimmt der Frontmann nämlich mächtig Einfluss auf die Außenwahrnehmung der New York Dolls — nicht immer nur zum Besseren. So kann es bei Thunders durchaus vorkommen, dass er am einen Abend einen kraftvollen und energiegeladenen Auftritt hinlegt, am nächsten Tag aber völlig neben der Spur ist. Teilweise ändert sich seine Laune sogar am gleichen Abend so stark, dass er zwischen den beiden Extremen hin und her schwankt.

Als sich die New York Dolls 1976 auflösen, gründen Thunders und Dolls-Schlagzeuger Jerry Nolan die Heartbreakers (nicht die Begleitband von Tom Petty, sondern eine Punk-Band). Die Gruppe tourt durch ganz Amerika, macht gemeinsam mit den Sex Pistols, The Clash und The Damned Europa unsicher und erspielt sich vor allem diesseits des Atlantiks einen hervorragenden Ruf. 1980 endet auch die Geschichte dieser Band. Im Anschluss veröffentlicht Thunders etwas Solomaterial, zieht mit seiner Frau Julie nach Detroit um und ruft mit ihr eine Gruppe namens Gang War ins Leben. Es kommt auch zu einer Heartbreakers-Reunion, die allerdings nicht von langer Dauer ist. Danach führt Thunders’ Weg nach Europa: Zu Beginn der Achtziger lebt er mit Frau und Kind in Paris und Stockholm.

Johnny Thunders’ tragischer Tod

Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Thunders mit einer Band namens The Oddballs, spielt akustische Shows und nimmt hier und dort Songs mit anderen Gruppen auf. Doch seine Drogensucht steht ihm im Weg. Methadon, Kokain: Thunders betreibt Ende der Achtziger Raubbau an seinem Körper und genau das wird ihm am 23. April 1991 zum Verhängnis, zumindest laut einiger Quellen. An jenem Tag wird der Musiker tot in einem Hotelzimmer in New Orleans aufgefunden. Die Ursache bleibt bis heute nicht völlig geklärt, doch die Zeitung Orlando Sentinel berichtet nach seinem Tod davon, dass in Thunders Blut eine Überdosis Methadon und Kokain festgestellt worden sei. Dee Dee Ramone glaubt in seiner Biografie eher an einen Überfall mit anschließendem Mord.

Wie auch immer Thunders genau gestorben ist: Sein Tod kommt viel zu früh. Es lässt sich kaum überschätzen, welchen Einfluss der New Yorker zu Lebzeiten auf die Entwicklung des Punk nimmt und wie sehr er der Bewegung ein Gesicht gibt. Auch seine Rolle als Gitarrist sollte nicht abgetan werden, wie Dolls-Bassist Arthur „Killer“ Kane später beschreibt, als er von seinem ersten Treffen mit Thunders erzählt: „Ich habe gehört, wie jemand ein Gitarrenriff gespielt hat und wusste nicht, wie er das macht. Es war dreckig, böse, rau, roh und ungezügelt. Das hat mich wirklich inspiriert.“ 36 Stunden vor seinem Tod steht Thunders übrigens noch mit einer Düsseldorfer Band namens Die Toten Hosen im Studio. Doch diese Geschichte heben wir uns für ein anderes Mal auf.

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