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Popkultur

Zeitsprung: Am 9.9.1995 dröhnen Kyuss zum letzten Mal auf einer Bühne.

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Kyuss drei Jahre vor dem Split in Chicago - Foto: Paul Natkin/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 9.9.1995.

von Christof Leim

Schon schade: Am 9. September 1995 spielen Kyuss ihr letztes Konzert. Neunziger-Kids mit Herz für Stoner Rock macht das heute noch traurig, denn so coole Dröhnsounds wie die Typen aus Palm Desert in Kalifornien hat damals niemand gemacht. Woran lag es – und geht da noch was?

Hört hier die finale Kyuss-Platte …And The Circus Leaves Town:

Das tolle Gerumpel lief nur acht Jahre: 1987 hatte sich die Band gegründet, lustigerweise unter dem deutschen Namen Katzenjammer. Der Name Kyuss entstammt dem Fantasy-Rollenspiel Dungeons & Dragons und bezeichnet dort ein untotes Monster. (Ja, Josh Homme, Brant Bjork, John Garcia und Nick Oliveri waren kleine Zocker-Nerds – wie viele Rockstars übrigens.)

Grundlagenbildung

In den folgenden Jahren legen Kyuss ein fettes Fundament in der lauten, rauchigen Welt des Stoner Rock. Sicher, viel dieses Sounds verdanken wir wie immer den mächtigen Black Sabbath (vor allem deren Master Of Reality von 1971), und Hawkwind wabern da auch schon seit Dekaden in der Welt herum. Aber Kyuss hinterlassen ihrerseits deutliche Spuren in der harten Musik der Neunziger. Vier Platten und eine EP schafft das Quartett zwischen 1990 und 1995, angefangen bei der EP Sons Of Kyuss bis zur Abschlussrunde …And The Circus Leaves Town. Vor allem die mittleren Werke Blues For The Red Sun (1992) und Welcome To Sky Valley (1994) bringen der Kapelle aus dem Underground kommerziellen Erfolg und weltweit Ruhm und Ehre.

Der wilde Ritt endet am 9. September 1995: Beim Festival Festa dell’Unità in Reggio nell’Emilia in Italien geben Kyuss ihr letztes Konzert. Der finale Song: Fatso Forgetso. Drei Tage vorher absolvierte das Quartett seinen Bühnenabschied in Deutschland gespielt in Oberhausen. Die Band löst sich nicht lange danach auf und taucht nur noch auf einer 1997er-Split-EP mit den Queens Of The Stone Age auf, der neuen Spielwiese von Gitarrist Josh Homme.

Was war denn da los?

Zur Frage, warum Kyuss den Stecker ziehen, geistern unterschiedliche, meist undeutliche Erklärungen durch die Welt: Zum einen trifft der Ausstieg von Drummer Brant Bjork nach Welcome To Sky Valley seine Kollegen hart. „Es fühlte sich an, als würde uns der Boden unter den Füßen weggezogen“, blickt Homme im Sommer 2020 zurück während eines Interviews mit Kyuss World Radio. Bjork lässt die anderen damals wissen, dass die Gruppe seiner Meinung nach „vorbei sein sollte“, und interessanterweise teilte der Gitarrist diese Einschätzung: „Früher dachte ich, Bands dürften nicht zu lange existieren. Man gibt alles und bringt seine beste Leistung, und wenn einem das klar wird, löst man sich auf. Man zerstört es, um es zu bewahren.“ 

Gegenüber MTV lässt Homme schon 1996, also nur ein Jahr nach dem Split, noch ein paar seiner Beweggründe durchscheinen: „Ich habe bei Kyuss gespielt, seit ich 14 bin. Etwas anderes kann ich gar nicht. Deshalb musste ich einfach den Schlussstrich ziehen. Wir sind befreundet genug, um das durchziehen zu können. Mir ist lieber, dass die Leute auf Kyuss zurückblicken als der coolste Scheiß aller Zeiten.“ Der Titel des finalen Albums …And The Circus Leaves Town trägt also durchaus eine Bedeutung. Alle Kyuss-Mitglieder tauchen später in anderen Bands wieder auf, etwa Queens Of The Stone Age, Fu Manchu, Dwarves, Eagles Of Death Metal, Mondo Generator, Hermano, Unida, Slo Burn und Them Crooked Vultures.

Geht doch noch was?

Natürlich beten die Stoner-Fans seit 1995 heimlich zu allen Gottheiten der Krachmusik, doch eine Reunion manifestiert sich nicht. Das liegt vor allem an Josh Homme, wie Scott Reeder, Bassist der finalen Inkarnation, 2008 erklärt. Er selbst würde es nach eigenen Aussagen sogar „für Freibier“ machen. Ende 2010 gehen dann drei der Musiker auf Tour als Kyuss Lives!, doch eine Klage von Homme und Reeder setzt dem ein Ende, und aus Kyuss Lives! wird Vista Chino. Erst im Juli 2020 lässt Homme durchblicken, dass er einer Wiedervereinigung durchaus positiv gegenüber steht: „Ich habe mir oft gedacht, dass Kyuss so einfach nicht enden kann.“

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