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Popkultur

Mama’s Boys: 5 Anekdoten über Rockstars und ihre Mütter

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Alice Cooper & Mutter
Foto: Vinnie Zuffante/Getty Images

Sie belegen Pausenbrote, wischen Tränen weg und weisen uns oft ein Leben lang den Weg: Mütter. Völlig egal, ob wir unser Geld als Buchhalter*in oder Rockstar verdienen – die Liebe und Fürsorge bleibt stets dieselbe. Aber zugegeben, gewisse Unterschiede gibt es doch.

von Sina Buchwitz und Timon Menge

Da, wo unsereins die Mama mit Schokolade oder Blumen ehrt, lassen Rockstars wie Elvis Presley für Mutti schon mal einen Cadillac springen. Zudem bereiten Rock’n’Roll-Sprösslinge ihren Müttern mit ihrem fragwürdig-ausschweifenden Lebensstil oft mehr Kummer. Letzteres bewies Virginia Hanlon Grohl – Mutter des Foo Fighters Dave Grohl – 2017 eindrücklich mit ihrem Buch From Cradle To Stage, das ihre und die Geschichten anderer Rockstar-Mütter erzählt. Wir haben fünf Anekdoten über Musiker und ihre Mamas zusammengetragen, die ihr so (vielleicht) noch nicht gehört habt.

1. Dave Navarro besuchte den Mann, der seine Mutter umbrachte.

Jane’s-Addiction-Gitarrist Dave Navarro hat im Leben einiges durch: Neben einer vielseitigen Musikkarriere – inklusive Ausflug zu den Red Hot Chili Peppers sowie diversen TV-Auftritten – und einigen Drogeneskapaden gibt es vor allem ein dunkles Kapitel in Daves Leben, das ihn prägt: die brutale Ermordung seiner Mutter, als er 15 Jahre alt ist.

Am 7. Juni 1967 kommt Dave in Santa Monica zur Welt. Seine Eltern, James Raul Navarro und Constane Colleen Hopkins, lassen sich scheiden, als er sieben Jahre alt ist. Von nun an lebt Dave mit seiner Mutter in Bel Air; seinen Vater sieht er regelmäßig. 1983 trennt sich Connie von ihrem damaligen Freund John Riccardi. Der Bodybuilder akzeptiert die Trennung jedoch nicht; er stellt Connie nach, belästigt sie. Am Abend des 3. März 1983 gipfelt die blinde Eifersucht in einer schrecklichen Bluttat: John bricht in Connies Apartment ein und erschießt nicht nur sie, sondern auch ihre Freundin Sue Jory.

Dave überlebt nur, weil er diesen Abend spontan bei seinem Vater verbringt. Der Täter wird erst acht Jahre später mithilfe der Fernsehserie America’s Most Wanted geschnappt. Im anschließenden Gerichtsverfahren erhält Riccardi zunächst die Todesstrafe, die 2014 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt wird.

Seine Angst, Wut und Trauer betäubt Navarro erst lange mit Heroin; später gelingt es ihm, das erlebte Trauma mit schwarzem Humor und Konfrontation zu bewältigen. In der Dokumentation Mourning Son arbeitet Navarro das Erlebte auf und besucht den Mörder seiner Mutter im Gefängnis. Der von Navarro erwartete Zorn bleibt während des Treffens jedoch aus. „Er ist einfach nur ein alter Typ, der im Gefängnis sterben wird.“

Dennoch zieht er zum Dokumentationsdreh ein positives Fazit: „Nachdem meine Mutter umgebracht wurde, habe ich mich immer auf den Tod, die Ermordung, die Tragödie konzentriert. Jetzt fühle ich mich ihrer Person wieder viel verbundener als vor dem Film. Ich musste ins Trauma eintauchen, um an die Schönheit unserer Beziehung zu kommen.“

2. Rock-Bösewicht Alice Cooper lebt mit Mutti zusammen.

Schwarzes Make-Up, grimmiger Blick und schaurige Bühnenshows: Kaum ein Rockmusiker seiner Zeit provoziert so wie Schock-Rocker Alice Cooper. Dass es sich hier aber eher um ein Schaf im Wolfspelz handelt, beweist ein Blick hinter die Kulissen: Alice Cooper liebt seine Mama. Und zwar so sehr, dass er sich noch immer ein Heim mit ihr teilt!

Cooper-Mama Ella Mae Furnier unterstützt ihren Sohn von Beginn an: „Meine Familie hatte nie ein Problem mit Rock’n’Roll. Meine Eltern waren richtige Jitterburg-Champions! Es war der Lebensstil, wegen dem sie sich sorgten. Die Drogen. Das Herumvögeln. Und sie hatten Recht. Erst als ich nüchtern wurde und alle meine Freunde sterben sah, erkannte ich, dass sie Recht hatten. Jetzt mache ich die besten Songs, die ich je gemacht habe, und bin kerngesund. Das andere Zeug brauche ich nicht“, erzählt der Rocker in einem Interview.

Noch heute lässt Ella auf ihren Sohn nichts kommen: „Meine Mutter lebt mit mir. Sie ist ein Tiger. Sie ist 95 und mein größter Fan. Wenn du es wagst, was Schlechtes über Alice Cooper zu sagen, fällt sie über dich her. Ich hatte Glück, solche Eltern zu haben.“

3. Philomena Lynott: Die Königin des irischen Rock’n’Roll

Als Philomena Lynott am 12. Juni 2019 verstarb, verlor die Welt der Rockmusik eine ihrer hingabevollsten Mütter. Am 20. August 1949 brachte Philomena ihren Sohn Phil Lynott zur Welt, den wir alle als Sänger und Bassisten der legendären Gruppe Thin Lizzy kennen. Im Januar 1986 musste sie ihren Sohn beerdigen. Doch Phil Lynott hinterlässt nicht „nur“ seine am Boden zerstörte Mutter, sondern auch eine trauernde weltweite Fangemeinschaft. Und genau der nimmt sich seine Mama in den Jahrzehnten danach an. „Sie hat immer versucht, Phils Flamme über die Jahre am Leben zu erhalten“, erinnert sich Thin-Lizzy-Gitarrist Scott Gorham in ihrem Nachruf. „Sie hat ihr Zuhause für tausende Fans von überall auf der Welt geöffnet, die sie besuchen wollten.“ Lizzy-Gitarrist Brian Robertson beschreibt sie folgendermaßen: „Sie war jedermanns Mutter – in nur einer Person.“

4. Kanye West hat den mysteriösen Tod seiner Mutter nie verkraftet.

Dass Hip-Hopper ihre Mama weit über deren Tod hinaus lieben und ehren (und die der Konkurrenten gern denunzieren), ist hinlänglich bekannt. Schwierig wird es dann, wenn die Sprösslinge über den Verlust der Mutter nicht hinwegkommen oder sich sogar für deren Tod verantwortlich machen. So geschehen bei Kanye West.

Kanye und seine Mutter Donda teilen von Beginn an eine innige Bindung: Als Kanye drei Jahre alt ist, lassen sich seine Eltern scheiden. Er zieht mit seiner Mutter aus Georgia weg ins 1200 Kilometer entfernte Chicago. Hier arbeitet Donda sieben Jahre lang als Universitätsprofessorin, bis sie mit ihrem Sohn für ein Austauschprogramm für ein Jahr nach China zieht.

Egal, ob Asien oder Amerika: Kanyes Mutter ist stets darauf bedacht, die Kunstaffinität ihres Sohnes zu nähren. So ermöglicht sie ihm bereits im Alter von 13 Jahren seine erste Studioaufnahme: Kanye gibt einen selbstgeschriebenen Rap über Eier und Schinken zum Besten.

Auch als er sich dazu entschließt, das College zu verlassen, stärkt Donda ihm nach anfänglicher Enttäuschung den Rücken: „Als Kanye sein Debütalbum College Dropout veröffentlichte, ging es darum, den Mut zu haben, sich selbst anzunehmen, anstatt dem Weg zu folgen, den die Gesellschaft für einen vorgezeichnet hat.“ Sie wird Kanyes Managerin und begleitet ihn zu unzähligen Awardshows.

West befindet sich auf dem ersten Höhepunkt seiner Karriere, als sein Leben eine tragische Wendung nimmt: Donda stirbt völlig unerwartet im Alter von 58 Jahren an den Folgen einer Schönheitsoperation. Kanye ist von da an nicht mehr derselbe.

Zwar flüchtet er in die Arbeit, indem er nur zwölf Tage später wieder auf der Bühne steht, doch im Laufe der Jahre wird seine Trauer immer wieder mehr als deutlich. 2015 antwortet er in einem Interview auf die Frage, was er für seinen Erfolg opfern musste, mit: „Meine Mama.“ Er nennt den Diät- und Schönheitswahn Hollywoods als Grund für den Tod seiner Mutter.

Seine zunehmend wirren Postings auf Twitter, inklusive missglückter Kandidatur zum US-Präsidenten und wüsten Beleidigungen seiner Schwiegerfamilie gegenüber gipfeln in der Aussage, er wolle ein Foto des Schönheitschirurgen seiner Mutter als Albumcover nutzen. Doch daraus wird nichts, letztlich prangt die Aussage „Ich hasse es, bi-polar zu sein. Es ist fantastisch.“ auf besagtem Cover. Auf das 2020 von Ye angekündigte Album Donda warten Fans bis heute.

5. Elvis Presley und der pinke Cadillac für seine Mama

https://twitter.com/Sskylerr22X/status/1254020600840028160

Oft haben Mütter einen sechsten Sinn. Das gilt auch für Gladys Presley, die in der Nacht des 5. Juni 1955 aus dem Tiefschlaf hochschreckt und sofort das Gefühl hat, dass ihr Sohn gerade in Schwierigkeiten steckt. Und tatsächlich: In der besagten Nacht fängt Elvis’ erster Cadillac Feuer und brennt aus. Der Musiker und seine Band können sich glücklicherweise aus dem Auto retten, aber wir alle wissen, was ein Cadillac für Presley bedeutet hat. Das äußert sich auch im Juli, als er einen weiteren Cadillac kauft. Diesmal schenkt er den Wagen seiner Mutter, die allerdings gar keinen Führerschein hat. Dennoch freut sich Elvis’ Mama riesig über das großzügige Geschenk und bezeichnet den Cadillac stolz als „ihr Auto“.

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