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Popkultur

6 Gründe, warum Black Sabbaths „Master Of Reality“ so wegweisend ist

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Black Sabbath
Foto: Chris Walter/WireImage/Getty Images

Am 21. Juli 2021 feiert das Album Master Of Reality von Black Sabbath seinen 50. Geburtstag. Wir werfen einen Blick auf einige Faktoren, die den Longplayer so großartig machen.

von Markus Brandstetter

Hier könnt ihr Master Of Reality hören:

Bei Black Sabbath ging Anfang der 1970er-Jahre alles Schlag auf Schlag. 1970 legte die Band aus Birmingham ihr selbstbetiteltes Debütalbum vor — und wurde damit zu einer der wichtigsten Rockbands aller Zeiten. Noch im selben Jahr erschien Paranoid, wenige Monate später, eben im Juli 1971, Master Of Reality. Damit schuf die Band nicht nur einen Meilenstein — sondern in den Augen vieler das beste Sabbath-Album überhaupt. Warum? Hier gibt’s sechs Gründe:

1. Die Sache mit den tiefer gestimmten Gitarren.

Natürlich, wenn man über Master Of Reality redet, muss man auch über die tiefer gestimmten Gitarren sprechen. Im modernen Metal ist das heutzutage längst Usus. Iommi war hier einmal mehr Vorreiter: Für die meisten Songs der Platte stimmte er seine Gitarre um drei Halbtöne tiefer. Somit erklingt seine Gitarre nicht im Standard-Tuning E-A-D-G-B-E, sondern in C# F# B E G# C#. Das gibt den Gitarren eine ganz andere Schwere — und macht die ohnehin schon tonnenschweren Riffs von Iommi noch mal heavier.

Dies hatte aber nicht nur künstlerische, sondern ganz pragmatische Gründe: Iommi, der im Alter von 17 Jahren bei einem Unfall einige Fingerkuppen verloren hatte, fand die tiefer gestimmten Saiten aufgrund der geringeren Spannung angenehmer zu spielen, besonders wenn es um lange Sessions ging. Dass die Band dadurch nochmal viel härter klang als normal gestimmt: umso besser.

2. Black Sabbath zeigten sich experimenteller denn je.

Das hatte vor allem damit zu tun, dass es diesmal keine Eile gab. Während die ersten beiden Alben noch in ziemlichem Eiltempo entstanden, nahm sich die Band diesmal Zeit im Studio. „Beim ersten Album hatten wir zwei Tage, um alles zu machen, für Paranoid hatten wir nicht viel mehr Zeit“, erinnerte sich Drummer Bill Ward. „Aber jetzt konnten wir uns Zeit nehmen und verschiedene Dinge ausprobieren. Wir haben alle die Gelegenheit genutzt: Tony warf klassische Gitarrenparts ein, Geezers Bass wurde praktisch in der Leistung verdoppelt, ich entschied mich für größere Bassdrums und experimentierte auch mit Overdubs. Und Ozzy war so viel besser.“

3. Auf Master Of Reality regiert die textliche Vielfalt.

Religion, Krieg und Rausch — so lässt sich die textliche Ebene von Master Of Reality umreißen. Während Ozzy auf dem Opener Sweet Leaf noch ein Loblied auf die gepflegte Sportzigarette singt (Raucherhusten-Intro von Tony Iommi inklusive!), verwirrte die Band mit dem Stück After Forever all jene, die sie zuvor als Satanisten abgestempelt hatten — mit einem Lied über das Christentum. „Have you ever thought about your soul, can it be saved? / Or perhaps you think that when you’re dead you just stay in your grave / Is God just a thought within your head or is he a part of you? / Is Christ just a name that you read in a book when you were in school?“, heißt es darin. „Was wir bei After Forever gemacht haben, war, relevante Fragen über die Gültigkeit des Christentums, insbesondere des Katholizismus, zu stellen. Wir haben unsere eigenen inneren Bedenken über all das zum Ausdruck gebracht und jeden gefragt, ob er bereit ist, das Gesagte zu akzeptieren, ohne zu hinterfragen, ob es richtig oder falsch ist“, erklärte Ward dazu.

4. Die völlige Kompromisslosigkeit

Das bekannte Magazin Kerrang! schrieb einst, dass Sabbath in den Anfangstagen zwar die böseste Band weit und breit waren, beim Schreiben aber immer noch versuchten, ihren Bekanntheitsgrad zu steigern — und somit auf Radiohits spekulierten und versuchten, bei Top Of The Tops unterzukommen. „Sabbaths drittes Full-Length-Album ist der Punkt, an dem die Schönwetter-Hörer abspringen und die Ergebenen ihre wahre Liebe zur Band beginnen“, so das Magazin. Von dieser Theorie kann man halten, was man möchte — Master Of Reality ist jedoch definitiv das kompromissloseste Werk der Band bis dahin.

5. Der wegweisende Sound

Master Of Reality ist die perfekte Mischung aus Schwere und Monotonie, Melodie und Wiederholung. Hier muss nichts schnell sein, hier stampft und galoppiert alles bleiern vor sich hin. Eine Blaupause für das, was später Doom Metal werden sollte — und eine unerreichbare Messlatte.

6. Sabbath beobachten und beschreiben, was sie sehen. Und sie sehen Verdammnis.

Apropos Doom. Während die Band in den früheren Texten noch ihre Fantasie hatte spielen lassen, gibt es auf Master Of Reality keine Mythen und Gespenster, sondern in erster Linie eins: Beobachtung und Verdammnis. „Aber was wir mit dem Meister machten, war, alles in Frage zu stellen. Wir waren in dieser Phase unseres Lebens. Worüber wir schrieben, war das, was um die Band herum geschah. Sabbath waren zu Beobachtern des Lebens geworden, und das sollte sich für den Rest des Jahrzehnts fortsetzen. Vielleicht waren wir vorher etwas mehr von Geschichten beeinflusst, die Fantasie waren, aber jetzt nicht mehr“, erklärte Ward dazu.

Auch 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung hat Master Of Reality nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt. Die tiefergestimmten Gitarren, das Songwriting, die Kompromisslosigkeit, die Schwere: Einmal mehr definierten Black Sabbath das, was Rockmusik sein konnte.

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