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Popkultur

„Mensch“: Herbert Grönemeyers Mega-Erfolg wird 20!

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Herbert Grönemeyer
Titelfoto: Sean Gallup/Getty Images

Als Herbert Grönemeyer im November 1998 innerhalb von nur fünf Tagen seinen Bruder Wilhelm und seine Frau Anna verlor, brach für den Musiker die gesamte Welt zusammen. Bis heute bleibt unvorstellbar, wie mühsam er mit der Trauer gekämpft haben muss, die sein elftes Album Mensch so entscheidend prägte. Ein Rückblick auf eine der meistverkauften deutschsprachigen Platten aller Zeiten.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch den Titeltrack von Herbert Grönemeyers 11. Album Mensch anhören:

Die erste Novemberwoche 1998 dürfte sich als schlimmste Woche seines Lebens in Herbert Grönemeyers Kopf eingebrannt haben. Am 1. November stirbt sein Bruder Wilhelm, am 5. November verliert seine Frau Anna mit nur 45 Jahren den Kampf gegen ihre Brustkrebserkrankung. Grönemeyer zieht sich zurück, zeitweise möchte er sogar von der Musik nichts mehr wissen. Doch dann macht er sich seine größte Leidenschaft zunutze, um Annas und Wilhelms Tod zu verarbeiten.

Mensch

„Musik ist für mich eine Form von Begeisterung und ein Ventil, das mein Leben in Balance hält“, gibt er 2002 in einem Stern-Interview zu Protokoll. „Sie ist mein privater Hochsicherheitstrakt. Mein Geheimnis, das mich überallhin begleitet und das mir keiner nehmen kann. Ich dachte: Wenn du dieses Zentrum deines Lebens auch noch verlierst, ist Schluss.“ Ein ganzes Jahr braucht Grönemeyer, bevor er neue Songs schreiben kann — dann komponiert er das vielleicht beste Album seines Lebens.

„Geraucht und geredet, geraucht und geredet“

„Besonders dankbar bin ich dafür meinem Co-Produzenten, der mich überredet hat, es mit der Musik zu versuchen“, verrät Grönemeyer 2002 im Interview mit dem WDR und redet von seinem heutigen Stammproduzenten Alex Silva. „Er hat dann einen Raum gemietet, und zuerst haben wir nur geraucht und geredet, geraucht und geredet. Dann haben wir angefangen und da er ein hartnäckiger Typ ist, haben wir es fertig bekommen.“ Wie lapidar „es fertig bekommen“ klingt, wenn Grönemeyer vom mit Abstand erfolgreichsten Album seiner Karriere spricht. Nur der Soundtrack von Dirty Dancing ging in Deutschland öfter über die Ladentheke als Grönemeyers Mensch.

Dieser Erfolg verwundert nicht, denn Songs wie der Titeltrack, die traurig-schöne Single Der Weg sowie das Stück Zum Meer laufen ab 2002 wirklich überall. Letzterer begeistert auch Grönemeyers damals 15-jährigen Sohn Felix. „Dein Song Zum Meer ist sehr in Ordnung“, soll er laut Stern-Interview gesagt haben. „Das ist die ultimative Nummer deines neuen Albums.“

Das Songwriting und die Produktion gehen in Grönemeyers damaliger Wahlheimat London über die Bühne. Gemeinsam mit Silva meißelt der Musiker die vielleicht wichtigsten Songs seiner Biografie in Stein, und zwar sowohl in den legendären Abbey Road Studios als auch in den RAK und den Mayfair Studios in der britischen Hauptstadt. Bei der dritten Single Demo (Letzter Tag) ist der Name Programm: Nur einen Tag, bevor das fertige Album ans Presswerk verschickt werden soll, nimmt Grönemeyer das Stück noch schnell auf.

Mensch: Grönemeyers Mega-Erfolg

Schon bevor Mensch am 30. August 2002 erscheint, offenbart sich, wie sehr Deutschland auf das Album wartet. Als die CD zum ersten Mal in den Regalen steht, ist sie schon längst mit Platin veredelt; allein die Vorverkäufe haben dafür gereicht. Ganze elf Wochen lang belagert Grönemeyer mit seiner elften Platte den ersten Platz der deutschen Albumcharts. Mit dem Titeltrack gelingt ihm wenige Wochen zuvor sein allererster Nummer-eins-Hit.

Im Fokus stehen die Erfolge für Grönemeyer nicht: „Ich hatte nach den Schicksalsschlägen im November 1998 vor allem Angst, ich verliere den zweiten Schatz, den ich in mir trage, Musik zu machen“, erzählt der Musiker 2002 im WDR-Interview. „Diese Platte überhaupt fertiggestellt zu haben, ist für mich deshalb ein Anlass zu enormer Zufriedenheit.“ Danke für das großartige Album, die tiefen Einblicke in dein Seelenleben und dafür, dass du all das mit uns geteilt hast, lieber Herbert. Wir sind uns sicher: Mensch wird auch die nächsten 20 Jahre nichts von seiner Bedeutung einbüßen.

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