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Popkultur

Norah Jones’ neues Album „Visions“: Das Licht am Ende des Tunnels

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Norah Jones
Foto: Joelle Grace Taylor

22 Jahre ist es her, dass Norah Jones mit ihrem Debütalbum Come Away With Me über Nacht zum Superstar und zur (damals) achtfachen Grammy-Gewinnerin wurde. Nun legt die 44-Jährige ihr neuntes Studioalbum Visions vor – und zeigt uns, dass die Krise, die sie auf ihrem Vorgängeralbum thematisierte, überwunden ist.

von Markus Brandstetter

Man kann es drehen und wenden, wie man möchte: Norah Jones hat eine sehr smoothe Stimme. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass der US-amerikanische Superstar immer Lust auf geschmeidigen, klavierbasierten Pop-Jazz hat – auch wenn das viele seit ihrem grandiosen Debütalbum ein ums andere Mal erwarten. Nicht, dass Jones das nicht längst bewiesen hätte, etwa mit ihrem Nebenprojekt The Little Willies, aber auch mit Alben wie Pick Me Off The Floor. Apropos Pick Me Off The Floor: Hierbei handelte es sich inhaltlich definitiv um das melancholischste Jones-Album. Geschrieben in der Pandemie-Zeit, verarbeitete Jones hier eine Lebenskrise.

Licht am Ende des Tunnels

Die Lebenskrise, die Jones offenbar bei ihrem letzten Album durchmachte, scheint überstanden zu sein – und Visions ist quasi das Gegenstück zu Pick Me Off The Floor. „Als ich die Songs auf Norahs neuem Album Visions zum ersten Mal hörte, war es offensichtlich, dass sie den Sturm überstanden hatte und mit einem neuen Gesicht auftauchte, dass sie den Sturm überstanden hat und mit einer aufgeklärten Perspektive daraus hervorgeht“, sagt Blue-Note-Labelchef Don Was zur Platte. Jones sehe hier endlich „das Licht am Ende des Tunnels, der sie vier Jahre zuvor verschlungen hatte“.

Visions ist also wieder ein optimistischer Gruß der Künstlerin an ihre Hörerinnen und Hörer. Jones erarbeitete das Album gemeinsam mit Leon Michels, einem musikalischen Tausendsassa, der unter anderem bei Sharon Jones & The Dap-King spielte und auch mit Acts wie dem Wu-Tang Clan und Charles Bradley arbeitete. Gemeinsam, erzählt Jones, probierten sie alles an Ideen aus, was ihnen in den Sinn kam – und schauten, was davon hängenblieb. Die beiden kannten sich, da Michels bereits auf einigen Jones-Stücken Bläsersätze beigetragen hatte.


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Verspielter Mix

„Stay with me, I’ll make it easy“, singt Jones im Opener All This Time. Eine Ansage, ein Versprechen, das Jones definitiv einhält. Hier regiert wieder der Optimismus. Dabei setzen Jones und ihr Partner auf einen Sound, der nicht zu poliert ist. Sie will sogar etwas Garage raushören. Visions ist ein Querschnitt von dem, was Jones bislang so gemacht hat: ein bisschen Country, ein bisschen Rock, Soul, Pop-Appeal und natürlich auch etwas Jazz.

Ein gut gelaunter, verspielter musikalischer Mix mit Lust zum Experimentieren. Und auch zur Abwechslung: Das getriebene Staring At The Wall zeichnet gleich eine ganz andere Stimmung als der Opener. Jones klingt abgebrühter als sonst. Paradise ist dann richtig schöner Piano-Soul, bei Queen Of The Sea reagieren die Gitarren und der Harmoniegesang. Der Titeltrack Visions ist eine schöne, nur von einer Gitarre und Jones’ Stimme getragene Ballade, später stoßen auch Bläser hinzu. Am Ende des Albums bietet uns Jones nochmal das Gegenstück zur Lebenskrise von Pick Me Off The Floor: „You get up, you fall down, down, down again“ singt sie – und fasst zusammen: „That’s life.“

Jones über die Entstehungsweise von Visions

„Der Grund, warum ich das Album Visions genannt habe, ist, dass viele der Ideen mitten in der Nacht oder in dem Moment kurz vor dem Schlafengehen entstanden sind, und Running war eine davon, wo man im Halbschlaf ist und irgendwie wachgerüttelt wird“, erzählt Jones über das Album. „Wir haben die meisten Songs auf dieselbe Art und Weise gemacht: Ich saß am Klavier oder an der Gitarre, Leon spielte Schlagzeug und wir jammten einfach drauflos. Ich mag die Ungeschliffenheit zwischen mir und Leon, die Art und Weise, wie es sich anhört, als wäre es Garage, aber auch eine Art von Soul, denn das ist es, wo er herkommt – aber auch nicht übermäßig perfektioniert.“

Mit Visions liefert Jones ein abwechslungsreiches, kurzweiliges und ausgesprochen gut gelauntes Album, auf dem sie im zeitlosen, nicht zu sehr polierten Sound ihre musikalischen Vorlieben unter einen Hut bringt.

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