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Popkultur

Als Herbert Grönemeyer mit „Ö“ zum deutschen Rockstar wurde

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Herbert Grönemeyer HEADER
Titelfoto: Bernd Mueller/Getty Images

18 Millionen verkaufte Platten, elf deutsche Nummer-eins-Alben in Folge und unzählige Hits, die wirklich jeder mitsingen kann: Herbert Grönemeyer ist das Schwergewicht der deutschen Pop-Welt. Am 30. März 1988 erschien sein siebtes Album Ö — und ebnete Grönemeyer endgültig den Weg nach ganz öben … äh … oben.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Herbert Grönemeyers aktuelles Album Das ist los anhören:

Den großen Durchbruch hat Herbert Grönemeyer im März 1988 längst hinter sich. Schon mit seinem fünften Album 463o Bochum (1984) konnte der Nuschelrocker einen Hit landen, nicht zuletzt dank unsterblicher Songs wie Männer, Flugzeuge im Bauch und der inoffiziellen Stadthymne Bochum. Mit dem Nachfolger Sprünge (1986) gelangen Grönemeyer ebenfalls mehr als nur passable Erfolge, zum Beispiel dank der Über-Single Kinder an die Macht. Doch wie groß Grönemeyer wirklich werden sollte, manifestierte sich erst im Jahr 1988. Auf seinem siebten Album Ö klingen der charismatische Künstler und seine Musiker noch abwechslungsreicher, pointierter und vor allem eingeschworener — und das kam so.

Ö von Herbert Grönemeyer: Ein Album unter besonderen Umständen

Bevor Grönemeyer und seine Band im Oktober 1987 mit der Aufnahme von Ö starten, geben sie eine Anzeige auf, um einen geeigneten Ort für die Sessions zu finden. Ein Haus soll es sein, in dem die Musiker wohnen und ihre Technik installieren können. Den Zuschlag erhält ein kleines Schloss in Belgien, wo sich die Gruppe für drei Monate einnistet. Die Zeit ist von Zusammenhalt und familiärer Atmosphäre geprägt. Grönemeyer, der gerade zum ersten Mal Vater geworden ist, wohnt auf engstem Raum mit seiner Band zusammen. Die Musiker spielen Kicker, trinken Bier und genießen neben der Arbeit das Leben. „Das ist die größte und intensivste und innigste Band-Platte, die wir hier gemacht haben“, erinnert sich Grönemeyer später in einem Interview. Das hört man.

Schon mit dem Schlagzeugeinsatz des ersten Songs Was soll das verdeutlichen Grönemeyer und seine Band: Anschnallen, bitte — jetzt wird auf die Tube gedrückt! So treibt Drummer Armin Rühl den kurzatmigen Grönemeyer mit dem Schlagzeug-Beat regelrecht vor sich her. Stück für Stück baut sich die Eifersuchtsgeschichte zu einem emotionalen Feuerwerk auf und Grönemeyer bellt staccatoartig ins Mikro, wie wütend ihn dieser neue Typ macht. Anschließend rutschen dem Sänger und seiner Band ihre Dire-Straits-Einflüsse raus, denn ganz ehrlich: Das Intro von Vollmond hätte genauso gut Mark Knopfler einspielen können. Auch Komet gehört zu den beliebteren Songs der Platte, ebenso wie die Ballade Halt mich.

Eine Besonderheit ist Grönemeyers Arbeitsweise. Während die meisten Künstler*innen zuerst die Texte schreiben und dann die Musik dazu entwickeln, geht Grönemeyer genau umgekehrt vor. Erst wenn die Songs komplett eingespielt und fertig sind, quasi kurz vor der Abgabe der Bänder an die Plattenfirma, setzt er sich unter Hochdruck hin und verfasst seine Lyrics. Vielleicht kommt daher auch das Staccatoartige: weil er seine Zeilen in der bereits bestehenden Musik unterbringen muss. Inhaltlich orientiert sich Grönemeyer in seinen Texten am Expressionismus des eingehenden 20. Jahrhunderts, was sich unter anderem in Songs wie Mit Gott zeigt. Es ist Grönemeyers ganz eigenwillige Mischung — und genau die beschert im großen Erfolg.

Ö: Herbert Grönemeyers Ticket auf den deutschen Pop-Olymp

Mit seinem siebten Album Ö reserviert sich Herbert Grönemeyer endgültig einen Platz unter den ganz Großen. Allein in Deutschland geht die Platte etwa 1,75 Millionen Mal über die Ladentheke; sieben Gold-Auszeichnungen kassiert Grönemeyer für seine siebte Veröffentlichung. In den Jahrescharts von 1988 belegt Ö die zweite Stufe des Siegertreppchens; nur der Soundtrack von Dirty Dancing verkauft sich noch häufiger. Auf der Liste der meistverkauften Alben in Deutschland teilt sich die Platte den 23. Platz mit Face Value von Phil Collins, den Greatest Hits von Queen, Joyride von Roxette und Affentheater von Westernhagen. Um Grönemeyers größten Erfolg handelt es sich bei dem Album allerdings noch lange nicht — doch das sind wieder einmal andere Geschichten.

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