------------

Popkultur

Pablo Dylan: Der Enkel von Bob Dylan will jetzt als Folk-Rocker die Welt erobern

Published on

Es ist nicht leicht, mit Bob Dylan verwandt zu sein – zumindest nicht, wenn man selbst als Musiker seine Sporen verdienen will. Dass die Gene des Jahrhundert-Songschreibers durchaus eine Bürde sein können, wusste schon dessen (ebenfalls hochtalentierter) Sohn Jakob Dylan. Der konnte sich mit seiner Band The Wallflowers in den 1990er-Jahren aber nicht nur davon freischwimmen, sondern fuhr mit dem Album Bringing Down The Horse sogar Albumverkäufe ein, von denen Papa Bob nur träumen könnte.

von Markus Brandstetter

Nun versucht es ein weiterer Spross der Dylan-Familie: Bobs 23 Jahre alter Enkel Pablo. Der ist allerdings nicht der Sohn von Jakob, sondern Dylans ältestem Sohn Jesse, der als Filmemacher und Geschäftsmann erfolgreich ist. Pablo heißt übrigens tatsächlich so – benannt nach Pablo Neruda und Pablo Picasso, zu dem Opa Bob ja gerne mal Geistesverwandtschaft attestiert wurde.



Erste Gehversuche als Rapper

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Pablo Schlagzeilen macht. Bereits vor sieben Jahren fiel der damals 15-Jährige auf, als er – zu dieser Zeit als Rapper aktiv – ein Mixtape veröffentlichte und mit Sätzen wie „Ich sehe meinen Großvater als den Jay-Z seiner Zeit“ für wahlweise Verwunderung oder Kopfschütteln sorgte.

Laut dem US-amerikanischen Rolling Stone war Pablo überrascht von der Aufmerksamkeit, die der Familienname Dylan logischerweise mit sich bringt – und auch von viel Hass, der ihm deswegen entgegenschlug. Pablo versuchte sich in verschiedenen Genres, experimentierte und arbeitete mit Künstlern wie Erykah Badu oder ASAP Rocky zusammen.


Als Hip-Hopper klang Pablo zum Beispiel so:


Neuerfindung als Rock’n’Roll-Poet

Jetzt hat Pablo dem Hip-Hop aber den Rücken gekehrt und wendet sich mit seiner neuen EP The Finest Somersault dem Folk-Rock und jener Spielart des Rock’n’Roll zu, die Bob auf Alben wie Bringing It All Back Home oder Blonde On Blonde erfand und perfektionierte.


Hört hier in die neue EP von Pablo Dylan rein:

Für das volle Hörvergnügen klickt auf „Listen“

The Finest Somersault und die Nähe zu Bob

Schon der Titelsong The Finest Somersault bemüht sich musikalisch wie textlich erst gar nicht, Parallelen zum übermächtigen Großvater zu verneinen. Es klingt, als hätte Pablo versucht, seine eigene, zeitgemäße Version von Subterranean Homesick Blues zu schreiben. Der Beat ist geschäftig, wie schon bei Bob tauchen überall populäre Figuren und Gesichter auf, der Ton ist mal abstrakt, mal poetisch, mal salopp-gesprächig – und auch die Phrasierung, das Augenzwinkern und die schelmische Ironie meint man durchaus von irgendwo zu kennen.

„Then she grabbed me by the shoulder and told me we should leave / Said I talk like Caesar and promised me then / Of such matters, she’ll never speak“, singt Pablo – und bringt dann gleich prominente Namen ins Spiel: „She jumped in the Uber and I turned on Kanye / Looked like her mind was wasted or she had a mighty long day / She said, ‘I only like singers who don’t write the songs / Please do me a favor and turn on Bieber / He’s nothing close to a poet, he’s a real singer“.


Und hier zum Vergleich Bob Dylans Subterranean Homesick Blues:


Auch im Folk-Song Eye Of The Storm ist Bob Dylan hörbar: Die langgezogenen Vokale von Pablo klingen fast schon wie eine Persiflage auf ihn:


Große Ziele

Im Gespräch mit dem Rolling Stone zeigt sich Pablo ganz entspannt, wenn es um das Thema Bob Dylan geht. Wenn Zuschauer nur wegen seines Nachnamens kämen, wäre das deren Problem – so etwas sei aber die Ausnahme. Ganz selbstbewusst ist er auch, wenn es um seine Ziele geht: „Ich möchte der größte Künstler der Welt sein, erklärt er. Ob das eine realistische Zielsetzung ist – und ob hier der Nachname Vorteil oder nach Nachteil sein wird – steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.


Das könnte euch auch gefallen:

Die musikalische DNA von Bob Dylan

Things have(n’t) changed: Bob Dylan begeistert in Berlin

Die 10 besten Protestsongs der Musikgeschichte


Titelfoto: Jason Merritt/Getty Images

Don't Miss