Zeitsprung: Am 24.8.1994 entlassen Pearl Jam ihren Schlagzeuger Dave Abbruzzese.
von Timon Menge und Christof Leim
1994 genießen Pearl Jam mächtig Rückenwind. Mit Ten (1991) und Vs. (1993) haben die Grunge-Ikonen zwei erfolgreiche Alben im Rücken, Vitalogy (1994) steht in den Startlöchern. Nichtsdestotrotz feuert die Band am 24. August ihren Schlagzeuger — und erzählt der Öffentlichkeit zunächst, er sei freiwillig gegangen.
Hier könnt ihr euch Vitalogy anhören:
1994 war nicht das ruhigste Jahr für Pearl Jam. Im Mai legen sie sich mit dem Konzertkartenhändler Ticketmaster an und sagen ihre geplante Sommertour ab, im August entlassen die Musiker aus Seattle dann ihren langjährigen Schlagzeuger Dave Abbruzzese. Der hat den Posten für die Touren zum sagenhaften erfolgreichen Debüt Ten (1991) übernommen und den Nachfolger Vs. (1993) sowie den Vitalogy (1994) eingetrommelt.
Die Wahrheit kommt raus
Mit der Art und Weise seiner Entlassung hat Abbruzzese so seine Probleme. „Als ich hörte, dass ich angeblich Musik studieren würde oder so, hat mich das auf dem falschen Fuß erwischt“, erzählt er in einem Interview. „Ich habe mich gefühlt, als sei ich der einzige, der sich nicht darum schert, was unsere Musik den Menschen bedeutet. Das musste ich einfach richtigstellen.“
Später bestätigt auch Pearl-Jam-Manager Kelly Curtis, dass Abbruzzese „gegangen wurde“. „Ich hatte gehofft, dass ich mich dazu nicht äußern muss“, berichtet der Rolling Stone. „Das geht niemanden etwas an. Die ganze Band hat das entschieden — nicht Eddie Vedder oder eine einzelne Person. Jeder von uns denkt, dass Dave ein großartiger Schlagzeuger ist und ein toller Mensch, aber es ging einfach nicht.“
Nach der Kündigung von Abbruzzese
Vitalogy schlägt anschließend noch einmal ein, mehr als fünf Millionen CDs und Platten werden verkauft. Die anfänglichen Gerüchte, dass die Gruppe nach Kurt Cobains Tod ein Auge auf Nirvana-Trommler Dave Grohl geworfen habe, quittiert Manager Curtis mit Gelächter. Abbruzzese hingegen will sein Musikerdasein nach der Kündigung entspannter angehen: „Ich möchte mich mit einigen Freunden zusammentun und einfach Musik machen, ohne dabei irgendein Ziel zu verfolgen.“ Später widmet er sich seiner neuen Band Green Romance Orchestra und einigen Filmmusikprojekten.