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Popkultur

5 Beweise für die Einzigartigkeit von Peter Green

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Peter Green
Foto: Michael Putland/Getty Images

Mit Peter Green hat die Musikwelt einen ihrer besten und vielseitigsten Gitarristen verloren. Bekannt wurde er insbesondere als prägende Figur von Fleetwood Mac, sein künstlerisches Schaffen geht jedoch weit über diese Band hinaus. Hier kommen fünf Beweise für die Einzigartigkeit des Peter Allen Greenbaum.

von Björn Springorum

Wie unzählige weitere britische Gitarrist*innen sind es auch für Peter Green The Shadows, denen er als erstes verfällt. Er spielt Hank Marvins Songs schon als Teenager rauf und runter, übt und zockt in jeder freien Sekunde. Geboren 1946 in London, spielt er ab den frühen Sechzigern regelmäßig in Bands, erst bei einigen lokalen Gruppen, dann bei John Mayall & The Bluesbreakers, bevor er mit Mick Fleetwood seine eigene Band Fleetwood Mac gründet. Der Rest ist, wie man sagt, Geschichte. Eine Geschichte, die für Peter Green am 25. Juli 2020 im Alter von 73 Jahren zu Ende ging. Heute würdigen wir den legendären Gitarristen mit einigen Beweisen seiner Einzigartigkeit.

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1. Seine Reputation

Unvergessen ist natürlich sein Einstieg bei John Mayall & The Bluesbreakers irgendwann im Juli 1966. Green ersetzt den wenige Wochen zuvor ausgestiegenen Eric Clapton – eine ziemliche Ansage, gemessen an den riesenhaften Fußstapfen, die Gitarrenwunder Clapton hinterlässt. Produzent Mike Vernon erinnert sich entsprechend genau an den Moment, als man ihm diese Nachricht überbrachte. „Als die Band ins Studio kam, sah ich einen Verstärker, den ich noch nie zuvor gesehen hatte“, erzählt er in Peter Greens Biografie. „Ich fragte John Mayall, wo Eric Clapton sei. Mayall antwortete: ‚Er spielt nicht mehr bei uns, er ist vor ein paar Wochen ausgestiegen.‘ Ich war im Schockzustand, doch Mayall sagte nur: ‚Beruhig dich, wir haben einen besseren.‘ Ich sagte: ‚Moment mal, das ist doch lächerlich. Ihr habt einen besseren? Als Eric Clapton?‘ John sagte: ‚Vielleicht ist er das jetzt noch nicht, aber in ein paar Jahren wird er der Beste sein.‘ Dann stellte er mir Peter Green vor.“

2. Sein Gitarrenspiel

Peter Green war immer eher der seelenvolle Spieler als der technische. Ihm ging es nie darum, schneller oder komplizierter zu spielen als alle anderen. Ihm ging es um den Soul, um echtes, vermittelbares Gefühl, um eine innige Beziehung zwischen ihm und seinen Saiten. Seine große Liebe war eine Gibson Les Paul, Baujahr 1959. Später kaufte sie Gary Moore, dem sie dann wiederum Kirk Hammett von Metallica abkaufte. Seine sanften Harmonien, seine saftigen Grooves und sein unverkennbar melancholisches Spiel brachten ihm viele Meriten ein: Der Rolling Stone setzte ihn auf Rang 58 seiner 100 besten Gitarrist*innen, das Mojo Magazine ernannte ihn sogar zum drittbesten Gitarristen der Welt.

3. Seine Songs

Warum man ihn auch The Green God nannte, machte Peter Green natürlich auch durch seine eigenen Songs deutlich. The Supernatural zum Beispiel, ein frühes Instrumental, das er für die Bluesbreakers schrieb: verwunschene, wabernde, irrlichternde zwei Minuten und 58 Sekunden. Oder Albatross von Ende 1968, wieder so ein langsames, tiefenentspanntes Stück musikalische Meditation am Strand, gespielt auf einer Stratocaster. Und klar, dann ist da natürlich noch Black Magic Woman, das Green schon im Februar 1968 schrieb, nach Fleetwood Mac auch von Santana aufgenommen wurde und 1970 durch Carlos’ kundige Zauberei zum Welthit wurde.

4. Seine Bewunderer

So ziemlich jede*r britische Gitarrist*in (ganz gleich, ob Rock, Pop oder Blues) der*die ab Ende der Sechziger anfängt, in die Saiten zu greifen, bewundert Peter Green. Sein Stil beeinflusste Gary Moore ebenso wie Joe Perry von Aerosmith, Noel Gallagher oder Colin Greenwood von Radiohead. Selbst seine Zeitgenoss*innen waren große Fans seines Spiels – allen voran Fleetwood Mac selbst, deren Motor er in der Anfangsphase war. Auch Eric Clapton und Jimmy Page sind offene Bewunderer seines Handwerks und sogar der große B.B. King bekannte öffentlich, dass Green der einzige Gitarrist sei, bei dem es ihm kalt den Rücken herunterlaufe. 1972 jammten sie dann auch mal gemeinsam in London.

Peter Green & B.B. King

Peter Green im Studio mit B.B. King. (Foto: Estate Of Keith Morris/Redferns/Getty Images)

5. Sein Privatleben

Streng genommen war Peter Green nur vier Jahre so richtig aktiv. In dieser Zeit brachte er es aber zu derart viel Ruhm, dass er daran zerbrach. Das Geld, die Fans, alles wurde ihm immer suspekter, er versteckte sich hinter Mauern aus Alkohol und Drogen. Ein schlechter LSD-Trip in einer Münchener Kommune war der letzte Schritt, der ihn noch vom Abgrund trennte. Die Siebziger verbrachte er überwiegend in Kliniken, wo man ihm Schizophrenie diagnostizierte und selbstzerstörerischen Elektroschocktherapien unterwarf. Doch was es auch war: Immer wieder kämpfte er sich zurück, nahm Alben auf, ließ sich regelmäßig bei Fleetwood Mac blicken. Nur um den großen Ruhm machte er seit seinem Zusammenbruch einen ebenso großen Bogen. Da angelte er lieber, las Sokrates und zupfte versonnen auf seiner Gitarre. Vielleicht auf einer Les Paul.

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