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Popkultur

„Radio Ga Ga“: Wie Queen sich zurück an die Spitze spielten

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Freddie Mercury
Solomon N’Jie/Getty Images

„All we hear is / Radio Ga Ga“ — Diese Queen-Zeile können wirklich alle mitsingen. Doch warum markiert der Song für die Briten ein kleines Comeback? Was hat Roger Taylors Sohn mit der Entstehung der Nummer zu tun? Und wie sieht das Musikvideo zu der Hommage ans Radio aus? Eine Rückschau auf einen der größten Queen-Hits.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch The Works von Queen anhören:

Anfang der Achtziger haben Queen so ziemlich alles erreicht, was man als Band erreichen kann. Ausverkaufte Stadionkonzerte, Chart-Hits, Gold und Platin im Überfluss: Die Briten sind an der Spitze angekommen. Doch Queen sind ausgelaugt. Sie streiten viel und beschließen, nach ihrer zehnten Studioplatte Hot Space (1982) eine längere Pause einzulegen. Brian May setzt in der Zeit sein Star Fleet Project (1983) mit Eddie Van Halen um. Freddie Mercury nimmt die Arbeit an seinem ersten und einzigen Soloalbum Mr. Bad Guy (1985) auf. Und Schlagzeuger Roger Taylor startet mit Strange Frontier (1984) bereits seinen zweiten Alleingang. Im Sommer 1983 finden die vier Rockstars wieder zusammen, um die Arbeit an ihrem elften Album The Works (1984) aufzunehmen — und Taylor hat einen Hit im Gepäck.

Radio Ga Ga: Auf die Idee kommt Roger Taylors Sohn, zumindest quasi

„Radio ca ca“ — So bringt Roger Taylors Sohnemann seinen Unmut zum Ausdruck, als ihm eines Tages die Musik in Papas Musikkasten nicht gefällt. Sofort kommt Taylor eine Idee. Ganze drei Tage schließt sich der Schlagzeuger im Studio ein, bewaffnet mit einem Drumcomputer und einem Synthesizer, um einen Song auszuarbeiten. Eigentlich plant er, das Stück auf seinem Sololalbum Strange Frontier zu veröffentlichen. Doch als er seine Queen-Kollegen trifft, fällt John Deacon sofort ein Basslauf zu der Nummer ein. Freddie Mercury ist sich sicher: „Das wird ein Hit!“ Taylor merkt: Ich kann die Jungs machen lassen — und fährt erstmal in den Ski-Urlaub. Als er wiederkommt, ist Radio Ga Ga fertig. Nur wenige Wochen später nehmen Queen das Stück im Studio in Los Angeles auf. Dabei handelt es sich übrigens um eine ihrer sehr wenigen Aufnahmen in den USA.

Inhaltlich beschäftigt sich Radio Ga Ga mit den genau den Inhalten, die man erwarten würde. So ist der Song eine Hommage an das Radio, das alle vier Queen-Mitglieder prägt und als Musiker formt. Außerdem fällt das Stück in eine Zeit, in der MTV gerade die Weltherrschaft übernimmt. Radiosendungen scheinen ausgedient zu haben, stattdessen gibt es überall Musikvideos zu sehen. Um die Bedeutung des Radios dennoch zu unterstreichen, referenzieren Queen unter anderem große Ereignisse der Sendegeschichte, wie zum Beispiel die Ausstrahlung des Hörspiels Krieg der Welten (von Orson Welles) sowie Winstons Churchills „This Was Their Finest Hour“-Rede am 18. Juni 1940. Ganz auf ein Musikvideo zu verzichten, können sich allerdings auch Freddie Mercury und Co. nicht erlauben.

Für den Clip zu Radio Ga Ga greifen Queen ironischerweise auf Bildmaterial aus dem Stummfilm Metropolis (1928) von Fritz Lang zurück. In dem Streifen ist unter anderem zu sehen, wie Familien in unterirdischen Räumen Schutz suchen und zum Zeitvertreib Radio hören. Die Aufführungsrechte an Metropolis müssen Queen damals der DDR-Regierung abkaufen, damit sie die Ausschnitte für ihr Musikvideo verwenden dürfen. Außerdem enthält der Clip Teile von älteren Queen-Promovideos. Der Clip zeigt Queen dabei, wie sie durch Metropolis fahren, aber auch, wie sie Radio Ga Ga in einem detailliert nachgebildeten Maschinenraum performen. Solche Maschinenräume gibt es auch im Film zu sehen. Im Abspann bedanken sich die Briten ganz höflich und blenden die Worte „Thanks To Metropolis“ ein.

Queen kämpfen sich zurück an die Spitze

Mit The Works und Radio Ga Ga melden sich Queen mit einem großen Knall aus ihrer Pause zurück. Beinahe weltweit gelingt ihnen der Sprung in die Top 5 der Singlecharts, meistens auf Platz eins. In den USA und Großbritannien erreicht Radio Ga Ga Platinstatus. Queen scheinen ihre Akkus bloß für noch größere Glanztaten aufgeladen zu haben, das wird nun sehr deutlich. Und es ist noch lange nicht das Ende ihres großen Comebacks. Im Januar 1985 treten Freddie Mercury und Co. als Headliner des ersten Rock In Rio-Festivals auf, wo sie vor über 300.000 Menschen spielen. Ihre Welttournee ist so gut wie ausverkauft. Ihr wohl markantestes Lebenszeichen geben Queen am 13. Juli 1985 von sich: mit ihrer legendären Performance bei Live Aid im Londoner Wembley-Stadion. Doch das ist eine Geschichte für sich.

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