„Rock You Like A Hurricane“: Wie die Scorpions mit einem anzüglichen Song eine Menge Wind machten

Here I am! Noch heute wissen Rock-Fans auf der ganzen Welt, wie es nach diesen drei Worten weitergeht. Doch handelt der Klassiker Rock You Like A Hurricane wirklich von erhöhter Windgeschwindigkeit? Natürlich nicht. Für mächtig Wirbel sorgen die Scorpions mit ihrem Mega-Hit trotzdem — vor allem in den USA.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Love At First Sting von den Scorpions anhören:

Die Achtziger beginnen für die Scorpions mit einer neuen Zeitrechnung. Die Hannoveraner haben sich damals gerade von ihrem langjährigen Gitarristen Uli Jon Roth getrennt, und somit auch von den psychedelischen Jam-Ideen und dem experimentellen Classic-Rock-Stil des extravaganten Musikers. Stattdessen kümmert sich nun Gitarrist Rudolf Schenker um die Songwriting-Angelegenheiten der Gruppe — und schlägt einen deutlich direkteren Weg ein als sein kreativer Vorgänger. Statt ausschweifender Improvisationen dominieren nun harte Riffs und Flitzefinger-Soli das Geschehen. Die Scorpions lösen sich von sämtlichen Spielereien und setzen fortan auf Breitbein-Hardrock, wie er zu Beginn der Achtziger die ganze Welt erobert.

In ihren Texten halten sich die Scorpions ebenfalls kaum noch mit Umschweifen auf und berichten relativ offen vom Matratzensport, den das Rockstar-Dasein bisweilen mit sich bringt. Eigentlich hätte der Song Rock You Like A Hurricane nämlich anders heißen müssen. Doch ein Songtitel mit dem F-Wort am Anfang wäre in den USA wohl kein so großer Erfolg geworden.

Rock You Like A Hurricane: Die unsterbliche Stadionhymne der Scorpions

„The bitch is hungry, she needs to tell / So give her inches and feed her well“ — Es ist klar, worum es da geht, oder? Dass es sich bei der anzüglichen Nummer um einen Hit handelt, wissen die Scorpions zu Beginn allerdings noch nicht. Nicht nur das: Krampfhaft überlegen sie, welchen Song sie als erste Single aus ihrem neunten Album Love At First Sting auskoppeln können. Erst als Rock You Like A Hurricane im Radio läuft, kommt der damalige Agent der Gruppe auf die Idee und sagt zur Band: „Der ist es!“ Das sei manchmal wie bei der Geburt eines Babys, vergleicht Rudolf Schenker in einem Interview. Wenn der Nachwuchs noch im Bauch der Frau sei, wisse man nicht so recht, was einen erwarte. Doch wenn das Baby dann zur Welt komme, sei auf einmal alles völlig klar.

Als die Single im Februar 1984 erscheint, beantwortet das ohnehin alle Fragen. Zwar sind die Scorpions zu jener Zeit bereits bis in die Vereinigten Staaten vorgedrungen und konnten dort 1982 mit ihrer Blackout-Single No One Like You in die US-Single-Top-100 stürmen. Doch mit Rock You Like A Hurricane gelingt den Hannoveraner nun sogar Platz 25. Ein echter Ritterschlag — Ärger gibt es in den Staaten aber auch.

Das Musikvideo zu Rock You Like A Hurricane gefällt nicht allen

Weil der Text von Rock You Like A Hurricane bereits so explizit ist, wird sich die Band beim Musikvideo vermutlich ein wenig zurückhalten — könnte man meinen. Doch die Scorpions feuern zu Beginn der Achtziger nicht nur hinter der Bühne aus allen Rohren, sondern auch vor der Kamera: Für den Clip zu ihrem großen Hit stellen sie sich in einen Käfig, der von reichlich Damen belagert wird, die wild zur Musik der Gruppe feiern — leicht bekleidet, versteht sich. So viel Sexualität und Ausgelassenheit finden die „Washington Wives“ um Al Gores Ehefrau Tipper Gore gar nicht witzig und nennen unter anderem Rock You Like A Hurricane, als sie den Ursprung ihrer Jugendschutz-Organisation PMRC erklären.

Noch heute genießt Rock You Like A Hurricane Kultstatus und läuft zum Beispiel bei zahlreichen Sportveranstaltungen. Auch im Fernsehen und Filmen ist der Song immer wieder zu hören. Einen noch größeren Hit landet die Band nur mit ihrem Wende-Soundtrack Wind Of Change, der sogar die Single-Top-5 der Vereinigten Staaten erreicht. Bis dahin dauert es allerdings noch sieben Jahre.

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Zeitsprung: Am 27.3.1984 erscheint „Love at First Sting“ von den Scorpions.