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Popkultur

Zeitsprung: Am 31.8.1948 rockt Rudolf Schenker von den Scorpions los.

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Rudolf Schenker
Foto: Gary Miller/FilmMagic

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.8.1948."

von Christof Leim

Rudolf Schenker ist der Motor hinter den Scorpions, und zwar seit über 50 Jahren. Der Gitarrist kann auf eine Weltkarriere zurückblicken mit einer ganzen Reihe von Rockklassikern aus seiner Feder. Zu seinem Geburtstag blicken wir zurück auf schnittige Flying-Vs, grandiose Riffs, gnadenlose Schnäuzer und bemerkenswertes Stehvermögen.

Hört hier in die besten Scorpions-Songs rein:

Der Mann besitzt definitiv einen langen Atem: 1965 gründet Rudolf Schenker als Siebzehnjähriger seine erste Band, aus der später die Scorpions werden. Bis zum ersten Album Lonesome Crow dauert es sieben Jahre, bis zum weltweiten Durchbruch über zehn. Doch Schenker zieht durch – und macht die Scorpions zu einer der größten Rockkapellen der Welt und zum erfolgreichsten deutschen Krachmusikexport. (Ja, auch im Vergleich zu Rammstein.) Dabei hilft ihm seit 1969 Sänger Klaus Meine, über den er sagt: „Der hatte die gleichen Träume wie ich. Und dann haben wir angefangen, Songs zu schreiben.“ Beide verfolgen die Vision, „überall zu spielen, wo es eine Steckdose gibt“ und einmal zu den 30 größten Rockbands zu gehören. Hat geklappt.

Immer voller Einsatz: Rudi Schenker bei der Rock’n’Roll-Gymnastik

Dabei liegt Schenkers Ehrgeiz weniger darin, der schnellste oder technisch versierteste Gitarrist zu werden, wie er ihm Video zum Konzertmitschnitt World Wide Live erklärt, sondern vor allem ein „sehr guter Komponist“. Auch das hat geklappt, wenn man sich anguckt, bei welchen Klassikern der Mann seine Finger im Spiel hatte. Bei mehr als hundert Songs steht Schenkers Name als Komponist oder Co-Komponist in den Credits. Generell liefert Rudolf Schenker als archetypischer Rhythmusgitarrist vor allem die Riffs, gerne auch mit der „Windmühle“ wie Pete Townshend (The Who) oder so weit nach hinten gebeugt, dass er auch als Limbotänzer gebucht werden könnte: Man schaue sich nur das Cover der 1978er-Liveplatte Tokyo Tapes an.

Gutes Händchen

In den Siebzigern klingt das alles ein wenig verspielter, ab den Achtzigern geradlinig und hocheffektiv voll auf die Zwölf. Und das bleibt bis auf ein paar Experimente während der Neunziger bis heute so. Daneben punkten die Scorpions seit jeher mit so genannten Powerballaden wie Still Loving You. Man darf sich fast fragen, ob es ohne unsere Hannoveraner Freunde die ganzen Metal-Ballads-Hitsingles der Heavy-Fraktion auf Headbanger’s Ball überhaupt gegeben hätte. Soli spielt unser Mann selten, beweist dabei aber ein gutes Händchen für eingängige Melodien, wie man zum Beispiel in Wind Of Change, Always Somewhere und Big City Nights hört. Vom Singen hält er sich fast konsequent fern, aber das ist, sagen wir mal, schon in Ordnung.

Ganz früh: Rudolf Schenker (r.) und Band Mitte der Sechziger

Los geht diese Reise am 31. August 1948: Da wird Rudolf Schenker in Hildesheim geboren. Er wächst in Sarstedt zwischen Hildesheim und Hannover als Sohn eines Bauingenieurs auf und interessiert sich als Teenager natürlich für Beatmusik und den frühen Rock’n’Roll. Zudem liegt Musik anscheinend in der Familie: Sein sieben Jahre jüngerer Bruder Michael wird zum gefeierten Rock’n’Roll-Flitzefinger, auch die 18 Jahre jüngere Schwester Barbara macht Musik in der Band Viva. Rudolf gründet eine eigene Gruppe, in der er anfangs auch singt, und will, wie es sich gehört, Rockstar werden.

Berufsausbildung: Och, wenn’s sein muss.

Doch erstmal muss der Junge natürlich auch „was Vernünftiges“ lernen: Er macht eine Ausbildung zum Starkstorm-Elektriker, später zum Fotografen. Das hilft den Scorpions in ihrer Frühzeit, weil Rudolf gegen Geld befreundete Gruppen ablichtet und so die Kasse auffüllt. Die ersten Bandfotos der Scorpions schießt er per Selbstauslöser. Doch glücklich wird der jungen Mann in diesen beiden Berufen nicht werden. Spätestens als Sänger Klaus Meine und der kleine Bruder Michael an der Sologitarre dazustoßen, will Rudolf ernst machen und Profimusiker werden, am liebsten international. Von Anfang schreiben die Jungspunde deshalb ihre Texte auf Englisch, was Ende der Sechziger in Deutschland noch belächelt wird. Doch Schenker zieht durch.

Das Debüt Lonesome Crow erscheint 1972, erste Wellen schlagen die Scorpions mit Fly To The Rainbow (1974), danach folgt im Jahrestakt eine ganze Reihe späterer Klassiker. Die Band spielt überall, wo man sie lässt, erobert ein europäisches Land nach dem anderen und tritt 1978 sogar in Japan auf. Selbst als Klaus Meine 1981 seine Stimme komplett zu verlieren droht, bleibt Rudolf Schenker auf Kurs: Er hält nichts von einem Sängerwechsel und steht zu seinem Freund. Der erholt sich, Blackout folgt 1982 und hilft den Scorpions, den US-Markt zu knacken – für fünf Rocker aus der niedersächsischen Provinz das gelobte Land des Rock’n’Roll.

Damit beginnen die goldenen Jahre: Mit Love At First Sting gelingt 1984, fast 20 Jahre nach Bandgründung, der endgültige Durchbruch (alles dazu hier). Wir sagen doch: Der Mann hat Stehvermögen. Außerdem ist ihm die bemerkenswerte Angewohnheit zu eigen, auf 95 Prozent aller Fotos den Mund aufzureißen, sei es beim harten Riffgeschäft auf der Bühne, bei der Fotosession oder einfach so. Wir würden ja gerne mal sein Passbild aus der Zeit sehen. Aber hey, so ein zünftiges „Yeah!“ ist immer irgendwie Rock’n’Roll.

Noch heute erweist sich Rudolf Schenker im Gespräch als sehr intensiver Typ, der mit viel Nachdruck redet und über eine ordentliche Grundenergie zu verfügen scheint. Die bezieht er womöglich aus Meditation und Yoga, die er schon mit 18 entdeckt und seitdem konsequent praktiziert. Über seine Lebenseinstellung schreibt er sogar das Buch Rock Your Life, das 2009 erscheint und Ratgeber mit Autobiografie vereint. Schenker treibt viel Sport und hält sich sichtlich fit, noch 2008 – mit 60! – steht er Model für den Unterwäsche-Hersteller Mey. Bilder der Kampagne sind hier zu sehen. Der Musiker lebt in Schwarmstedt bei Hannover, hat einen Sohn aus erster Ehe und einen weiteren, noch kleinen Nachwuchsrocker mit seiner neuen Lebensgefährtin.

Foto: Gary Miller/FilmMagic

Superlative

Bis heute haben die Scorpions an die 20 Studioalben und mindestens ein halbes Dutzend Liveplatten rausgebracht, auf allen hat Rudolf Schenker gespielt. Die Verkäufe werden auf locker über 100 Millionen geschätzt, die Zahl der Konzerte geht in die Tausende, Schätzung liegen zwischen 2500 und 5000. Bisher sind die Scorpions in über 80 Ländern aufgetreten. Und immer stand Rudolf Schenker mit seiner Flying V auf der Bühne.

Nach Klaus Meine hat der Gitarrist als zweites Scorpions-Mitglied 2018 die symbolträchtige Grenze von 70 Jahren überschritten, und man sieht es ihm kaum an. Damit gehören die beiden zu einer Riege von Rocklegenden, die allesamt weiter aktiv sind: Alice CooperSteven Tyler von Aerosmith, Robert Plant und Brian Johnson von AC/DC. 

Wir sagen Glückwunsch zum Geburtstag und Danke für die Riffs!

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Zeitsprung: Am 25.2.1979 starten die Scorpions den „Lovedrive“.

Popkultur

Marie Fredriksson wäre 65 geworden: Die Roxette-Sängerin im Porträt

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Marie Fredrikssons HEADER
Foto: Steve Jennings/Getty Images

„"Sie sind der zweitgrößte schwedische Pop-Export, gleich hinter ABBA. Mehr als 30 Millionen Platten haben Roxette im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere verkauft. Eins der beiden Gesichter der Gruppe: die viel zu früh verstorbene Frontfrau Marie Fredriksson. Sie wurde nur 61 Jahre alt. Das ist ihre Geschichte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige der größten Hits von Roxette anhören:

Zur Welt kommt Gun-Marie Fredriksson am 30. Mai 1958 in der Nähe des schwedischen 200-Seelen-Dorfes Össjö. Als sie vier Jahre alt ist, verkaufen ihre Eltern den Bauernhof der Familie und ziehen in das geringfügig größere Östra Ljungby um. Weitere drei Jahre später stirbt Maries älteste Schwester Anna-Lisa bei einem Autounfall; der Schock in der Familie sitzt tief. „Danach war ich auf mich allein gestellt“, verrät Marie in einem Interview. „Ich war erst sieben Jahre alt.“

Maries Eltern arbeiten Vollzeit, können sich aber keine Kinderbetreuung leisten, weshalb Marie und ihre Geschwister viel Zeit zuhause verbringen. Sie lernen das Notenlesen, singen und üben auf verschiedenen Instrumenten. Dabei spielt auch der Pastor in Östra Ljunby eine zentrale Rolle, der die musikinteressierten Kinder unterstützt. „Ich habe sehr schöne Erinnerungen an Östra Ljungby, sogar nachdem meine große Schwester gestorben war“, erinnert sich Fredriksson. Ihre Musikbegeisterung wird sie nicht mehr verlieren.

Marie Fredrikssons musikalische Anfänge

Als Marie älter wird, entdeckt sie die Beatles, Joni Mitchell und Jimi Hendrix, schreibt sich mit 17 an einer Musikschule ein und komponiert Musik für die Amateurtheaterstücke ihrer Freunde. Das Problem: Keiner aus dem Cast hat einen ähnlichen Stimmumfang wie die junge Musikerin, weshalb sie sich schließlich selbst auf die Bühne stellt. Mit einem Musical, das Fredriksson mitkomponiert hat, tourt die Gruppe durch Schweden — und absolviert sogar einen Auftritt vor dem damaligen Premierminister Olof Palme.

Nach ihrem Abschluss im Jahr 1977 zieht Fredriksson nach Halmstad, wo sie in die Indie-Szene eintaucht und eine Punk-Band gründet — wie man das halt Ende der Siebziger so macht. Die Gruppe heißt Strul und mit ihr feiert Fredriksson ihre erste Erfolge. So spielt sie mit dem Projekt zahlreiche Konzerte und tritt im Fernsehen auf. Zu Beginn der Achtziger ist die Luft raus: Nach einem „desaströsen“ Konzert, das auch noch im schwedischen Radio übertragen wird, lösen sich Strul auf.

Marie Fredrikssons Karriere mit Roxette

Fredrikssons nächstes Projekt heißt MaMas Barn und die Gruppe teilt sich einen Proberaum mit der erfolgreichen schwedischen Gruppe Gyllene Tider. Dort spielt auch ein Herr namens Per Gessle mit — und er soll ein wichtiger Bestandteil von Fredrikssons Leben werden. Zunächst überredet der Gitarrist Fredriksson noch zu einer Solokarriere. Doch 1986 schließen sich die beiden zusammen und gründen eine Band, die Pop-Geschichte schreiben wird: Roxette.

Ob It Must Have Been Love, Listen To Your Heart oder The Look: Im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere landen Roxette großartige Hits, werden zu Dauergästen in den Charts und feiern auch in Übersee große Erfolge — und das obwohl der amerikanische Ableger der Plattenfirma von Roxette dem schwedischen Duo damals bescheinigt hatte, nicht zum US-Markt zu passen. Sieben Hit-Alben veröffentlichen Roxette von 1986 bis 2001. Doch dann schlägt das Schicksal zu.

Marie Fredrikssons viel zu früher Tod

Als Marie Fredriksson am 11. September 2002 mit ihrem Mann Mikael Bolyos joggen geht, fühlt sie sich plötzlich unwohl. Sie bricht im Badezimmer zusammen, zieht sich dabei eine Schädelfraktur zu und erleidet einen epileptischen Anfall. Nicht „nur“ das: Bei der anschließenden Untersuchung kommt raus, dass sie an einem Hirntumor leidet. Er kann in einer aufwändigen Operation entfernt werden; anstrengende Chemo- und Strahlentherapien sind die Folge. Doch Fredriksson kämpft sich ins Leben zurück.

Gemeinsam mit ihrem Mann nimmt sie neue Musik auf, als eine Art Therapie. Das daraus resultierende Album heißt The Change, erscheint am 20. Oktober 2004 und gerät zu einem vollen Erfolg. „Es waren drei schwere Jahre, aber ich bin gesund“, meldet sich Fredriksson 2005 in einem Interview zurück. Roxette liegen zunächst auf Eis. Das ändert sich im Jahr 2009: Fredriksson und Gessle gehen wieder gemeinsam auf Tour. 2011 erscheint mit Charm School das erste Roxette-Album seit zehn Jahren; drei weitere Folgen.

Im Jahr 2019 wird offensichtlich, dass Fredrikssons Krebserkrankung nicht so besiegt ist wie gedacht. Am 9. Dezember lautet die traurige Nachricht: Marie Fredriksson ist im Alter von gerade einmal 61 Jahren verstorben. Sogar der schwedische König Carl XVI. Gustaf zollt der Sängerin seinen Respekt und sagt: „Für viele Menschen in unserem Land, auch in meiner Familie, ist ihre Musik eng mit Erinnerungen an besonders wichtige Momente im Leben verbunden.“ Sorgen wir dafür, dass die Erinnerung bleibt. Ruhe in Frieden, Marie.

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Das sind die 10 ultimativen Roxette-Songs

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Popkultur

Zeitsprung: Am 30.5.1980 landet Gary Moores G-Force auf dem Rockplaneten.

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Gary Moores G-Force Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 30.5.1980.

von Matthias Breusch und Christof Leim

Gary Moores Bandprojekt G-Force wird 1980 als heiße Nummer gehandelt. Aber der „Faktor Mensch“ ist unkalkulierbar. Das in Kalifornien entstandene Album erscheint am 30. Mai 1980 – und bleibt eine Zwischenlandung. Der nordirische Gitarrenhexer setzt seine Welteroberung in Europa fort.

Hier könnt ihr das Album hören:

Am Anfang steht ein großes Missverständnis. Der 27-jährige Gary Moore, seit mehr als einem Jahrzehnt furioser Gitarrist und zunehmend markanter Sänger, verlässt im Juli 1979 abrupt Thin Lizzy während der US-Tour zu die Black Rose und lässt sich in Los Angeles nieder. Dort tut er sich mit dem nur wenig älteren Engländer Glenn Hughes zusammen, der als virtuoser Bassist und Gesangsgenie seit seiner Zeit mit Deep Purple längst ganz oben angekommen ist. Beide sind begabte Songwriter, Moore hat 1978 mit Parisienne Walkways seinen ersten Meilenstein komponiert. Was soll da noch schiefgehen?

Alkohol!

Klären lassen lässt sich die Geschichte nie mehr so ganz, denn Hughes, der 1976 seinen musikalischen Zwillingsbruder und Deep-Purple-Kollegen Tommy Bolin nach dessen Drogentod zu Grabe getragen hat, sieht gesundheitlich zum Ausgang der Siebziger kaum Licht am Ende des Tunnels. Mehr noch: Es bleibt ein permanenter Filmriss, Blackout in Reinkultur. „Die Achtziger sind komplett weg“, erzählt er in späteren – nüchternen – Jahren immer wieder.

Gary Moores G-Force

G-Force 1980 in London: Willie Dee, Gary Moore, Mark Nauseef und Tony Newton. Foto: Fin Costello/Redferns

Nichtsdestotrotz stellt Moore mit Hughes und dem nicht minder vielseitigen Schlagzeuger Mark Nauseef, mit dem er kurzzeitig bei Thin Lizzy gespielt hat, ein Trio zusammen. Diese Mannschaft bekommt noch vor den Aufnahmen seines ersten Albums das Angebot, mit den Shooting-Stars Van Halen auf große Amerika-Reise zu gehen. Die Tour findet statt, aber aus der Besetzung wird nichts. Schon nach den monatelangen Songwriting-Sessions und Proben offenbart sich: Hughes ist nicht in der Lage, eine Konzertreise durchzustehen. Nach einem Streit unter Alkoholeinfluss bricht das Gespann Moore/Hughes auseinander.

Röhren müssen glühen

Aus dem Trio wird ein Quartett. Mark Nauseef, der als umtriebiger Ex-Musikant von The Velvet Underground, der Ian Gillan Band und Ronnie James Dios Startrampe Elf über ein weit gesponnenes Netzwerk verfügt, engagiert zwei alte Bekannte: Keyboarder William Daffern alias Willie Dee unterstützt Gary bei den Vocals, den Bass bespielt Tony Newton, zuvor in Diensten von Jazz-Legende Tony Williams.

Nun weist Gary Moores mit musikalischen Perlen gespickte Laufbahn allerlei stilistische Richtungswechsel auf. Das Album G-Force ist eine frühe Blaupause dieser Kurvenstrecke, wenn auch nicht ohne Charme. Die Single Hot Gossip, wozu auch ein Clip gedreht wird (frech: Poser-Tony mit Doppel-Hals-Bass) schielt auf die Pop-Rock-Charts, You Kissed Me Sweetly hätte auch auf ein ELO-Album gepasst, und I Look At You erweist sich als echtes Fundstück für Liebhaber von Moores monumentalen langsamen Songs.

Die Nummer The Woman In Love mit Saxofon-Einlage erinnert schwer an die Fusion-Zocker The Tubes, Dancin‘  an die dünne Lizzy auf Koks, und mit White Knuckles/Rockin’ And Rollin’  lässt Meister Gary derart die Röhren in seinem Verstärker glühen, dass man nachvollziehen kann, warum die Nummer praktisch der finale Auslöser für seine mitreißende Hard-Rock-Karriere in den Achtzigern gewesen sein muss. Sie gehört für lange Zeit als festes Element in sein Live-Repertoire, was auch das Doppelalbum  We Want Moore! von 1984 eindrucksvoll dokumentiert.

Schnelles Ende

Über die Veröffentlichung des Albums hinaus bleiben G-Force (zu Deutsch: Schwerkraft) lediglich als Liveband vorübergehend eine Einheit. Nach den Ready An‘ Willing-Tour 1980 im Vorprogramm von Whitesnake und den Gigs als Opener der 1981er-Van-Halen-US-Tour zieht Gary weiter: Zunächst als Partner von Greg Lake nach der Auflösung von Emerson, Lake & Palmer, ab 1982 geht dann sein Solo-Stern auf, teilweise basierend auf Ideen, die er bereits mit G-Force im Studio entwickelt hat.

Den Rest der Geschichte kennen wir. In den 1980ern avanciert er mit Nummern wie Out In The Fields, Empty Rooms, Shapes Of Things oder The Loner zum Hexenmeister der Stromgitarre, in den Neunziger zum König des „weißen Blues“. Festlegen lässt er sich jedoch nie. Auch sein experimentelles Album A Different Beat von 1999 gehört mit Songs wie Lost In Your Love in die Abteilung „Zwischenlandung“. Allerdings ohne jedes Missverständnis …

Zeitsprung: Am 26.3.1990 hat Gary Moore immer noch den Blues.

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70 Jahre Danny Elfman: Die 10 legendärsten Stücke des Soundtrack-Hexers

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Danny Elfman
Foto: Mark Von Holden/Variety via Getty Images

Danny Elfman hat die Filmmusik geprägt wie wenige andere. Vom Score der Simpsons bis zu den verhexten Meisterwerken von Tim Burton: Zum 70. Geburtstag des Komponisten hören wir noch mal seine schönsten, genialsten, gespenstischsten Momente.

von Björn Springorum

Über 100 Filme hat Großmeister Danny Elfman in seiner Karriere vertont. Bislang. Als Haus- und Hofkomponist von Tim Burton setzte er dessen gotisch-morbide Schauerwelten musikalisch ebenso perfekt in Szene wie Werke von Sam Raimi oder Gus van Zandt. Vier Oscar-Nominierungen, zwei Emmys und einen Grammy gab es schon dafür. Zu seinem 70. Geburtstag am 29. Mai 2023 lauschen wir noch mal seinen schönsten Spukmelodien und Geisterliedern.

1. The Simpsons Theme (1989)

 Ja, man kennt Danny Elfman eher für dramatische Spuk-Soundtracks voller gotischer Grandezza, doch der Titelsong der berühmtesten Zeichentrickserie stammt auch von ihm. Fun fact: Das ganz zu Beginn gesungene „The Simpsooons“ haben er und seine Freunde eingesungen. Der Legende nach gab es dafür mehr Tantiemen als für das Stück an sich. Gecovert haben das Theme unter anderem Green Day und Weezer.

2. Beetlejuice Intro Theme (1988)

Schon 1988 macht Danny Elfman klar, worum es ihm in seinen Soundtracks geht: Zu Tim Burtons Gruselspaß komponiert er eine ahnungsvolle Horror-Nummer mit den typischen Piano auf Zehenspitzen, den unheilvollen Bläsern und der generellen Stimmung von Mystik, Schalk und Tod. Düster, ja, aber immer mit einem schiefen Grinsen.

3. Batman Main Theme (1989)

Nach eher schrägen Soundtracks irgendwo zwischen gotischem Horror und Fifties-Big-Band wendet sich Danny Elfman für Tim Burtons Batman der dunklen Seite der Klaviatur zu: Sein Main Theme ist ein düster wallendes, dicht orchestriertes Stück voller Streicher und einschüchternder Bläser. Bis heute ein ikonisches Stück Soundtrackgeschichte, das den Oscar verdient hätte.

4. Alice’s Theme (2010)

Tim Burtons Alice In Wonderland ist ein einziger lysergischer Sturz in den Kaninchenbau. Dazu schneidert Danny Elfman in seiner zwölften Zusammenarbeit mit Tim Burton dem Film ein musikalisches Kleid, das perfekter nicht passen könnte: Verwunschen, geheimnisvoll, nicht von dieser Welt. Höhepunkt ist Alice’s Theme, dessen Chöre und Streicher sofort Gänsehaut verursachen.

5. Spider-Man Main Title (2002)

Lange vor dem Marvel-Wahnsinn mit immer mehr verwirrenden Spin-Offs, Sequels und Prequels hat Regisseur Sam Raimi einen bis heute packenden Spider-Man-Reboot vorgelegt. Die Musik zum Film mit Toby Maguire kommt natürlich von Ramis Kumpel Danny Elfman, der seine Trademarks hier um spitze Violinen, majestätische Chöre und ein monumentales Grundgefühl erweitert.

6. Ice Dance (1990) 

Das vielleicht schönste Stück von Danny Elfmans persönlichstem Soundtrack ist das elegische, fragile, wunderschöne Ice Dance. Edward mit den Scherenhänden ist ja eh ein emotionales Meisterwerk, doch gerade durch die Musik wird der Film noch mal auf eine ganz andere, ganz und gar andersweltliche Ebene gehoben.

7. This Is Halloween (1993)

Ein ganz großer Klassiker, nicht nur zu Halloween: This Is Halloween ist einer der Glanzmomente in der Musik von Nightmare Before Christmas, diesem unerreichten Stop-Motion-Meisterwerk. Irgendwo zwischen Gothic-Kabarett und nostalgischem Weihnachtsfest, aber immer mit viel Gefühl. Wie der Film eben.

8. Sleepy Hollow Main Titles (1999)

Tim Burtons Gothic-Horror-Meisterwerk Sleepy Hollow ist ein blutiges Märchen, das in Sachen Ausstattung und Stimmung für immer einen Platz in den Herzen der Cineast*innen einnehmen wird. Die verhexte, beunruhigende, spannungsgeladene Musik von Danny Elfman fasst die entlegenen Wälder Neuenglands und den kopflosen Reiter in die richtigen Töne. Mehr melodramatische Gotik als hier geht definitiv nicht.

9. After Midnight (2002)

Ja, auch an Chicago war Danny Elfman als Komponist beteiligt. Der swingende Bar-Jazz von After Midnight ist ein ziemlich großer Kontrast zu seinen anderen Werken. Und irgendwie auch nicht: Er ersetzt eben einfach mal Streicher und Chöre durch Trompeten und Jazz-Drums, doch das Ergebnis ist immer noch nicht ganz von dieser Welt.

10. Wednesday Main Titles (2022) 

Wenn Tim Burton schon mal eine Serie um einen Spross der Addams Family macht, dann darf sein Freund Danny Elfman natürlich nicht fehlen. Zur erfolgreichsten Netflix-Serie aller Zeiten spendiert er Hauptcharakter Jenna Ortega ein ikonisches Hauptmotiv, das sowohl an die alten Addams-Family-Episoden erinnert als auch modernsten Horrorspuk in Töne fasst.

Bonus: Private Life (1982) 

Einen gibt es noch als Bonus: Bevor Danny Elfman die Kinozuschauer*innen mit seinen Scores verzauberte und verängstigte, spielte er in einer Ska-/Wave-Band namens Oingo Boingo. Dort lebt er sich sehr experimentell aus, singt, spielt Gitarre und schreibt alle Songs. Coole Mucke, keine Frage. Wir sind dennoch nicht böse, dass Elfman dann bald die große Leinwand ins Visier genommen hat.

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Die beste Horrorfilm-Musik: 10 Soundtracks mit Gänsehautgarantie

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