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Popkultur

Keith hat Beef: Rockstars, die sich auf den Tod nicht ausstehen können

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Streitet sich gerne: Keith Richards. Foto: Keystone/Hulton Archive/Getty Images

Krach kommt in den besten Familien vor. Auch in der ach so einträchtigen Rock‘n‘Roll-Familie. Beste Beispiele sind diese Herren Rockstars, die eine Menge Probleme mit einigen ihrer Kollegen hatten oder haben. Und damit nun wirklich nicht hinter dem Berg halten.

von Björn Springorum

Wer Fehden, Knatsch und Beef nur im Hip-Hop verortet, kennt lediglich die halbe Wahrheit. Auch in der Welt von Metal und Rock gibt es neben jeder Menge Harmonie auch Feindschaften, verbitterte Grabenkämpfe und ungesunden Groll. Gern wird jene Antipathie öffentlichkeitswirksam ausgetragen, nur getoppt manchmal von einer noch öffentlichkeitswirksameren Versöhnung. Schauen wir doch mal, wer von unseren Lieblingsstars ein Problem mit einem anderen hat.

Keith Richards gegen Elton John: Ein Affe mit Arthritis

Schwer zu sagen, wann die Kluft zwischen Keef und dem Rocketman entsteht; gut möglich, dass es ein Interview ist, das Richards 1988 dem Rolling Stone gibt. Darin bezeichnet er Elton John als Poser. Vielleicht ist es aber auch 1997, als Richards sich über die Neufassung von Candle In The Wind lustig macht. So oder so: Gefallen lässt sich John das nicht. In einem Interview mit der englischen Daily News feuert er kurz darauf: „Ich bin froh, dass ich Drogen und Alkohol aufgegeben habe. Es wäre furchtbar, wie Keith Richards zu sein. Er ist eine pathetische, arme Sau. Wie ein Affe mit Arthritis, der auf der Bühne immer noch jung aussehen will. Ich habe den größten Respekt vor den Stones, aber sie hätten Keith schon vor 15 Jahren rausschmeißen sollen. Für mich ist er einfach ein Arschloch.“ Irgendwann werden aber eben doch alle altersmilde: Im September 2015 tauchen sie gemeinsam auf einem Foto auf. Gedankenlesen können wir aber eben nicht. Also wer weiß…

Oasis gegen Blur: Auf der verdammten Eins!

Wenn Oasis etwas nun wirklich nicht brauchen, dann sind es Feinde außerhalb der Band. Sie haben ja sich. Dennoch kommt zu der absolut katastrophalen Beziehung der beiden Brüder Noel und Liam Gallagher noch die äußerst medienwirksame Feindschaft mit ihren größten Konkurrenten Blur. Was noch als Freundschaft zwischen den beiden aufsteigenden Britpop-Sternen beginnt, wird durch die übliche Arschlochhaltung der Gallaghers schnell hässlich: Als Damon Albarn auf der Party auftaucht, die zu Ehren der ersten Oasis-Nummer-Eins Some Might Say geschmissen wird, um den Jungs zu gratulieren, rauscht Liam auf ihn zu und schreit ihn an: „Wir sind auf der verfickten Eins!“

Lässt sich ein Albarn aber auch nicht einfach so ins Gesicht sagen. Also kümmert er sich darum, dass die nächste Blur-Single Country House am selben Tag erscheint wie Roll With It von Oasis. Der Battle Of Britpop beginnt – mit den gebildeten Londonern Blur auf der einen und den Arbeiterklasse-Boys Oasis aus dem harten Norden auf der anderen Seite. Blur gewinnen mit 274.000 zu 216.000. Oasis erweisen sich als nicht die allerbesten Verlierer: „Ich hasse die Typen“, geifert Noel Gallagher. „Ich hoffe, sie bekommen AIDS und kratzen ab.“ Äh, ja. Die feine englische Art eben. 2011 dann aber die überraschende Wende: Noel und Albarn laufen sich zufällig in einem Club über den Weg, saufen ordentlich einen und wundern sich über ihre zurückliegende Feindschaft, die ja angeblich nur von den Medien hochgebauscht wurde.

Guns N‘Roses gegen Nirvana: Runter auf die Straße

Obwohl Kurt Cobain oft und gern öffentlich über Guns N’Roses herzieht, ist Axl Rose ein großer Fan der Seattle-Youngster. Er lädt sie sogar als Support für die bevorstehende Co-Headliner-Tour mit Guns N‘Roses und Metallica ein. Rose lässt lange nicht locker, aber irgendwann ist halt auch unser William Axl mit seiner Geduld am Ende. Jetzt legt auch er los, beschimpft Cobain und seine Courtney Love auf einer Bühne als Junkies und deutet sogar an, dass deren gemeinsame Tochter Frances Bean mit Geburtsfehlern zur Welt gekommen ist, die auf den Drogenkonsum zurückzuführen sind.

Wie Nirvana sich mit „Bleach“ darauf vorbereiteten, die Rockwelt zu verändern

Soweit Roses ganz normaler verletzter Männerstolz. Hinter den Kulissen der MTV Video Music Awards 1992 kommt es zum Showdown: Love fragt Rose frotzelnd, ob er nicht Pate ihres Kindes werden möchte, woraufhin Rose Cobain eine Warnung ins Ohr zischt: „Stopf deiner Hure das Maul oder ich nehm dich mit runter auf die Straße.“ Die Fehde stoppt abrupt, als Cobain Selbstmord begeht. „Als Kurt starb, war Matt Sorum einer der ersten, die anriefen“, erinnert sich Dave Grohl. Und als sich Axl Rose 2016 auf der Reunion-Tour den Fuß verletzt, fackelt Grohl nicht lang und schickt ihn den riesigen Gitarrenthron, den er schon bei den Foo Fighters benutzte, als sein Bein eingegipst war. Geht doch.

Tommy Lee gegen Kid Rock: Meine Pamela!

Manche Männer bleiben für immer pubertäre Jungs mit vollkommen zu Unrecht aufgeblasenen Egos. Wie zwei wilde Gorillas gehen die beiden aufeinander los, warum genau wissen sie wahrscheinlich selbst nicht. Beide waren mit Pamela Anderson zusammen, Tommy Lee zuerst, dann Kid Rock. Und während Kid Rock steif und fest behauptet, Lee hätte es auf ihn abgesehen und ihn regelmäßig aufs Übelste beleidigt, bekommen wir von Lee nur noch mehr Beleidigungen in Richtung des Country-Rockers zu hören. Das Ganze geht so weit, dass sich die beiden bei den MTV Video Music Awards 2007 in die Haare kriegen und Lee von Kid Rock ordentlich eine verpasst bekommt. Könnte man durchaus auch anders lösen. So wie Erwachsene eben. Muss auch Anderson so gesehen haben, die wahrscheinlich einfach nur froh war, dass sie mit diesen beiden Idioten nichts mehr zu tun hat.

Metallica gegen Dave Mustaine: Der darf nicht mehr mitspielen!

Der Klassiker: Metallica schmeißen Mustaine 1983 wegen Drogenproblemen raus, der ist so in seinem Stolz verletzt, dass er sofort eine neue Band gründet und alles, aber wirklich alles daran setzt, erfolgreicher zu sein als Metallica. Nicht mal besser, einfach erfolgreicher. Klappt nicht, ziemlich erfolgreich ist er dennoch. Und ist jahrzehntelang sauer auf seine alten Kollegen. Er lässt keine Gelegenheit aus, sich über sie aufzuregen, und hat den einen oder anderen Produzenten wahrscheinlich sehr reich gemacht von seinem Geschichten über diesen armen jungen Mann, der nicht mehr mit den anderen spielen durfte.

Michael Jackson gegen Prince: Tischtennis bis zum Tod

Man kann die Geschichte der Achtziger nicht ohne Jackson und Prince erzählen. Sie sind die prägendsten männlichen Figuren der Pop-Dekade, schweben von Erfolg zu Erfolg und fühlen sich anfangs noch angestachelt, motiviert und beflügelt von den Triumphen des anderen. Aber eben nur bis zu einem gewissen Grad: Prince, erfolgsverwöhnt, kompetitiv und sehr selbstsicher, muss mitansehen, wie Jackson gleich acht Grammys abräumt. In der Folge lässt er MJ mehrfach hängen, taucht zu seiner verabredeten Aufnahme von We Are The World nicht auf und schlägt auch Jacksons Wunsch aus, mit ihm zusammen auf Bad zu hören zu sein. Am schlimmsten ist für Jackson aber wahrscheinlich, dass er Prince mal beim Tischtennis unterliegt, weil der die Bälle anschneidet und seinen Triumph nach einem letzten gezielten Treffer in Jacksons Gemächt übertrieben und hochnäsig feiert. Da wäre man irgendwie gern dabei gewesen.

Oasis, Beatles, Sonic Youth: Die hässlichsten Band-Trennungen

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