Sammelwut, ein Schulabbruch und ein Mega-Hit: 4 Wahrheiten aus dem Leben von Rush-Frontmann Geddy Lee

Er gilt als einer der virtuosesten Rockmusiker aller Zeiten, pflegt eine ausgeprägte Sammelleidenschaft und hat 40 Jahre mit einer der größten Prog-Rock-Bands des Planeten auf dem Buckel: Geddy Lee von Rush. Diese vier Dinge liefern einen kleinen Einblick in sein Leben — und in seinen verschrobenen Humor.

von Timon Menge

Zur Welt kommt Gary Lee Weinrib am 29. Juli 1953 im kanadischen North York (Ontario). Seine polnisch-jüdischen Eltern Morris (eigentlich: Moshe) und Mary (eigentlich: Malka) hatten den Holocaust überlebt und waren nach ihrer Hochzeit in Richtung Nordamerika geflüchtet. Lees Vater stirbt früh und hinterlässt eine Mutter, die seinen Laden weiterführen und gleichzeitig Geddy und seine zwei Brüder großziehen muss. „Es war schrecklich, als Vater starb“, erinnert sich Lee in einem Interview. „Aber mein Leben nahm eine andere Richtung, weil meine Mutter uns nicht unter Kontrolle hatte.“ Der frühe Tod seines Vaters inspiriert Lee dazu, das Leben voll auszukosten. Seine Mutter hat dafür nicht immer Verständnis.

1. Im Nachhinein eine gute Entscheidung: Geddy Lee brach die Schule ab, um Rockmusiker zu werden.

Als alleinerziehende Witwe, die zeitgleich ein Geschäft führt und eine Familie am Laufen hält, muss Mary Lee alles aus dem Gesicht gefallen sein, als ihr Sohn Geddy ihr mitteilte, dass er die Schule schmeißen möchte. Das wird Jahrzehnte später auch dem Musiker selbst bewusst, denn in einem Interview erzählt er, dass er anschließend das Gefühl hatte, seiner Mutter etwas zu schulden. „Die ganze Scheiße, die ich ihr angetan habe“, berichtet Lee. „Und dazu noch die Tatsache, dass sie gerade ihren Mann verloren hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich sicherstellen muss, dass sich alles gelohnt hat. Ich wollte ihr zeigen, dass ich ein Profi bin, dass ich hart arbeite und dass ich nicht nur ein verdammter Verrückter bin.“ Geddys Vorhaben soll sich bewahrheiten, weshalb sein Schulabbruch zu seinen Glanzmomenten zählt. Und das Beste daran: Mama Lee wird 95 Jahre alt und bekommt den gesamten Erfolg von Rush noch mit.

2. Er schuf den einzigartigen Synthesizer-Sound für Rushs Mega-Hit Tom Sawyer.

Geddy Lee ist nicht nur derjenige, der bei Rush überhaupt Synthesizer ins Spiel bringt, sondern er schafft auch die Synthie-Effekte für den vielleicht bekanntesten Rush-Song Tom Sawyer. Auf die Idee dazu kommt er, als er auf einem Oberheim OB-X herumspielt. (Ein Funfact für Serien-Fans: Auch für das Intro der Achtziger-Retro-Serie Stranger Things kommt unter anderem ein Synthesizer von Oberheim zum Einsatz.) Anfangs hat Lee so seine Bedenken, was den Song betrifft, wie er Jahre später in einem Interview verrät: „Ich weiß noch, dass ich im Studio enttäuscht war, weil ich dachte, dass es uns nicht gelungen war, den Spirit des Songs einzufangen“, erinnert er sich. „Wir dachten damals, es sei der schlechteste Song auf der Platte — aber im Mix kam alles zusammen.“ Und das liegt nicht zuletzt an einem Glanzmoment von Geddy Lee.

3. Ein Beispiel für Lees einzigartigen Humor: seine legendäre Aufnahme mit Bob und Doug McKenzie.

Seinen größten Erfolg in den US-amerikanischen Singlecharts landet Geddy Lee nicht etwa mit Rush, sondern mit Bob und Doug McKenzie, einem fiktiven kanadischen Komikerduo, gespielt von Rick Moranis und Dave Thomas. Vor der Aufnahme des Songs Take Off mit Geddy Lee ist ein Dialog zwischen den beiden Schauspielern und Lee zu hören, der Lees besonderen Humor unter Beweis stellt. „Hat unser Anwalt dich angerufen?“, möchten die zwei Komiker wissen, nachdem sie sich bei Lee für dessen Anwesenheit bedankt haben. Der Musiker entgegnet: „Ja nun, wisst ihr … Zehn Mäuse sind zehn Mäuse.“ Damit spielt er auf das Honorar an, das er für seine Aufnahme bekommt, doch für Lee soll aus Take Off noch viel mehr werden. Die Single landet in den USA nämlich auf Platz 16 der Charts und markiert somit Lees größten Single-Erfolg. (Rush erreichten ihren höchste Platzierung in den Staaten mit New World Man auf Platz 21.)

4. Geddy Lee besitzt mehr als 5.000 Flaschen Wein und 250 Bassgitarren.

Ein Glanzmoment ist es nicht, aber trotzdem interessant: Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man Geddy Lee als sammelwütig bezeichnet. So sammelt er nicht nur Baseball-Memorabilia, sondern auch Vintage-Bässe, Erstausgaben von Büchern, Gitarren und Wein; in der Vergangenheit zählten Briefmarken und Schallplatten zu seinen großen Hobbys. Den Platz für all das wird er nach seinem großen Erfolg mit Rush wohl haben.

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Zeitsprung: Am 29.7.1953 kommt Rush-Frontmann Geddy Lee zur Welt.