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Popkultur

Zeitsprung: Am 17.1.1955 kommt „Copperhead Road“-Sänger Steve Earle zur Welt.

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Foto: Clayton Call/Redferns/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 17.1.1955.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

Drei Grammys, eine Nummer eins in Großbritannien, Johnny Cash und Emmylou Harris spielten seine Songs: Steve Earle beweist, dass Outlaw Country durchaus kommerziellen Erfolg einfahren kann. Auch sonst bricht der Singer-Songwriter gern mit Klischees und sorgt für ziemlich viel gute Musik. Schauen wir zu seinem Geburtstag am 17. Januar auf die Stationen seines Lebens.

Hört hier die Platte So You Wannabe An Outlaw:

Zwar erblickt Earle 1955 im amerikanischen Bundesstaat Virginia das Licht der Welt, die Familie zieht jedoch früh nach Texas, wo der kleine Steve mit elf Jahren das erste Mal eine Gitarre in der Hand hält. Ab da passiert eigentlich alles Schlag auf Schlag: Mit 13 ein Talentwettbewerb in der Schule, mit 14 haut er von Zuhause ab, um seinem großen Vorbild Townes Van Zandt hinterherzureisen. Damit beweist er zwar Geschmack, die Suche bleibt jedoch erfolglos. Nach der Rückkehr folgen einige Probleme mit der öffentlichen Hand und lokalen Country-Fans, teils wegen seiner kritischen Einstellung zum Vietnam-Krieg. Erst, als er mit 16 die Schule schmeißt und wenige Jahre darauf mit seinem ebenfalls musizierenden Onkel nach Houston zieht, kommt es zum Treffen mit dem Idol.

Liedermacher im Musik-Mekka

Kurze Zeit später, nämlich 1974, geht es für den aufstrebenden Künstler dorthin, wo man sich in Amerika als Countrymusiker nun mal seine Sporen verdient: nach Nashville. Hier nimmt Earle Gelegenheitsjobs an, um sich an den Abenden die Finger wund zu spielen. Das klappt so gut, dass er im Folgejahr schon mit Kollegen wie van Zandt und Guy Clark in der Country-Dokumentation Heartworn Highways auftritt. Für die Band von Clark spielt der junge Mann außerdem Bass und übt sich am Songwriting. Es dauert nicht lange, bis er diese Disziplin zum Beruf machen kann: Bis tief in die Achtziger schreibt Earle, was das Zeug hält; Künstler bzw. Künstlerinnen wie Johnny Lee, Zella Lehr und Connie Smith nehmen’s auf. Und irgendwie springt dabei auch ein Plattenvertrag für ihn selbst raus.

Nachdem sich der erste Deal in Wohlgefallen auflöst, veröffentlicht Earle 1986 nach langem Anlauf endlich sein Debüt: Guitar Town kommt mit einer gleichnamigen Single daher, die es prompt in die Top Ten schafft, der Song Goodbye’s All We’ve Got Left tut es dem Vorgänger gleich. Die Presse zeigt sich begeistert von seiner Fähigkeit, Country und Rock zu verschmelzen. Vergleiche mit Bruce Springsteen sind an der Tagesordnung.

Verschmelzung von Genres

Doch der erfahrene Musiker will sich nicht festlegen. Der nachfolgende Langspieler Copperhead Road belässt es nicht bei den zwei Genres, sondern bedient sich außerdem beim Folk, Hard Rock und irischen Einflüssen. Da sind auch die Pogues nicht weit, die auf dem Album gastieren. Die erneut gleichnamige Single bleibt bis heute die erfolgreichste des Singer-Songwriters: Sie erzählt vom Marihuana-Handel eines Vietnam-Veteranen. Drogen sind auch privat ein Thema, immer wieder muss Earle zwischen Platten wie The Hard Way (1990) und Train A Comin’ (1995) längere Pausen einlegen. 

Ein Abstecher ins Gefängnis und ein damit verbundener Entzug sorgen ab Mitte der Neunziger für mehr Produktivität und. Der Mann ist kaum noch zu halten, ob allein oder mit seiner Band The Dukes: Bis heute folgen zahlreiche Alben, darunter Transcendental Blues (2000) und das politische Jerusalem (2002). Seinem großen Vorbild widmet er unter dem Titel Townes (2009) ganze 15 Songs. Er arbeitet mit und produziert für Leute wie Tom Morello, Joan Baez und Randy Newman. 

Bewegtes Privatleben

Neben der ganzen Arbeit findet Earle irgendwie Zeit für stattliche sieben Ehen, wobei er mit Lou-Anne Gill gleich zweimal den Schritt vor den Altar wagt. Sein Sohn Justin Townes Earle macht mittlerweile selbst Musik, was bei dem Namen niemanden wundern dürfte. Seit man seinen jüngsten Sohn auf dem autistischen Spektrum einstufte, setzt sich Steve Earle in diesem Bereich ebenfalls vermehrt ein.

Aktivismus stellt für den Sozialisten jedoch kein Neuland dar: Er engagiert sich seit Jahren aktiv für die Abschaffung der Todesstrafe, thematisiert in seiner Musik immer wieder die Schicksale von Veteranen, Verurteilten und Abhängigen. All das in einem Genre, das häufig als reaktionär und konservativ gilt. Wir sagen ja, Klischees mag der Mann nicht. Eines muss er sich aber gefallen lassen: Alles Gute zum Geburtstag, Mr. Earle!

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