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Popkultur

Zeitsprung: Am 7.3.1944 kommt Countrylegende Townes Van Zandt zur Welt.

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Townes Van Zandt
Foto: Peter Figen/Promo

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 7.3.1944.

von Timon Menge und Christof Leim

Townes Van Zandt zählt zu den herausragenden Künstlern des Outlaw Country, seine melancholischen Songs bleiben unvergessen. Doch er hat ein schweres Paket zu tragen: Immer wieder versucht der Texaner, seiner Alkohol- und Drogensucht zu entkommen, jedes Mal scheitert er. Am 7. März hätte er Geburtstag gefeiert. Werfen wir einen Blick auf sein Leben.

Hört hier in die besten Stücke von Townes Van Zandt rein:

Townes Van Zandts Biografie beginnt als Nachfahre einer einflussreichen texanischen Politikerfamilie und zwar am 7. März 1944 in Fort Worth, der Hauptstadt von Tarrant County. (Zwei Orte weiter liegt Van Zandt County, benannt nach Townes’ Familie.) Weihnachten 1956 schenkt sein Vater Harris Williams ihm seine erste Gitarre. Das Instrument fasziniert den Zwölfjährigen, er übt fleißig, insbesondere während seiner Wanderungen durch die texanische Landschaft. Den Ausschlag für die Begeisterung gibt der King persönlich, wie Van Zandt später in einem Interview verrät: „Als ich Elvis am 28. Oktober 1956 in der Ed Sullivan Show gesehen habe, wusste ich, dass ich auch Gitarre spielen möchte. Elvis hatte Geld, Cadillacs und Frauen, nur mit Gitarrespielen und Singen. Das hat mich schwer beeindruckt.“

1958 zieht die Familie Van Zandt nach Colorado um, wo es Townes gut gefällt. Immer wieder soll er später hierhin zurückkehren, mit My Proud Mountains, Colorado Girl und Snowin’ On Raton widmet er seiner zweiten Heimat zahlreiche Songs. In der Schule glänzt der junge Musiker durch hervorragende Leistungen: Er kassiert eine gute Note nach der anderen und entwickelt sich zu einem erfolgreichen Teamsportler. Als ihm ein überdurchschnittlich hoher IQ bescheinigt wird, bereiten seine Eltern ihn auf eine Karriere als Senator vor, ganz im Sinne der Familientradition. Weil er befürchtet, seine Familie müsse demnächst wieder umziehen, siedelt Townes nach Minnesota über. Tatsächlich verschlägt es die restlichen Van Zandts 1962 zurück nach Texas. Während seines Studiums wohnt Townes wieder in Colorado, doch im Laufe seines zweiten Studienjahrs intervenieren seine Eltern und holen ihn ebenfalls nach Houston.

Sie sorgen sich um den extremen Alkoholkonsum ihres Sohnes und beobachten zunehmend, dass er mit Depressionen kämpft. Sie weisen ihn in die Uniklinik von Texas ein, wo die Ärzte eine bipolare Störung diagnostizieren. Anschließend behandeln die Mediziner Townes mit einer Insulinschocktherapie, die große Teile seines Langzeitgedächtnisses auslöscht. Seine Mutter wird später einräumen, dass es sich bei dieser Behandlung um eine der größten Fehlentscheidungen ihres Lebens gehandelt habe. 1965 möchte Townes zunächst eine Karriere als Jurist einschlagen, entscheidet sich dann aber für eine Laufbahn bei der US Air Force, wo er aufgrund seiner psychischen Erkrankung allerdings ausgemustert wird. 1967 bricht er die Schule ab und beginnt mit der Unterstützung seiner Eltern ein Leben als professioneller Musiker.

Ein Jahr später lernt Van Zandt den Country-Songschreiber Mickey Newbury kennen, der dem jungen Musiker dazu rät, nach Nashville zu ziehen. Als Townes daraufhin in die Country-Metropole umsiedelt, trifft er vor Ort schnell seinen späteren Produzenten Jack Clement, seines Zeichens ehemaliger Mitarbeiter der legendären Plattenschmiede Sun Records. Clement hat zu jener Zeit bereits mit Roy Orbison, Carl Perkins, Johnny Cash und Jerry Lee Lewis gearbeitet und hilft Van Zandt dabei, sein Dasein als Musiker in professionelle Bahnen zu lenken. In dem kommenden Jahren erreicht Townes’ Karriere schnell ihren Zenit. Mit For The Sake Of The Song (1968), Our Mother The Mountain (1969), Townes Van Zandt (1969), Delta Momma Blues (1971), High, Low And In Between (1971) sowie The Late Great Townes Van Zandt (1972) veröffentlicht der begnadete Songschreiber sechs Alben für die Ewigkeit, die unter anderem großartige Songs wie To Live Is To Fly, Pancho And Lefty, Nothin’ oder If I Needed You enthalten. 1975 tritt er in Heartworn Highways auf, einer Dokumentation über die Entwicklung des Outlaw Country in Texas. An seiner Seite: Guy Clark, Steve Earle, Charlie Daniels und David Allan Coe. Der Streifen erscheint erst 1981.

In den Achtzigern wird es ruhiger um Van Zandt. Sein Alkoholkonsum nimmt Stück für Stück Überhand, seine Musik leidet darunter. Zwar schreibt er weiterhin starke Songs wie Marie und The Hole, doch das Jahrzehnt und sein Zeitgeist meinen es nicht gut mit ihm. Ein weiteres, dickes Problem: Seit vielen Jahren hängt der Countrymusiker an der Nadel. Freunde berichten, er habe sich nicht nur Heroin gespritzt, sondern zeitweise auch Kokain, Wodka sowie eine Mischung aus Rum und Cola. Mindestens einmal setzt er sich in Gegenwart seines achtjährigen Sohnes J.T. eine Spritze. Die längste Phase der Nüchternheit gelingt Townes ein knappes Jahr lang, zwischen 1989 und 1990.

Auch in den Neunzigern veröffentlicht er weiterhin Musik, allerdings weniger und weniger. 1994 unternimmt er einen letzten Entzugsversuch, nachdem er ein weiteres Dutzend bereits hinter sich hat. Eine Ärztin weist ihn darauf hin, dass ein weiterer kalter Entzug ihn töten könne. In den folgenden Jahren baut Van Zandt zunehmend ab, seine Freunde sprechen davon, dass er „verwelke“. 1996 erhält er einen Anruf von Steve Shelley (Sonic Youth), der ein Album mit ihm aufnehmen möchte. Van Zandt schlägt ein, der Aufnahmeprozess beginnt im Dezember in Memphis. Kurz vor Weihnachten stürzt der Musiker eine Treppe hinunter. Der Fall zieht einen Hüftbruch nach sich, doch Van Zandt lehnt es ab, in einem Krankenhaus behandelt zu werden. Stattdessen feiert er Weihnachten mit seiner Familie, wenn auch unfähig aufzustehen. Nach den Feiertagen kommt er wieder ins Studio, allerdings in einem Rollstuhl. Wegen seines launischen Verhaltens und seines Alkoholkonsums sieht sich Shelley dazu gezwungen, die Aufnahmen abzubrechen. Während der Tage danach scheint Van Zandt beinahe gelöst, zeigt sich bester Laune und ruft einige Freunde an. Am Morgen des 1. Januar 1997 stirbt er an Herzversagen.

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