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Popkultur

Die wildesten Styling-Trends der Rockgeschichte

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Trendsetter: Mötley Crüe. Foto: Randy Bachman/Getty Images

Alles beginnt, wie immer, mit Elvis Presley: Glitzernde Jumpsuits und Jailhouse Rock-Style machten ihn nicht nur zum King (of Fashion); er sorgte auch dafür, dass Mode und Musik für immer zusammenwuchsen. Trugen Performer*innen zuvor noch das, was der Kleiderschrank gerade hergab, galten Rockstars von nun an als größte Inspiration für den Stil der Jugend.

von Sina Buchwitz und Timon Menge

 

Die wildesten Styling-Trends der Rockgeschichte

Seitdem schocken Heranwachsende ihre alten Herren nur allzu gern mit den wildesten Trends: Das gilt in den Siebzigern für Glam-Rocker*innen in glitzernden Leggings ebenso wie für Anhänger des Nu-Metals in den Neunzigern, die mit ihren tiefsitzenden Baggy-Hosen und Sport-Shirts von den Hip-Hoppern optisch kaum zu unterscheiden waren. Wir begeben uns auf eine Zeitreise und schauen uns die schrägsten Looks mal genauer an.

Foto: Fin Costello/Redferns/Getty Images

Von androgyn bis gruselig: Make-up in der Rockmusik

Dass Make-up das ideale Mittel bietet, um der eigenen Kunst mehr Ausdruck zu verleihen, war in den Sechzigern schon kein Geheimnis mehr. Arthur Brown galt hier als Vorreiter für die im Black Metal weit verbreitete Corpsepaint. Später nutzten unter anderem Kiss die gruselige Gesichtsbemalung, um die Identität ihrer Band zu formen: „Wir wollten noch einen Schritt weiter gehen. Make-up bot uns da die ideale Möglichkeit, jedem einzelnen Bandmitglied einen Charakter zu geben“, erklärt Paul Stanley in einem Interview.

Ungefähr zeitgleich traten in der Glam-Rock-Szene Pioniere wie Marc Bolan und David Bowie auf den Plan, die eine glamourösere Nutzung von Schminke etablierten. Mit Glitzer, knalligem Rouge und buntem Lidschatten bedienten sie sich an einer Farbpalette, die zuvor vor allem Frauen vorbehalten war und formten so das Bild des androgynen Rockstars, das auch heute noch von Musikern wie Harry Styles gefeiert wird.

Foto: George Wilkes/Hulton Archive/Getty Images

Business up front, party in the back: Der Vokuhila

Dolly Parton, Ron Wood, Bob Seger und neuerdings auch Miley Cyrus – kaum eine Frisur zierte in den letzten Jahrzehnten so viele Köpfe wie der Vokuhila, ungeachtet der Geschlechter oder Musikgenres. Dabei wird der englische Begriff „mullet“ (zu Deutsch eigentlich „Meeräsche“) dem animalischen Charakter dieser Haartracht deutlich gerechter: Vorn rahmt ein kurz geschnittener Pony das Gesicht, hinten wärmt mindestens schulterlanges Haar den Nacken; häufig unterstreichen anrasierte Haare an den Seiten die wilde Optik. Obwohl nicht abschließend geklärt ist, wer als Vorreiter dieses Trends gilt, erhielt der Vokuhila spätestens 1972 die volle Aufmerksamkeit, als David Bowie seine Kunstfigur Ziggy Stardust zum Leben erweckte und die Glam Rock-Welt für immer veränderte.

Foto: Richard E. Aaron/Redferns/Getty Images

Punkfrisuren: Von Igel bis Irokese

Als der Punk gegen Ende der Siebziger Fahrt aufnahm, kehrte er gerne Dinge um, so auch in der Haarmode. The Damned, die Sex Pistols oder The Clash: Wo andere Rocker lange Matten hatten, brachten Punks ihren kurzen Igelschnitt mit der Geltube zum Stehen. Wo Led Zeppelin beim Naturton blieben, färbte sich Johnny Rotten die Haarpracht rot. Kurzum: Wenn es ein Genre gibt, das sämtlichen kalauerbezeichneten Friseursalons gerecht wird, dann den Punk. Der Krehaartivität sind keine Grenzen gesetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Subkulturen, gibt es „Punker“ noch heute, manchmal mit gefärbtem Schopf, manchmal mit Irokesenschnitt, manchmal mit beidem. Und schocken kann man damit oft immer noch, zumindest außerhalb der Musikwelt.

Foto: Harry Langdon/Getty Images

Spaghettibeine in Spandex-Hosen: Der Kunststoff der Achtziger

Auf zwei Dinge konnten sich in den Achtzigern fast alle Musiker*innen einigen: Haarspray – und Spandex-Hosen. Ob Mötley Crüe, Guns N‘ Roses, Cher oder Madonna: Der Siegeszug der enganliegenden Beinkleider machte ab 1980 vor keinem Genre Halt und definiert die optische Wahrnehmung, die wir von diesem Jahrzehnt haben. Auch Lars Ulrich von Metallica trug gerne tight, deren Frontmann James Hetfield sah das etwas anders und machte beim Monsters-Of-Rock-Festival 1985 folgende Ansage: „Wenn ihr Spandex, Augen-Make-Up und die Worte ‘Oh Baby‘ in jedem verdammten Song sehen wollt, sind wir die falsche Band!“ Zu Beginn der Neunziger eroberte dann ohnehin der Grunge die Welt. Statt Spandex und Haarspray standen nun Schlabberhosen und Holzfällerhemden auf dem Plan. Die Achtziger-Quetschklamotten ließen alle schnell im Keller verschwinden – auch so mancher Grunge-Held, dessen Stil einige Jahre vorher noch ganz anders aussah. Aber das habt ihr nicht von uns.

Foto: Costello/Redferns/Getty Images

Lack und Leder: Von der S&M-Szene zum Heavy Metal

Als sich Judas-Priest-Frontmann Rob Halford im Jahr 1998 outet, dürfte das kaum einen Kenner der Metalszene überraschen. Die breite Masse weiß Ende der Neunziger allerdings noch nichts von seiner Homosexualität. Der Metal Hammer überschreibt die Meldung damals mit „God is gay!“ und gibt damit einen deutlichen Hinweis auf Halfords Bedeutung für ein ganzes Genre. Kein Wunder also, dass sich die Welt des Schwermetalls auch optisch an ihrem „Gott“ orientiert. Der wiederum lässt sich für sein Outfit von der S&M-Kultur inspirieren. Das Ergebnis: Lack, Leder, Nieten. Nach ihm findet man diesen Kleidungsstil fast in der gesamten Metalszene. Im Black Metal treibt man das Ganze sogar auf die buchstäbliche Spitze und kombiniert die dort übliche Pandaschminke mit absurd langen Nieten auf den Armen. Bis heute trifft man in Wacken und Co. auf viel Leder und Metall. Gott sei Dank.

Foto: Mick Hutson/Redferns/Getty Images

Metal meets Hip Hop: Baggy Pants

Obwohl Baggy Pants instinktiv erst einmal mit Hip-Hop in Verbindung gebracht werden, hatten die Schlabberhosen in den Neunzigern und frühen 2000ern auch im Metal und Pop-Punk ihren Platz. Bands wie Korn, Limp Bizkit und Sum 41 ließen sowohl musikalisch als auch modisch die Genregrenzen verschwimmen und machten tiefsitzende Hosen salonfähig – sehr zum Unmut der älteren Generation, da der Ursprung dieses Styles in den US-Gefängnissen vermutet wird. Dort war es übliche Praxis, neuen Insassen als erstes den Gürtel abzunehmen, damit diese sich nicht strangulieren konnten. Als ehemalige Gefangene diesen Trend auch auf die Straße brachten, wurden Baggy Pants schnell zum Symbol für harte Jungs. Kein Wunder also, dass verschiedene US-Städte das öffentliche Tragen von Baggy Pants verboten. Erst 2020 wurde ein ebensolches Verbot in Florida wieder aufgehoben.

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