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Popkultur

Zehn The Cure-Songs aus den 1980ern, die jeder Fan kennen sollte

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Foto: Ross Marino/Getty Images

Zwei legendäre Platten von The Cure feiern 2020 einen runden Geburtstag: Die Singles-Compilation Boys Don’t Cry erschien Anfang Februar 1980, kurz darauf das zweite Studioalbum Seventeen Seconds. Unzählige Klassiker finden sich darauf, die das frühe Image der Band um Robert Smith sowie den Sound der frühen 1980er-Jahre zwischen Post-Punk, Goth Pop und New Wave ganz entschieden geprägt haben. In Songs wie A Forest kulminiert die Ästhetik von ganzen Szenen, Stilen und Lebensweisen. Needless to say: Der Einfluss dieser Songs und Alben ist heute noch so stark wie eh und je.

von Michael Döringer

Schaut man sich andere Listen und Top-Tens zu The Cure an, merkt man schnell: Die Meinungen gehen hier extrem weit auseinander in Bezug auf ihre besten Songs. Jede*r scheint da seine ganz persönliche Band mit eigenen Facetten zu verehren. Nun denn, so wollen wir das auch machen. Zur Feier dieses Jubiläums und des Jahres 1980 haben wir unsere Lieblingssongs von The Cure aus den Achtzigern zusammengestellt, also von 1979 bis 1989. Hits, Raritäten und süßer Schmerz.

1. 10:15 Saturday Night

Wir schreiben das Jahr 1979. The Cure veröffentlichen ihre erste Single Killing An Arab und ernten wegen des ambivalenten Titels einen kleinen Skandal. Der war natürlich nicht wörtlich und schon gar nicht fremdenfeindlich gemeint, sondern als Verweis auf Albert Camus Roman Der Fremde. Guter Song, aber die B-Seite 10:15 Saturday Night war viel spannender: dramaturgisch und dynamisch ausgefeilt dank einem theatralischen Minimalismus, der am Ende in ein legendär sägendes Gitarrensolo mündet. So positionierte man sich jenseits von der damaligen Punk-Simplizität wie auch von ausuferndem 70s-Rock. Dass wir uns modisch noch in den Siebzigern befinden, ist in der Videoaufnahme kaum zu übersehen.

2. Fire In Cairo

Ebenfalls noch 1979 erschien das Debütalbum Three Imaginary Boys. Fire In Cairo findet sich sowohl darauf als auch auf der 1980 veröffentlichten Compilation Boys Don’t Cry und ist heute ohne Frage einer der großen Fan-Favoriten aus den Anfangsjahren von The Cure: luftiger, melodiöser New-Wave-Pop mit einer Art Aufbruchsstimmung, die scheinbar gar nicht mit dem späteren Goth-Image der Band zusammengeht. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis Robert Smith andere Töne anschlug.

3. I’m Cold

Schon früh stimmte der Sound bei The Cure.  Auf eine perfekte Produktion wurde großer Wert gelegt und im Laufe der Achtziger klingen ihre Alben immer schmuck-  und stimmungsvoller ausstaffiert. I’m Cold stammt ganz klar aus der Zeit davor. Die B-Seite von Jumping Someone Else’s Train klingt unfertig und roh, mehr nach Demo und Proberaum. Wenn sich aus dieser Atmosphäre dann die typischen Gitarrenmelodien schälen, ist die perfekte Nicht-Perfektion fertig. Was für ein Song! I’m Cold erinnert mit seiner Demo-Ästhetik an die frühen Aufnahmen von Soft Cell, wo ja durchaus eine Verbindung besteht.

4. M

Seventeen Seconds ist berühmt für seine spröde und minimalistische Ästhetik, man denke an At Night. Näher war die Band nie an Joy Division. Doch es gibt auch in all der deprimierenden Tristesse die beflügelnden Pop-Momente. M ist einer davon, eine 3-Minuten-Perle, die so viele Qualitäten dieser Band bündelt.

5. Siamese Twins

Auf Seventeen Seconds folgte Faith (1981), dann kam Pornography und der negative Höhepunkt in Sachen guter Laune war erreicht. Dieses Album ist der Inbegriff von Depri-Mucke und machte The Cure endgültig zu Goth-Ikonen, und das ist natürlich alles als Kompliment gemeint. Ein Song wie Siamese Twins zieht gleichzeitig runter und lässt uns schweben. Aber klar, hier scheiden sich  die Geister. Vielen ist das too much, manche haben ein grundsätzlich anderes Verständnis von Musik. Und das ist auch gut so.

6. Charlotte Sometimes (Live)

Ein zentrales Stück, vielleicht sogar das eine, das The Cure in den Achtzigern am besten einfängt. Die schwarze Romantik der Disintegration-Phase, die desolate Stimmung der frühen Alben, die melancholische Melodieseeligkeit – all das kommt in Charlotte Sometimes zusammen, das auf keinem Album erschien, sondern nur als Single im Jahr 1981. Wir wollen hier auf das fantastische Live-Album hinweisen, das 1984 in London und Oxford aufgenommen wurde. Charlotte Sometimes klingt darauf besser als die Studioversion, wärmer und noch ein bisschen trauriger.

7. A Night Like This

Die Hit-Singles Close To Me und In Between Days sind zwar die Top-Kandidaten, wenn es um die Höhepunkte auf The Head On The Door geht, dem 1985 erschienen sechsten Studioalbum. Doch wir entscheiden uns für A Night Like This, weil hier die Stimmung einfach ernster und sentimentaler ist. Robert Smith liefert mal wieder Stoff für die gebrochenen Herzen dieser Welt. Schöneren Trost gibt es nicht, und vielleicht auch kein besseres Saxofonsolo als das am Ende des Songs.

8. If Only Tonight We Could Sleep

Kiss Me Kiss Me Kiss Me (1986) ist ein magisches Album, für uns immer noch so ein kleines Rätsel, in dem noch viel verborgen zu liegen scheint. Nicht das offensichtliche Meisterwerk wie Disintegration (dazu gleich mehr), sondern viel geheimnisvoller. Der beste Beweis für diese Aura ist If Only Tonight We Could Sleep, mit seinem langen Instrumental-Intro, der orientalisch-anmutenden Sitar und dem unsäglich traurigen Gitarrensolo.

9. Pictures Of You (RS Home Instrumental Demo)

Wir kommen zum letzten Album der Dekade und zum vielleicht besten Album von The Cure überhaupt. Jeder Song auf Disintegration (1989) hätte hier eine Erwähnung verdient. Deshalb haben wir uns für einen charmanten Bonus-Track entschieden, der sich auf der Deluxe-Reissue findet. In solchen lohnenswerten Editionen sind fast alle Cure-Alben mittlerweile erhältlich, sie enthalten Studio-Demos, Live-Versionen, oder Home Recordings wie dieses hier von Pictures Of You. Rein instrumental von Robert Smith zuhause aufgenommen, und es sprüht nur so vor Gefühl.

10. Disintegration

Mit diesem 13-minütigen Epos verabschieden wir uns und drücken noch mal eine Träne weg. Jedes weitere Wort ist hier überflüssig. Ende.

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