------------

Popkultur

Aus dem Stand legendär: Zehn der besten Debüts aller Zeiten

Published on

Foto: Express/Express/Getty Images

Anfängerglück oder frühe Anzeichen echter Genialität? Kurz vor dem 50. Geburtstag von Black Sabbaths Erstschlages stellen wir zehn Bands vor, die schon mit ihrem ersten Album einen richtig großen Wurf landen konnten.

von Björn Springorum

Ein Debüt ist etwas Magisches. Zum ersten Mal lüftet eine Band den Vorhang, zum ersten Mal beschreibt sie eine leere Leinwand. Danach ist nichts mehr so wie es war, danach wird es immer etwas geben, das davor geschehen ist. Das animierte viele Bands schon am denkbar frühsten Punkt ihrer Karriere zu unglaublichen Höhenflügen. Hier sind zehn davon.

Led Zeppelin

Led Zeppelin

1969 begann mit einem Urknall: Am 12. Januar veröffentlichen Led Zeppelin ihr im Vorjahr aufgenommenes Debüt. Die 45 Minuten von Led Zeppelin wurden anfangs von den Kritiker*innen geschasst und von den Fans zu beiden Seiten des Atlantiks geliebt – durchaus nicht ungewöhnlich damals. Plant und Page erforschten erstmals die Schnittmenge zwischen Blues und Hard Rock, zwischen dem jaulenden Gesang und den jubelnden Gitarren. Noch nicht ganz im eigenen Kosmos, der später so ziemlich jede Rock-Band da draußen beeinflussen sollte, hat dieses Debüt dennoch eine ganz eigene Sturm-und Drang-Energie. Und natürlich Dazed And Confused.

The Who

My Generation

Schon vier Jahre zuvor legte eine andere britische Band das Fundament, das den Erfolg von Led Zeppelin überhaupt erst ermöglichte: My Generation von The Who, veröffentlicht 1965, als die Beatles noch brave Rock‘n‘Roll-Anzugträger waren, legte den Grundstein für Punk, Hard Rock und Heavy Metal. Der Sound war ungewöhnlich schroff und hart, die Riffs im Grunde klassische Power Chords und die Energie schon jetzt das, was man etliche Jahre später mit den Sex Pistols verbinden sollte.

Oasis

Definitely Maybe

Fast 30 Jahre später sah die Sache schon wieder ganz anders aus. Großbritannien hatte den Punk überlebt, war aber in Sachen Coolness und Popkultur ein wenig in den Hintergrund geraten. Kein Problem, Oasis änderten das 1994 im Alleingang. Nur wenige Monate nach Kurt Cobains Selbstmord veröffentlicht, machte Definitely Maybe über Nacht Superstars aus den großmäuligen Jungs aus Manchester – und sorgte mit der Britpop-Welle im selben Atemzug dafür, dass aus Großbritannien Cool Britannia wurde.

Guns N‘Roses

Appetite for Destruction

Klar, auch aus den USA kamen epochale Debüts. Das hier zum Beispiel: Appetite For Destruction war das gewaltigste Ereignis, das der Rockmusik seit Led Zeppelin widerfahren war, ein haltloser, sündiger, hedonistischer Cocktail aus Dekadenz, Hard Rock, Sex, Drogen und Rock‘n‘Roll. Durch eine dezidiert kalifornische Brille betrachtet, inszenierten Guns N‘Roses 1987 den Rock‘n‘Roll als überlebensgroßes Ereignis, das nach dem vielerorts weichgespülten Achtzigern wieder Ecken, Kanten und Gefahr in diese Musik brachte. Von den Skandalen ganz zu schweigen.

Black Sabbath

Black Sabbath

Keine Liste, so scheint es, ist möglich ohne Black Sabbath. Der Urschrei des Heavy Metal ist so essentiell wie ikonisch, ein Blueprint für eine nicht abschätzbare Menge an Nachfolger*innen. Vom Rolling-Stone-Autor Lester Bangs legendär als „wie Cream, nur schlechter!“, abgestraft, hat sich das satanische Meisterwerk längst verselbstständigt. Ob es jetzt wirklich das allererste Heavy-Metal-Album war oder nicht: Es war das erste Album, das diese Musik einer breiten Hörerschaft offenbarte. Und ihnen einen gewaltigen Schrecken einjagte. Wahrscheinlich sogar Bangs selbst.

Metallica

Kill ‘Em All

Heavy Metal war 1983 schon ein paar Jahre alt. Was Metallica auf ihrem ruppigen Einstand Kill  ‘Em All daraus machten, hatte man in der Form dann aber auch noch nicht gehört: Aus Vorbildern wie Iron Maiden oder Diamond Head wurde durch Hinzugabe von jugendlichem Wahn, Schnelligkeit, punkiger Attitüde und Aggression eine präzise und kompromisslos auf den Punkt gebrachte Detonation. Selbst Slayer und Anthrax, ebenfalls Thrash-Pioniere, betonten wieder und wieder den Einfluss dieses Albums.

Sex Pistols

Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols

Natürlich kommt man auch an den Sex Pistols nicht vorbei. Ihr Debüt ist zugleich ihr einziges Studioalbum – und was für eins: Schon vor dem Erscheinen 1977 war die Band ein einziger Skandal, Eklats und leere Flaschen säumten ihren Weg. Obwohl sich viele Läden anfangs weigerten, das Album zu verkaufen, schoss es direkt auf die Eins der UK-Charts. Kaum war Punk geboren, so scheint es, war er auch schon kommerziell ausgeschlachtet worden. Diese Ironie ändert aber natürlich nichts an der Signifikanz dieses lauten, infernalischen Furors von Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols.

The Doors

The Doors

Die Sechziger waren die Dekade, in der jedes Jahr neue Impulse, neue Maßstäbe und Standards im Rock‘n‘Roll gesetzt wurden. Während in England der Tenor dunkler und die Riffs härter wurden, verlustierten sich The Doors in purem Sex, geradezu barocken Arrangements, frenetischem Orgelspiel und theatraler Aura. Frontmann Jim Morrison widmete sich von Tag eins ganz den Grundpfeilern Sex, Drugs and Rock‘n‘Roll und wurde spätestens mit Light My Fire zum strahlenden Messias in engen Lederhosen.

Jimi Hendrix Experience

Are You Experienced

Je höher der Höhenflug, desto tiefer der Fall. Auf Jimi Hendrix zumindest trifft diese These zu. Noch 1966 kannte ihn gefühlt niemand – und 1967 spielt er sich mit Are You Experienced aus dem Stand in einen Rausch, der bis zu seinem Tod 1970 nicht nachlassen wollte. Die Welt hatte auf einmal einen neuen Gitarrengott, der scheinbar spielend Rock, Pop, Blues, R‘n‘B und psychedelische Arien unter einen Hut zu bringen wusste – und dennoch griffige, bewegende Songs ablieferte. Wer ein Debüt mit einem Song wie Purple Haze eröffnen kann, so viel steht fest, der kann im Grunde alles.

Joy Division

Unknown Pleasures

Hin und wieder erscheinen Alben, die vollkommen für sich stehen. Die im Grunde mit nichts verglichen werden können, was vor ihnen kam oder ihnen nachfolgte. Unkown Pleasure ist so eins. Veröffentlicht 1979, entströmt dem Album eine ganz und gar jenseitige, bedrohliche, zugleich aber auch kalte und distanzierte Stimmung, dass man zunächst mal gar nicht weiß, wie man sich jetzt eigentlich fühlen soll. Post-Punk, sagen die meisten dazu. Post-Music wäre wohl treffender. Nicht von dieser Welt.

Zehn Blues-Empfehlungen für den Einstieg

Don't Miss