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Popkultur

Liebeskummer und Kartoffelpüree: Wie Jimi Hendrix mit „The Wind Cries Mary“ einen seiner größten Hits landete

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JIMI HENDRIX
Titelfoto: Bruce Fleming/Getty Images

Mit der Rockballade The Wind Cries Mary veröffentlicht Jimi Hendrix am 5. Mai 1967 einen der wichtigsten Songs seiner viel zu kurzen Karriere. Doch von welcher Mary handelt das Stück denn nun — und was hat ein Topf voller Kartoffelpüree damit zu tun?

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch The Wind Cries Mary in einer Live-Version von 1967 anhören:

Unglaublich: Als Jimi Hendrix am 11. Januar 1967 einen seiner größten Hits einspielt, braucht er dafür keine halbe Stunde. „Der Song wurde am Ende der Sessions von Fire aufgenommen“, berichtet Produzent Chas Chandler in einem Interview. „Wir hatten noch 20 Minuten oder so. Ich habe vorgeschlagen, dass wir ein Demo von The Wind Cries Mary einspielen. Mitch Mitchell [Schlagzeuger] und Noel Redding [Bassist] kannten das Stück noch nicht, also legten sie ohne Probe los. Sie haben die Nummer einmal durchgespielt und Hendrix nahm noch vier oder fünf Overdubs auf. Aber nach 20 Minuten war alles fertig. Das war unsere dritte Single.“

The Winds Cries Mary

Eine erste Version von The Wind Cries Mary soll Hendrix bereits 1966 in New York City gespielt haben, als er dort im Greenwich Village mit seiner Band Jimmy James And The Blue Flames auftrat. Eigentlich eine banale Info, doch bis heute besteht Unsicherheit darüber, für welche Mary der legendäre Gitarrist den Song eigentlich komponierte. Der zeitliche Marker könnte dabei helfen, diese Frage zu beantworten. Dafür müssen wir ganz kurz in Hendrix’ Biografie eintauchen: 1942 in Seattle geboren, siedelte der Musiker 1966 mit 22 nach New York City um. Ende des Jahres verschlug es ihn nach London, wo er seine Freundin Kathy Mary Etchingham kennenlernte. Problem gelöst? Leider nicht.

Kartoffelpüree und zerbrochene Teller

Schenkt man Etchingham Glauben, so hat alles mit einem Streit über einen Topf voller Kartoffelpüree angefangen. „Er [Hendrix] kam in die Küche, probierte und sagte, dass es ganz klumpig schmeckt“, erinnert sich Hendrix’ Ex-Freundin. „Ich wusste, dass er selbst nicht kochen kann, und so hat der Streit angefangen. Am Ende habe ich getobt und geschrien, habe Teller auf den Boden gepfeffert und bin abgehauen.“ Die Nacht verbringt Etchingham bei einer Freundin. Hendrix soll sie in jener Nacht so sehr vermisst haben, dass er aus Liebeskummer die Ballade The Wind Cries Mary schrieb. Doch wie kommt es dann, dass er den Song bereits vor seinem Umzug nach London gespielt haben soll?

The Wind Cries Mary: Ursprünge in Seattle?

An der Stelle wird es interessant: Aus dem Nachlass von Jimi Hendrix ging inzwischen nämlich hervor, dass mindestens ein Teil des Textes noch aus seiner Zeit in Seattle stammt. Dort verfasste er die Lyrics allerdings als Gedicht, nicht für einen Song. Dieses Gedicht wiederum ließ er seiner damaligen Freundin Mary Washington zukommen, die später bestätigt, dass die Textzeilen „Somewhere a Queen is weeping / Somewhere a King has no wife“ aus besagter Poesie stammen. Das würde bedeuten, dass sich der Song zumindest anteilig auf eine andere Mary bezieht als bisher angenommen. Hendrix selbst sagt dazu, dass der Name Mary im Song für „mehr als eine Person“ steht.

Am 5. Mai 1967 erscheint The Wind Cries Mary zunächst nur in Großbritannien. Die Single erreicht Platz sechs der UK-Charts, auf der B-Seite gibt es Highway Chile zu hören. In den USA ist es einen Monat später andersherum: Dort erscheint The Wind Cries Mary als B-Seite von Purple Haze und landet auf Platz 65. Als musikalischen Einfluss nennt Hendrix’ langjähriger Freund und späterer Bassist Billy Cox den Soul-Musiker Curtis Mayfield. Immer wieder spielt Hendrix die Nummer live, vor allem direkt nach der Veröffentlichung. Einige Mitschnitte davon erscheinen später ganz offiziell, zum Beispiel auf Jimi Plays Monterey (1986) und Stages (1991).

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Zeitsprung: Am 11.1.1967 nimmt die Jimi Hendrix Experience „Purple Haze“ auf.

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