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Popkultur

Vom Kohlekumpel zur Metal-Legende: Zum 60. Geburtstag von Tom Angelripper

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Tom Angelripper
Foto: Mumpi Künster

Auf Kohle geboren, Metall in den Adern: Sodom-Frontmann Tom Angelripper gehört zu den zentralen Figuren der deutschen Metal-Welt. Doch wie wurde er vom Kohlekumpel zur Thrash-Legende? Und was hat es mit seinem eigenen Thron auf sich? Das Porträt eines Mannes zwischen Heimatverbundenheit und großer weiter Musikwelt.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch 40 Years At War — The Greatest Hell Of Sodom anhören:

Er ist ein „Kumpel in Kutte“: Zur Welt kommt Thomas „Tom Angelripper“ Such am 19. Februar 1963 in Gelsenkirchen. Er wächst im Ruhrgebiet auf und schlägt als junger Mann den Karrierepfad ein, den diese Gegend zu jener Zeit eben zu bieten hat. „Um richtig Geld zu verdienen, gab es nur eine Möglichkeit: auf Zeche gehen“, erklärt er im Interview mit dem Metal Hammer. Im Buch Kumpels in Kutten (Schmenk/Krumm) erzählt er: „Es war schön dazuzugehören, du hast jeden Monat dein Geld in der Tüte gehabt. Du hattest nicht immer die tollste Arbeit, aber das ist immer alles gut gelaufen. Mittags saßen dann alle vor den Häusern und haben ein Bier getrunken.“ Beschaulich klingt das Leben, das er beschreibt. Bis heute ist er ein sehr heimatverbundener Mensch. Doch zu Beginn der Achtziger erscheint eine Platte, die Toms Leben verändert: Black Metal von Venom.

Die Anfänge von Sodom

„Sowas wie Venom gab es vorher noch nicht“, erzählt der Sodom-Frontmann im uDiscover-Interview. „Klar, da waren Motörhead. Das war damals die lauteste, dreckigste Band. Dann kamen auf einmal Venom und wir haben überhaupt nicht damit gerechnet. Ich war einer der ersten, der die Venom-Platte in Händen gehalten hat, weil ich die damals bei uns im Plattenladen in Gelsenkirchen als Import bekommen habe — schon Wochen, bevor die in Deutschland rausgekommen ist. Ich habe sie zuhause aufgelegt und das war wirklich eine Wende. So böse Musik hatte es vorher nicht gegeben. Black Sabbath waren nicht böse in dem Sinne; Motörhead waren auch nicht so hart. Venom hatten, was bis dahin keine andere Band hatte. Das hat mich total beeindruckt. Da habe ich gesagt: Sowas möchte ich auch gerne machen.“ So kommt es dann auch.

Mehr als 15 Alben veröffentlichen Sodom in über 40 Jahren, darunter Meilensteine wie Obsessed By Cruelty (1986) und Persecution Mania (1987). Als 1989 Agent Orange erscheint, kündigt Tom Angelripper seinen Job auf der Zeche und setzt alles auf die Karte Sodom. Er soll es nicht bereuen. Ob Europa, Amerika oder Asien: Sodom tragen ihren rumpeligen Blackened Thrash Metal in die ganze Welt hinaus und überall hört man ihnen gerne zu. Mit seinem Zweitprojekt Onkel Tom covert Angelripper Trinklieder und Schlager, komponiert aber auch eigene Stücke. 2001 liefert er mit Sodom einen weiteren Meilenstein ab, als die Gruppe ihre zehnte Platte M-16 rausbringt. Ständig entwickelt er seine Musik weiter; immer wieder erfindet er sich neu und ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus.

Tom Angelripper: Gerne auf Tour, aber auch gern auf dem eigenen Thron

Eins hat sich bis heute nicht geändert: dass Tom Angelripper zwischen zwei Tourneen gerne nach Hause kommt — obwohl er in Gelsenkirchen wohnt. „Ja, schön isset nich’ mehr mittlerweile“, räumt er im uDiscover-Interview ein. Er stellt aber auch klar: „Es gibt hier auch schöne Stadtteile. Meine Heimat Buer ist ja zum Beispiel ein bisschen außerhalb. Da ist es relativ ruhig, bäuerlich und es gibt viel Grün. Wenn man hier unter den Schloten und Fördertürmen groß geworden ist, hat das schon alles einen gewissen Charme.“ Außerdem verdeutlicht er den Unterschied zwischen Gelsenkirchen und Buer: „Ich bin Bueraner und bleibe Bueraner. Ich bin so gesehen auch kein Gelsenkirchener, auch wenn Buer eingemeindet wurde. Ich gehe sehr gerne auf Tour, bin aber auch immer froh, wenn ich wieder auf dem eigenen Thron sitze (lacht) und im eigenen Bett schlafe.“

Dass Sodom ihr 40-jähriges Bestehen im Jahr 2022 mehr oder minder unbemerkt vorbeiziehen lassen, passt zu Suchs Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Zwar feierte die Gruppe ihren Geburtstag mit einem Album voller neu eingespielter Klassiker, doch ansonsten heißt es: „Wir machen ganz normal weiter. Das ist ja nur eine Zahl. Wenn wir 50 werden, denken wir nochmal darüber nach.“ Dass es überhaupt so viele Jahrzehnte werden, hätte Such anfangs nie gedacht. „Ganz am Anfang waren wir gar nicht drauf erpicht, auf lange Sicht professionell Musik zu machen“, verrät er im Gespräch. „Wir waren eine reine Hobby-Band. Dass wir so lange Musik machen … Wer kann damit schon rechnen? Aber ich bin schon sehr stolz darauf, dass es soweit gekommen ist.“ Das sind wir auch, Tom — und wir wünschen dir und Sodom alles Gute für die nächsten Dekaden!

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