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Popkultur

„Waterloo“: ABBA und ihr großer Triumph beim Eurovision Song Contest 1974

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ABBA
Foto: Imagno/Getty Images

Anfang 1974 stehen ABBA an einem Scheideweg. In Schweden kennt man die Gruppe bereits, vor allem durch ihren Hit Ring Ring. Doch das Quartett möchte ins europäische Rampenlicht, wenn nicht ins globale. Also nehmen ABBA mit ihrem Song Waterloo am Eurovision Song Contest teil — und ihr Plan geht auf.

von Timon Menge

Als ABBA am 6. April 1974 die glanzvolle Bühne des Grand Prix Eurovision de la Chanson betreten und Waterloo schmettern, prägen sie die Popwelt damit für immer. Klar, der Wettbewerb hat auch vorher schon Stars zutage gefördert, die zumindest national an ihre europäischen Ruhmestaten anknüpfen konnten. Doch wirklich keine Erfolgsstory lässt sich mit der von ABBA vergleichen, die mit ihrem damaligen Auftritt beim heutigen Eurovision Song Contest den Grundstein für eine jahrzehntelange Karriere der Superlative legen. Tauchen wir ein in eine Geschichte von Entscheidungen, Glücksgefühlen und großen Veränderungen — und von einem enttäuschenden Ergebnis für ein berühmtes deutsches Schlager-Duo.

ABBA stehen hinter der Bühne, direkt nebeneinander. Gespannt verfolgen sie die Punktevergabe beim Grand Prix Eurovision de la Chanson 1974. Mit aktuell 19 Punkten belegen sie den ersten Platz, dicht gefolgt von Italien mit 17 Punkten. „England, 1 Punkt“, gibt die Schweiz am Telefon durch. Dann wird es ernst: „Schweden …“, beginnt der Mann an der Leitung, und ergänzt: „5 Punkte.“ Die höchste Wertung des Abends, schon zum zweiten Mal. Benny Andersson fasst sich ungläubig an die Stirn. Theoretisch kann Italien noch aufholen, aber es ist unwahrscheinlich. Anschließend ist Belgien dran und vergibt keinen Punkt an Schweden. Italien bekommt einen, doch das reicht nicht. Es ist klar: ABBA haben gewonnen und geben Waterloo noch einmal als Champions zum Besten.

Waterloo: ABBA und ihr Mega-Erfolg beim Eurovision Song Contest 1974

Eigentlich wollten ABBA mit einer anderen Nummer an den Start gehen. So scheint die melancholische Ballade Hasta Mañana alle Kriterien eines Platz-eins-Songs zu erfüllen, zumindest im Vergleich zu den bisherigen Publikumslieblingen bei dem Wettbewerb. „Aber wir haben uns für einen anderen Song entschieden“, verrät Benny Andersson in der Netflix-Doku This Is Pop, „der mehr dem entsprach, was wir machen wollten als dem, was beim Eurovision Song Contest typischerweise gut ankam.“ Das sei damals vor allem europäischer Schlager gewesen, erklärt Andersson. Mit dem sehr rockigen Pop-Song Waterloo schlägt die Gruppe also einen völlig anderen und gewagten Weg ein — und wird dafür reich belohnt.

Bei ihrem Auftritt strahlen ABBA eine Energie und eine Freude aus, der sich das Publikum nicht entziehen kann. Während bei Hasta Mañana vor allem Agnetha Fältskog zu hören ist, singen die beiden Frontfrauen Agnetha und Anni-Frid bei Waterloo im Duett und lassen mit ihrem Teamwork keinen Zweifel daran, wer die neuen Stars am europäischen Pop-Himmel sind. Und nicht nur das: Auch in den Vereinigten Staaten kommt die schwedische Euphorie an. Mit Waterloo landen ABBA zum ersten Mal auch dort in den Charts, und zwar auf einem beeindruckenden Platz sechs. In Deutschland und England erklimmt die Single sogar Platz eins, in der schwedischen Heimat interessanterweise „nur“ Platz zwei (schwedische Version) und drei (englische Version).

Wie lief es 1974 eigentlich für Deutschland? Na ja …

Deutschland ist beim Eurovision Song Contest 1974 natürlich auch dabei. Cindy und Bert sind angereist und geben Die Sommermelodie zum Besten, eine melancholische Ballade, wie auch Hasta Mañana von ABBA eine gewesen wäre. Eigentlich ein Erfolgsgarant. Oder doch nicht? 1974 scheint dem Publikum der Sinn nach etwas mehr Frohsinn zu stehen. Deutschland erhält einen Punkt aus Griechenland, einen aus Monaco und einen aus Belgien — und das war es auch schon. Mit gerade einmal drei Pünktchen teilen sich Cindy und Bert den letzten Platz mit Norwegen, der Schweiz und Portugal. Für Schweden ist es der Abend ein großer Umbruch. Denn nun beginnen weltweit die ABBA-Jahre. Nein: Jahrzehnte.

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