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Popkultur

Zeitsprung: Am 28.2.1983 werden U2 auf “War” politisch und schreiben Hits.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.2.1983.

von Christof Leim

Auf ihrer dritten Platte War beschäftigten sich U2 zum ersten Mal konsequent mit politischen Themen und lassen ihren Unmut zum Zustand der Welt raus. Auch soundmäßig packen sie stärker zu. Das beschert den Iren den Durchbruch und macht sie international bekannt. Dafür sorgen nicht zuletzt die beiden Hitsingles Sunday Bloody Sunday und New Year’s Day. Am 28. Februar 1983 erscheint die Platte.

Hört euch War hier an:

Schluss mit lustig, könnte man meinen: U2 wirkten immer schon ernst oder zumindest sehr leidenschaftlich. Während sich die Texte auf October (1981) und Boy (1980) oft um Spiritualität und Adoleszenz drehten, kommentieren die vier Iren auf War die Welt. Viel Gutes lässt sich dazu nicht sagen, findet Sänger Bono. „Krieg scheint das Leitmotiv des Jahres 1982 zu sein“, erklärt er im britischen NME. „Wohin man auch guckt, von den Falkland-Inseln über den Mittleren Osten bis Südafrika, überall herrscht Krieg.“ Deshalb nennt die Band ihre dritte Platte auch gleich so: War. „Damit geben wir den Leuten einen Schlag ins Gesicht, außerdem lassen wir das gemütliche Bild hinter uns, das viele von U2 haben“, fasst der Sänger zusammen.

Geiger von der Bushaltestelle

War beginnt mit einem der bekanntesten Protestsongs der Geschichte, mit Sunday Bloody Sunday über den verhängnisvollen 30. Januar 1972, der den Nordirlandkonflikt weiter eskalieren ließ. Dessen Hintergründe und die Auswirkungen auf die Musikwelt könnt ihr hier nachlesen. Den Text dazu hatte Bono auf der Hochzeitsreise mit seiner Frau Ali geschrieben, denn als Poprockstar ist man immer im Dienst. Die Musik stammt von Gitarrist The Edge, der damals mit seinen Fähigkeiten hadert – und als Konsequenz fast aus Trotz einen Welthit produziert. Respekt. Die Violine auf dem Track spielt er Herr namens Steve Wickham, der eines Morgens einfach The Edge an einer Bushaltestelle angesprochen hatte mit der Frage, ob U2 vielleicht eine Geige auf ihrem nächsten Album brauchen. Cool. (Da wir sicher alle auf großen Alben spielen wollen, sollten wir uns merken: Wenn ein Rockstar neben uns auf den Bus wartet, sofort vollquatschen und nach Jobs fragen.)

Der Tonfall der Scheibe bleibt ernst mit Seconds, einer Nummer über nukleare Vernichtung, die aus Versehen passieren kann. Hier übernimmt The Edge ausnahmsweise sogar einen Teil der Lead-Vocals. New Year’s Day verfasste Bono ursprünglich als Liebeslied für seine Frau, wandelt den Text aber schließlich ab. Er handelt jetzt von der polnischen Solidarność-Bewegung der frühen Achtziger. Die Nummer gehört heute zu den am häufigsten live gespielten Stücken der Combo. In Like A Song… setzen sich U2 mit Vorwürfen auseinander, sie seien zu ernst, selbstgerecht und nicht „Punk“ genug. Wir lernen: Schon damals mussten sich Rockstars mit der Szenepolizei auseinandersetzen. Gähn. Aber das macht nichts, denn die Nummer wird in den folgenden Jahrzehnten ohnehin so gut wie nie live gespielt.

Packender als früher

Andere Stücke behandeln die Themen Prostitution (Red Light) und Liebe (Two Hearts Beat As One), Drowning Man fällt mit vergleichsweise atmosphärischen Sounds auf. Ansonsten hält sich The Edge mit seinen liebsten Soundspielzeugen Delay und Echo etwas zurück, und auch der Rest der Band langt mehr zu. Zusammen mit Bonos gewohnt leidenschaftlichen Vocals wirkt War damit direkter, zupackender und intensiver als der Vorgänger.

Für das Artwork wählen U2 erneut den Jungen aus, der schon auf Boy und der ersten EP Three (1979) zu sehen war: Peter Rowen. Der sieht heute so aus. Als Singles werden New Year’s Day, Two Hearts Beat As One und Sunday Bloody Sunday veröffentlicht, die sich alle sehr gut schlagen. In Deutschland erscheint auch 40 als Auskopplung, um die U2-Show auf der Loreley 1983 zu bewerben. Am 28. Februar 1983 steht schließlich das ganze Album in den Läden und schafft es in Großbritannien sogar, das Michael Jackson-Meisterwerk Thriller von Platz 1 der Charts zu schubsen. In den USA klettert War bis auf Platz 12. Die Weltkarriere von U2 hat begonnen.

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