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Popkultur

Zeitsprung: Am 24.7.2014 gibt es eine Schockmeldung von Pat Torpey (Mr Big).

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Robert Knight Archive/Redferns

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.7.2014.

von Christof Leim

Hitlieferanten und Granatenmusiker: Mr. Big begeistern insbesondere in den Neunzigern mit tollem Hard Rock, lösen sich irgendwann auf, aber wollen nach der Reunion ihren zweiten Frühling zementieren. Aber es kommt anders: Am 24. Juli 2014 verkündet Drummer Pat Torpey schlechte Nachrichten…

Hier könnt ihr euch die besten Mr. Big-Songs live aus Japan anhören:

Als sich Mr. Big 1988 formieren, kommt die Crème der Musikerszene Hollywoods zusammen: Billy Sheehan aus der Band von David Lee Roth, Flitzefinger Paul Gilbert von Racer X, der Sänger Eric Martin – und Schlagzeuger Pat Torpey. Der gilt damals bereits als stadtbekanntes Sessions-Ass und hat schon für Robert Plant, Richie Kotzen, Belinda Carlisle, The Knack, Bob Geldof und Mike & The Mechanics getrommelt. Den Majordeal mit Atlantic Records hat das neue Quartett jedenfalls schon in der Tasche, als das Debütalbum noch nicht einmal fertig ist. Spätestens mit dem zweiten Album Lean Into It und der Akustikballade To Be With You gelingt Mr. Big dann der ganz große Wurf. 

Pat Torpey gilt dabei nicht nur als hervorragender Drummer, sondern ebenso als exzellenter Background-Sänger mit großem Stimmumfang. Deshalb übernimmt er bei Coversongs im Liveset oft das Mikro oder singt Beatles-Gassenhauer während (!) seines Drumsolos. Er veröffentlicht Ende der Neunziger sogar zwei Soloalben als Vokalist. 2002 allerdings löst sich die Band auf; erst sieben Jahre später findet die Originalbesetzung wieder zusammen. Es sieht danach aus, als könnten Mr. Big ihren zweiten Frühling einläuten, zwei neue Alben erscheinen, doch es kommt leider anders…

Am 24. Juli 2014 veröffentlicht die Band eine Presseerklärung, in der Pat Torpey erklärt, an Parkinson erkrankt zu sein. Er schreibt: „Mit den Symptomen kämpfe ich bereits seit einigen Jahren. Sie wurden immer schlimmer, erst vor kurzem hat eine Diagnose die Krankheit bestätigt. Ich plane, sie mit der gleichen Intensität und Hartnäckigkeit zu bekämpfen, mit der ich Schlagzeug spiele und mein Leben lebe. Ich werde weiter aufnehmen und auftreten, wie immer, so gut ich es kann.“ Ein Schock!

Anzeichen der Erkrankung hatte Torpey bereits 2011 bemerkt, sie aber verschwiegen, um die ohnehin schon fordernde Reunion nicht weiter zu belasten. Und er trägt die Nachricht mit beispielloser Fassung und Disziplin. Beim 2017 veröffentlichten Album Defying Gravity spielt er kaum noch mit, aber wird als “Drum Producer“ eingesetzt und gelistet. Session-Drummer Matt Starr, unter anderem aus der Band von Ace Frehley, übernimmt die meisten Tracks wie er es schon auf den Konzerten seit der Diagnose getan hat.

Pat Torpey geht nichtsdestotrotz noch so lange mit der Band auf Tour, wie er kann. Meist steuert er nur Percussion und seine beeindruckenden Harmoniegesänge bei, manchmal setzt er sich für die Ballade Just Take My Heart noch ans Schlagzeug. Die Fans lieben es, zumal der Musiker offen in seiner sympathischen Art über die Erkrankung spricht. Zuletzt erzählt er seine Geschichte via eines eigens produzierten Videos, das seine lebenslange Liebe zum Schlagzeugspiel aufarbeitet, von Herumgeklöppel auf Mamas Kochtöpfen bis in die größten Arenen. Das Filmchen könnt ihr euch hier anschauen, aber bitte Taschentücher bereit halten…

Am 7. Februar 2018 jedoch verliert der Ausnahmeschlagzeuger seinen Kampf gegen die Krankheit. Er wird 64 Jahre alt. Seine Mitmusiker organisieren im März eine Tribute-Show für ihren verstorbenen Freund und Kollegen. Die Teilnahme von Richie Kotzen, Gregg Bissonette und Ray Luzier unterstreicht dabei den hervorragenden Ruf, den sich Torpey in der Musikerszene erarbeitet hat. Bassist Billy Sheehan berichtet, dass er viel Lob von anderen Schlagzeugern hört: „Sie haben alle viel Arbeit damit herauszufinden, was Pat genau spielt, sei es ein kleiner besonderer Rhythmus oder nur eine Sequenz auf der Hi-Hat, die er in stinknormale Rock-Beats eingebaut hat.“

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Nach der Tour zu Defying Gravity (die wir uns 2018 in Bochum angesehen haben) lassen seine Mitmusiker durchblicken, dass Torpeys Tod vermutlich auch das Ende der Band bedeute. So erklärt Sheehan, es fühle sich einfach nicht richtig an weiterzumachen, zu groß sei die Lücke, die nun klaffe. Was bleibt, sind neun Studio- und eine ganze Reihe an Livealben einer Band, die bei aller zur Schau gestellten Fingerfertigkeit auch immer mit Tiefe und Liebe zum Song agiert hat. Und viel von Herz und Seele der Musik von Mr. Big lagen bei ihrem Drummer Pat Torpey. Rest in peace.

Pat Torpey 2011 in Sofia, Bulgarien – Pic: Plamen Agov/studiolemontree.com/Wiki Commons

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