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Update zu Großveranstaltungen: Allgemeine Verwirrung oder gezielte Lockerungen?

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Andere Zeiten: Der Eingang zum Festival Village des Reeperbahn Festivals 2019. Foto: Dario Dumancic via Reeperbahn Festival

Absehen konnte man die Meldung schon eine Weile, dennoch dürfte sie Fans der Live-Musik mehr als enttäuschen: Großveranstaltungen wie Festivals und Konzerte sollen wegen Corona bis mindestens Ende Oktober verboten bleiben. Gleichzeitig könnte es unter strengen Auflagen jedoch auch Ausnahmen geben.

von Victoria Schaffrath

Ob Messen oder Festivals, in dem Teil der Veranstaltungsbranche, der sich mit Events jenseits der 5.000 Besucher*innen beschäftigt, herrscht seit März Flaute. Nun beschloss die Bundesregierung mit Unterstützung der Länder, dass sich dieser Zustand noch eine Weile fortsetzen soll: Großveranstaltungen dürfen laut Beschlussentwurf bis mindestens Ende Oktober, womöglich sogar bis Ende des Jahres nicht stattfinden. Zuvor galt eine vorläufige Frist bis zum 31. August.

Keine Großveranstaltungen bis Ende Oktober

Dies ergab ein Treffen der Ministerpräsident*innen der Bundesländer mit Kanzlerin Angela Merkel. Grundlage für den Beschluss bilden die einerseits rückläufigen, aber beständigen Fallzahlen der Corona-Pandemie. Zwar verläuft das öffentliche Leben mittlerweile in beinahe normalen Bahnen, einzelne Ansteckungsherde wie die letzten Fälle aus Fleischverarbeitungsbetrieben kommen jedoch immer wieder vor. Dies untermauert die Theorie der sogenannten „Superspreader“, also einzelner Personen, die bei Kontakt große Menschenmengen auf einmal anstecken können.

Es ist davon auszugehen, das die Vermeidung von Großveranstaltungen erheblich zur Eindämmung der Pandemie beitragen kann – aus diesem Blickwinkel klingt der Beschluss also erst einmal vernünftig. Dennoch bleibt die schlussendliche Umsetzung des Beschlussentwurfs Ländersache; und hier kündigen sich bereits erste Unterschiede und Ausnahmen an.

Reeperbahn Festival in Hamburg soll unter Auflagen stattfinden

Fangen wir bei den Grundlagen an: Als Großveranstaltungen definiert man derzeit meist Events mit mehr als 5.000 Anwesenden. Als solche gilt eigentlich auch das jährlich Reeperbahn Festival in Hamburg, trotzdem kündigten die Verantwortlichen bereits im Mai an, das Ereignis unter strengen Vorkehrungen durchführen zu wollen. Dabei geht es vor allem um eine zu gewährleistende Nachverfolgung möglicher Fälle. Nun soll das Festival laut Hamburger Kultursenat als „Experimentierfeld“ genutzt werden. Dazu Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher: „Wir bleiben auf einem sehr vorsichtigen Kurs, denn noch haben wir keine Impfung, noch haben wir kein Medikament und keine natürliche Immunität. Wir müssen weiter sehr, sehr vorsichtig durch diese Pandemie steuern.“

 

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Liebe Leute,⁠ die Planung eines Festivals in Zeiten einer Pandemie fordert uns ohne Zweifel heraus wie nie zuvor. Unser Vorhaben, eine Veranstaltung zu schaffen, die sicher und dennoch ein Erlebnis ist, ist anspruchsvoll.⁠ Warum also das Ganze?⁠ Weil es nicht nur um das Reeperbahn Festival selbst geht – sondern um eine existentielle Frage für Künstler*innen, Musikwirtschaftende sowie Spielstätten. Wir wollen herausfinden, ob und in welcher Form Kulturveranstaltungen in den kommenden Monaten umgesetzt werden und ob sie dabei atmosphärisch bestehen können. Dabei entscheidet ihr aktiv darüber, ob ihr diesen Versuch mit uns wagen wollt!⁠ .⁠ Alle Infos findet ihr im Link in der Bio! 🤓

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Unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorgaben könnte das weltbekannte Fest mit multiplen Standorten also stattfinden und wichtige Erkenntnisse für die Eventbranche liefern. Davon ausgehend, dass Sachsen nun ankündigt, seine Großveranstaltungen ab September anlaufen zu lassen, ist dies sicher ein wertvoller Testlauf. Dort geht es etwas allgemein gefasster um Termine mit mehr als 1.000 Besucher*innen, ein Hilfspaket über 67 Millionen Euro für Kultur und Tourismus soll zusätzlich die Branche ankurbeln. Landeskulturministerin Barbara Klepsch erklärt: „Wenn wir uns als Kulturland Nummer Eins verstehen und es so nach außen verkaufen, dann heißt es, dass Kultur keine schöne Zugabe in Zeiten voller Kassen, sondern lebensnotwendig und identitätsstiftend ist.“

Sachsen prescht vor

Ob weitere Länder dem Vorbild Sachsens folgen werden, ist derzeit noch unklar. Auch wenn die Beschlüsse nachvollziehbar klingen, scheint es weiterhin Unstimmigkeiten auf Länderebene zu geben. Es bleibt also abzuwarten, ob und wie es 2020 mit Konzerten und Festivals weitergeht. Wollen wir hoffen, dass sich die Branche davon erholen kann.

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