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Metallica daheim: Filme, Familie, Brettspiele und ein Song
Wie läuft denn der Lockdown bei Rockstars so? Was bei Ulrichs daheim passiert, erzählt der Metallica-Drummer in einem Interview. Mit seinen Bandkollegen nimmt er sogar eine cool reduzierte Version von Blackened auf.
von Christof Leim
Hier könnt ihr euch das Metallica-Unplugged-Album Helping Hands anhören:
Ein Vorteil momentan für manche von uns: Wir können mehr Zeit mit der Familie verbringen. So läuft es auch bei Metallica-Drummer Lars Ulrich, der den auch in den USA geltenden Lockdown mit seiner Frau Jessica Miller und den drei Söhnen Myles, Layne und Bryce verbringt. Dabei passiert mitunter auch nichts anderes als bei uns Nicht-ganz-so-Rockstars: Vor ein paar Wochen zum Beispiel stellte Lars ein Bild von sich und seiner Gang beim Brettspielen ins Netz, old school, mit Figürchen auf pappener Spielfläche. Charmant. (Das Spiel, dass die Ulrichs hier zocken, heißt übrigens Ludo und lässt sich am ehesten mit dem immergrünen Mensch-ärgere-dich-nicht vergleichen.)
Ansonsten versucht der 56-Jährige, möglichst „gesund und produktiv“ zu bleiben, wie er dem Rolling Stone im Interview erzählt. „Ich bin auch aktiver als vor ein paar Monaten, mit viel Sport und Schlagzeugspielen, anstatt im Sofa zu versinken. Man fühlt sich dann im Kopf einfach besser.“
Filme & Musik
Daneben schauen sich die Ulrichs viel Filme an, und zwar nach einem interessanten Auswahlverfahren: Alle dürfen einmal aussuchen, ein Veto-Recht gibt es explizit nicht. Auf dem Sendeplan stehen Klassiker wie Platoon und Die wunderbare Welt der Amelie, aber vor allem Experimentelles von Ingmar Bergman und Godard. Das reguläre Fernsehen läuft indes kaum. Das Quintett versucht außerdem, jeden Tag etwas Vernünftiges, Gutes zu tun, auch wenn es nur eine kleine Sache ist, sei es, persönliche Kontakte zu pflegen oder an Wohltätigkeitsinitiativen mitzuwirken. Nicht schlecht.
Achtziger-Nostalgie galore: Zwei Kids rocken im Heimvideo zu „Battery“ von Metallica
Musik spielt natürlich eine Rolle: Im Haus läuft viel Radiohead, Lars steht auf die neue Platte von Fiona Apple (Fetch The Bolt Cutters) und hat Rage Against The Machine mal wieder für sich entdeckt. Die stilistische Bandbreite seiner Jungs bewundert der Vater, insbesondere, weil das bei ihm und seinem Kumpel James in dem Alter ganz anders aussah: „Damals war mein Geschmack nur etwa einen Zentimeter breit. Mit 19 gab es für mich nur die New Wave of British Heavy Metal, alles andere hat nicht interessiert.“
Kellerkrach
Musik selber machen gehört in diesen Zeiten ebenso dazu: „In jedem Zimmer liegen Akustikgitarren oder Bässe herum, man kann immer irgendwo was spielen“, erklärt er in einem anderen Gespräch mit dem Rolling Stone. Seine älteren Söhne Myles (21) und Layne (19), beide sonst Studenten und auf mehreren Instrumenten unterwegs, nutzen die Möglichkeiten und den „Jam Room“ im Keller ausgiebig. Als sie sich an Schlagzeug bzw. Bass begeben und eine vogelfreie, äußerst noisige Version eines Beatles-Stückes raushauen, die vor allem nach Freude, weniger nach musikalischer Feinjustierung klingt, zeigt sich der Vater stolz: „Eine völlig abgedrehte Garagen-Rock-Ausgabe von Eleanor Rigby, drei Minuten in bester Blue-Cheer-Manier. Es gibt von der Nummer ja viele Versionen, aber keine mit dieser Art von Energie und Wahnsinn. Ihr macht mich stolz, Jungs.“
Metallica-Jam
Papa selber sollte ja gerade mit seiner kleinen Krachkapelle in Südamerika auftreten, was natürlich nicht geht. Also spielen Metallica eben auf Distanz – und nehmen eine reduzierte Version des 1988er-Thrash-Geschosses Blackened auf. Textlich geht es in der Nummer vom Justice-Album um Apokalypse und das Ende der Welt. Soweit ist das vom Thema Pandemie nicht entfernt und kommt in diesem Format schön düster. Nicht zum ersten Mal unterziehen die Vier einen geliebten Klassiker einem Neuanstrich. Hat was.
James Hetfield sitzt dabei mit Akustikgitarre an einem Schreibtisch, sieht fit aus und singt gut. Lars’ Trommelzimmer könnte auch dein oder mein Proberaum sein, und bei Rob Trujillo herrscht ein bisschen Chaos aus Bässen, Klamotten und Kabelkram. Nur einen See vor der Verandatür wie Kirk Hammett haben die allermeisten von uns wohl nicht. Nun ja.

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Gegen Auftrittsverbot für Roger Waters: Eric Clapton, Brian Eno & Co. unterzeichnen Petition
Zahlreiche prominente Musiker unterzeichneten eine Petition gegen das Auftrittsverbot von Roger Waters in Frankfurt.
von Markus Brandstetter
Eigentlich hätte Roger Waters am 28. Mai 2023 im Rahmen seiner This Is Not A Drill–Tour ein Konzert in Frankfurt spielen sollen. Dieses wurde allerdings von den Behörden aufgrund von Antisemitismus-Vorwürfen abgesagt. Nun unterzeichneten eine Reihe von prominenten Kollegen des ehemaligen Pink-Floyd-Mitglieds eine Petition, die dieses Auftrittsverbot aufheben will.
Waters erhält prominente Unterstützung
Zu den Unterzeichnern der Petition auf change.org gehören unter anderen Eric Clapton, Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason, Tom Morello, Brian Eno und Peter Gabriel. Auch der berühmte Linguist und Aktivist Noam Chomsky, Schauspielerin Susan Sarandon und Filmemacher Ken Loach unterzeichneten sie.
Die Petition im Wortlaut
„Waters’ Kritik an Israels Behandlung der Palästinenser ist Teil seines langjährigen Einsatzes für die Menschenrechte auf der ganzen Welt”, heißt es im Infotext der Petition. „Die Beamten, die Waters verunglimpfen, betreiben eine gefährliche Kampagne, die Kritik an Israels illegaler und ungerechter Politik absichtlich mit Antisemitismus in einen Topf wirft“.
Und weiter: „Offizielle Stellen in Deutschland, Konzertveranstalter und Musikplattformen dürfen sich nicht dem Druck von Einzelpersonen und Gruppen beugen, die lieber sehen würden, dass Waters’ Musik entfernt wird, als sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die seine Musik hervorhebt.“. Bislang unterzeichneten knapp 16.000 Personen die Petition, die den Namen „Let Pink Floyd’s Roger Waters Perform In Frankfurt, Germany“ trägt. Eine Gegenpetition, die sich für ein Auftrittsverbot Waters’ stark macht, kommt derzeit auf weniger als 400 Unterstützer*innen.
David Gilmour macht Waters Vorwürfe
Every word demonstrably true https://t.co/KWk4I3bMTN
— David Gilmour (@davidgilmour) February 6, 2023
Einer dürfte die Petition definitiv nicht unterschreiben: Waters Ex-Kollege David Gilmour. Der machte seine Meinung über Waters’ politische Ansichten vor kurzem einmal mehr klar. Gilmours Frau Polly Samson wandte sich via Twitter an Waters und schrieb: Traurigerweise bist du @rogerwaters, durch und durch antisemitisch. Außerdem bist du ein Putin-Apologet und ein lügender, diebischer, heuchlerischer, steuervermeidender, lippensynchronisierender, frauenfeindlicher, größenwahnsinniger, kranker Neidhammel. Genug von deinem Unsinn“. Gilmour teilte den Tweet mit den Worten „Jedes Wort nachweislich wahr“.
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Courtney Love wirft der Rock and Roll Hall of Fame Frauenfeindlichkeit vor
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Die Dame vom Woodstock-Plattencover: Bobbi Kelly Ercoline ist tot
Ihr Bild ging um die Welt und steht bis heute für die Gegenkultur der späten Sechziger: Bobbi Kelly Ercoline, die in eine Decke gehüllte Ikone vom Woodstock-Soundtrack, ist gestorben.
von Björn Springorum
Bobbi Kelly Ercoline ist tot. Die Dame, die mit ihrem Freund und späteren Ehemann auf einem der berühmtesten Fotos des Woodstock-Festivals zu sehen ist, verstarb am vergangenen Samstag. Weder Todesursache noch Alter wurden bekanntgegeben.
Ihr Ehemann Nick Ercoline vermeldete die traurige Nachricht auf Facebook, wo er verkündete, dass sie nach einer langen Krankheit gestorben ist. „Sie lebte ein gutes Leben und hinterlässt eine deutlich bessere Welt“, schrieb er. „Wer sie kannte, liebte sie. Ihr Credo war ‚sei sanft‘.“ Bobbi Kelly Ercoline blieb also ihr ganzes Leben lang das Mädchen, das wir alle vom Cover des 1970 erschienenen Woodstock-Soundtracks kennen: Nah bei ihrem Freund, gehüllt in eine Decke, umgeben von anderen Besuchern des legendärsten Festivals aller Zeiten.
„Es war ein Ozean aus Menschen“
Zur Zeit des Festivals war das Paar 20 Jahre jung und erst seit einigen Monaten zusammen. Sie erfuhren aus dem Radio von dem Festival und entschieden sich, das Festival zu besuchen, das nur eine Stunde von ihrer Heimat in New Jersey entfernt stattfand. „Wir dachten beide, dass wir nie wieder etwas derartiges erleben würden“, so sagte Nick Ercoline mal. Seine Frau beschrieb das Festival so: „Es war ein Ozean aus Menschen. Hier einer mit einer Gitarre, dort ein Paar beim Sex, da hinten einer mit einem Joint, neben ihm kotzt sich jemand die Seele aus dem Leib, über allem der Lärm der Musik – es war ein Anschlag auf alle Sinne.“
In einem Artikel, den sie 2015 für den Guardian schrieb, ergänzt sie: „Ich erinnere mich noch sehr gut an die Atmosphäre. Der Himmel wurde von den Lichtern in ein pinkes Orange getaucht, es war neblig. Die Musik und die Ankündigungen kamen aus weiter Ferne. Um uns herum Familien, Pärchen, weinende Babys, Jodeln, Banjos, Bongos. Die Luft war feucht und roch nach Lagerfeuern und Gras. So etwas hatte ich noch nicht gesehen.“ Als das Soundtrack-Album zum Woodstock-Festival wenige Monate später erschien, erkannten sie sich an dem Schmetterlingsstab in der Nähe wieder. Was für eine Geschichte!
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Motörhead: Mitglieder konnten Lemmy nicht Lebewohl sagen
Phil Campbell und Mikkey Dee konnten sich nie richtig von Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister verabschieden. Das hat Gitarrist Campbell jetzt in einem neuen Interview enthüllt.
von Björn Springorum
Im Dezember 2015 verlor die Rockwelt den großen, den unersetzlichen Lemmy Kilmister. Und auch wenn man am Ende spürte, dass es Lemmy nicht gut geht und einige Shows abgesagt werden mussten, kam die Nachricht wie ein Schock. Für die Fans, aber auch für die hinterbliebenen Motörhead-Mitglieder Phil Campbell und Mikkey Dee. Das verriet Campbell jetzt in einem neuen Interview. „Wir wussten, dass es ihm nicht gut ging“, sagte er da, „aber Lem wollte einfach weitermachen. Bei unserer letzten Deutschlandtournee musste eine Show meinetwegen abgesagt werden, weil ich im Krankenhaus gelandet war, doch ich kam zurück und wir spielten diese Tournee zu Ende.“
„Ich konnte nicht mal zur Beerdigung gehen“
Die Motörhead-Show in Berlin war die letzte überhaupt. „Und davor war ich derjenige im gottverdammten Krankenhaus, nicht er“, so Phil Campbell. „Als wir uns am Ende der Tour verabschiedeten, hätte niemand von uns geglaubt, dass wir uns zum letzten Mal sehen würden. Wir hatten nicht die Möglichkeit, uns von ihm zu verabschieden. Ich konnte nicht mal zur Beerdigung gehen, weil ich damals selbst ziemlich krank war.“
Laut Mikkey Dee wusste Lemmy damals selbst nicht, wie schlecht es um ihn stand. „Er dachte einfach nicht darüber nach. Natürlich machte ihm seine Gesundheit zu schaffen, was ihn sehr störte, weil er sein Leben so liebte. Er hatte damals gute und schlechte Tage. 2015 war ein schweres Jahr für ihn, für Motörhead. Doch ich weiß, dass er keine Ahnung davon hatte, dass er sterben würde, ehe das Jahr zu Ende war.“ Am 28. Dezember 2015 starb Lemmy Kilmister im Alter von 70 Jahren – kurz nachdem man Krebs bei ihm diagnostiziert hatte.
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Zeitsprung: Am 24.12.1945 kommt Lemmy Kilmister von Motörhead auf die Welt. Ab da wird es laut.
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