Popkultur
Metallica & die Akustikgitarren: Ein Unplugged-Überblick
Bei einer Band, die ihr Debüt Metal Up Your Ass nennen wollte, erwartet man nicht viele Akustikgitarren. Dass Metallica im Laufe der Dekaden ihren Sound erweitern würden, hätten die ungestümen Jungspunde von dereinst womöglich selbst nicht erwartet. Anlässlich der Veröffentlichung von Helping Hands… Live & Acoustic At The Masonic schauen wir uns die „stromlose“ Geschichte der Band an.
von Christof Leim
Hört hier in das Metallica-Unplugged-Album rein:
Klickt auf „Listen“ für das volle Programm.
Aller Anfang ist laut und voll elektrifiziert: Mit Kill ‘Em All legen Metallica 1983 die Grundlage des Thrash Metal und treten ein neues Genre los. Kurz darauf ballern Slayer, Anthrax, Megadeth und Exodus in die gleiche Richtung, auch in Deutschland machen Kreator, Sodom, Destruction und Tankard erste Schritte. Gemäßigte Töne sind dabei nicht zu vernehmen, nirgends. Will auch niemand. Einen Song vom Schlage Metal Militia, Deathrider oder Evil Has No Boundaries auf Akustikgitarren zu spielen, kommt den Kollegen nicht in den Sinn. Verständlicherweise. Diese Klangfarbe taucht erst später auf, meist als dramatisches Intro oder Balladenstrophen-Beschallung.
36 Jahre später veröffentlichten Metallica nun mit Helping Hands… Live & Acoustic At The Masonic ein „richtiges“ Unplugged-Album, auf dem sie Gassenhauer und ausgesuchte Coversongs stromlos darbieten, gelegentlich sogar ergänzt um Lap Steel und Streicher (alles zum Album hier). Aufgenommen wurden die zwölf Songs bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung im November 2018 zugunsten der bandeigenen Stiftung All Within My Hands (alles zur Stiftung hier). Und Metallica spielen dabei mitnichten zum ersten Mal unplugged…
Denn wenn man es genau nimmt, hört man eine Akustikgitarre schon 1983 in Phantom Lord, dem ungestümen siebten Song des bahnbrechenden Debüts, und zwar im zurückgenommenen Mittelteil. Da macht bei 2:36 Min. eine Nicht-E-Gitarre ein deutliches „Pling“, wird aber nach nicht mal 30 Sekunden wieder von den Riffwalzen überrollt. Wie es sich gehört. Das zählt also nicht als „Unplugged“, nicht mal im weitesten Sinne, aber wir wollten es mal erwähnt haben, eben weil es so schön „Pling“ macht.
Mit dem zweiten Album Ride The Lightning (1984) machen sich Metallica bereits bei Teilen der Headbangerschaft unbeliebt. Mit Fade To Black gibt es hier die erste – ja, man darf es so sagen – Ballade, ein getragenes Epos und ein Metal-Klassiker bis ans Ende der Zeit (mindestens). Und das Stück basiert auf Akustikgitarren im Intro und der Strophe, selbstverständlich gefolgt von einem lauten Chorus. Das nehmen einige Fans der ersten Stunde, die vor allem Venom und Motörhead im Ohr haben, der Band 1984 tatsächlich übel. „Ausverkauf!“ und „Auswimperei!“ wird Metallica also schon in Jahr drei ihrer Laufbahn vorgeworfen. Von Slayer und Exodus hat man sowas damals und bis heute nicht gehört, bei Metallica-Vorbildern wie Iron Maiden (Children Of The Damned, 1982) oder Black Sabbath (Children Of The Sea, 1980) aber schon.
Den vier Musikanten ist das natürlich egal. Cliff Burton sagt dazu: „Wir machen, was wir wollen. Wenn das jemand als Ausverkauf bezeichnet… egal.“ Und über das akustische Intro zum Nackenbrecher Fight Fire With Fire vom selben Album, das an klassische Kammermusik erinnert, darf man echt nicht meckern. Als Unplugged-Einlage können wir das jedoch beim besten Willen noch nicht betrachten.
Gleiches gilt für die grandiose Eröffnungssequenz von Battery auf Master Of Puppets (1986), für die James Hetfield sich von TV-Sendeschlussmusik inspirieren ließ. Auch das Instrumental To Live Is To Die auf …And Justice For All (1988) ertönt zunächst erhaben auf klassischen Nylonsaiten-Gitarren, bevor nach einer Minute wieder das dicke Gitarrenbrett übernimmt.
Nicht mal das sogenannte Black Album von 1991, dem mancher Kuttenträger gemeinhin nachsagt, Metallica zu Mainstream-Opfern gemacht zu haben, enthält richtige Stöpsel-raus-Einsätze, allerdings mit The Unforgiven schönes Akustikgitarren-Geklimper. Für die Nummer nimmt Hetfield dann auch eine Nicht-E-Gitarre mit auf Tour.
Zusammengefasst: Zu Beginn der Neunziger haben unsere Helden mit „Unplugged“ noch nichts am Hut, obwohl eher hardrockige Kollegen wie Guns N’ Roses mit GNR Lies (1988) und Tesla mit Five Man Acoustical Jam (1990) bereits die Stromlos-Welle losgetreten haben und sich MTV Unplugged als erfolgreiches Format des Senders entpuppt (Eric Clapton anyone?). Alice In Chains landen 1994 mit der Akustik-EP Jar Of Flies sogar auf Platz eins der Billboard-Charts.
Bei Metallica ändern sich die Zeiten mit Load (1996) und Reload (1997), auf denen die Band grundlegend rockiger klingt und mit verschiedenen Einflüssen jenseits des Thrash Metal experimentiert – was Teilen den Headbangerschaft noch ein bisschen mehr die Kutte rostig werden lässt. Hier findet sich dann auch ein Song, der fast ausschließlich mit Akustikgitarren gespielt wird: Das ruhige Mama Said zeigt Hetfields Affinität zu Country und Western, weswegen er im Video auch einen Cowboyhut trägt. Auch in Low Man’s Lyric findet sich diese Geschmacksrichtung.
Weil die Burschen mittlerweile sowieso machen können, was sie wollen, und nach über 15 Jahren auf den Bühnen der Welt Abwechslung Not tut, setzen sich Metallica bei den Tourneen dieser Ära manchmal mit Akustikgitarren auf die Bühne – und spielen tatsächlich kleine Akustiksets mit einer Handvoll Songs. Hier werden dann sogar Brecher wie The Four Horsemen und Motorbreath teilweise zu swingenden Rock’n’Roll-Nummern. Es müssen also nicht nur die Balladen sein.
Am 18. Dezember 1997 besuchen Metallica im Rahmen der Promo für Reload den Sender KSJO im kalifornischen San José. Hier spielen sie mit ein paar Kumpels entspannt ein paar Songs auf Akustikgitarren. Wie man es halt so macht. Mit dabei sind Gary Rossington (Lynyrd Skynyrd), Jim Martin (Faith No More), Les Claypool (Primus), Jerry Cantrell & Sean Kinney (Alice In Chains), Pepper Keenan (Corrosion Of Conformity), Chris Isaak und der Komiker Jim Breuer. Auf dem Programm stehen neben viel Quatsch-Erzählerei lockere Versionen von Low Man’s Lyric, Helpless, The Four Horsemen, Poor Twisted Me, Nothing Else Matters, Creeping Death, Last Caress und der Lynyrd-Skynyrd-Klassiker Tuesday’s Gone. Letzterer wird schick abgemischt und erscheint 1998 auf Garage Inc. Der gesamte Radiomitschnitt kursiert natürlich als Bootleg; eine Bildergalerie der Sause haben Metallica hier veröffentlicht.
Ebenfalls 1997, genauer am 18. Oktober, spielen Metallica zum ersten Mal beim Bridge School Benefit, einem jährlichen Wohltätigkeitsfestival in Mountain View, Kalifornien, organisiert von Pegi und Neil Young. Auch hier kommen die Akustikklampfen zum Einsatz, auf der Setlist steht zum Beispiel Fade To Black. Die Sause wiederholen sie zehn Jahre später am 27. Oktober 2007 mit ein paar richtigen Schätzchen: Brothers In Arms (Dire Straits), Only Happy When It Rains (Garbage), I Just Want To Celebrate (Rare Earth) und zum ersten Mal live überhaupt ihr eigenes All Within My Hands. Die Show kann man hier anhören und sogar kaufen. Am nächsten Abend geht’s weiter, anzugucken hier.
Und weil es so schön ist, kehren unsere Helden 2016 ein drittes Mal zum Bridge School Benefit zurück, diesmal unter anderem mit Whiskey In The Jar, Hero Of The Day, dem The-Clash-Cover Clampdown und sogar Seek & Destroy in stromloser Variante. Bei Mr. Soul, im Original von Buffalo Springfield, spielt dann Neil Young höchstselbst mit. Anhören und anschauen: hier und hier.
Metallifreaks dürften sich außerdem freuen über die Stücke, die am 12. Mai 2014 bei einer Veranstaltung namens MusiCares in Los Angeles erklingen. An dem Abend zollen Metallica ihrem Helden Ozzy Osbourne Tribut – mit dessen Diary Of A Madman und seinem liebsten Beatles-Song In My Life.
Wir merken: Für ihre Unplugged-Einsätze greift die Band auf Lieder zurück, die sie vollverstromt eher nicht ausgewählt hätte. Als musikalische Ausdrucksform, willkommene Abwechslung und Besonderheit für kleine Shows haben Metallica das Unplugged-Format im Laufe der Jahre sicher entdeckt. Es kommt allerdings nur für besondere Konzerte und als Zwischenspiel zum Einsatz – denn bei den allerallermeisten Shows sowie im Studio gibt es weiterhin ordentlich was auf die Ohren.
Am 3. November 2018 schließlich geben James Hetfield, Lars Ulrich, Kirk Hammett und Robert Trujillo im Masonic in ihrer Heimatstadt San Francisco ein unverstromtes Konzert für ihre Stiftung All Within My Hands. Das Ergebnis halten wir jetzt als Helping Hands… Live & Acoustic At The Masonic in den Händen.
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Popkultur
Als Led Zeppelin facettenreicher wurden: „Houses Of The Holy“
Vier durchnummerierte Platten brauchten Led Zeppelin, um die Spitze des Rockolymp zu erklimmen. Auf ihrer fünften Veröffentlichung Houses Of The Holy schlugen die Briten experimentierfreudigere Pfade ein — mit großem Erfolg. Den Titeltrack mussten sie allerdings auf das nächste Album verschieben.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Houses Of The Holy von Led Zeppelin anhören:
Pause? Für Led Zeppelin ist das zu Beginn ihrer Karriere ein Fremdwort. In gerade einmal drei Jahren veröffentlichen die Briten vier legendäre Alben, touren mehrfach um den Globus und spielen weltweit vor ausverkauften Häusern. Großbritannien, Nordamerika, Japan, Australien — und wieder von vorn. Ein wenig zur Ruhe kommen Led Zeppelin erst 1972, als sie mit der Aufnahme ihres fünften Albums Houses Of The Holy beginnen. Die Gruppe schlägt darauf experimentellere Wege ein und setzt auf aufwändige Arrangements und neue Einflüsse statt auf schnodderigen Hardrock-Sound. Doch wie genau kam es zu dieser Typveränderung — und hatten auch die Fans Freude an den neuen Led Zeppelin?
Houses Of The Holy: Ein Album unter anderen Umständen
Anfang der Siebziger ist das Bankkonto von Led Zeppelin bereits gut gefüllt — so gut, dass sich Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones ihre eigenen Heimstudios einrichten. Zum ersten Mal können die beiden Musiker ihre Ideen in aller Ruhe aufnehmen, noch einmal hören, bearbeiten und ergänzen. Dadurch werden die Songs ausgeklügelter als sonst — weg vom Bluesrock, hin zum AOR, wenn man so möchte. Als Led Zeppelin mit den offiziellen Aufnahmen von Houses Of The Holy beginnen, sind die vier Musiker deutlich besser vorbereitet als bei ihren vorherigen vier Alben. Zu gut, wie es scheint, denn die Band spielt mehr Songs ein als auf die Platte passen.
Während der Sessions zu Houses Of The Holy sammeln Led Zeppelin so viel Material, dass sie ein paar ihrer neuen Kompositionen für später aufbewahren müssen. Das betrifft zum Beispiel den Song Walter’s Walk, der erst 1982 auf der Zusammenstellung Coda erscheint. The Rover und Black Country Woman packen die Briten auf ihr sechstes Album Physical Graffiti (1975). Besonders kurios: Sogar den Titeltrack verschieben Led Zeppelin auf später, sodass der Song Houses Of The Holy nun nicht auf dem Album Houses Of The Holy zu finden ist, sondern ebenfalls auf dem Nachfolger Physical Graffiti. Trotzdem klingt Houses Of The Holy stimmig — auch wenn „Led Zep“ darauf einige Experimente wagen.
Da wäre zum Beispiel die Funk-lastige Nummer The Crunge, die man den Briten vorher wohl nicht unbedingt zugetraut hätte. Auch das Reggae-beeinflusste Stück D’yer Mak’er klingt nicht wie ein typischer Led-Zeppelin-Song. Genau das war das Ziel, wie Gitarrist Jimmy Page in dem Buch Light & Shade: Conversations With Jimmy Page erklärt: „Auch wenn alle ein zweites Led Zeppelin IV wollten: Es ist sehr gefährlich, sich selbst zu kopieren. Ich werde keine Namen nennen, aber jeder kennt Bands, die sich ewig wiederholen. Nach vier oder fünf Alben sind sie ausgebrannt. Bei uns hingegen wusste man nie, was als nächstes kommt.“
Eine Tour der Superlative — und der anschließende Burnout
Das gilt auch für die Tour zu Houses Of The Holy, mit der Led Zeppelin einmal mehr neue Live-Show-Maßstäbe setzen. Laser, Discokugeln, aufwändige Outfits, Pyrotechnik: Die britischen Rocker lassen sich nicht lumpen und feuern auf ihrer insgesamt dreimonatigen Tour aus allen Rohren. 55 Konzerte geben Led Zeppelin, darunter auch in Nürnberg, München, West-Berlin, Hamburg, Essen und Offenburg. Überall feiert wird die Band gefeiert; später ist sogar die Rede davon, dass die Tour der technische Höhepunkt der Gruppe gewesen sein muss. Doch der Preis ist hoch: Nach der Konzertreise sind Led Zeppelin so fertig, dass sie eine fast zweijährige Pause einlegen.
Was die Verkaufszahlen und den Erfolg von Houses Of The Holy betrifft, geht die Platte im Vergleich zum direkten Vorgänger Led Zeppelin IV beinahe unter. „Nur“ elffaches Platin gelingt den Briten bis heute mit dem Album; bei Led Zeppelin IV ist es mehr als doppelt so viel und auch der Houses Of The Holy-Nachfolger Physical Graffiti kann insgesamt 16 US-Platinveredelungen abräumen. Dennoch: Led Zeppelin zeigen sich auf Houses Of The Holy von ihrer erwachsenen Seite und das kommt an. Drei Alben bringen die Briten anschließend noch raus, bis der Tod von Schlagzeuger John Bonham die Karriere der Gruppe im Jahr 1980 beendet. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 28.3.1985 tritt Alicia Keys zum ersten Mal im TV auf. Sie ist 4.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.3.1985.
von Timon Menge und Christof Leim
Mehr als 150 Preise gewinnt Alicia Keys im Lauf ihrer Karriere, darunter 15 Grammys. Ihre Premiere im Showgeschäft feiert sie allerdings am 28. März 1985 in einer TV-Serie – mit vier Jahren.
Hier könnt ihr euch Here anhören:
Übernachtungsparty! Die kleine Tochter der Familie hat ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, alle sind bestens gelaunt, vor allem als sie reihum mit dem Herrn Papa Rodeo spielen. Die Regeln: Wer sitzen bleibt, gewinnt. Ein Mädchen mit Lockenkopf kann sich trotz wildester Bewegungen halten und geht als Siegerin hervor. Vier Jahre alt ist die junge Schauspielerin in dieser Szene der Bill Cosby Show, ihr Name lautet Alicia Cook. Damals kennt sie niemand, heute schon…
In den Achtzigern kann man sich ein Fernsehprogramm ohne die Familie Huxtable kaum vorstellen. In acht Staffeln thematisiert die Sitcom das Leben einer afroamerikanischen Familie aus der Mittelschicht, die sich mit alltäglichen Situationen und Problemen auseinandersetzt. Dass dieses Format auch bei der weißen Bevölkerung gut ankommt, ist zu jener Zeit noch nicht selbstverständlich. Den Familienvater Dr. Heathcliff Huxtable gibt Schauspieler Bill Cosby, nach dem die Sendung auch benannt ist. (Heute ist Cosby weltweit und zurecht in Ungnade gefallen, weil er wegen dreifachen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Aber das ist eine andere, unschöne Geschichte.)
Wer ist Alicia Cook?
Diese kleine Alicia Cook, die da einen Gast der Übernachtungsparty der kleinsten Huxtable-Tochter Rudy spielt, lernen wir Jahrzehnte später unter einem anderen Namen kennen: Alicia Keys. Mit dem Auftritt in der Show feiert sie sozusagen ihren Einstand im Showgeschäft. Hier könnt ihr euch den Ausschnitt mit ihr angucken:
In einem späteren Interview mit der Teleschau erzählt Keys: „Ich erinnere mich vor allem daran, dass es ein wahnsinnig langer Tag war. Bis das alles abgedreht war, war es später Abend – und ich und die anderen Kinder waren so müde, dass wir irgendwann einfach auf dem Sofa eingeschlafen sind. Aber ich erinnere mich auch daran, dass es extrem witzig war. Bill Cosby war super. Und hey, immerhin habe ich beim Reite-Spiel auf seinem Knie gewonnen.“
Nur der Anfang
Gewinnen wird Keys nachher noch so einiges, nämlich mehr als 150 Auszeichnungen und 14 Platinschallplatten (allein in den USA). Mit Alben wie Songs In A Minor (2001), The Diary Of Alicia Keys (2003), As I Am (2007) und The Element Of Freedom (2009) räumt sie in den 2000er Jahren wirklich alles ab. Wer hätte 1985 gedacht, dass aus der kleinen Alicia Cook einer der größten Popstars des 21. Jahrhunderts wird?
Zeitsprung: Am 7.9.1984 sind die Jacksons auf Tour und Janet brennt durch.
Popkultur
Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.
von Bolle Selke und Christof Leim
Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.
Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:
Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.
Psychedelische Scheißmusik
1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.
Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.
Unisex, roh und gewalttätig
Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.
Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“
Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…
Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.
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