------------

News

Tom Morello (Rage Against The Machine): „Rassismus ist so amerikanisch wie Baseball“

Published on

Immer politisch: Tom Morello 2019 mit seiner Gitarre „Arm the homeless“. Foto: Bryan Bedder/Getty Images for Audible

Politisch nimmt Tom Morello von Rage Against The Machine und Audioslave selten ein Blatt vor den Mund. Zur aktuellen Black Lives Matter-Debatte fand der Gitarrist im Gespräch über seinen neuen Protestsong nun ernüchternde Worte.

von Victoria Schaffrath

Ob als Unterstützer der Occupy Wall Street-Bewegung, Aktivist für Arbeiter*innen oder Regierungskritiker: Tom Morello protestiert nicht nur in Form von Musik gegen Ungerechtigkeit, sondern gründete auch unter anderem mit Serj Tankian von System Of A Down die Organisation Axis Of Justice. Klar also, dass er zu den weltweit stattfindenden Black Lives Matter-Protesten Stellung bezieht – zumal Morello selbst Afro-Amerikaner ist.

Stand Up – Tom Morello x Shea Diamond x Dan Reynolds x The Bloody Beetroots

Gemeinsam mit Dan Reynolds von Imagine Dragons, den Bloody Beetroots und Aktivistin Shea Diamond veröffentlichte er daher die Single Stand Up, begleitet von einem beeindruckenden Video: Die Collagen fassen Filmmaterial von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung bis zu den derzeitigen BLM-Demonstrationen zusammen.

Die Entstehung der Single erlaubt die ein oder andere Gänsehaut: „Ich bin in diesem winzig kleinen, erzkonservativen Städtchen in Illinois aufgewachsen. Als ich klein war, hingen Leute Schlingen in unserer Garage auf, und das N-Wort gehörte zum Alltag. Heute finden dort Black Lives Matter-Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmer*innen statt.“ Inspiriert von dieser Entwicklung kontaktierte Morello seine Kumpel von den Bloody Beetroots sowie Reynolds. Als Aktivistin für Transgender-Rechte verleiht Shea Diamond der Nummer noch eine Extra-Portion Gravitas. Morellos Tantiemen kommen zudem 100% wohltätigen Organisationen zu.

„Als ich klein war, hingen Leute Schlingen in unserer Garage auf“

Zu Ehren des Musikvideos führte das Grüppchen außerdem eine erhellende Fragerunde durch, während der Morello allerdings nicht ganz so hoffnungsvoll klang: „Rassismus ist so amerikanisch wie Baseball und Apfelkuchen“, fasste der Sohn eines Kenianers und einer Italo-Amerikanerin seine Sicht nüchtern zusammen.

Sogar mit den eigenen Anhänger*innen scheint es Reibungspunkte zu geben: „Ein nicht geringer Anteil unserer Fans flippt aus, wenn ich sage, dass ich Schwarz bin. Sie wollen das nicht hören, und wenn ich auf Twitter oder Instagram darüber spreche, meinen sie ‚Du bist nicht Schwarz!‘ Ich kann euch versichern, der Ku-Klux-Klan in Nord-Illinois denkt sehr wohl, dass ich das bin. Als ich klein war, gab es das ein oder andere brennende Kreuz in unserem Vorgarten.“

Tom Morello: „Rassismus ist ein ständiges Hintergrundrauschen“

Mit Rage Against The Machine erlebte der Musiker zudem immer wieder komplexe und ungerechte Situationen. Einerseits lief ihre Musik in den Neunzigern auf Rock-Radiosendern, die sich vor allem an ein Weißes Publikum richteten, gleichzeitig sei er aber immer wieder unnötig von der Polizei kontrolliert worden, ob er sich nun für die Band auf Achse befand oder von einer Bar nach Hause lief. „Das ist ein ständiges Hintergrundrauschen für alle, die das erleben müssen. Es ist schon schwierig zu behaupten, wir seien das großartigste Land der Welt, das Land der Freiheit und der Menschenrechte, wenn Rassismus derart offensichtlich zu uns gehört.“

Beeindruckend, wie der gebürtige New Yorker immer wieder die Energie findet, die Stimme zu erheben und nebenher solche Ohrwürmer wie Stand Up zu produzieren. Wer sich übrigens geneigt fühlt, Morello zu kritisieren, sei gewarnt. Auf den bissigen Kommentar eines Social Media-Nutzers, dass der erfolgreiche Musiker scheinbar zum Politik-Experten mutiert sei, antwortete er vernichtend: „Man muss keinen Harvard-Abschluss in Politikwissenschaft haben, um die unethische und unmenschliche Art der derzeitigen Regierung zu identifizieren. Aber nun, zufällig habe ich genau diesen Harvard-Abschluss in Politikwissenschaft, also kann ich das gern bestätigen.“

Zeitsprung: Am 26.1.2000 dringen Rage Against The Machine in die New Yorker Börse ein.

Don't Miss