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Popkultur

Zeitsprung: Am 15.10.1984 veröffentlichen AC/DC die „‘74 Jailbreak“-EP.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 15.10.1984.


von Maximilian Blom und Christof Leim

Nach gut zehn Jahren konstanten Aufstiegs erleben AC/DC Mitte der Achtziger ihren ersten kommerziellen Dämpfer. Der aufkommende (Hair) Metal nagt an der Beliebtheit der Boogie-Rocker, gleichzeitig ist die Nachfrage nach „altem Stoff“ hoch. Die Band setzt also auf die Nostalgiekarte und veröffentlicht am 15. Oktober 1984 die EP ‘74 Jailbreak

Hier könnt ihr ‘74 Jailbreak anhören: 

Erstmals gerät die gute geölte Rock‘n‘Roll-Maschine 1982/1983 ins Stottern: Angus und Malcolm Young wollen zurück zur Räudigkeit früherer Tage, feuern Erfolgsproduzent Mutt Lange und produzieren ihr neues Album Flick Of The Switch kurzerhand selbst. Schlagzeuger Phil Rudd wird unmittelbar nach den Aufnahmen wegen seiner notorischen Alkohol- und Drogengeschichten vor die Tür gesetzt und später durch den erst 19-jährigen Simon Wright ersetzt. Als die Platte dann auch noch eher gemischte Reaktionen einfährt, ist die Enttäuschung groß.

Großes Interesse

Trotz des aufkommenden (Hair) Metal sind die Australier – die eigentlich seit dem Einstieg Wrights alle in Großbritannien geboren wurden – noch durchaus beliebt. Gerade Nummern aus der Frühzeit der Band mit dem 1980 gestorbenen Bon Scott werden gesucht, da die ersten Alben High Voltage und T.N.T. von 1975 in ihrer ursprünglichen Fassung nur in Australien veröffentlicht wurden. Die internationale Version von High Voltage von 1976, die wir hierzulande kennen, fasst die besten Songs der beiden Platten zusammen. Andere Nummern bleiben (international) unveröffentlicht. 

Die wilden Buben 1976 in London. – Foto: Michael Putland/Getty Images

Auch die dritte Platte Dirty Deeds Done Dirt Cheap von 1976 erscheint in den USA erst 1981, ein Jahr nach Bon Scotts Tod, als längst Brian Johnson bei AC/DC singt und die Band mit Back In Black einen Megahit gelandet hat. Bei allen internationalen Varianten von Dirty Deeds fehlt der Song Jailbreak, ein typisch groovender Atze-Rocker in der Tradition von It’s A Long Way To The Top.

So sehen die australischen Versionen von „High Voltage“ und „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ aus.

Die klassische wilde Mischung

Diese Nostalgie nutzt die Band – oder besser gesagt ihre US-Plattenfirma Atlantic Records – und stellt aus bisher nur in Down Under erhältlichen Tracks die Fünf-Song-EP ‘74 Jailbreak zusammen. Das Titelstück stammt von Dirty Deeds Done Dirt Cheap. Die restlichen Nummern finden sich auf dem ursprünglichen High Voltage. Dazu gehören das erstaunlich melodische You Ain’t Got A Hold On Me, ein klassischer Boogie im Bluesformat namens Show Business und das fast schon hypnotische Soul Stripper – allesamt hörenswerte Nummern.

Aufgenommen wurden die Songs zwischen 1974 und 1976 unter der Regie von George Young, dem älteren Bruder von Malcolm und Angus, sowie dessen „partner in crime“ Harry Vanda. Die Songs stammen, abgesehen vom Big-Joe-Williams-Cover Baby, Please Don‘t Go, aus der Feder von Bon Scott und den Young-Brüdern. So weit, so klassisch, was die frühen Jahre der Band angeht.

Chaos in der Rhythmusgruppe

Als nicht so „klassisch“ erweist sich hingegen die Besetzung, in der die Songs eingespielt wurden: Natürlich hört man die Youngs an den Gitarren und Bon Scott am Gesang, bei Bass und Schlagzeug geben sich die Musiker dagegen die Instrumente in die Hand: Phil Rudd ist nur auf Jailbreak zu hören, das frühere Mitglied Peter Clack trommelt bei Baby, Please Don‘t Go, während die restlichen Nummern von Sessiondrummer Tony Currenti eingespielt werden. Am Tieftöner sind ebenfalls drei Musiker mit von der Partie, nämlich Ex-Bassisten Mark Evans auf Jailbreak, ein Herr namens Rob Bailey und George Young selbst.

Unaufhaltsam

Die EP erreicht nach ihrem Erscheinen am 15. Oktober 1984 einen respektablen Platz 76 der US-Billboard-Charts und wird im weiteren Verlauf mit Platin veredelt. Atlantic beschränkt die Veröffentlichung übrigens auf die Amerikas, Japan, Südafrika und Indonesien; 1990 wird die Scheibe für Europa aufgelegt, australische Fans kommen erst mit der AC/DC Remastered-Serie von 2003 in den Genuss dieser Zusammenstellung. Die Band selbst hält sich nicht lange mit der Veröffentlichung auf, schließlich sind das alte Kamellen. Brian, Angus, Malcolm, Cliff und Simon gehen wie gewohnt auf Tour und bereits im November 1984 wieder ins Studio, um ihr bis heute letztes selbstproduziertes Album Fly On The Wall (1985) einzuspielen. Aber das ist, wie so oft, eine andere Geschichte… 

Die AC/DC-Achtziger-Besetzung mit Neu-Drummer Simon Wright in der Mitte.

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