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Popkultur

Ein USA-Reisebericht à la David Bowie: „Aladdin Sane“

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Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Aladdin Sane ist das erste David-Bowie-Album, das der britische Musiker als Superstar komponierte. Was die USA damit zu tun haben, was der Titel bedeutet, für wen Bowie die erste Single The Jean Genie schrieb und warum das Cover-Artwork sündhaft teuer war, erfahrt ihr in unserer heutigen Geschichte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Aladdin Sane von David Bowie anhören:

1972 ist David Bowie längst auf dem Rockolymp angekommen. Schon mit seiner vierten Platte Hunky Dory (1971) konnte er mehr als nur passable Erfolge einfahren. Spätestens mit seinem fünften Album The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars gelang dem Briten der internationale Durchbruch. Am 29. Januar 1972 startete Bowie seine Ziggy Stardust-Tour, die ihn ab dem 22. September 1972 zum ersten Mal in die USA führte. (Nebenbei produzierte er noch Alben mit Lou Reed und Iggy Pop — mehr dazu bei anderer Gelegenheit.) Die Staaten hinterlassen reichlich Eindrücke bei Bowie — und noch während der Konzertreise entsteht seine sechste Platte Aladdin Sane.

Aladdin Sane: Ein USA-Reisebericht à la David Bowie

Der Startschuss für Bowies Ausflug in die USA fällt in Cleveland. „Aladdin Sane war meine Vorstellung vom Rock’n’Roll-Amerika“, gibt der Musiker später in einem Interview zu Protokoll. „Ich war auf dieser großen Tour, die mir nicht besonders viel Spaß gemacht hat.“ Auf der Bühne stehe er zwar gerne, doch auf die Busfahrten mit den „ganzen seltsamen Leuten“ könne er gut verzichten. Diese Hin- und Hergerissenheit spiegelt sich auch in den Songs auf Aladdin Sane wieder, die stets zwischen der Bewunderung der USA und der Auseinandersetzung mit den Schattenseiten des Landes schwanken. Der Titel des Albums bedeutet passenderweise so viel wie „A Lad Insane“, also „ein verrückter Kerl“.

Im Cover der Original-LP verewigt Bowie sogar die Orte, die ihn zu den Stücken auf Aladdin Sane inspirieren. So geht es in Watch That Man vor allem um New York City, wo Bowie zwei Konzerte der New York Dolls besucht. Drive-In Saturday entsteht auf einer Zugfahrt von Seattle nach Phoenix. In welcher Stadt der Song Panic In Detroit spielt, erklärt sich wohl von selbst, und die Idee zu Cracked Actor kommt Bowie in Los Angeles. Mit Let’s Spend The Night Together enthält Aladdin Sane außerdem ein Stones-Cover. Insgesamt gerät Bowies Sound auf seinem sechsten Album ruppiger als bis dato. Das verdeutlicht auch die erste Single von Aladdin Sane: The Jean Genie.

The Jean Genie markiert in fast jeder Hinsicht die Nummer eins von Aladdin Sane. Nicht nur, dass es sich bei dem Song um das erste Stück handelt, das Bowie für sein sechstes Album komponiert. Nein, auch im Studio spielt der Musiker The Jean Genie als erstes ein. Später steht der Song als erste Single von Aladdin Sane in den Plattenläden. Auf die Grundidee kommen Bowie und Gitarrist Mick Ronson auf dem Weg von Cleveland nach Memphis, den ersten beiden Stationen der US-Tour. Den Rest komponiert Bowie in New York City für Schauspielerin Cyrinda Foxe aus dem Umfeld von Popart-Papst Andy Warhol. „Ich habe ihn zu ihrem Vergnügen in ihrer Wohnung geschrieben“, so Bowie.

Ein teures Albumcover

Eine Besonderheit ist auch das Artwork von Aladdin Sane, denn zu Beginn der Siebziger handelt es sich um das bisher teuerste Albumcover aller Zeiten. Der Hintergrund: Bowies Manager Tony Defries möchte, dass die Plattenfirma seines Schützlings das Album auf die bestmögliche Art bewirbt. Um das zu erreichen, treibt er die Kosten für das Cover in die Höhe, zum Beispiel, indem er auf sieben statt vier unterschiedliche Farben besteht, was um die 1.000 Britische Pfund kostet. Der Aufwand lohnt sich: Zwar sieht das Artwork von Aladdin Sane auf den ersten Blick nicht allzu spektakulär aus, doch heute ist das Bild von Bowie mit dem Blitz im Gesicht ein wichtiger Teil der Popkultur.

David Bowie Aladdin Sane Cover

Sämtliche Pläne gehen auf. Als Aladdin Sane erscheint, landet Bowie damit zum ersten Mal auf Platz eins der britischen Albumcharts. Mehr als sieben Millionen Exemplare gehen bis heute über die Ladentheken. Im Jahr 1973 bedeutet das nichts anderes als den bisher größten kommerziellen Erfolg in Bowies Karriere. Anschließend ändern sich im Hause Bowie einige Dinge. Zum Beispiel verlässt Gitarrist Mick Ronson die Gruppe; stattdessen steigt Earl Slick ein, dessen Audition so aussieht, dass er zu ein paar ungemischten Tracks von Diamond Dogs spielen soll, ohne die Songs zu kennen. Am 24. Mai 1974 erscheint das Album. Doch die Geschichte von Diamond Dogs ist eine andere.

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