Popkultur
Die musikalische DNA von B.B. King
Es gibt den King und die Queen des Pops, den King of Rock und alle müssen sie sich doch vor einem verbeugen: dem King of Blues. B.B. King mag zwar bei weitem nicht der einzige Künstler sein, der dabei war, als der Sound des Mississippi-Deltas die Welt eroberte. Neben Gitarristen wie Albert King und Freddie King sowie als Nachfolger von mystischen Blues-Legenden wie Robert Johnson indes sorgte er dafür, dass der Blues auf die ganz großen Bühnen kam. Sein Handwerk hatte der 2015 im hohen Alter verstorbene King von der Pieke auf gelernt.
Hört euch hier B.B. Kings musikalische DNA als Playlist an und lest weiter:
Was King auszeichnete, war nicht allein sein virtuoses Spiel. Ganz besonders berühmt machte ihn die emotionale Palette, die seine Musik so facettenreich machte. Von einfühlsamen Balladen hin zu rotzigem Rock, King blieb immer authentisch, intim und “true blue”. Sein Handwerk hatte er in Kirchen, im Radio und in abgehalfterten Spelunken gelernt. Er bewies sich als ein Ausnahmetalent, von dem selbst die größten Stars der Neuzeit mit wahrer Ehrfurcht sprechen. Welche Songs, Stile und Künstler ihn selbst beeinflusst haben, erfahren wir mit Blick auf seine musikalische DNA.
1. Harlem Gospel Singers – Precious Lord
Bevor der junge B.B. – eigentlich: Riley B. – King in den Kneipen auf Ochsentour ging, sang er in der Elkhorn Baptist Church im Dörfchen Kilmichael in der Wiege des Blues-Sounds, Mississippi. Tatsächlich kam der Knirps nicht etwa wegen seiner eigenen Gottesfurcht zur Andacht, sondern wegen der Musik. Insbesondere die Gitarre des Pastors hatte es ihm angetan…
Eben jener Pastor brachte dem wissbegierigen Jungen seine ersten Akkorde bei. Dass der Schüler bald darauf dem säkularen Blues-Sound verfallen sollte, konnte er ja noch nicht ahnen. Die Zeit im Kirchenchor vergaß King allerdings auch nie. Gospelstandards wie Precious Lord gehörten Zeit seiner Karriere fest ins Repertoire!
2. Bukka White – The Panama Limited
„Ich hatte diesen Cousin, schätzungsweise der einzige aus meiner Familie, der Berühmtheit erlangt hat: Bukka White“, berichtete B.B. King über einen seiner frühesten Einflüsse. „Ich mochte Bukka und mir gefiel auch sein Spiel. So wie er wollte ich aber nie spielen, mit Ausnahme seines Slide-Spiels. Aber er brachte mir so viele andere Sachen bei! Er sagte zu mir: Wenn du ein Blues-Musiker bist, musst du dich immer so anziehen, als wolltest du zur Bank gehen, um dir Geld zu leihen!“
À propos Leihgaben: Angeblich soll White dem Cousin auch seine erste Gitarre verschafft haben. Anderen Quellen zufolge soll sich B.B. die 15 Dollar für sein erstes Instrument hart erspart haben. Welche der beiden Versionen auch immer stimmt: King nennt White als eine der Personen, ohne die er vermutlich nie Musiker geworden wäre.
3. Robert Johnson – Cross Road Blues
Spätestens mit 16 Jahren war es um King geschehen. In einer Radioshow hörte er den Sound des Mississippi Delta-Blues. Für den jungen Gitarristen stand fest: Er wollte unbedingt ins Radio! Bevor es aber soweit kam, verließ er das beschauliche Kilmichael, um sich im Städtchen Inverness dem Famous St. John’s Quartet anzuschließen und in Kirchen aufzuspielen. Sein Ruf eilte ihm bald voraus und ehe er sich versah, war sein erster Traum Wirklichkeit geworden: B.B. King durfte beim örtlichen Radiosender WGRM den Blues performen.
Damit führte der spätere King of Blues das Erbe des King of the Delta Blues weiter, Robert Johnson. Johnson ist eine der mysteriösesten Figuren der Musikgeschichte. Nur wenige Fotos existieren, so gut wie nichts ist über ihn bekannt und wilde Mythen ranken sich um sein Leben. Was aber fest steht: Er schenkte der Welt einen Sound, an dem auch B. B. King sein Gehör schärfte.
4. T-Bone Walker – Call It Stormy Monday (But Tuesday Is Just As Bad)
Johnson, von dem nur wenige Aufnahmen überliefert sind, war aber noch lange nicht der einzige Gitarrenheld des jungen Musikers. In den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren schaute sich King bei T-Bone Walker die wichtigsten Kniffe ab. „T-Bone Walker hatte einfach dieses bestimmte Etwas, das niemals jemand nachahmen konnte“, schwärmte King. „Er hat seine Gitarre auf ganz komische Art und Weise gehalten, sie von sich weg geneigt, anstatt sie flach auf seinem Bauch ruhen zu lassen. Als würde er Steel-Gitarre spielen!“
T-Bone Walker war auch deswegen ein wichtiger Einfluss für King, weil er ihm die Möglichkeiten der elektrischen Gitarre nahe brachte und seinen Blues-Sound mit Jazz-Elementen anreicherte. Die Offenbarung kam über King, als er Call It Stormy Monday (But Tuesday Is Just As Bad) entdeckte. „Als ich das hörte, wusste ich, dass ich mir sofort eine elektrische Gitarre zulegen musste! T-Bone hat auch viele Bläser verwendet – Trompete, Alt, Tenor und Bariton. Das ergab einen wunderschönen Sound. Der beste, den ich je gehört habe.“
5. Django Reinhardt – Django’s Tiger
Es war nicht allein der Blues seiner Heimat, der B.B. King inspirieren sollte. Ebenso sog er den neuen Sound auf, der auf der anderen Seite des großen Teichs angesagt war. „Ein Kumpel von mir hat zur selben Zeit gedient wie ich“, erinnerte er sich. „Er wurde nach Übersee verschifft und hörte von diesem Club namens The Hot Club of France. Er ging hin und hörte dort diesem Gitarristen zu, Django Reinhardt. Mein Kumpel wusste, dass ich auf Gitarre stehe und schickte mir ein paar Platten von diesem Typ. Ich habe mich total verliebt.“
Reinhardt war kein Blues-Gitarrist, sondern spielte eine Art von Jazz, die auf zweierlei Arten besonders war. Einerseits verarbeitete der gebürtige Belgier in seiner Musik seine Sinti-Wurzeln. Andererseits hatte der findige Reinhardt nach einem Unfall, der seine linke Hand stark beschädigte, eine virtuose Spieltechnik entwickelt, für die er lediglich den Zeige- und den Mittelfinger benötigte. Zusammen mit seinem lässigen Auftreten machte das den enigmatischen Gitarristen zu einer absoluten Ausnahmefigur, deren Magie noch in Amerika zu spüren war.
6. Fats Domino – Goin’ Home
Derweil sich B.B. King beim Radio einen Namen machte, mutierte der zwei Jahre jüngere Fats Domino zu einem Star. Die Allüren des Rock’n’Roll-Vorreiters waren denkwürdig: Hunderte von Schuhen und Dutzende von Koffern soll Domino auf seine rund 200 jährlichen Konzerte mitgenommen haben. Vorbereitung ist eben alles. Sein Gebaren sei ihm verziehen: Domino war fast der größte Star der fünfziger Jahre. Fast? Na ja, es gab da noch jemand anderen… „Seien wir doch mal ehrlich: Ich kann nicht so singen wie Fats!“, sagte niemand Geringerer als Elvis Presley über den Kollegen.
Dominos energischer Sound ging auch an King, der mit dem Überflieger manchmal die Bühne teilte, vorüber. Auch King begann zunehmend, seinen Blues mit fetzigen Rock-Elementen aufzumotzen. Im Jahr 2007 fand er sich gemeinsam Ivan Neville und seiner Band Dumpstaphunk im Studio ein, um für die Compilation Goin’ Home: A Tribute to Fats Domino den Titelsong neu zu interpretieren. Und wenn schon nicht Elvis, dann kann zumindest einer dem überragenden Domino das Wasser reichen: B.B. King. Oder seht ihr das anders?
7. Frank Sinatra – Deep In A Dream
Elvis wurde häufig dafür kritisiert, dass er als weißer Künstler schwarze Musik für ein weißes Publikum neu aufbereitet habe und damit Weltruhm erlangte. Anders sieht es bei Frank Sinatra aus, auf den B.B. King kein schlechtes Wort kommen ließ. King, der sich selbst als „Sinatra-Narr“ bezeichnete, wurde von „Ol’ Blue Eyes“ während der sechziger Jahre sogar nach Las Vegas eingeladen. King betonte immer wieder, dass der Ausnahmesänger vielen schwarzen Künstler Tür und Tor geöffnet hätte.
Vor allem der Albumklassiker In The Wee Small Hours hatte es King angetan. Angeblich hörte er es jede Nacht vor dem Einschlafen! „Du konntest all den Schmerz und das Glück in seiner Stimme hören, es war einfach wunderbar, wie er sein ganzes Leben in diese Songs verpackte“, schwärmte King in seiner Autobiografie Blues All Around Me. „Er sang immer die Wahrheit.“ Vom King of Blues ist das mehr als nur ein Kompliment!
8. The Rolling Stones – Sympathy For The Devil (Live)
Als schwarzer Musiker hatte es King trotz der Hilfe eines Schwergewichts wie Sinatra nicht immer leicht. In den sechziger Jahren verhalf ihm Eric Clapton, der zuvor mit den Yardbirds und Cream dem Blues Rock einen neuen Anstrich gegeben hatte, zu neuer Anerkennung beim überwiegend weißen Publikum. Blues war endlich wieder angesagt und auch King durfte als einer der Pioniere davon profitieren. Dass er bei einer Amerika-Tour der Rolling Stones aber lediglich im Vorprogramm und nicht selbst als Headliner spielte, scheint eher wie eine Ironie der Geschichte.
Doch die Konzerte, die King als Support der Stones im New Yorker Madison Square Garden gab und die zu Teilen auf deren unvergessenen Get Yer Ya-Ya’s Out!-Live-Album festgehalten wurden, verschafften ihm immerhin neue Aufmerksamkeit im Showgeschäft. Derweil King im Laufe seiner Karriere mehrmals mit Clapton zusammen fand, so nahm er mit den Stones lediglich 1997 einen Song auf, eine gemeinsame Version seines Klassikers Paying The Cost To Be The Boss. Nach Kings Tod im Mai 2015 zeigten sich Mick Jagger und Keith Richards in einem Fanfragerunde auf Twitter bestürzt von dessen Ableben. „B.B. war ein toller Typ“, so Richards. „Ein echter Gentleman. Ich werde ihn sehr vermissen.“
9. U2 – Where The Streets Have No Name
Nicht nur die Rolling Stones, sondern ebenfalls U2 zeigten ihre Trauer über den Verlust des King of Blues öffentlich. Auch sie durften gemeinsam mit ihm einen Song aufnehmen, auch sie lenkten damit wieder Aufmerksamkeit auf den Ende der achtziger Jahre beinahe in Vergessenheit geratenen Musiker. When Love Comes To Town schrieben die Iren gemeinsam mit der Blues-Legende für ihr Album Rattle and Hum, sogar Little Richard war auf einem alternativen Mix des Stücks mit einer funkigen Rap-Einlage zu hören.
King war nicht der einzige Künstler, dem die Band auf der während der Joshua Tree-Tour entstandenen Sammlung aus Live-Stücke, neuen Songs und Coverversionen Tribut zollten. In der Doku BB King: The Life of Riley erinnerte sich Bono an die Aufnahmen. „Wir zeigten ihm die Akkorde und er sagte nur: ‚Gentlemen… Akkorde spiel‘ ich nicht! Ich mach nur das‘“, lachte Bono und ahmte mit den Händen nach, wie der King den jüngeren Kollegen den Blues vorspielte. „Ich liebe den Song“, sagte King im selben Film gegenüber Bono. „Ich denke, diese Lyrics sind echt heavy.“ Obwohl er keine falsche Scheu hatte: der Respekt vor Bono und seiner Truppe war ihm anzumerken.
10. Kendrick Lamar – m.A.A.d city
Was früher der Blues war, das ist heute Rap. Noch immer bringen in der Musik schwarze KünstlerInnen eine dezidiert schwarze Perspektive zum Ausdruck. Im Unterschied zu den segregierten fünfziger Jahren allerdings hat es ein schwarzer Künstler wie Kendrick Lamar heutzutage zum Glück einfacher als ein B.B. King damals. Ein Zufall wird es allerdings wohl kaum sein, dass ein Track von Lamars Durchbruchsalbum good kid, m.A.A.d city ausgerechnet auf ein King-Stück anspielt.
Der inoffizielle Titeltrack m.A.A.d city, den Kendrick gemeinsam mit MC Eiht einrappte, bricht in der Mitte des Stücks unvermutet ab und geht in einen schweren Oldschool-Rhythmus über. Das markante Streichermotiv im Hintergrund haben sich Lamar und Eiht von B.B. King aus dessen 1970 erschienenem Song Chains and Things geliehen. Lamar ist indes nicht der einzige Rapper, der auf die Musik des King of Blues schwört: MF Doom, Ice Cube, 50 Cent und sogar A$AP Rocky haben auf seine Musik zurückgegriffen. Mit der Neunziger-Ikone Heavy D nahm B.B. King sogar seine ganz eigene Version eines Hip Hop-Tracks auf. Wohin er sich umschaute, B.B. King konnte überall den Blues aufspüren!
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Popkultur
Aqua-Sängerin Lene Nystrøm wird 50: Was wurde aus dem Barbie Girl?
Life in plastic, it’s fantastic: Das sind Songzeilen, denen seit 1997 niemand entgehen kann – so sehr er oder sie es auch versucht. Anlässlich ihres 50. Geburtstags haben wir uns das Leben der Barbie-Girl-Sängerin Lene Nystrøm einmal genauer angesehen!
von Sina Buchwitz
Als Lene Grawford Nystrøm am 2. Oktober 1973 im norwegischen Tønsberg geboren wird, hat von dem Wörtchen Eurodance noch nie jemand gehört. Dennoch entdeckt die Künstlerin früh ihre Leidenschaft fürs Performen und arbeitet zunächst als Model und Barkeeperin. Anfang der Neunziger ist sie außerdem regelmäßig in einer norwegischen TV-Quizshow zu sehen. Dann zieht es die spätere Aqua-Sängerin aufs Wasser.
Mit der Fähre zum Plattenvertrag
Wir schreiben das Jahr 1994. Nystrøm arbeitet als Sängerin auf der Fähre M/S Peter Wessel, die zwischen Norwegen und Dänemark hin und her schippert. Hier trifft sie auf den Musiker René Dif, der auf der Suche nach einer Leadsängerin für seine Band Joyspeed ist. Bisher besteht diese aus Rapper Dif sowie den Produzenten Søren Rasted und Claus Norreen. Um die zuckersüßen Vocals von Nystrøm reicher dauert es nicht lang, bis die Truppe ihren ersten Plattenvertrag eintütet. 1995 erscheint ihre Debütsingle Itsy Bitsy Spider, die sich jedoch nur eine Woche lang am unteren Ende der Charts festkrallen kann.
Es ist vor allem Lenes mädchenhaft anmutender Gesang, der den Bubblegum-Sound der Band komplettiert. So wundert es auch nicht, dass die kommenden Songs den Zuhörer*innen kaugummiartig in den Ohren kleben bleiben: Sowohl Roses Are Red als auch My Oh My fahren in Skandinavien große Erfolge ein. Letzterer wird in Dänemark nach nur sechs Tagen mit Gold zertifiziert. Ein Rekord.
Barbie Girl: Tiefgründige Message trotz Kleinmädchenstimme
Während der Aufnahme ihres später größten Hits kommt es zwischen den Bandmitgliedern zu Diskussionen: Nystrøm findet die Tonart ihres Gesangs deutlich zu hoch. Jahrzehnte später wird sie im Interview mit der skandinavischen Vogue sagen, sie „wurde dazu gezwungen, ihre Kleinmädchenstimme zu nutzen“. Den restlichen Aqua-Mitgliedern gelingt es, ihre Leadsängerin zu überreden.
Obwohl Barbie Girl nur allzu leicht als sarkastische Hasstirade gegen die weltbekannte Mattel-Puppe verstanden werden kann, sei die Intention des Tracks eine ganz andere. Im Interview mit dem Rolling Stone erklärt René Dif: „Die Message ist, dass es okay ist, die Person zu sein, die du bist, und so auszusehen, wie man aussieht, und damit selbstbewusst umzugehen. Man muss nicht unbedingt Schönheitsoperationen vornehmen lassen, um ein besserer Mensch zu sein.“
Goldblonde Barbie-Perücke? Nicht mit Lene Nystrøm!
Diese Philosophie nimmt sich Nystrøm auch beim Musikvideodreh zu Barbie Girl zu Herzen. Zunächst hegt Regisseur Peder Pedersen nämlich die Vision, die Leadsängerin für das Musikvideo zur Barbie zu transformieren. Ein für ihn völlig logischer Schritt. Nicht so für die Norwegerin: „Ich wollte nicht wie Barbie aussehen. Das ist komplett gegen den Sinn des Songs“, erklärt sie in einem Interview.
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Die blonde Perücke kommt nicht zum Einsatz. Dem Erfolg des Songs tut das keinen Abbruch. Er wird trotzdem unsterblich. Nach der Veröffentlichung 1997 gelingt der Band der internationale Durchbruch; in über 35 Ländern erreicht Barbie Girl eine Nummer-eins-Platzierung. Auch privat befindet sich die Künstlerin auf dem Höhenflug: Sie verliebt sich in ihren Bandkollegen Søren Rasted. Die beiden heiraten heimlich in Las Vegas und gründen eine Familie. Für Aqua bedeutet das zunächst das Ende: Im Jahr 2001 trennt sich die Band. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass eine fatale Dreiecksbeziehung zwischen Nystrøm, Dif und Rasted für das Zerwürfnis der Gruppe gesorgt habe.
Play With Me: Nystrøms Solokarriere
Lene Nystrøm konzentriert sich zunächst auf ihr Solodebüt. Das Album Play With Me schafft es 2002 in Dänemark jedoch nur für eine Woche auf Platz 30 der Charts. Erfolgreicher hingegen verläuft Nystrøms Karriere als Schauspielerin für verschiedene skandinavische Produktionen. Auch als Songwriterin fasst sie Fuß: So greift sie zum Beispiel der Girlband Girls Aloud unter die Arme und verhilft ihnen zu ihren ersten Charterfolgen. Und schon bald soll es auch für Aqua ein Comeback geben: 2008 startet die Gruppe eine Reunion-Tour.
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Auch über 25 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Mammut-Songs ziehen Aqua noch immer Eurodance-Fans aus der ganzen Welt zu ihren Konzerten. Die einstigen Querelen scheinen der Vergangenheit anzugehören: In trauter Dreisamkeit stehen Dif, Nystrøm und Rasted bis heute auf der Bühne. Einzig Claus Norreen bleibt der Wiedervereinigung fern.
Neuerlichen Ruhm erreichen Aqua und ihr Barbie Girl 2023, als Greta Gerwigs Popcorn-Kinofilm Barbie die Welt im Sturm erobert. Und wieder einmal gilt: „Life in plastic, it’s fantastic!“
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Pinke Stromgitarren für den Weltfrieden: Barbie And The Rockers
Popkultur
Zeitsprung: Am 2.10.1995 macht „(What’s The Story) Morning Glory?“ aus Oasis Superstars.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 2.10.1995.
von Victoria Schaffrath und Christof Leim
Rund um die Veröffentlichung von Oasis’ zweitem Album (What’s The Story) Morning Glory? geht es bei den Britpop-Vorreitern hoch her: Kein verbales Handgemenge, keinen Rausch lässt die Band um die Gallagher-Brüder aus. Und trotzdem schaffen sie es, eine der erfolgreichsten britischen Platten hervorzubringen. Im heutigen Zeitsprung widmen wir uns der Entstehung dieses Klassikers.
Hier könnt ihr (What’s The Story) Morning Glory? hören:
Kennt man das Ego der Gebrüder Gallagher, dann weiß man, dass es im Vorfeld zum zweiten Album bei Oasis nicht gerade rosig aussieht. Zwar beschert der Erstling Definitely Maybe erste Chartplatzierungen, der besonders von Noel G. angepeilte Legendenstatus lässt aber auf sich warten. Global verkauft sich das Werk zwar nicht übel, der Erfolg stellt sich zunächst jedoch vor allem auf nationaler Ebene ein. Aber die dortige Konkurrenz schläft nicht.
„Battle of Britpop“: Oasis vs. Blur
Die Kollegen von Blur bereiten den Gallaghers und ihren Kollegen einiges an Kopfzerbrechen. Im „Battle of Britpop“ und im direkten Vergleich der Songs Country House (Blur) und Roll With It (der zweiten Vorabsingle aus Morning Glory), die beide am 14. August 1995 veröffentlicht werden, müssen sich Oasis zunächst geschlagen geben; finden dafür aber wie üblich kreative Gründe. Seitens des Managements heißt es mal, dass es am günstigeren Preis der Blur-Nummer liege, oder gern auch, dass der Strichcode aus rätselhaften Gründen versagt hätte.
Als Bandleader Noel dazu Stellung nehmen möchte, wählt er nicht die weisesten Worte: „Ich hoffe, Blur bekommen AIDS und sterben.“ Das muss er selbstverständlich zurücknehmen; 2011 stellt er klar: „Ich hätte ihnen besser eine üble Erkältung gewünscht.“ Aber das PR-Desaster lässt sich nicht mehr abwenden. Die Spannungen zwischen den Rivalen spiegeln sich zudem auch innerhalb der Band.
Besetzungswechsel & Drogeneskapaden
Schon während der ersten US-Tour zieht Liam Noel ein Tamburin über, Noel wiederum befindet sich auf direktem Weg in die Drogen-induzierte Psychose. Dass der Rest der Besetzung ungefähr so oft wechselt wie die Reiseroute, wundert also nicht. Zum Glück bleibt den Gallaghers aber dieses verdammte Talent.
Man ahnt: Es darf gerne noch kommerzieller sein. Zum Glück hat Songwriter Noel anderen Stücken etwas fettere Refrains und ein bisschen mehr Gefühl verpasst, von Produzent Owen Morris stammt außerdem erneut ein perfekter Neunziger-Sound. Gäste gibt es auch: So kann man den „Modfather“ Paul Weller beispielsweise am Sechssaiter und im Hintergrundgesang auf Champagne Supernova wahrnehmen. Innerhalb von 15 Tagen hatten Oasis die Platte im Kasten. Was die Arbeitsmoral angeht, kann man Kain und Abel 2.0 nichts nachsagen.
Geradewegs in die Pop-Stratosphäre
Als Oasis ihr Werk am 2. Oktober 1995 veröffentlichen, müssen sie noch eine kurze Schrecksekunde aushalten: Bei der Kritik kommt der Langspieler nämlich nicht wirklich an, man nennt ihn „banal“ und einen „Lückenfüller“. Zum Glück teilt die Öffentlichkeit diese Meinung nicht und macht (What’s The Story) Morning Glory? zum durchschlagenden Erfolg. Singles wie Wonderwall, Don’t Look Back In Anger und Champagne Supernova können auch heute noch wirklich alle mitsingen, die schon mal ein Radio benutzt haben. Im Vereinigten Königreich mausert sich das Album zum bestverkauften der Dekade und erhält unglaubliche 15 Platin-Auszeichnungen, während auch weltweit die Kassen klingeln. Wer waren noch gleich Blur?
Üblicherweise folgt zu diesem Zeitpunkt die Ehre eines MTV Unplugged, das Liam aber schwänzt und zu allem Überfluss auch noch sabotiert. Bei den MTV Video Music Awards 1996 kann man dann live beobachten, wie der singende Gallagher ordentlich abdreht: Rüde Gesten in Richtung seines Bruders, und feine Ohren meinen gar, die Supernova befinde sich nun „up your bum“. Es wundert also nicht, dass die Geschichte von Oasis 2009 mit einem Gerichtsverfahren endet.
Zeitsprung: Am 28.8.2009 steigt Noel Gallagher endgültig aus & Oasis lösen sich auf.
Popkultur
Zeitsprung: Am 1.10.1985 wird Madonnas Filmdebüt gegen ihren Willen veröffentlicht.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.10.1985.
von Sina Buchwitz und Christof Leim
Viele Popstars wagen im Laufe ihrer Karriere einen Ausflug in die „benachbarte“ Film- und Fernsehwelt. Pop-Urgestein Madonna bildet da keine Ausnahme: Sie spielt zwischen 1985 und 2002 in 18 Spielfilmen mal größere, mal kleinere Rollen mit ebenso variierendem Erfolg. Ihr Debüt in A Certain Sacrifice von 1979 bringt ihr 100 Dollar – und dem Regisseur ein „Fuck You“.
Hier könnt ihr das Album Like A Virgin anhören:
Mitte der Achtziger brennt sich Madonna für immer in die Netzhaut der Popkultur: In Brautkleid und Bustier singt die Meisterin der Provokation erst bei den MTV Awards Like A Virgin und schockt damit die konservativen USA, um wenig später im Musikvideo zu Material Girl im Marilyn Monroe-Look einmal mehr zu beweisen, dass Männer in ihrer Welt höchstens die zweite Geige spielen. Im Frühjahr 1985 geht Madonna mit dem Album Like A Virgin auf Tour und festigt ihren Status als neue Stil- und Musikikone. Die Platte verkauft sich weltweit über 14 Millionen Mal. Zur gleichen Zeit feiert sie ihr Debüt auf der Kinoleinwand mit Desperately Seeking Susan (hierzulande: Susan… verzweifelt gesucht).
Ein kleines Stück vom Glück
Nun möchte auch jemand anders ein Stück von Madonnas Ruhm abhaben und veröffentlicht am 1. Oktober 1985 Madonnas eigentliches Filmdebüt. Das hatte sie bereits 1979 gedreht, bis dato war es aber nie an die Öffentlichkeit gelangt. Und das unterscheidet sich deutlich vom Hochglanz-Hollywood-Streifen Desperately Seeking Susan: In der bizarren Low-Budget-Produktion A Certain Sacrifice spielt Madonna die Rolle der Bruna, einer New Yorkerin, die mit ihren drei „Liebessklaven“ auf der Lower East Side lebt. Als die Figur sich unerwartet in einen jungen Mann verliebt und mit ihrer Clique brechen will, wird sie vergewaltigt. Ein brutaler Ritualmord ist die Folge.
A Certain Sacrifice on Home Video! Madonna’s Dirty Laundry #1985 #Madonna Only $59.95 #RebelHeart #StephenLewicki pic.twitter.com/LRXwkLIUUg
— it’s all madonna’s fault (@madonnas_fault) August 8, 2015
Mit nur 20.000 Dollar produziert Regisseur Stephen Jon Lewicki die 60-minütige Geschichte und zeigt sich vom Einsatz seiner Hauptdarstellerin begeistert. Die hatte sich mit einem dreiseitigen, handgeschriebenen Brief beworben, obwohl nicht mal eine Gage ausgeschrieben war. Letztlich erhält sie als einzige Schauspielerin 100 Dollar, um ihre Miete zahlen zu können.
„Fuck You“, Lewicki!
Sechs Jahre später ist die ursprüngliche Begeisterung für den Film verflogen: Neben einer Vergewaltigungsszene sind es vor allem die Oben-Ohne-Sequenzen, die Pop-Ikone Madonna Sorge bereiten. Über die geplante Veröffentlichung zeigt sie sich entsprechend erbost und versucht, diese zu stoppen. Bei einer privaten Vorführung in Lewickis Apartment reagiert sie schockiert auf das Ergebnis, brüllt „Fick dich!“ und stürmt aus der Wohnung. Im Anschluss verklagt sie Lewicki.
Das Filmposter zu „A Certain Sacrifice
Am 2. August 1985 verliert Madonna den Rechtsstreit jedoch, und der Streifen darf veröffentlicht werden. Nach einigen Filmvorführungen in New York wird A Certain Sacrifice auf Videokassette vertrieben. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. So schreibt die New York Post: „Madonna ist sexy wie die Hölle.“ Erwartungsgemäß geistert er heute mit verschiedenen Coverartworks auch durch das Netz. Ihrer Karriere tut die Entblößung keinen Abbruch, im Gegenteil. Nur zwei Jahre später wird sie mit ihrer Who’s That Girl World Tour zur erfolgreichsten Popsängerin der Achtziger.
Zeitsprung: Am 21.10.1992 veröffentlicht Madonna ihr Buch „Sex“ — samt Skandal.
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