Popkultur
Die musikalische DNA von Freddie Mercury
„Wieder und wieder sagte er: ‚Schreibt mir mehr. Schreibt mir Kram. Ich will es nur einsingen und wenn ich nicht mehr bin, könnt ihr es zu Ende bringen.‘ Er hatte wirklich keine Angst“, sagte Brian May über den Sänger seiner Band Queen. Die Geschichte ist bekannt: Freddie Mercury nahm mit Mother Love im Mai 1991 einen letzten Song nur über den Beat einer Drummachine auf, bevor ihn die Kräfte verließen. „Ich bring‘s beim nächsten Mal zu Ende“, soll er gesagt habe. Sechs Monate später aber verstarb er an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung und die letzte Strophe wurde nie von ihm, sondern von May aufgenommen.
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Die Anekdote beschreibt sehr gut, was Farrokh Bulsara, wie Mercury bürgerlich hieß, ausmachte. Die Musik ging ihm über alles, für sie verlangte er sich schier unmenschliche Anstrengungen ab –und schaffte dabei Übermenschliches. Nicht ohne Grund nannte ihn ein Roger Daltrey von The Who „den besten Rock’n’Roll-Virtuosen aller Zeiten“. Nicht ohne Grund machte sich 2016 sogar ein Team von Wissenschaftler*innen daran, das Geheimnis von Mercurys Stimme zu ergründen: Warum gefällt sie uns so sehr, was macht ihr Magie aus? Dabei hätte jeder Fan von Queen und Mercurys Musik als Solo-Künstler sofort die richtige Antwort parat: Es ist die unbändige Leidenschaft, die seine Stimme und seine Bühnenpräsenz so besonders machten.
Legendär war ebenso die künstlerische Neugier des Songwriters. „Ich hasse es, dieselbe Sache immer und immer und immer wieder zu machen”, erklärte er einst. „Ich will lieber wissen, was aktuell in Sachen Musik, Film und Theater so los ist, und das alles in meiner Kunst einbauen.“ Gesagt, getan: Kaum ein anderer Musiker, kaum eine andere Band können eine dermaßen vielschichtige Diskografie aufweisen wie Mercury und seine Band. Doch was genau war es, was ihn zu stilistischen Richtungswechseln und neuer Kunst inspirierte? Das erfahren wir mit Blick auf die musikalische DNA von Freddie Mercury.
1. Little Richard – Tutti Frutti
„Er konnte noch den Fans ganz am Ende der Arena das Gefühl geben, dass sie ganz nah bei ihm waren“, sagte May an anderer Stelle über den Kollegen. Und richtig, Mercurys Bühnenpräsenz ist bis heute der Stoff von Legenden. Nicht selten versuchen andere, ihm die flamboyanten Posen nachzumachen. Doch Charisma lässt sich nicht erlernen oder antrainieren! Obwohl es durchaus hilft, die eigenen Idole genau zu studieren. Schon mit zwölf Jahren gründete der kleine Farrokh seine erste Band, damals noch im Internat in der Nähe von Mumbai. Neben Songs von Cliff Richard fanden sich auch die Hits von Little Richard im Repertoire der Rotzlöffel, die unter dem Namen The Hectics firmierten.
Mit seinem genauen Gehör und seiner Leidenschaft für westliche Pop-Musik fiel Farrokh schon damals auf. Sein Gebaren auf der Bühne aber? Das war damals erst noch in der Reife, obwohl er am Klavier stehend schon eine gute Figur gemacht haben soll. Little Richard aber wird es vor allem gewesen, der dem aufstrebenden Teenager beigebracht hat, dass gutes Songwriting allein nur die halbe Miete ist. Der Tutti Frutti-Sänger hat ihm wohl aber auch ein paar musikalische Kniffe beigebracht, denn Songs wie Crazzy Little Thing Called Love – angeblich von Mercury innerhalb weniger Minuten in der Badewanne geschrieben – beziehen sich eindeutig auf den Sound, für den Little Richard als Musiker erst den Grundstein gelegt hat.
2. The Ronettes – I Can Hear Music
Noch bevor Mercury den Namen Freddie Mercury annahm und mit Queen die Welt im Sturm eroberte, musste auch er sich hocharbeiten. 1972 nahm er unter dem Pseudonym Larry Lurex seine erste Single unter erschwerten Bedingungen auf: In den Londoner Trident Studios wurden ihm die Tore nur zwischen drei und sieben Uhr morgens geöffnet. „Dark Time“ nannte sich das damals. Der Tontechniker Robin Geoffrey Cable nutzte diese Zeit, um seine Fertigkeiten zu perfektionieren und wollte Phil Spectors berühmten „Wall of Sound“-Stil emulieren. Da ihm die Stimme Mercurys gefiel, lud er ihn für ein Cover von I Can Hear Music, einem der größten von Spector produzierten Ronettes-Hits, ein.
Der fackelte nicht lange und lud einen gewissen Brian May sowie den Drummer Roger Taylor zu sich ins Studio. Neben einer Version von Carole Kings und Gerry Goffins Goin’ Back bannten sie auch I Can Hear Music aufs Band. Ihre Version orientierte sich eher an dem bekannten Beach Boys-Cover der Komposition, zeigte aber schon Mercurys erstaunliche Fähigkeiten. Es sollte aber eine einmalige Gelegenheit sein – kurz darauf debütierte Mercury schließlich mit seiner Hauptband! Der Name Larry Lurex übrigens war ein böser Scherz in Richtung Gary Glitter und dem Glam-Rock-Trend. Gut kam die Single nicht an, die in der Woche darauf veröffentlichte Queen-LP aber zum Glück schon mehr. Für die zweite LP übrigens rekrutierten sie erneut Cable, der dem Track Funny How Love Is den „Wall of Sound“-Stil verpasste.
3. Aretha Franklin – (You Make Me Feel Like) a Natural Woman
Die Haltung also stimmte, um den Sound kümmerten sich die richtigen Leute. Fehlte noch? Genau. Der Gesang. Wer genau ganz oben auf Mercurys Liste stand, das ist bekannt: Aus seiner glühenden Verehrung für Aretha Franklin machte er niemals einen Hehl. „Ich wünschte, ich könnte so singen“, sagte er in einem Fernsehinterview. „So wunderschön, so mühelos. Sie singt wie ein Traum, als müsse sie gar nicht nachdenken.“ Worte, mit denen heutzutage vermutlich nicht wenige seinen Beitrag zur Musik charakterisieren würden. Was er beim Live Aid-Konzert im Juli 1983 während des Songs Radio Gaga von sich gab, von dem wird schließlich heute noch als „The Note Heard Round the World“ gesprochen!
Für Stücke wie Somebody To Love lieh sich Mercury die Gospel-Einflüsse Franklins, wie er sie auf Alben wie Amazing Grace besonders schätzte. Sein Lieblingsstück aber? „Ich denke, Natural Woman. Sie hat so viele Singles und Stücke, die ich mag, aber Natural Woman…“, schwärmte er. „Alles von ihr ist allerdings großartig. Ich bin nur sauer, dass George Michael mit ihr ein Duett eingesungen hat – das hätte ich besser gekonnt!“ Das meinte er natürlich mit einem Lacher und einem fetten Augenzwinkern. Ein bisschen gemeinsame Studiozeit mit der Lady Soul hätte ihm aber gefallen – und sei es nur, um ihr Organ auf Somebody To Love zu hören… So allerdings reichte es nur zu einem Ständchen für den traurigsten Anlass überhaupt: Take My Hand, Precious Lord und You’ve Got a Friend wurden auf seiner Beerdigung gespielt.
4. Jackson 5 – I Want You Back
Zu einem anderen Duett hat es allerdings gereicht, und das sogar mit dem größten Pop-Star seiner Zeit. Wer, bitteschön? Na klar, Michael Jackson. 1983 enterte der gemeinsam mit Mercury das Studio, um drei Songs aufzunehmen, einer davon bestimmt für Mr. Bad Guy, dem Solo-Debüt Mercurys. Es sollte aber mehr als drei Jahrzehnte dauern, bis die Fans das Stück hören konnten, dazwischen lagen zähe Verhandlungen vor Gericht. There Must Be More To Life Than This allerdings kam dann doch nicht der musikalischen Offenbarung gleich, die sich viele von der ungleichen Paarung erhofft hatten. Kein Wunder, dass die beiden sich gegen die Veröffentlichung entschieden hatten.
Noch bevor Jackson zum größten Star der achtziger Jahre aufstieg und sogar noch vor Mercurys ersten Erfolgen mit Queen war er der Stimme aus der Motor City verfallen. Seine Mitbewohner konnten ein Lied davon singen! Er spielte I Want You Back in Dauerschleife. Dabei war es doch eine waschechte Rock-WG… Aber so war Mercury: Offen für andere Musikstile und neugierig auf das, was es da draußen noch zu entdecken gab. Dass er sich eines Tages mit dem Lead-Sänger der Band anfreunden würde und schließlich mit ihm (und, so will es die Legende, seinem Lama!) im Studio einschließen würde, konnte damals ja noch niemand ahnen. Nur geglückt ist es nicht. Angeblich sogar waren die beiden nach der Episode ziemlich genervt voneinander…
5. Chic – Good Times
Dabei hatte es doch alles so toll angefangen und die beiden Sänger waren wie wild um die Häuser gezogen, bevor sich Jackson in seine „Festung“, wie Mercury es nannte, zurückzog. Die gemeinsamen Clubnächte werden aber wohl unvergessen geblieben sein. Stellt euch das mal vor, Mercury und Jackson auf dem Dancefloor! Mercurys Affinität für die Disco-Szene war bestens dokumentiert. Ausgerechnet in München fand er während der Aufnahmen des Queen-Albums Hot Space seinen Sweet Spot – und nebenbei, so heißt es, auch seine große Liebe. Musikalische Inspiration aber war ebenso drin.
München war die Hauptstadt des Euro Disco-Sounds, wie ihn vor allem der Produzent Giorgio Moroder prägte, seines Zeichens unter anderem für den Donna Summer-Hit I Feel Love verantwortlich. Aber auch aus der US-amerikanischen Disco-Szene kam die Inspiration für Queen, vor allem Mercury. Dass ein Song wie Chics Good Times sich auf den Sound von Stücken wie Another One Bites The Dust auswirkte, hat wohl aber nicht nur musikalische Gründe. Die Disco-Community war ein sicherer Hafen für Menschen, die ihrer Sexualität oder sexuellen Identität wegen von der Mehrheitsgesellschaft an den Rand gedrängt wurden. Der Dancefloor war für viele von ihnen der einzige Ort, wo sie furchtlos mit anderen sie selbst sein konnten. Der homosexuelle Mercury wird sich sicherlich auch mit diesem Aspekt der Disco-Kultur identifiziert haben.
6. David Bowie – Space Oddity
Während seiner Karriere, ja bis zu seinem Tod sah sich Mercury der Diskriminierung ausgesetzt. Die Presse schlachtete alle Gerüchte über seine Homosexualität genüsslich aus, Frieden gab es für ihn keinen. Währenddessen nahm es ihm die queere Community übel, dass er sich lange Zeit nicht offen zu ihr bekannte. Das glorreiche Leben der Stars, es hat eben seine Schattenseiten. Das gilt insbesondere für diejenigen, die nicht dem gesellschaftlichen Ideal entsprechen. Es sei denn natürlich, es handelt sich um David Bowie. Wie kein anderer konnte der Brite Grenzen überschreiten und wurde genau dafür gefeiert. Vielleicht manchmal zu Unrecht: Noch heute steht nicht mit Sicherheit fest, ob Bowies Bisexualität mehr als nur ein flotter Marketing-Gag war…
Sei‘s drum, Mercury schaute zu dem älteren Pop-Giganten auf. Wortwörtlich tat er das 1969 auf dem Kensington Market in London, als er Bowie kurz nach dessen Durchbruch mit Space Oddity ein neues Paar Stiefel anpasste! So zumindest will es die Legende. Als aus dem Schuster schon längst ein Millionär geworden war, fanden die beiden erneut zueinander und nahmen mit Under Pressure das wohl denkwürdigste Duett der Rock-Geschichte auf. Die Bewunderung beruhte nämlich auf Gegenseitigkeiten: „Von allen theatralischen Rock-Performern hat es Freddie weiter voran getrieben als der Rest… Er hat sie alle von der Klippe geschmissen“, sagte Bowie über den Kollegen. „Und natürlich habe ich immer viel Bewunderung für einen Typen in Strumpfhosen über!“ Ein Typ in Strumpfhosen übrigens, der Bowie an einem Tag im Jahr 1969 seine Stiefel angeblich sogar umsonst überließ…
7. The Beatles – A Day In The Life
Im Geben war Mercury besonders gut, wie auch seine Freund*innen stets zu berichten wussten. Doch hin und wieder nahm er auch. Noch vor dem schicksalsträchtigen Treffen mit Bowie ging ihm immer wieder eine Zeile durch den Kopf, zu der ihm partout keine Melodie einfallen wollte und die heute zu den bekanntesten der Rock-Geschichte gehört: „Mama, just killed a man…“. Den Knoten lösen konnte er dank vier Pilzköpfen, die mit A Day In The Life den perfekten Backing-Track dafür geschrieben hatten. Glaubt ihr nicht? Versucht mal, den Anfang von Bohemian Rhapsody über das Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band-Stück zu singen! Klappt, oder? Nur der Rest natürlich klingt ganz anders…
Es war nicht das erste Mal, dass Queen in die Fußstapfen der Fab Four traten: Schon ihr Debüt hatten sie im ehemaligen Studio der Beatles aufgenommen. Die Beatles gab es damals schon nicht mehr, immerhin aber lebten sie noch alle. Besonders John Lennon stach als Solo-Künstler und Persönlichkeit hervor – er war Mercurys Favorit. „Ich würde mich nie auch nur überhaupt mit ihm vergleichen, denn er war einfach der Beste“, sagte er brüsk in einem Fernsehinterview auf die Frage hin, wie er sich in Relation zu Lennon sehe. „John Lennon war einzigartig, ein Unikat. Ich bewundere ihn sehr.“ Wer nicht?
8. Elton John – Your Song
Insbesondere mit Lennons Engagement als Friedensaktivist wollte sich Mercury keinesfalls messen. Dabei hatte er selbst doch einigen politischen Einfluss! Oder zumindest in Großbritannien Kontakte nach ganz oben. Denn er konnte Lady Di als enge Vertraute zählen und schmuggelte sie sogar der Legende nach undercover in einen von Londons berüchtigsten Schwulenclub! Die nur wenige Jahre nach Mercury tragisch verstorbene Prinzessin war auch mit Elton John gut befreundet, der wiederum bestens mit Mercury konnte. Ein tolles Trio! Doch das Schicksal riss sie auseinander. Dass sich Lady Di und Elton John für die Bekämpfung der AIDS-Epidemie und gegen die Stigmatisierung der Erkrankten einsetzen, lag vor allem daran, dass sie den Krankheitsverlauf aus nächster Nähe mit ansehen mussten.
Mercury und den Kollegen verband eine langjährige Freundschaft, die nicht selten feucht-fröhlich verlief. „Er konnte mich unter den Tisch feiern – und das soll schon was heißen!“, erinnerte sich John an die wilden Partynächte der beiden. Nicht etwa, dass die beiden nur im Club miteinander auskamen. Selbst über den Tod hielt die Freundschaft: Einen Monat, nachdem Elton John als einer der wenigen Gäste auf Mercurys Beerdigung anwesend war, wurde ihm ein Gemälde angeliefert. Auf einem Kärtchen stand „Liebe Sharon, ich dachte, das sollte dir gefallen. Alles Liebe, Melina. Frohe Weihnachten.“ Ein Geschenk von Mercury, das er Monate vorher organisiert hatte. Sharon und Melina, so John, seien die Drag-Namen der beiden für einander gewesen.
9. God Save The Queen
Bis kurz vor seinem Tod war die Diagnose Mercurys nicht öffentlich bekannt, viel wurde jedoch wurde darüber spekuliert. Elton John selbst sagte, er habe die schlimme Botschaft bereits 1987 erfahren, ein Jahr nach dem letzten öffentlichen Auftritt von Mercury mit seiner Band. Am 9. August 1986 spielte Mercury im Knebworth Park in England das letzte Queen-Konzert seines Lebens – vor 160 000 Menschen! Das theatralische Ende des Konzerts scheint rückwirkend ein schlechtes Omen zu sein: Während God Save the Queen, die britischen Nationalhymne lief, verabschiedete er sich mit einer Krone in der Hand von seinem Publikum: „We love you!“ So ging er, der König…
Dass sich Mercury der britischen Krone dermaßen verpflichtet sah, verwundert zuerst. Denn schließlich wurde er selbst nicht dort, sondern nur im britischen Kolonialgebiet geboren, in Sansibar, heute Teil des Unionstaats Tansania, das erst 1963 seine Unabhängigkeit erklären konnte. Seine Kindheit hingegen verbrachte Farrokh in Indien, wo der britische Kolonialismus im Namen der Krone ebenfalls seine Spuren hinterlassen hatte. Dennoch zog es ihn auf die Insel, dennoch konnte er sich dort am besten arrangieren und starb 1991 in Kensington, fünf Jahre nachdem er noch mit Queen der Queen einen letzten Tribut gezollt hatte.
10. Sex Pistols – God Save The Queen
Manche werden bei dem Titel God Save The Queen vermutlich nicht an die britische Hymne, sondern eine ganz bestimmte Band denken: Die Sex Pistols brachten mit der Veröffentlichung ihrer gleichnamigen Single Punk in den Mainstream und brachen damit eine musikalische Revolution los. Wer war schuld? Natürlich Freddie Mercurys Zahnarzt! Wie bitte? Genau, richtig gelesen. Die Story läuft wie folgt: Am 1. Dezember 1976 müssen Queen ihren Auftritt bei Bill Grundys Today-Show absagen, weil Mercury seinen ersten Termin seit angeblich 15 (!) Jahren wahrnimmt. Die Dentalpflege kann nicht warten!
Queens damaliges Label EMI macht aus der Not eine Tugend und schickt stattdessen ein neues Signing zu Grundy: die Sex Pistols. Das Interview wurde legendär: Alle Beteiligten – ja, anscheinend auch Grundy – haben ordentlich einen im Tee und lassen kein Fettnäpfchen aus. Sogar eine Hakenkreuz-Binde ist zu sehen und das Wort „fucker“ zu hören. Für die damalige Zeit ist das kurze Gespräch ein echter Skandal, den die Yellow Press begierig aufgreift. Die Band wird national bekannt und bald schon interessieren sie sich auch außerhalb der Insel für die Pistols. Die Punk-Revolution, wir haben sie also – zumindest teilweise – Mercurys zwickendem Gebiss zu verdanken… Na sowas auch!
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Popkultur
„Wicked Game“ von HIM: Wie eine Coverversion den Finnen alle Türen öffnete
Mit ihrer Coverversion des Chris-Isaak-Hits Wicked Game legten HIM so ziemlich alle Grundsteine für ihre einzigartige Erfolgsgeschichte. Im Folgenden lest ihr, welchen Stellenwert der Song in der HIM-Historie einnimmt und warum die Finnen das Stück mindestens viermal in unterschiedlichen Versionen aufgenommen haben.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Greatest Lovesongs Vol. 666 von HIM anhören:
Es ist der Song, der HIM ins Rampenlicht befördert. Schon für ihre Demo This Is Only The Beginning nehmen Ville Valo und seine Bandkollegen eine Coverversion des Chris-Isaak-Klassikers Wicked Game auf und schinden damit jede Menge Eindruck — zum Beispiel bei BMG-Mitarbeiter Asko Kallonen, der die Newcomer sofort unter Vertrag nimmt. Am 19. Oktober 1996 veröffentlichen HIM ihre erste EP und geben der Welt damit einen Vorgeschmack auf eine der letzten großen Karrieren der Rock’n’Roll-Geschichte. 666 Ways To Love: Prologue heißt das gute Stück und die junge Band arbeitet für die Veröffentlichung mit Produzent Hiili Hiilesmaa zusammen, der laut Ville Valo maßgeblich an der Entwicklung des typischen HIM-Sounds beteiligt ist. Auch Wicked Game ist auf der EP zu hören — doch es handelt sich noch lange nicht um die letzte Version des Songs.
Wicked Game: ein melancholischer Love-Song mit großer Bedeutung für HIM
Im Sommer 1997 starten HIM mit der Produktion ihres Debütalbums Greatest Lovesongs Vol. 666. Einmal mehr spielen sie dafür Wicked Game ein, und zwar in der Version, die am 28. September 1998 als Single erscheint und die für viele Rock-Fans der erste Berührungspunkt mit HIM sein dürfte. Wüsste man nicht, dass es sich um eine Komposition von Chris Isaak handelt: Das Stück könnte auch ein Ville-Valo-Eigengewächs sein. Melancholie, Fatalismus, Liebe: Wicked Game enthält alle Trademarks des Finnen, weshalb HIM die Nummer auch bloß nachspielen müssen, um sie sich zu eigen zu machen. Damit heben sie sich von vielen anderen Bands und Musiker*innen ab, denn nur wenige Stücke werden so oft gecovert wie Wicked Game. Das britische Lifestyle-Magazin Dazed bezeichnet den Hit sogar mal als „möglicherweise einflussreichsten Love-Song in der modernen Musik“.
Auf die Idee für das Stück kommt Chris Isaak laut eigener Aussage nach einem Telefonat. So möchte eine Frau damals ein spontanes Treffen mit dem Musiker arrangieren, doch der hat gemischte Gefühle. In einem Interview verrät er: „Ich habe den Song zwischen dem Telefonat und dem Besuch geschrieben. Ich habe mich gefragt, was passiert, wenn man sich stark zu einer Person hingezogen fühlt, die nicht unbedingt gut für einen ist. Ich glaube, dass ich damit einen Nerv getroffen habe, denn viele von uns fühlen sich stark zu anderen Menschen hingezogen, die uns nicht unbedingt gut tun.“ Genau jene Hin- und Hergerissenheit zwischen Liebe und Düsternis ist es, die den Eindruck erweckt, es handele sich um einen Song aus der Feder von HIM-Frontmann Ville Valo. Manchmal passt es einfach.
Wicked Game: Der Song, mit dem HIM ihren Sound fanden
Noch heute hat Wicked Game seinen festen Platz in der HIM-Geschichte. „Das war einer der ersten Songs, die wir als Band zusammen gespielt haben, und er hat uns sehr dabei geholfen, unseren Sound zu finden“, erklärt HIM-Sänger Ville Valo Jahrzehnte später in einem Interview. „Das fällt in der Regel leichter, wenn man die Songs von jemand anderem spielt. Man muss nicht über den Text nachdenken oder so. Man kennt das Lied sowieso auswendig und das macht es einfacher.“ Ihr typischer Sound ist es auch, der HIM ab Ende der Neunziger in die Rock-Champions-League katapultiert. Schon mit ihrem zweiten Langspieler Razorblade Romance (1999) gelingt ihnen der große Durchbruch. Und wieder ist auf dem Album eine neue HIM-Aufnahme von Wicked Game zu finden. Die Jungs mögen den Song echt.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 28.9.1988 spielt Zakk Wylde zum ersten Mal auf einem Ozzy-Album.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.9.1988.
von Christof Leim
Auf Ozzy Osbournes fünftem Soloalbum No Rest For The Wicked gibt der junge Zakk Wylde 1988 seinen Einstand. Vorher kannte ihn niemand, heute gilt er als einer der besten Rockgitarristen der Welt. Wie endet ein 20-jähriger Flitzefinger aus New Jersey in der Band eines legendären englischen Sängers? Und was hat Kim Wilde damit zu tun?
Hört hier in No Rest For The Wicked rein:
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1987 braucht Ozzy Osbourne mal wieder einen neuen Gitarristen. Nach dem Unfalltod seines Gitarristen Randy Rhoads 1982 und dem Ausscheiden von Jake E. Lee nach der 1986er-Tour muss der ehemalige Black Sabbath-Sänger, damals 38 Jahre alt, einen fähigen Saitenkünstler für seine erfolgreiche Soloband finden. Zakk Wylde ist da erst 20 Jahre alt, spielt den ganzen Tag Gitarre und hat eine Band namens Zyris. Er gibt Unterricht und arbeitet an einer Tankstelle. Eine Platte hat er bisher noch nicht aufgenommen, er wohnt sogar noch zu Hause bei Mama und Papa, die ihn Jeffrey Wielandt nennen. Zu diesem Zeitpunkt sieht man sogar sein Kinn noch, was sich 2018 niemand mehr vorstellen kann. Wie endet ein 20-jähriger Shredder in einer der erfolgreichsten Rockbands der Welt? Mit viel Glück, dem richtigen Kontakt und viel, viel üben.
Damals hört Jeff Wielandt alias Zakk Wylde in der Radioshow von Howard Stern davon, dass Ozzy einen neuen Gitarristen sucht, doch er weiß nicht, wie er sich seinem großen Helden vorstellen kann. Ein paar Wochen später bietet ihm ein Bekannter namens Dave Feld an, ein Demotape an den Fotografen Mark Weiss weiterzugeben, der bereits mit Ozzy gearbeitet hatte. Natürlich könne er nichts versprechen, erklärt Feld, aber das reicht dem Gitarristen schon. Mit zwei Kassettenrekordern nimmt er ein Demo auf. Darauf spielt er neben ein paar eigenen Riffs, Soli und klassisch inspirierter Akustikgitarre die Leads der Ozzy-Klassiker Mr. Crowley und Flying High Again. Und tatsächlich löst Feld sein Versprechen ein und gibt das Demo weiter, das schlussendlich bei Team Ozzy landet.
So klingelt eines Tages das Telefon im Haus der Familie Wielandt in New Jersey: „Ich war damals noch gar nicht ausgezogen. Zuerst habe ich gedacht, einer meiner bescheuerten Freunde hätte sich einen Spaß erlaubt“, erzählt Zakk heute. „Aber dann ist mir die Zeitverzögerung aufgefallen, die früher bei Transatlantikgesprächen immer aufgetreten ist.“ Am anderen Ende meldet sich Sharon Osbourne, Ozzys Frau und Managerin. „Sie hat mir gesagt, dass sie mich für eine Audition mit der Band einfliegen würden. Ich konnte es echt nicht glauben. Aber kurz darauf kamen per Post die Tickets. Ich weiß noch, wie mich meine Eltern zum Flughafen gefahren haben, Barbaranne war auch dabei. Ich hatte meinen Koffer und meine Gitarre in den Händen, und ab ging es nach Los Angeles. Mein erstes Mal an der Westküste.“ (Mit jener Barbaranne ist Zakk heute verheiratet, die beiden haben vier Kinder: Hayley Rae, Hendrix, Jesse und Sabbath Page. Und ja, die heißen wirklich so.)
Aus über 400 Kandidaten wurde unser Mann zusammen mit einigen anderen ausgewählt. Die Finalisten steigen im Hyatt Hotel auf dem Sunset Boulevard ab: „Ich habe mitbekommen, dass manche sich nur für das Geld oder Prestige interessiert haben“, kommentiert Zakk seine Mitbewerber. „Sie waren nicht mal Black Sabbath- oder Ozzy-Fans, für sie war das einfach nur ein Job. Ich habe das ganz anders empfunden: Wenn man sein Leben lang auf Manchester United steht und plötzlich für das Team spielen darf – das ist eine heilige Sache.“ In einem Probestudio findet schließlich die Audition, das Vorspiel, statt. Dazu hat die hat die ganze Band ihr Equipment aufgebaut: Randy Castillo am Schlagzeug, Phil Soussan am Bass, John Sinclair an den Keyboards. Auch Ozzy höchstselbst ist am Start: „Der hat auf einem Sofa gesessen. Mir ging natürlich sofort durch den Kopf: ‚Oh, mein Gott! Ozzy!‘ Er hat mich freundlich begrüßt – und gefragt, ob wir uns schon mal getroffen haben. Bitte was? Wohl kaum, es sei denn, er hat mich und meine Kumpels zufällig bemerkt, wie wir auf der Bark At The Moon-Tour im Publikum ausgeflippt sind. Später stellte sich raus, dass ihm mein Foto aufgefallen ist. Sein Kommentar damals: ‚Der Junge muss echt auf Randy Rhoads stehen.‘ Das lag vor allem an meinen blonden Haaren. Ich hatte die gleiche Frisur wie Randy.“
Action und fette Riffs: Ozzy Osbourne und Zakk Wylde live in Chicago 1989. Credit: Paul Natkin/Getty Images
Nun liegt die Annahme nahe, dass sich ein 20-Jähriger angesichts dieser einmaligen Chance in Gegenwart seines Helden zu gut Deutsch ein wenig ins Beinkleid macht. Doch Zakk bleibt cool: „Ozzy hat dafür gesorgt, dass ich mich wohlfühle, Randy und Phil ebenso. Sie haben mich gefragt, welche Songs ich spielen will, und dann haben wir I Don’t Know, Bark At The Moon und Suicide Solution gejammt. Das war definitiv ziemlich cool und eigentlich stressfrei.“ Der junge Klampfenheld kommt in die engere Auswahl zusammen mit einem Gitarristen namens Jimi Bell, der schon mit Joan Jett gespielt hatte – und wird schließlich ausgewählt. Jeff Wielandt aus New Jersey ist der neue Gitarrist von Ozzy Osbourne. Jackpot!
Probleme damit, sein altes Leben einfach hinter sich zu lassen, gibt es keine: „Mich hat nichts zurückgehalten, kein Haus, keine eigene Wohnung, nichts.“ Auch seine Eltern haben keine Einwände und empfehlen ihm: „Tue, was dich glücklich macht!“ Schon bald wird die ganze Mannschaft nach England verschifft, um auf einer Farm in der Nähe von Brighton das neue Album zu schreiben. Der nächstgelegene Pub ist fußläufig zu erreichen, was Ozzy bei Bedarf ein „Flüssigfrühstück“ ermöglicht und abends zum Feierabendpils einlädt. Von dort geht es nach Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico, Phil Soussan darf aber nicht mit und wird durch Bob Daisley ersetzt, den Bassisten von Ozzys ersten drei Soloalben. Hier muss unser Mann natürlich abliefern – und Riffs schreiben, die Millionen Fans in aller Welt hören werden. Bange macht ihn das nicht: „Randy Rhoads stand ja vor der gleichen Situation, als er von den unbekannten Quiet Riot kam. Aber so darf man da nicht rangehen: Wenn man für Manchester United als Nachfolger von George Best spielen soll, dann darf man nicht gucken, ob das alles gut genug ist. Man muss sein Ding durchziehen. Das ist wie bei einem Archäologen, der nach Knochen gräbt. Wenn man ungefähr weiß, wo die sich befinden, dann gräbt man eben so lange, bis man sie gefunden hat. Und wenn man mal nichts findet, dann geht man nach Hause und gräbt am nächsten Tag weiter – bis man zufrieden ist. Wenn man zu viel darüber nachdenkt, wird alles nur schlimmer.“
Meistens jammen Zakk und Randy, bis Ozzy etwas gefällt. Mit seinen neuen Kollegen kommt er dabei generell gut klar. „Leute wollen oft wissen, ob ich diese ganzen Riffs schon vorher in petto hatte. Nein, ich habe die alle vor Ort geschrieben. Ozzy hat gefragt, ob es Ideen gibt, und ich habe losgelegt. Das allererste Riff war Miracle Man. Ich hatte gerade mit Foxey Lady von Jimi Hendrix rumgefummelt und das Ding einfach schneller gespielt. Der Fingersatz ist der gleiche.“ Schnell stellt sich heraus, dass die neuen Ozzy-Nummern fetter und heavier klingen als die letzten Werke Bark At The Moon (1983) und The Ultimate Sin (1986).
Aufnehmen soll das Ganze Roy Thomas Baker, der legendäre Queen-Produzent, doch das funktioniert überhaupt nicht. Ozzy zeigt sich unzufrieden, und als der Neuling auch noch fragt, ob er alle seine Gitarren bitte neu einspielen könne, gibt es Streit. Zur Rettung wird Keith Olsen engagiert, der Fleetwood Mac und den Millionenseller Whitesnake (auch bekannt als 1987) produziert hatte. Jetzt klickt es. „Keith war super!“, versichert Zakk.
No Rest For The Wicked erscheint am 28. September 1988 und macht Zakk auf einen Schlag in der Rockszene bekannt. In den ersten sechs Monaten verkauft sich die Scheibe eine Million Mal. Glücklicherweise hat er sich da schon einen neuen Namen zugelegt, wie er in der Zeitschrift Guitar World erzählt: „Zu Hause in New Jersey habe ich meinen Nachnamen immer Wylant geschrieben, weil keiner Wielandt vernünftig buchstabieren konnte. Barbaranne hat dann irgendwann erzählt, dass sie den Namen Zack für ein Kind gut fände. Den habe ich dann selber benutzt. Von Zack Wylant hielt Ozzy aber nichts. Als wir dann eines Abends einen gezischt haben, lief ein Song von Kim Wilde, dieser britischen Popsängerin. Also habe ich einfach Zakk Wylde vorgeschlagen. Ozzy fand es super. Und wenn man sich unsere frühen Fotos anguckt, habe ich sogar ihren Look geklaut!“
Als erste Single wird Miracle Man veröffentlicht, ein beißender Kommentar in Richtung des TV-Predigers Jimmy Swaggart, der vom hohen religiösen Ross herunter lange Jahre Osbourne als moralisch unerträglich kritisiert, aber dann selbst mit Prostituierten erwischt wird. Im Clip steht die Band in einer alten Kirche, in der Dutzende kleine Schweinchen herumlaufen. Das bringt die Botschaft zwar rüber, geht aber mit einer unerwarteten Sauerei einher: Als zum ersten Mal die Musik angeht, erschrecken sich die Ferkel – und „entleeren“ sich alle und zur gleichen Zeit.
Kurz nach seinem Einstieg hatte Zakk am 28. Juli 1987 seine erste Show als Sidekick von Ozzy Osbourne gespielt – in einem britischen Gefängnis. Auf große Arena-Tour geht es mit der Platte im Gepäck Ende 1988, Vorgruppe sind Anthrax. Dafür hat es einen erneuten Wechsel am Bass gegeben: Daisley ist raus, Geezer Butler ist drin.
Damit spielt der gerade mal 21-jährige Blondschopf mit der halben Besetzung von Black Sabbath zusammen. Doch dem fällt es nicht schwer, sich in eine Gruppe aus mittelalten Rocklegenden einzufügen: „Sie haben sich alle um mich gekümmert.“ Allerdings feiern Ozzy und Geezer zu diesen Zeiten noch ziemlich hart. Das färbt ab: „Wir hatten alle definitiv unseren Spaß. Ich habe trotzdem ständig geübt und immer noch genau das gemacht, was ich am liebsten tue. Das handhabt vielleicht jeder anders. Wir sind rausgegangen und haben einen gezischt, aber am nächsten Tag ging es wieder an die Arbeit.“ Heute lacht der mittlerweile abstinent lebende Gitarrist: „Der betrunkene, der verkaterte und der halbverkaterte Geezer sind allesamt großartige Geezer, und ich liebe jeden einzelnen davon.“
Als die Tour schließlich im August 1989 vor 100.000 Zuschauer beim Moscow Music Peace Festival endet, hat Zakk Wylde sich in der Band von Ozzy und der Welt der Rockgitarre etabliert. Der Sänger selbst scheint die Konzertreise nicht gänzlich unbeschadet überstanden zu haben, denn kurz darauf versucht er im Wahn, seine Frau Sharon umzubringen, aber das ist eine andere Geschichte (die hier steht).
Und wie sieht Zakk No Rest For The Wicked heute? „Ich bin stolz darauf, keine Frage. Wenn ich mir die Platte anhöre, den Sound und die Songs, dann muss ich sagen: Das hat funktioniert. Ich war erst 19 oder 20, als ich die Riffs geschrieben habe. Natürlich konnte ich dabei richtig viel lernen, denn vorher hatte ich noch nie ein Album aufgenommen. Und ich würde heute alles so lassen.“
Zakk Wylde heute: Meistergitarrist, Zottelbartträger und immer noch Ozzy-Fan. Credit: Chascar
Headerbild Credit: Paul Natkin/Getty Images
Zeitsprung: Am 28.9.1988 spielt Zakk Wylde zum ersten Mal auf einem Ozzy-Album.
Popkultur
Home is where your bunte M&Ms is: Die verrücktesten Backstage-Wünsche
Für ihre sogenannten „Hospitality Rider“ fallen Musikstars die verrücktesten Anforderungen ein. Ob bunte M&Ms, Haartrockner oder Würgeschlangen: Hinter der Bühne scheint einfach alles möglich zu sein. Die 15 verrücktesten und unterhaltsamsten Backstage-Wünsche haben wir für euch zusammengestellt.
von Timon Menge
Vorweg sei gesagt: Um kaum etwas Ranken sich so viele Mythen und Gerüchte wie um die Backstage-Wünsche der großen Rock- und Pop-Sternchen. Die folgende Liste sollte also keinesfalls zu ernst genommen werden. Allzu abwegig klingt vieles davon allerdings nicht …
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Slipknot unterstreichen mit ihrem Hospitality Rider auf sympathische Art und Weise ihre proletarische Herkunft und legen Wert auf Dinge wie Dosenravioli, Kaubonbons, Feuchttücher und Socken aus der Dose. Ob die Lebensmittel und die Socken etwas miteinander zu tun haben, ist nicht überliefert.
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In den USA zählt Taco Bell zu den berühmtesten Fast-Food-Ketten überhaupt. Jenseits der Landesgrenzen ist das mexikanisch beeinflusste Schnellrestaurant allerdings kaum anzutreffen. Genau deshalb steht in den Backstage-Anforderungen von Rapper Eminem explizit: „A selection of Taco Bell (Mexican-themed fast food) — imported from America“.
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Wenn es um die Auswahl des richtigen Klopapiers geht, hatten die Beach Boys genaue Vorstellungen. „VERY SOFT“ sollte sich das Abputzen anfühlen. Außerdem legten die Musiker Wert auf Recycling-Mülleimer im Essensbereich. „Die Beach Boys und der Planet danken euch“, war an entsprechender Stelle im Hospitality Rider der Band zu lesen.
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Hip-Hop-Legende DJ Shadow verlangt bei jedem Konzert nach einer Liste aller lokalen Plattenläden, um in seiner Freizeit nach neuen LPs stöbern zu können. Wenn er in der Stadt ist, lohnt es sich also, die umliegenden Anlaufstellen für das schwarze Gold im Blick zu behalten. Vielleicht lauft ihr ihm ja über den Weg.
10. Lady Gaga mag keinen Stinkekäse
Nachvollziehbar: Lady Gaga möchte nicht, dass es in ihrem Backstage-Bereich nach Käsetheke im Sommer riecht. Folglich steht in ihrem Hospitality Rider, dass beim Catering unterschiedliche Käsesorten zur Verfügung stehen sollen, aber nur wenn sie „non-smelly“ und „non-sweaty“ sind.
9. Van Halen und die braunen M&Ms
Diese Geschichte haben wir fast alle schon einmal gehört, doch man kann sie unmöglich auslassen: Als Van Halen 1982 durch die USA touren, bestellen sie für ihren Backstage-Bereich unter anderem eine Schüssel M&Ms. Doch Vorsicht: „Absolutely no brown ones!“, heißt es im Rider der Band. Andernfalls droht der ersatzlose Konzertabbruch.
8. Adele mag keinen Bio-Honig
Während viele Pop-Stars hinter der Bühne Wert auf Bio-Lebensmittel legen, verlangt Adele in ihrem Rider explizit „non-organic honey“, also Nicht-Bio-Honig. Welche Beweggründe sie dafür hat, bleibt wohl ihr Geheimnis. Außerdem sagt man, dass sie keine Tomaten auf ihren Sandwiches mag.
7. James Brown hat die Haare schön
Soul-Legende James Brown hatte nicht nur eine beeindruckende Stimme, sondern auch stets schicke Haare. Damit das auch so blieb, verlangte der Sänger in seinem Backstage-Bereich nach einer Trockenhaube, wie man sie aus Friseursalons kennt. Außerdem auf seiner Liste: Champagner, ein Bügeleisen und ein Golfauto.
6. Amy Winehouse empfängt nur „große Jungs“
Zu den Hospitality-Anforderungen von Soul-Queen Amy Winehouse gehörten die unterschiedlichsten Dinge, von Whiskey über Pizza bis hin zu Camel Lights. Besonders lustig mutet aber ein Schild an, dass die Sängerin bei jeder ihrer Shows an der Tür ihres Zimmers anbringen ließ: „Only big boys can enter“, also „Zutritt nur für große Jungs“.
5. Rihanna hat es gern gemütlich
Rihanna legt in ihren Backstage-Räumlichkeiten Wert auf Duftkerzen. Aber nicht auf irgendwelche Duftkerzen, sondern die Sorte „Archipelago Black Forest“ muss es sein. Außerdem verlangt sie vor Auftritten nach einem Teppich mit Tierfellmuster, der unbedingt sauber sein muss, weil sie barfuß darüber läuft.
4. Kanye West steht auf Slushy-Cocktails
Rapper Kanye West scheint eine Vorliebe für Cocktails zu haben, vor allem für gefrorene. So lässt er sich für eine Tour eine Slushy-Maschine hinter die Bühne stellen, die zwei verschiedene Sorten enthält: Grey Goose (Wodka) mit Limo sowie Hennessy (Cognac) mit Coca-Cola. Prost!
3. Nikki Sixx wünscht sich eine Würgeschlange
Dass die Rider-Wünsche von Nikki Sixx wirklich ernst gemeint sind, kann man kaum glauben. Aber erfahrungsgemäß ist es ja so: verrückt, verrückter, Mötley Crüe. So verlangt der Bassist der Glam-Metaller zeitweise, dass er im Backstage-Bereich eine mindestens 4,5 Meter lange Boa Constrictor vorfindet. Warum auch immer.
2. Iggy Pop erwartet „sieben Zwerge“
Noch verrückter wird es in den Backstage-Anforderungen von Iggy Pop. „Pizza für die Obdachlosen“ liest sich fast noch harmlos, doch die Punk-Legende fordert auch „sieben Zwerge“ sowie Brokkoli, der bereits kleingeschnitten ist — damit man ihn besser entsorgen kann.
1. Madonna nimmt ihr ganzes Wohnzimmer mit
Madonna denkt das Wohlbefinden hinter der Bühne etwas größer und lässt bei jedem ihrer Konzerte ihr komplettes Wohnzimmer auf- und abbauen. Das klingt im ersten Moment großspurig. Wenn man sich in die Lage einer vielreisenden Künstlerin hineinversetzt, die fast nie zuhause ist, irgendwie aber auch nicht.
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