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Popkultur

Die musikalische DNA von Thin Lizzy

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Wenn über Rockmusik gesprochen wird, dreht sich meistens alles um den großen transatlantischen Austausch zwischen den USA und England. An Irland wird jedoch selten gedacht, obwohl der kleine Inselstaat mit einer der besten Rockbands aller Zeiten aufwarten kann. Ihr denkt an U2, richtig? Wir nicht! Stattdessen aber an Thin Lizzy. Genau, denn nichts gegen Bono und Konsorten, aber auch Thin Lizzy haben neben Whiskey In The Jar und The Boys Are Back In Town noch eine ganze Menge mehr zu bieten.


Hör dir hier die musikalische DNA von Thin Lizzy als Playlist an während du weiter liest:


Thin Lizzy waren für mehr als nur zwei offenkundige Hits gut. Ihr kreativer Mastermind Phil Lynott schrieb Lyrics, welche die literarische Tradition seines Heimatlandes in treibende Rocksongs übertrugen. Nicht umsonst veröffentlichte der 1986 verstorbene Musiker nebenher auch Gedichte! Nach ein paar schweren letzten Jahren, die von mangelndem Erfolg und Besetzungsproblemen geprägt waren, löste er seine Band 1983 auf, um sich als Solomusiker zu versuchen. Die eigentliche Magie seiner Band konnte er dabei allerdings nur selten wieder aufleben lassen, denn Thin Lizzy waren einzigartig.

Die Geschichte Thin Lizzys liest sich ernüchternd. Wie viel mehr wäre möglich gewesen, hätte die Band die internationale Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdiente? Wir werden es nie wissen. Uns bleibt aber die Musik, die wir immer wieder aufs Neue entdecken können. Was ihren Sound so besonders machte, das erfahren wir mit Blick auf die musikalische DNA der Band.


1. The Dubliners – Whiskey In The Jar

Ob wir wollen oder nicht, um Whiskey In The Jar kommen wir nicht herum. Das irische Volkslied über den betrogenen Ehemann wurde erstmals 1967 weltbekannt, als die Folk-Band Dubliners ihre Interpretation veröffentlichte, die in der nachfolgenden Zeit zu ihrem Signature Song wurde. Fünf Jahre später folgte Thin Lizzys Version. Der Song war eigentlich von der Band nicht als Single vorgesehen und wurde von ihrer Plattenfirma Decca ohne Einwilligung veröffentlicht. Obwohl er als Scherz gemeint war, schlug er ein wie eine Bombe. Nach drei eher mäßig erfolgreichen Jahren hatte die Band das Erfolgserlebnis mehr als nötig, doch fühlten sie sich falsch von dem Stück repräsentiert: So klangen sie doch eigentlich gar nicht, lautete der Tenor.

Das stimmt natürlich: Whiskey In The Jar war mit seinem folkloristischen Einschlag für Thin Lizzy-Verhältnisse recht poppig. Ihre Vision von Rockmusik war weitaus härter als das. Zumindest aber das Traditionsbewusstsein für das Liedgut ihrer Heimat und nicht zuletzt Lynotts intensive Auseinandersetzung mit irischer Erzählkunst fanden darin ihren Ausdruck. So unschön es auch ist, dass seine Band immer wieder auf ihr leichtfüßiges Cover des Trinkliedes reduziert wurde: Es passt durchaus gut in das Gesamtbild.


2. Them – It’s All Over Now, Baby Blue

Wichtiger aber noch waren natürlich andere. Der Nordire Van Morrison beispielsweise. Thin Lizzy-Gitarrist Eric Bell wurde in Belfast geboren und verdiente sich dort in der örtlichen Rockszene seine ersten Sporen. Währenddessen spielte er auch bei Them mit, Morrisons damaliger Band. Rekrutiert wurde er von Morrison persönlich an seinem Arbeitsplatz in einem Musikaliengeschäft.

Bell beschreibt seine Zeit in der Band des kauzigen Rockstars als eine schwierige, aber auch lehrreiche. Kurz vor Beginn seines ersten Konzerts mit Them drehte sich Morrison auf der Bühne zu seiner Truppe um und warf die gesamte Setliste über den Haufen: „Wir fangen einfach mit einem Blues in B-Dur an!“ Anstrengend, aber eine gute Lektion für den angehenden Gitarristen. Bei Thin Lizzy hatte er es schließlich auch nicht immer leicht. 1973 verließ er die Band.


3. Deep Purple – Fireball

Während Bell von Morrison einige wichtige Lektionen über das Leben auf der Bühne lernte, schaute sich Lynott von ihm einige Songwriterkniffe ab. Sein prosaischer Stil steht aber auf den ersten Blick in Kontrast zu den harten Songs der Band. Im Laufe ihrer Karriere flirtete die Band mehr als heftig mit dem aufkommenden Heavy Metal-Sound, wie ihn Anfang der siebziger Jahre Bands wie Black Sabbath bekannt gemacht hatten.

Ein maßgeblicher Einfluss waren Deep Purple, die eine perfekte Synthese aus hartem und doch anspruchsvollem Rock vorgemacht hatten. 1972 nahmen die Thin Lizzy-Mitglieder Lynott, Bell und Brian Downey gemeinsam mit zwei anderen Musikern sogar ein ganzes Coveralbum mit Deep Purple-Stücken auf. Reine Leidenschaft? Keineswegs! Die Band brauchte das Geld, das ihnen für die Platte angeboten wurde. Um sich nicht zu sehr verbiegen zu müssen, brachten sie die LP unter einem anderen Namen heraus: Funky Junction. Ein Glück, dass die Band nur kurz darauf finanziell auf eigenen Beinen stehen konnte…


4. Jimi Hendrix – Hey Joe

Phil Lynott war zu seiner Zeit eine echte Ausnahmefigur, und das nicht allein in künstlerischer Hinsicht. Ein schwarzer Ire, der harte Rockmusik machte – das erregte Aufmerksamkeit. Nicht wenige sahen in dem Bassisten eine Art Antwort auf Jimi Hendrix, der seinerseits die Inspiration für Lynott lieferte. Sogar eine Verfilmung von Hendrix’ Leben mit Lynott in der Hauptrolle war gerüchteweise geplant.

1980 nahm Lynott gemeinsam mit dem Original-Line-Up seiner Band eine musikalische Huldigung seines Idols auf. Ihr Song For Jimmy war als einmalige Kollaboration geplant, die zum zehnten Todestag des Gitarristen als Geste der Dankbarkeit gemeint war. Ironischer Weise sollte Lynott dem Idol nur wenige Jahre später unter ähnlichen Bedingungen folgen. Der Rock’n’Roll-Lifestyle, vor dessen Konsequenzen Bell 1973 geflohen war, forderte seinen ganz eigenen Tribut.


5. Wishbone Ash – The King Will Come

Hendrix war Lynott und seine Band ebenso als Freigeist wie als Gitarrist ein Vorbild. Für ihren eigenen unverwechselbaren Gitarrenstil standen jedoch andere Pate. Neben Lynyrd Skynyrd und den Allman Brothers in den USA sowie Fleetwood Mac und Wishbone Ash gehörten sie zu den Pionieren des „dual-lead guitar style“, bei der zwei Gitarristen im Duett spielen. Seitdem Jeff Beck und Jimmy Page auf diese Weise bei den Yardbirds zusammengespielt hatten, erfreute sich das Stilmittel Anfang der siebziger Jahre großer Beliebtheit.

Mit ihren ersten Alben wie Argus übten Wishbone Ash einen deutlichen Einfluss auf Thin Lizzy aus, die bald darauf selbst begannen, ihre Gitarristen in Einklang zu bringen. Mehr noch als Wishbone Ash nutzten Thin Lizzy das Stilmittel für einen Hardrock-Sound, der später in der New Wave Of British Heavy Metal wieder aufgenommen wurde. Harmonie traf auf Härte, das Markenzeichen der irischen Band war geboren.


6. Bob Dylan – Desolation Row

Die Einflüsse Thin Lizzys kamen aber nicht allein aus dem Rockbereich und beschränkten sich bei weitem nicht auf ihre irische Heimat und Großbritannien. Neben Jimi Hendrix war auch Bob Dylan ein maßgeblicher Einfluss für insbesondere Phil Lynott. „Als ich anfing, Songs zu schreiben, schien diese großartige Sache zu passieren, dass Musik ihren Höhepunkt erreichte“, sagte er in einem Interview. „Die Beatles machten bessere und bessere Alben. Van Morrison war auf seinem Höhepunkt. Und Dylan genauso, er schien einfach keine Fehler zu machen. Es kam mir so vor als würde verdammt jeder seinen Höhepunkt erreichen.“

Lynott spürte den Druck, der damit einherging. Und irgendwann die Erleichterung, als selbst seine Helden scheiterten. „Und dann kam eine Zeit, in der mir die Theorie kam, dass du aus Fehlern lernen und nicht immer nur besser und besser werden kannst“, fuhr er fort. „Da wurde mir klar, dass ich nie Desolation Row schreiben würde, zwölf Strophen und jede davon killer. Es würde Songs geben, die ich verhaue. Ich wollte mich verbessern, aber ich verstand auch, dass ich dazu öffentlich Fehler machen musste.“ Eine Einsicht, die von innerer Größe zeugt.


7. Bob Seger – Rosalie (Live)

Ein weiterer Einfluss aus den USA kam aus dem sogenannten Heartland Rock, zu dem neben Bruce Springsteen auch Bob Seger gezählt wurde. 1975 machten sich Thin Lizzy in die USA auf, um dort ihre erste Tour im Vorprogramm von Bachman-Turner Overdrive und eben jenem Bob Seger zu absolvieren. Im selben Jahr veröffentlichten sie mit Fighting ein Album, das erstmals ihren charakteristischen Dual-Guitar-Sound in den Vordergrund stellte und das Fundament für ihren kommerziellen Erfolg auf internationaler Ebene legte.

Das Album öffnet mit einer Coverversion von Segers Song Rosalie über die CKLW-Programmdirektorin Rosalie Trombley, die bei der Musikauswahl für ihre Radiostation ein sagenhaftes Gespür für zukünftige Hits an den Tag legte. Das konnte ja nur ein gutes Omen sein! Ironischer Weise spielte Trombley die Seger-Version nie auf CKLW. Vielleicht ein Trost für den Heartland Rocker: Auf Thin Lizzy-Konzerten war das Stück stattdessen ein fester Teil der Setlist.


8. Sex Pistols – Anarchy In The UK

Der Heartland Rock von Seger und Springsteen stand für eine sozialkritische Sicht auf die Dinge ein, die Lynott ungemein zusagte. Er selbst widmete sich in seinen Texten eindrücklichen Alltagsbetrachtungen. Er hatte aber auch nichts gegen die dezidierte Rotzigkeit der Punk-Bewegung einzuwenden, wie sich Ende der siebziger Jahre zeigte. Als Mitglied der Band The Greedy Bastards spielte er mit Paul Cook und Steve Jones von den Sex Pistols zusammen!

Hatte Lynott noch von Dylan gelernt, dass er als Musiker vor der versammelten Öffentlichkeit Fehler begehen musste, so schien das genau das gesamte Programm der spontanen Supergroup zu sein. Lynott beschrieb die erste Show der Band in London im Jahr 1978 als ungemein chaotisches Zusammentreffen. Immerhin aber verschuf er sich und seiner Hauptband so Respekt in Punk-Kreisen. Nicht selbstverständlich zu diesen Zeiten, als der „Dinosaurier-Rock“ der siebziger Jahre langsam unterzugehen schien.


9. Boomtown Rats – Rat Trap

Nach dem Punk kam die New Wave. Thin Lizzy überlebten die ersten Jahre der Achtziger nur mit einigem Ach und extrem viel Krach, bevor die Band sich auflöste. Das Publikum wollte einen neuen Sound und das ständig rotierende Besetzungskarussell um Lynott konnte ihnen diesen nicht geben. In Irland wurden die Boomtown Rats zu den neuen Lokalhelden. Eine Konkurrenz zwischen den beiden existierte allerdings nicht, ganz im Gegenteil.

Schon bei den Greedy Bastards hatten zeitweise zwei Rats-Mitglieder mitgemischt, Bob Geldorf und Pete Briquette. Mit Thin Lizzy allerdings stand lediglich Geldorf auf der Bühne und der Anlass war kein so freudvoller: Vier Monate nach Lynotts Tod trafen die Originalmitglieder auf dem von Geldorf organisiertem Self Aid-Konzert zusammen, um dem verstorbenen Freund und Partner ein letztes Ständchen zu singen.


10. Metallica – Whiskey In The Jar

Welcher Song im Mai 1986 angestimmt wurde? Natürlich Whiskey In The Jar. Die zuerst als Witz gemeinte Interpretation der Band hatte in den 14 Jahren zuvor ein denkwürdiges Eigenleben entwickelt. Noch heute gehört das Stück in das Repertoire vieler Rockbands und das in erster Linie wegen der bekannten Thin Lizzy-Version.

Als Metallica ihre Version des Stücks veröffentlichten, zollten sie damit auch explizit den irischen Kollegen Tribut. Kirk Hammett verriet sogar in einem Interview, dass das Eröffnungslick des Master Of Puppets-Solos auf einem Lick basierte, das der Thin Lizzy-Gitarrist Gary Moore häufig auf Konzerten spielte. Auch der Song The Unforgiven vom schwarzen Album der Band sei von Thin Lizzy beeinflusst, gab Hammett zu Protokoll. Wie so viele Hardrock- und Metal-Bands verdanken Metallica Thin Lizzy einiges und sind dankbar für die Musik, welche ihnen die stets unterschätzte Band geschenkt hat.


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Marie Fredriksson wäre 65 geworden: Die Roxette-Sängerin im Porträt

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Marie Fredrikssons HEADER
Foto: Steve Jennings/Getty Images

„"Sie sind der zweitgrößte schwedische Pop-Export, gleich hinter ABBA. Mehr als 30 Millionen Platten haben Roxette im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere verkauft. Eins der beiden Gesichter der Gruppe: die viel zu früh verstorbene Frontfrau Marie Fredriksson. Sie wurde nur 61 Jahre alt. Das ist ihre Geschichte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige der größten Hits von Roxette anhören:

Zur Welt kommt Gun-Marie Fredriksson am 30. Mai 1958 in der Nähe des schwedischen 200-Seelen-Dorfes Össjö. Als sie vier Jahre alt ist, verkaufen ihre Eltern den Bauernhof der Familie und ziehen in das geringfügig größere Östra Ljungby um. Weitere drei Jahre später stirbt Maries älteste Schwester Anna-Lisa bei einem Autounfall; der Schock in der Familie sitzt tief. „Danach war ich auf mich allein gestellt“, verrät Marie in einem Interview. „Ich war erst sieben Jahre alt.“

Maries Eltern arbeiten Vollzeit, können sich aber keine Kinderbetreuung leisten, weshalb Marie und ihre Geschwister viel Zeit zuhause verbringen. Sie lernen das Notenlesen, singen und üben auf verschiedenen Instrumenten. Dabei spielt auch der Pastor in Östra Ljunby eine zentrale Rolle, der die musikinteressierten Kinder unterstützt. „Ich habe sehr schöne Erinnerungen an Östra Ljungby, sogar nachdem meine große Schwester gestorben war“, erinnert sich Fredriksson. Ihre Musikbegeisterung wird sie nicht mehr verlieren.

Marie Fredrikssons musikalische Anfänge

Als Marie älter wird, entdeckt sie die Beatles, Joni Mitchell und Jimi Hendrix, schreibt sich mit 17 an einer Musikschule ein und komponiert Musik für die Amateurtheaterstücke ihrer Freunde. Das Problem: Keiner aus dem Cast hat einen ähnlichen Stimmumfang wie die junge Musikerin, weshalb sie sich schließlich selbst auf die Bühne stellt. Mit einem Musical, das Fredriksson mitkomponiert hat, tourt die Gruppe durch Schweden — und absolviert sogar einen Auftritt vor dem damaligen Premierminister Olof Palme.

Nach ihrem Abschluss im Jahr 1977 zieht Fredriksson nach Halmstad, wo sie in die Indie-Szene eintaucht und eine Punk-Band gründet — wie man das halt Ende der Siebziger so macht. Die Gruppe heißt Strul und mit ihr feiert Fredriksson ihre erste Erfolge. So spielt sie mit dem Projekt zahlreiche Konzerte und tritt im Fernsehen auf. Zu Beginn der Achtziger ist die Luft raus: Nach einem „desaströsen“ Konzert, das auch noch im schwedischen Radio übertragen wird, lösen sich Strul auf.

Marie Fredrikssons Karriere mit Roxette

Fredrikssons nächstes Projekt heißt MaMas Barn und die Gruppe teilt sich einen Proberaum mit der erfolgreichen schwedischen Gruppe Gyllene Tider. Dort spielt auch ein Herr namens Per Gessle mit — und er soll ein wichtiger Bestandteil von Fredrikssons Leben werden. Zunächst überredet der Gitarrist Fredriksson noch zu einer Solokarriere. Doch 1986 schließen sich die beiden zusammen und gründen eine Band, die Pop-Geschichte schreiben wird: Roxette.

Ob It Must Have Been Love, Listen To Your Heart oder The Look: Im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere landen Roxette großartige Hits, werden zu Dauergästen in den Charts und feiern auch in Übersee große Erfolge — und das obwohl der amerikanische Ableger der Plattenfirma von Roxette dem schwedischen Duo damals bescheinigt hatte, nicht zum US-Markt zu passen. Sieben Hit-Alben veröffentlichen Roxette von 1986 bis 2001. Doch dann schlägt das Schicksal zu.

Marie Fredrikssons viel zu früher Tod

Als Marie Fredriksson am 11. September 2002 mit ihrem Mann Mikael Bolyos joggen geht, fühlt sie sich plötzlich unwohl. Sie bricht im Badezimmer zusammen, zieht sich dabei eine Schädelfraktur zu und erleidet einen epileptischen Anfall. Nicht „nur“ das: Bei der anschließenden Untersuchung kommt raus, dass sie an einem Hirntumor leidet. Er kann in einer aufwändigen Operation entfernt werden; anstrengende Chemo- und Strahlentherapien sind die Folge. Doch Fredriksson kämpft sich ins Leben zurück.

Gemeinsam mit ihrem Mann nimmt sie neue Musik auf, als eine Art Therapie. Das daraus resultierende Album heißt The Change, erscheint am 20. Oktober 2004 und gerät zu einem vollen Erfolg. „Es waren drei schwere Jahre, aber ich bin gesund“, meldet sich Fredriksson 2005 in einem Interview zurück. Roxette liegen zunächst auf Eis. Das ändert sich im Jahr 2009: Fredriksson und Gessle gehen wieder gemeinsam auf Tour. 2011 erscheint mit Charm School das erste Roxette-Album seit zehn Jahren; drei weitere Folgen.

Im Jahr 2019 wird offensichtlich, dass Fredrikssons Krebserkrankung nicht so besiegt ist wie gedacht. Am 9. Dezember lautet die traurige Nachricht: Marie Fredriksson ist im Alter von gerade einmal 61 Jahren verstorben. Sogar der schwedische König Carl XVI. Gustaf zollt der Sängerin seinen Respekt und sagt: „Für viele Menschen in unserem Land, auch in meiner Familie, ist ihre Musik eng mit Erinnerungen an besonders wichtige Momente im Leben verbunden.“ Sorgen wir dafür, dass die Erinnerung bleibt. Ruhe in Frieden, Marie.

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Popkultur

Zeitsprung: Am 30.5.1980 landet Gary Moores G-Force auf dem Rockplaneten.

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Gary Moores G-Force Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 30.5.1980.

von Matthias Breusch und Christof Leim

Gary Moores Bandprojekt G-Force wird 1980 als heiße Nummer gehandelt. Aber der „Faktor Mensch“ ist unkalkulierbar. Das in Kalifornien entstandene Album erscheint am 30. Mai 1980 – und bleibt eine Zwischenlandung. Der nordirische Gitarrenhexer setzt seine Welteroberung in Europa fort.

Hier könnt ihr das Album hören:

Am Anfang steht ein großes Missverständnis. Der 27-jährige Gary Moore, seit mehr als einem Jahrzehnt furioser Gitarrist und zunehmend markanter Sänger, verlässt im Juli 1979 abrupt Thin Lizzy während der US-Tour zu die Black Rose und lässt sich in Los Angeles nieder. Dort tut er sich mit dem nur wenig älteren Engländer Glenn Hughes zusammen, der als virtuoser Bassist und Gesangsgenie seit seiner Zeit mit Deep Purple längst ganz oben angekommen ist. Beide sind begabte Songwriter, Moore hat 1978 mit Parisienne Walkways seinen ersten Meilenstein komponiert. Was soll da noch schiefgehen?

Alkohol!

Klären lassen lässt sich die Geschichte nie mehr so ganz, denn Hughes, der 1976 seinen musikalischen Zwillingsbruder und Deep-Purple-Kollegen Tommy Bolin nach dessen Drogentod zu Grabe getragen hat, sieht gesundheitlich zum Ausgang der Siebziger kaum Licht am Ende des Tunnels. Mehr noch: Es bleibt ein permanenter Filmriss, Blackout in Reinkultur. „Die Achtziger sind komplett weg“, erzählt er in späteren – nüchternen – Jahren immer wieder.

Gary Moores G-Force

G-Force 1980 in London: Willie Dee, Gary Moore, Mark Nauseef und Tony Newton. Foto: Fin Costello/Redferns

Nichtsdestotrotz stellt Moore mit Hughes und dem nicht minder vielseitigen Schlagzeuger Mark Nauseef, mit dem er kurzzeitig bei Thin Lizzy gespielt hat, ein Trio zusammen. Diese Mannschaft bekommt noch vor den Aufnahmen seines ersten Albums das Angebot, mit den Shooting-Stars Van Halen auf große Amerika-Reise zu gehen. Die Tour findet statt, aber aus der Besetzung wird nichts. Schon nach den monatelangen Songwriting-Sessions und Proben offenbart sich: Hughes ist nicht in der Lage, eine Konzertreise durchzustehen. Nach einem Streit unter Alkoholeinfluss bricht das Gespann Moore/Hughes auseinander.

Röhren müssen glühen

Aus dem Trio wird ein Quartett. Mark Nauseef, der als umtriebiger Ex-Musikant von The Velvet Underground, der Ian Gillan Band und Ronnie James Dios Startrampe Elf über ein weit gesponnenes Netzwerk verfügt, engagiert zwei alte Bekannte: Keyboarder William Daffern alias Willie Dee unterstützt Gary bei den Vocals, den Bass bespielt Tony Newton, zuvor in Diensten von Jazz-Legende Tony Williams.

Nun weist Gary Moores mit musikalischen Perlen gespickte Laufbahn allerlei stilistische Richtungswechsel auf. Das Album G-Force ist eine frühe Blaupause dieser Kurvenstrecke, wenn auch nicht ohne Charme. Die Single Hot Gossip, wozu auch ein Clip gedreht wird (frech: Poser-Tony mit Doppel-Hals-Bass) schielt auf die Pop-Rock-Charts, You Kissed Me Sweetly hätte auch auf ein ELO-Album gepasst, und I Look At You erweist sich als echtes Fundstück für Liebhaber von Moores monumentalen langsamen Songs.

Die Nummer The Woman In Love mit Saxofon-Einlage erinnert schwer an die Fusion-Zocker The Tubes, Dancin‘  an die dünne Lizzy auf Koks, und mit White Knuckles/Rockin’ And Rollin’  lässt Meister Gary derart die Röhren in seinem Verstärker glühen, dass man nachvollziehen kann, warum die Nummer praktisch der finale Auslöser für seine mitreißende Hard-Rock-Karriere in den Achtzigern gewesen sein muss. Sie gehört für lange Zeit als festes Element in sein Live-Repertoire, was auch das Doppelalbum  We Want Moore! von 1984 eindrucksvoll dokumentiert.

Schnelles Ende

Über die Veröffentlichung des Albums hinaus bleiben G-Force (zu Deutsch: Schwerkraft) lediglich als Liveband vorübergehend eine Einheit. Nach den Ready An‘ Willing-Tour 1980 im Vorprogramm von Whitesnake und den Gigs als Opener der 1981er-Van-Halen-US-Tour zieht Gary weiter: Zunächst als Partner von Greg Lake nach der Auflösung von Emerson, Lake & Palmer, ab 1982 geht dann sein Solo-Stern auf, teilweise basierend auf Ideen, die er bereits mit G-Force im Studio entwickelt hat.

Den Rest der Geschichte kennen wir. In den 1980ern avanciert er mit Nummern wie Out In The Fields, Empty Rooms, Shapes Of Things oder The Loner zum Hexenmeister der Stromgitarre, in den Neunziger zum König des „weißen Blues“. Festlegen lässt er sich jedoch nie. Auch sein experimentelles Album A Different Beat von 1999 gehört mit Songs wie Lost In Your Love in die Abteilung „Zwischenlandung“. Allerdings ohne jedes Missverständnis …

Zeitsprung: Am 26.3.1990 hat Gary Moore immer noch den Blues.

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70 Jahre Danny Elfman: Die 10 legendärsten Stücke des Soundtrack-Hexers

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Danny Elfman
Foto: Mark Von Holden/Variety via Getty Images

Danny Elfman hat die Filmmusik geprägt wie wenige andere. Vom Score der Simpsons bis zu den verhexten Meisterwerken von Tim Burton: Zum 70. Geburtstag des Komponisten hören wir noch mal seine schönsten, genialsten, gespenstischsten Momente.

von Björn Springorum

Über 100 Filme hat Großmeister Danny Elfman in seiner Karriere vertont. Bislang. Als Haus- und Hofkomponist von Tim Burton setzte er dessen gotisch-morbide Schauerwelten musikalisch ebenso perfekt in Szene wie Werke von Sam Raimi oder Gus van Zandt. Vier Oscar-Nominierungen, zwei Emmys und einen Grammy gab es schon dafür. Zu seinem 70. Geburtstag am 29. Mai 2023 lauschen wir noch mal seinen schönsten Spukmelodien und Geisterliedern.

1. The Simpsons Theme (1989)

 Ja, man kennt Danny Elfman eher für dramatische Spuk-Soundtracks voller gotischer Grandezza, doch der Titelsong der berühmtesten Zeichentrickserie stammt auch von ihm. Fun fact: Das ganz zu Beginn gesungene „The Simpsooons“ haben er und seine Freunde eingesungen. Der Legende nach gab es dafür mehr Tantiemen als für das Stück an sich. Gecovert haben das Theme unter anderem Green Day und Weezer.

2. Beetlejuice Intro Theme (1988)

Schon 1988 macht Danny Elfman klar, worum es ihm in seinen Soundtracks geht: Zu Tim Burtons Gruselspaß komponiert er eine ahnungsvolle Horror-Nummer mit den typischen Piano auf Zehenspitzen, den unheilvollen Bläsern und der generellen Stimmung von Mystik, Schalk und Tod. Düster, ja, aber immer mit einem schiefen Grinsen.

3. Batman Main Theme (1989)

Nach eher schrägen Soundtracks irgendwo zwischen gotischem Horror und Fifties-Big-Band wendet sich Danny Elfman für Tim Burtons Batman der dunklen Seite der Klaviatur zu: Sein Main Theme ist ein düster wallendes, dicht orchestriertes Stück voller Streicher und einschüchternder Bläser. Bis heute ein ikonisches Stück Soundtrackgeschichte, das den Oscar verdient hätte.

4. Alice’s Theme (2010)

Tim Burtons Alice In Wonderland ist ein einziger lysergischer Sturz in den Kaninchenbau. Dazu schneidert Danny Elfman in seiner zwölften Zusammenarbeit mit Tim Burton dem Film ein musikalisches Kleid, das perfekter nicht passen könnte: Verwunschen, geheimnisvoll, nicht von dieser Welt. Höhepunkt ist Alice’s Theme, dessen Chöre und Streicher sofort Gänsehaut verursachen.

5. Spider-Man Main Title (2002)

Lange vor dem Marvel-Wahnsinn mit immer mehr verwirrenden Spin-Offs, Sequels und Prequels hat Regisseur Sam Raimi einen bis heute packenden Spider-Man-Reboot vorgelegt. Die Musik zum Film mit Toby Maguire kommt natürlich von Ramis Kumpel Danny Elfman, der seine Trademarks hier um spitze Violinen, majestätische Chöre und ein monumentales Grundgefühl erweitert.

6. Ice Dance (1990) 

Das vielleicht schönste Stück von Danny Elfmans persönlichstem Soundtrack ist das elegische, fragile, wunderschöne Ice Dance. Edward mit den Scherenhänden ist ja eh ein emotionales Meisterwerk, doch gerade durch die Musik wird der Film noch mal auf eine ganz andere, ganz und gar andersweltliche Ebene gehoben.

7. This Is Halloween (1993)

Ein ganz großer Klassiker, nicht nur zu Halloween: This Is Halloween ist einer der Glanzmomente in der Musik von Nightmare Before Christmas, diesem unerreichten Stop-Motion-Meisterwerk. Irgendwo zwischen Gothic-Kabarett und nostalgischem Weihnachtsfest, aber immer mit viel Gefühl. Wie der Film eben.

8. Sleepy Hollow Main Titles (1999)

Tim Burtons Gothic-Horror-Meisterwerk Sleepy Hollow ist ein blutiges Märchen, das in Sachen Ausstattung und Stimmung für immer einen Platz in den Herzen der Cineast*innen einnehmen wird. Die verhexte, beunruhigende, spannungsgeladene Musik von Danny Elfman fasst die entlegenen Wälder Neuenglands und den kopflosen Reiter in die richtigen Töne. Mehr melodramatische Gotik als hier geht definitiv nicht.

9. After Midnight (2002)

Ja, auch an Chicago war Danny Elfman als Komponist beteiligt. Der swingende Bar-Jazz von After Midnight ist ein ziemlich großer Kontrast zu seinen anderen Werken. Und irgendwie auch nicht: Er ersetzt eben einfach mal Streicher und Chöre durch Trompeten und Jazz-Drums, doch das Ergebnis ist immer noch nicht ganz von dieser Welt.

10. Wednesday Main Titles (2022) 

Wenn Tim Burton schon mal eine Serie um einen Spross der Addams Family macht, dann darf sein Freund Danny Elfman natürlich nicht fehlen. Zur erfolgreichsten Netflix-Serie aller Zeiten spendiert er Hauptcharakter Jenna Ortega ein ikonisches Hauptmotiv, das sowohl an die alten Addams-Family-Episoden erinnert als auch modernsten Horrorspuk in Töne fasst.

Bonus: Private Life (1982) 

Einen gibt es noch als Bonus: Bevor Danny Elfman die Kinozuschauer*innen mit seinen Scores verzauberte und verängstigte, spielte er in einer Ska-/Wave-Band namens Oingo Boingo. Dort lebt er sich sehr experimentell aus, singt, spielt Gitarre und schreibt alle Songs. Coole Mucke, keine Frage. Wir sind dennoch nicht böse, dass Elfman dann bald die große Leinwand ins Visier genommen hat.

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