------------

Popkultur

Die musikalische DNA von The Verve

Published on

Es gab eine Zeit, da waren The Verve nur eine recht unbedeutende Psychedelic-Truppe mit einem ausgeprägten Hang zu harten Drogen. Nur wenig später waren The Verve die beste Band der Welt und hatten gleich dreimal mehr Lust am Exzess. Viel geredet hat die Band um Richard Ashcroft über ihre Musik nie, ihr Sänger dafür aber umso mehr. Für seine Kollegen sprachen die zerstörten Hotelzimmer wohl für sich oder zumindest die Musik, mit der The Verve auch jenseits vom Welterfolg Bittersweet Symphony ihren Status als eine der interessantesten britischen Bands überhaupt untermauern konnten.


Hört euch hier die musikalische DNA von The Verve in einer Playlist an und lest weiter:


Dass The Verve oftmals gemeinsam mit Oasis und Blur in die Brit Pop-Schublade gestopft wurden, war stets eher zweifelhaft. Denn so gut sich die Band mit denen auch verstanden und so eng das Verhältnis zwischen Ashcroft und Noel Gallagher auch heute noch ist: The Verve haben musikalisch immer noch viel mehr geboten als hymnische Refrains und spröden Schrammelrock. Ihre Musik kam aus dem experimentellen Gebiet und überzog den Mainstream mit den schillernden Gitarrentexturen von Nick McCabe.

Was aber macht die musikalische DNA von The Verve aus? Ashcroft beschrieb die Einflüsse der 2009 (vielleicht nicht endgültig?) aufgelösten Bands als „breit und abwechslungsreich“. Funk, klassische Rock-Bands, Hip Hop und Downbeat, Garage Rock oder Miles Davis und sowieso alles irgendwie flossen in den Sound seiner Band ein. „Es ist echt schwer, wenn die Leute uns nach unseren Einflüssen oder unseren Vorlieben fragen“, gab er zu. Versuchen wir trotzdem, die musikalische DNA von The Verve zu entschlüsseln! Vielleicht kommen wir dem einen oder anderen Geheimnis auf die Spur.


1. Stone Roses – I Am The Resurrection

Beginnen wir Ende der achtziger Jahre. England ist ermüdet vom sterilen Synth Pop des grellen Jahrzehnts und wendet sich langsam dem Acid House-Sound zu, der von Chicago aus zuerst in Manchester – pardon: Madchester – ankommt. Die Stone Roses gehören zu den Bands, welche die Faszination an den schnellen Rhythmen und psychedelischen Sounds am subtilsten ins Rock-Format übertragen. Songs wie I Am The Resurrection von ihrem selbstbetitelten Debütalbum leihen sich die großen Erzählbögen der Rave-Kultur und übertragen sie in Musik, die das ekstatische Verlorensein in der Musik zurück in die Konzertsäle bringt. Dort sieht sie 1989 auch Ashcroft. „Die Stone Roses haben mich von Anfang an umgehauen“, gab er im NME zu Protokoll und schwärmte davon, wie im Underground bereits Tapes mit Konzertmitschnitten kursierten, bevor die Band überhaupt eine Platte veröffentlicht hatte. „Textlich wollten sie so viel mehr, als Gitarrenmusik zu dieser Zeit war. Es war komisch, vor der Bühne standen einige wenige Frauen und der Rest waren Lads, richtig harte, aggressive Lads. Dieser Widerspruch hat mich ungemein inspiriert.“ So legten die Stone Roses den Grundstein für eine neue Band, die Ashcroft gemeinsam mit seinen Schulkumpanen Simon Jones und Nick McCabe im Jahr 1990 gründete: The Verve.


2. Oasis – Cast No Shadow

À propos Lads: Die Band, die den ultimativen Typus des jungen, hedonistischen, britischen Mannes verkörperten, waren Oasis. Die ein Jahr nach The Verve gegründete Gruppe um die Gallagher-Brüder Noel und Liam freundete sich schnell mit dem aufstrebenden Quartett an. Als The Verves sphärisch-verschwebtes Debütalbum A Storm In Heaven erschien, spielten die beiden regelmäßig Konzerte miteinander. Oasis waren damals nahezu unbekannt, ein Jahr sollte es noch bis zu ihrem Durchbruch dauern. Dann aber überflügelten sie The Verve und wurden in Sachen Erfolg erst wieder von ihnen eingeholt, als die Band mit ihrem (ersten) Comeback-Album Urban Hymns im Jahr 1997 schlagartig weltberühmt waren. Dem guten Verhältnis zueinander hat das aber nie geschadet, im Gegenteil. Als The Verve mit A Northern Soul einen Richtungswechsel hin zu konventionelleren Rock-Sounds einschlugen, hatte das auch mit Oasis zu tun. Angeblich soll der Titelsong sogar Noel Gallagher gewidmet sein! „Give me your powder and pills / I want to see if they cure my ills / I’ve no time for love and devotion / No time for old fashioned potion”, heißt es darin. Noel konterte kumpelhaft mit Cast No Shadow vom zweiten Oasis-Album (What’s The Story) Morning Glory?: „Bound with all the weight of all the words he tried to say / Chained to all the places that he never wished to stay / Bound with all the weight of all the words he tried to say / And as he faced the sun he cast no shadow“. Ein direkter, aber ebenso zärtlicher Umgangston – echte Lads eben!


3. Andrew Oldham Orchestra – The Last Time

Worauf sich der Erfolg von Urban Hymns gründet, wissen wir alle. So großartig die Vorgängeralben waren, so fantastisch die dritte The Verve-LP als Ganzes ist: Wäre nicht Bittersweet Symphony gewesen, dann wären The Verve vielleicht nur ein gut gehütetes Geheimnis in britischen Indie-Kreisen geblieben. Das Video zum Song ist ikonisch, der Einsatz im großen Finale des Films Cruel Intentions sowieso. Wie aber für viele andere Bands wurde ihr tausendfach gecoverte Überhit The Verve beinahe zum Verhängnis. Das markante Streichermotiv, welches dem ganzen Track überhaupt erst seine Bittersüße einimpft, war nämlich gesampelt und zwar von den Rolling Stones oder besser gesagt der Interpretation vom Stones-Klassiker The Last Time durch das Andrew Oldham Orchestra. Fies daran war, dass The Verve vorher die Erlaubnis des Labels Decca für die Aufnahme eingeholt hatten, nicht aber für die zugrunde liegende Komposition von Mick Jagger und Keith Richards. Allen Klein, der für die Band die Rechte verwaltete, forderte satte 100% der Einnahmen und die vollen Credits für seine Klienten. So sicherte er seiner Firma ABKCO einen der größten Hit der Unternehmensgeschichte, konnte Millionen in die Kassen der Rolling Stones spülen lassen und haute The Verve gehörig in die Pfanne. Das Schlimmste daran? Die markante Melodie war eigentlich nicht Teil des Stones-Originals und Arrangeur David Whitaker, der das Riff geschrieben hatte, ging komplett leer aus.

 


4. Spiritualized – Ladies & Gentlemen We Are Floating In Space

Der Ärger um den Riesenhit, der für The Verve den internationalen Durchbruch bedeutete, sah nach außen hin wie ein bösartiger Kommentar auf den Werdegang der Band aus. Die hatte mit Urban Hymns zwar einen musikalisch wesentlich breiter gefächteren Stil entwickelt, sich aber von ihren Wurzeln in der Psychedelic-Community entfernt. Der komplette Ausverkauf? Das mag so manche böse Zunge behauptet haben. Tatsächlich blieben The Verve natürlich Fans des Sounds, der sie in ihren Anfangstagen geprägt hatte. Das schloss nicht nur den kunterbunten Indie Rock der Madchester-Szene, sondern auch Gruppen wie Spacemen 3 und deren Nachfolgeband Spiritualized mit ein. Die veröffentlichten im selben Jahr wie The Verve ihr Opus Magnum: Ladies & Gentlemen We Are Floating In Space wurde zu einem der Klassiker der neunziger Jahre. Auch diese Konkurrenz jedoch war in erster Linie eine musikalische, tatsächlich verstanden sich zumindest zwei Mitglieder von beiden Bands prächtig. Schon 1995 heiratete Richard Ashcroft die Spiritualized-Sängerin Kate Radley, die bei der Band auf allem spielte, was Tasten hatte: Piano, Orgel, Synthesizer. Radley allerdings stieg nach der Veröffentlichung von Ladies & Gentlemen We Are Floating In Space direkt aus. Kein Wunder, war sie doch zuvor mit dem Spiritualized-Mastermind Jason Pierce liiert…


5. Funkadelic – I Got A Thing, You Got A Thing, Everybody’s Got A Thing

Madchester, Brit Pop, die Rolling Stones, Psychedlica made in England – scheint fast so, als hätten sich The Verve nie vor die Haustür getraut! Das Gegenteil ist natürlich der Fall. Ebenfalls auf Urban Hymns findet sich mit The Rolling People ein Song, der wabernde Funk-Riffs andeutete und mit satten Grooves voran rockte. Dass sich der deutlichste Einfluss der bleichen Lads aus Manchester ausgerechnet bei der legendären Funk-Kombo Funkadelic finden lässt, überrascht vielleicht einige. Tatsächlich hat Verve-Gitarrist Nick McCabe sich wohl den einen oder anderen Kniff von Funkadelic-Songs wie I Got A Thing, You Got A Thing, Everybody’s Got A Thing abgeschaut. Die nervösen und doch flächigen Riffs, die fiebrigen Rhythmen – das alles sollte sich später in seinem Spiel manifestieren. Als eine seine Lieblingsplatten nannte der Gitarrist Funkadelics Free You Mind… And Your Ass Will Follow. „Mein Vater kaufte sie für 20 Pence in einem Ramschladen“, erinnerte er sich im Online-Magazin The Quietus. „Das war derselbe Laden, wo ich alle meine Pedale herbekam. Zwanzig Pfund für meinen ersten Flanger und das war das, worauf das erste Verve-Album aufbaute – dieser Flanger.“ Dass Richard Ashcroft beim Kumpel vorbeikam, um gemeinsam mit ihm LSD einzuwerfen und Funkadelic in Endlosschleife zu hören, wird aber wohl auch geholfen haben.


6. Joy Division – I Remember Nothing

„Diese Funkadelic-Platte, die war’s“, gab McCabe zu den Acid-verseuchten Listening Sessions der beiden Jugendfreunde zu Protokoll. „Wir verglichen sie mit unserer ersten Demo, die dagegen wie Spielzeugmusik klang. Wir hatten eine Erleuchtung. Keine schmerzhafte, aber uns wurde klar, dass wir in die falsche Richtung gingen.“ Es hing, das war seit diesem Moment klar, vor allem an der Produktion. Der dreckige, schwüle Sound von Funkadelic war aber nur ein Eckpunkt von dem, was The Verve im Studio erreichen wollten. Ebenso wichtig wurden die ebenfalls aus dem Großbereich Manchester stammenden Joy Division, allem voran deren beklemmendes Debüt Unknown Pleasures. Das mag zuerst nicht einleuchten, denn Produzent Martin Hannett hatte der aufstrebenden Band um Ian Curtis einen ultrareduzierten Sound verpasst, der ohrenscheinlich nichts mit dem opulenten Sounddesign späterer Verve-Platten zu tun hatte. Was die Band sich bei ihm aber abschauten, waren die Subtilitäten und Feinheiten, die Unknown Pleasures zu einem Meisterwerk der Musikgeschichte machen. McCabe entdeckte die Band mit zehn Jahren durch seinen älteren Bruder und Unknown Pleasures war eine der ersten Platten, die sich der Gitarrist von seinem Geld als Milchausträger kaufte. Vor allem faszinierte ihn, wie Hannett mit klanglichem Raum umging. „Die Ganze ist so klamm… Ich hau jetzt alle Klischees über verlassene Industriegebäude raus, aber es klingt eben nach der Gegend, in welcher ich aufgewachsen bin“, sagte er über die Produktion der Platte. „Dieses zerschmetternde Glas auf I Remember Nothing und die Synthie-Drones…“ Kein Wunder, dass McCabe bald selbst an seinem Roland mit ähnlichen Sounds zu experimentieren begann.


7. Led Zeppelin – Stairway To Heaven

Ähnlich wie bei Joy Division lag der Fokus bei The Verve vor allem auf dem charismatischen Frontmann Richard Ashcroft, hinter dem McCabe, Bassist Simon Jones und Drummer Peter Salisbury sowie der später hinzugestoßene Gitarrist und Keyboard Peter Tong zu verblassen drohten. Durchaus freiwillig: Zu Interviewterminen tauchten die vier so gut wie nie auf. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, ihre eigenen Rockstarallüren auszuprägen. Northern Soul-Produzent Owen Morris bezeichnete McCabe etwa als „ohne Zweifel den talentiertesten Musiker, mit dem ich jemals gearbeitet habe“, charakterisierte die Zusammenarbeit aber zugleich als kompliziert. „Er spielt nie dasselbe zweimal. Du kannst Noel Gallagher drum bitten, dieselbe Melodie hunderte Male in Folge zu spielen und solange es einen Grund dafür gibt, macht er das auch. Aber bei Nick hast du keine Chance.“ Okay, das klingt noch verhältnismäßig brav im Vergleich zu Salisburys destruktiven Hotelaufenthalten… Dennoch: Eine kleine Prise Größenwahn war bei The Verve immer die essentielle Zugabe, das gewisse Etwas. Eines der bandinternen Vorbilder sind nicht ohne Grund Led Zeppelin! Mit denen verglich Ashcroft die Band sogar, als er 2008 das zweite Comeback-Album der Bandgeschichte ankündigte. Und dass ihr Comeback-Album Forth vom Titel her an Led Zeps IV (sprich: „four“ oder eben „fourth“) erinnerte, mag da wohl kein reiner Zufall gewesen sein.  Die Stairway To Heaven erklimmen zu wollen, war von Anfang an erklärtes Ziel von Ashcroft und seinen Kollegen.


8. DJ Shadow – Midnight In A Perfect World

Obwohl The Verve allein wegen ihrer Nähe zu Oasis häufig dem Brit Pop zugerechnet werden, greift diese rigide Schubladisierung doch zu kurz. Denn nicht nur in der experimentellen Psychedelic-Szene fand die Band ihre Inspiration, auch von Hip Hop wurden sie beeinflusst. Ashcroft nannte die Veröffentlichungen des britischen Downbeat-Labels Mo’Wax als einen Einfluss und McCabe zählt Mobb Deeps Rap-Klassiker The Infamous zu seinen Lieblingsalben. Deren entspannter Boom Bap-Sound schlug sich nicht zuletzt im abgehangenen Spiel von Peter „Sobbo“ Salisbury nieder. Dabei handelt es sich bei dem Drummer, der später bei Black Rebel Motorcycle Club und den Charlatans aushelfen sollte, doch um einen Hitzkopf erster Güteklasse. Und war nicht eigentlich die drug of choice der Band in ihren Anfangstagen noch Amphetamin – nicht grundlos unter dem Straßennamen Speed bekannt? Die Entschleunigung im Bandgefüge mag einiges mit der intensiven Beschäftigung mit der neuen, Sample-getragenen Musik von Produzenten wie DJ Shadow zu tun gehabt haben, mit dem Ashcroft sogar für einen Track kollaborierte. Shadows Album Endtroducing… erschien 1996 und krempelte die gesamte Musiklandschaft in einem Streich komplett um. Die subtilen Grooves von Tracks wie Midnight In A Perfect World fanden ihr Echo in Stücken wie Neon Wilderness von Urban Hymns, das ein Jahr später veröffentlicht wurde. Nach reichlich Speed und LSD hatte nun wohl die gute alte Mary Jane ihren Einzug in die Musik von The Verve gehalten.


9. Massive Attack – Unfinished Sympathy

Näher noch als der US-amerikanische Rap und Hip Hop oder die britische Downbeat-Szene stand The Verve der aus Bristol quellende Trip Hop, wie ihn Massive Attack prägten. Das ikonische Video von Bittersweet Symphony, in dem Richard Ashcroft stur durch die Straßen Londons stolpert, ist eine liebevolle Hommage an das nicht minder bahnbrechende Video zum Massive Attack-Song Unfinished Sympathy von ihrem Debütalbum Blue Lines. Nicht aber nur visuell, auch musikalisch verband beide Bands einiges. Die orchestralen und psychedelischen Elemente, die The Verve in die Rock-Musik überführten, fanden sich bei Massive Attack in gedämpften Hip Hop-Breaks eingebettet. Typisch Bristol, typisch britisch! In den USA allerdings kamen wohl genau deswegen weder The noch Massive Attack sonderlich gut zurecht, als sie 1998 gemeinsam auf Tour durch die Staaten gingen. Beide Bands wollten ursprünglich Konzerthallen mit einem Verfassungsvermögen von durchschnittlich 10 000 Menschen füllen, konnten aber nicht genug Tickets verkaufen. Die Gigs wurden flugs auf kleinere Venues umgebucht und irgendwann mittendrin warfen Massive Attack frustriert das Handtuch. Und obwohl Ashcroft noch munkelte, die Bristoler könnten gegen Ende der Tour wieder hinzustoßen, hieß es wenig später über einen Fan-Blog: „Ich habe gerade gehört, dass The Verve auf der Suche nach einem Support-Act für ihre restlichen US-Dates sind und dass es nicht Massive Attack sein werden.“ Ab da an hieß es wohl zwischen beiden Bands eher „finished sympathy“. Auch The Verve lösten sich wenig später zum zweiten Mal seit 1995 auf.


10. Gorillaz – Clint Eastwood

Was aber kam dann? In der Zeit zwischen der zweiten Auflösung und der zweiten Reunion von The Verve im Jahr 2007 rückten Brit Pop – oder sagen wir lieber: britischer Rock- und Pop-Musik – und Hip Hop beziehungsweise Trip Hop noch enger zusammen, als die Gorillaz die Bühne betraten. Die skurillen Comicfiguren im Tank Girl-Design debütierten 2000 mit der Single Clint Eastwood und bescherten der Welt den Ohrwurm des zu dieser Zeit noch frischen Jahrzehnts. Nicht aber nur Blur-Frontmann Damon Albarn war Teil der virtuellen Band, auch The Verve-Gitarrist Simon Tong gesellte sich zu ihnen, nachdem er 2002 Graham Coxon nach dessen Weggang von Blur für einige Live-Auftritten ersetzt hatte. Tong war aber nicht nur live, sondern auch mindestens zwei Mal im Studio Teil des verschrobenen Projekts: Auf den Alben Demon Days und Plastic Beach ist er auch zu hören. Sogar bei Albarns anderer Supergroup ohne Namen, die im Jahr 2007 das Album The Good, The Bad & The Queen veröffentlichte, war er dabei. Er wird es wohl also verkraftet haben, bei der zweiten Reunion von The Verve nicht in die Band eingeladen worden zu sein. Seine gemeinsame Band mit Verve-Bassisten Simon Jones hatte sich schließlich als Misserfolg entpuppt. Dabei war doch bei den 2000 gegründeten The Shining mit John Squire von Beginn an ein Musiker dabei, dessen Band für The Verve erst den Startschuss gaben: die Stone Roses.


Das könnte dir auch gefallen:

Die 15 berühmtesten Alter Egos der Musikgeschichte

Wer ist wer auf dem Sgt. Pepper Cover – Wir haben es entschlüsselt!

10 Songs, die die Rockmusik verändert haben – Teil 1

Popkultur

blink-182: Alle Studioalben im Ranking

Published on

blink-182 HEADER
Foto: Estevan Oriol/Getty Images

Fans freuen sich schon auf das kommende blink-182-Album One More Time, das im Oktober 2023 erscheinen wird. Kein Wunder: Endlich ist das Trio DeLonge/Hoppus/Barker wieder vereint! Grund genug, einmal einen Blick auf den bisherigen Studiooutput der kalifornischen Poppunker zu werfen und ihre Studioalben zu ranken.

von Markus Brandstetter

1. Enema Of The State (1999)

 Mit Enema Of The State schufen blink-182 1999 eines der bekanntesten und beliebtesten Pop-Punkalben aller Zeiten. Songs wie What’s My Age Again und All The Small Things sind heute aus Setlists nicht mehr wegzudenken, mit Adam’s Song bewiesen die Fun-Punker, dass sie auch ernste und traurige Songs draufhaben. Keine Frage: Enema Of The State ist unverkennbar ein Kind der Endneunziger, zeigt sich aber auch 2023 gut gealtert und zeitgemäß. Mit dem Album inspirierten Hoppus, DeLonge und Barker Heerscharen an neuen Bands – und wurden selbst zu Megastars.

 2. blink-182 (2003)

 Man könnte dieses Werk auch das ambitionierte Album von blink-182 nennen. Nachdem das Trio bereits auf den beiden Vorgänger-Longplayern bewiesen hat, dass es auch mal ernst zugehen kann, stand hier der Spaßpunk fast gänzlich im Hintergrund. Egal, ob der fulminante Opener Feeling This, die Megaballade I Miss You oder Songs wie Violence, Obvious, Always oder Down: Das selbstbetitelte Album hält jede Menge Schätze (und ein Feature mit Cure-Sänger Robert Smith) parat. Nur der vertonte Brief ist dann doch ein wenig zu kitschig. Mit blink-182 fanden Tom, Mark und Travis ihren Höhepunkt – ehe die Band auf Eis gelegt wurde.

 3. Take Off Your Pants And Jacket (2001)

 Definitiv zu den Karrierehighlights zählt auch Take Off Your Pants And Jacket aus dem Jahr 2001. Mit Songs wie The Rock Show, First Date, Anthem Part Two oder dem düsteren Stay Together For The Kids gelang Blink-182 eine ausgezeichnete Mischung, die nicht nur für Hoppus einen Schritt nach Vorne von Enema Of The State darstellt. Blink waren hier bereits auf der ganzen Welt bekannt – und zementierten ihren Status nochmal ein (auch dank grandioser Musikvideos).

 4. Dude Ranch (1997)

 Dude Ranch ist das zweite Album der Band, dass am 5. August 1997 veröffentlicht wurde. Am Schlagzeug saß damals noch nicht Travis Barker, sondern Scott Raynor. Hier etablierten blink-182 ihren eigenständigen Sound – Songs wie Josie, Dammit oder Boring machen auch heute noch großen Spaß.

 5. California (2016)

Zwischen Mark Hoppus/Travis Barker und Tom DeLonge war es freilich nicht immer einfach. Die erste Rückkehr wurde mit dem eher mittelmäßigen Neighbourhoods gefeiert, danach war wieder Schluss. blink-182 ersetzen DeLonge mit  Matt Skiba (Alkaline Trio) und veröffentlichten 2016 das Album California. Musikalisch war das Album eine Rückkehr zu dem, was man vor Neighbourhoods und dem selbstbetitelten Album von blink-182 gewohnt war – also gut gelaunter, eingängiger Punkrock. Klar, ohne DeLonge war es nicht dasselbe, aber Skiba bewies sich als ausgezeichneter Ersatzmann, der die Band wohl auch zu einem guten Teil am Leben hielt.

 6. Chestshire Cat (1995)

 Platz sechs belegt das Debütalbum der Band. Klanglich ist dieses freilich noch etwas rau und unausgegoren, beinhaltet aber bereits tolle Songs wie Carousel, M+Ms und Wasting Time. Zunächst wurde das Album noch unter dem Bandnamen Blink veröffentlicht, da es aber eine andere Band mit den Namensrechten gab, entschied man sich für den Zusatz 182.

 7. Nine (2019)

 Platz sieben geht an das Album Nine – den zweiten Longplayer mit Matt Skiba. Für die Produktion zeichnete hier John Feldman (unter anderem Chef von Goldfinger) verantwortlich, auch etliche Co-Producer mischten mit. Mit Songs wie The First Time, Blame In On My Youth und On Some Emo Shit ist das Album durchaus solide, belegt aber wahrscheinlich nur in wenigen blink-182-Fanlisten die vorderen Plätze.

 8. Neighbourhoods (2011)

Neighbourhoods war leider nicht die Reunion, die sich Fans nach dem indefinite hiatus nach dem unbetitelten Album erwartet hatten. Zwar fanden Tom DeLonge, Mark Hoppus und Travis Barker wieder als Band zusammen — aufgenommen wurde aber getrennt voneinander. Irgendwie merkt man Neighbourhoods einfach in jeder Sekunde an, dass zwischenmenschlich wie auch musikalisch einfach das fehlte, was blink-182 ausmacht. Immerhin: Die Reunion, die wir uns damals erhofften, bekommen wir wohl mit dem kommenden Album endlich serviert!

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Continue Reading

Popkultur

Zeitsprung: Am 27.9.2013 erscheint der Metallica-Film „Through The Never“.

Published on

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.9.2013.

von Christof Leim

Fette Konzertaufnahmen, eine ebenso surreale wie brutale Rahmenhandlung, und beides auf mysteriöse Weise verbunden: Was Metallica in ihrem 3D-Film Through The Never veranstalten, fällt aus dem Rahmen. Am 27. September 2013 erschien der Streifen.


Hört hier in den Soundtrack zu Through The Never rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.

Musikfilm? Fantasythriller? So genau kann man es gar nicht sagen. Metallica: Through the Never, wie der Film mit vollem Titel heißt, kann beides – und verzahnt die Welten. Im Mittelpunkt steht eine Show der Metal-Giganten, bei der in Sachen Produktion alle Register gezogen werden: Licht, Pyros, Krawall, die Bühne steht in der Mitte der Halle, darauf tauchen immer wieder überdimensional Elemente aus den Metallica-Artworks auf, etwa die Statue von …And Justice For All, das Klo von Metal Up Your Ass oder die Kreuze von Master Of Puppets. Es gibt viel zu gucken, die Band ist gut drauf, die Setlist kann sich hören lassen – und dank der 3D-Technik kommt der Zuschauer richtig nah ran, als wäre er an den beiden Abenden 2012 in Vancouver und Edmonton dabei gewesen.

Dem gegenüber steht eine Rahmenhandlung wie eine Mischung aus Mad Max und urbanem Endzeit-Thriller, gleichermaßen surreal wie actionreich inszeniert und packend gefilmt. Dabei sehen wir den Roadie Trip, der für die Band etwas besorgen soll und sich in einer Stadt voller Aufstände, Explosionen und mörderischen Reitern wiederfindet. Auch hier scheppert es gewaltig.



Mehr Trailer gibt es hier und hier.

Musik und Geschichte laufen im Wechsel, überlappen sich gelegentlich, und scheinen nur auf den ersten Blick unverbunden. Mal mehr, mal weniger deutlich nimmt die Handlung Bezug auf die Texte, die Hetfield gerade singt. Umgekehrt wirkt sich das Geschehen draußen subtil auf die Show aus. So versagt Hetfields Mikro kurz, als Trip auf seinem, äh, Trip zu scheitern droht. Hier hat sich also jemand etwas gedacht…



Nur wird nicht ganz klar, was das denn sein soll: Erklärt wird nichts, weder die sondersame Synchronizität noch die Apokalypse auf den Straßen. Das Abenteuer des Roadies endet damit, dass er es durch Feuer und Flammen schafft, eine Ledertasche zurück in die Konzerthalle zu bringen. Die steht dann neben den vier Musikern, als sie zum Abschluss in der leeren Halle das epische Instrumental Orion spielen. Was drin ist, bleibt offen, und auch die Bandmitglieder halten sich später bedeckt. Filmfreak Lars Ulrich wird zitiert mit „Es ist schön, einen Cliffhanger zu haben“. Trivia-Freaks weisen darauf hin, dass es sich bei Orion um eines der schönsten Vermächtnisse des verstorbenen Bassisten Cliff Burton handelt und der Streifen an seinem Todestag in die Kinos kommt. Enthält die Tasche also quasi „den Geist von Cliff“? Das zumindest reimen sich einige der fantasievolleren Anhänger im Netz zusammen. Womöglich gibt es hier aber viel weniger Hintergrundgeschichte, denn vor allem sprechen Fans nach dem Film weltweit darüber, was denn nun verdammt nochmal in dem blöden Ding drinsteckt. Das bleibt im Gedächtnis, und damit ist ja auch ein Ziel erreicht.



Taugt das alles denn? Gute Frage. Die Konzertszenen können einiges, sprechen aber eigentlich nur Metallica-Fans an. Die unerklärte Rahmenhandlung hingegen wirkt trotz ihres hohen Unterhaltungswertes latent unbefriedigend. Die Kritiken für Through The Never fallen größtenteils gut aus, und auch der Soundtrack – de facto ein neues Livealbum, ausnahmsweise ohne (!) Seek & Destroy – wird gelobt. Rein geschäftlich wird das Unterfangen aber zum Flop. Die Band, die die Produktion selbst verantwortet, verliert etliche Millionen Dollar. Sie werden es verschmerzen können. Lars Ulrich sagt in einem Interview, der Film sei „nicht wie irgendein anderer“, und damit hat er Recht. Gefragt nach der Motivation, dieses Projekt anzugehen, erklärt Hetfield einfach „Warum nicht?“ – und fasst so Attitüde von Metallica gegenüber neuen Herausforderungen prägnant zusammen. Sagen wir es so: Through The Never ist sehenswert. Aber vielleicht nur einmal.


Auf ihren Kanälen haben Metallica etliche Trailer, Ausschnitte und Making-ofs veröffentlicht und in dieser sehenswerten Playlist zusammengefasst:

Zeitsprung: Am 6.6.2004 spielen Metallica das einzige Mal ohne Lars.

Continue Reading

Popkultur

„Shout At The Devil“: Mötley Crüe und ihr großer Durchbruch

Published on

Mötley Crüe HEADER
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Das Verhalten überlebensgroßer Rockstars legen Mötley Crüe im Jahr 1983 bereits an den Tag. Doch eigentlich steht ihr Durchbruch erst noch bevor. Zu einer wichtigen Kletterhilfe auf den Rockolymp wird ihr zweites Album Shout At The Devil — obwohl die Band alles unternimmt, um sich selbst zu sabotieren.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Shout At The Devil von Mötley Crüe anhören:

Eine Duftmarke können die jungen Glam-Metaller Mötley Crüe schon mit ihrem Debütalbum Too Fast For Love (1981) setzen. So steigen die Nachwuchs-Rockstars mit ihrer ersten Platte immerhin auf Platz 77 der US-Billboard-Charts ein und kassieren im weiteren Verlauf ihrer Karriere sogar Platin für die Scheibe. Doch zu den alles überstrahlenden Bühnenlegenden, die Mötley Crüe noch werden sollen, macht das erste Album die vier Herren noch nicht. Knapp zwei Jahre später legen die Kalifornier ihr zweites Werk Shout At The Devil nach — und werden quasi über Nacht zu Superstars.

Shout At The Devil: die Platte, die Mötley Crüe an die Spitze katapultierte

Als Mötley Crüe mit den Aufnahmen von Shout At The Devil beginnen, haben sie gerade einen Rauswurf hinter sich. Eigentlich hätten die jungen Wilden nämlich Kiss auf deren Creatures Of The Night-Tour supporten sollen, doch die Schminkemonster haben Mötley Crüe nach Hause geschickt. Die Begründung: das schlechte Benehmen der Newcomer. Autsch. Umso mehr Zeit haben Mötley Crüe nun, sich um ihr neues Album zu kümmern. Das sollte man zumindest meinen. Doch statt bloß Hits wie Shout At The Devil und Looks That Kill zu komponieren, machen die Jungs natürlich auch wieder reichlich Unfug.

Während einer der Aufnahme-Sessions klaut Bassist Nikki Sixx zum Beispiel betrunken den Porsche eines Freundes und unternimmt damit eine kleine Spritztour durch Los Angeles. Das kann nicht gut gehen und es kommt, wie es kommen muss: Er baut einen Unfall und verletzt sich an der Schulter. Schon damals ist seine Freundin Demi Moore der Meinung, dass Sixx die Anonymen Alkoholiker aufsuchen sollte, doch davon möchte Sixx nichts wissen. Auch indirekt sorgt der Autounfall für große Probleme: Durch die Medikamente wird Sixx heroinabhängig. Doch das ist eine andere Geschichte.

Shout At The Devil: Düsteres Artwork, erhellende Verkaufszahlen

Für eine Kontroverse sorgt das Artwork von Shout At The Devil, denn das Cover der Platte zeigt ein riesiges schwarzes Pentagramm. Klar, dass da die komplette Christenheit Sturm läuft und den Rockern Satanismus vorwirft. Auf die Idee für das Artwork kommt Nikki Sixx, und zwar aufgrund seiner alten Band Sister. Schon dort hatte er mit okkulten Symbolen gespielt, gemeinsam mit dem späteren W.A.S.P.-Frontmann Blackie Lawless. Der wiederum hat kein Problem damit, dass Sixx die Sister-Einflüsse für Mötley Crüe recycelt. Den Verkaufszahlen tun die Satanismusvorwürfe wie erwartet keinen Abbruch.

„Shout At The Devil“ Mötley Crüe

Mehr als 200.000 Mal geht Shout At The Devil über die Ladentheke — in den ersten zwei Wochen. Gleich viermal Platin kassieren Mötley Crüe für das Album, obwohl sich viele Musikjournalist*innen alles andere als begeistert zeigen. In den Charts gelingt den Kaliforniern zum ersten Mal der Sprung in die Top 20. Man könnte also sagen: Mit Shout At The Devil beginnt die Erfolgsgeschichte von Mötley Crüe. Die Tour zu der Platte absolviert die Band mit dem „Prince Of Darkness“ Ozzy Osbourne. Der schickt die Jungs auch nicht wegen schlechten Benehmens nach Hause. Ganz im Gegenteil

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Autoklau mit Ozzy Osbourne und fünf weitere legendäre Vince-Neil-Anekdoten

Continue Reading

Don't Miss