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Popkultur

Zeitsprung: Am 26.2.1970 erscheint in den USA ein halbherziges Beatles-Album.

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Foto: Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.2.1970.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

Anfang 1970 stehen bei den Beatles die Zeichen schon deutlich auf Sturm. Die letzte Platte Let It Be befindet sich bereits auf dem Weg in die Vinylpresse, da wittert Allen Klein, neuer Manager der „Fab Four“, seine Chance und lässt aus verschiedenen Einzelveröffentlichungen, Non-Album-Singles und B-Seiten rund um Dauerbrenner Hey Jude eine gleichnamige Compilation machen. Blöd nur, dass man dabei diverse Songs vergisst.

Hier könnt ihr euch Hey Jude, das Album, anhören:

Als sich der Zukunftshorizont der Beatles verdunkelt, kommt unter den geldgebenden Parteien allmählich Unruhe auf. Beim US-Label Capitol liegen nämlich noch einige Singles rum, die bisher nur einzeln oder auf Alben einer anderen Plattenschmiede veröffentlicht worden waren. (Wie wir wissen, gab es diesseits und jenseits des großen Teiches gerne mal verschiedene Versionen der Langspieler.) Das passt Geschäftsmann und Neu-Manager Allen Klein gut in den Kram.

Kommerzieller Schachzug

So klamüsert sich das Capitol-Team auf dessen Ansage hin eine Compilation zusammen. Als Flaggschiff wählt man natürlich Hey Jude; die Single bescherte den Briten 1968 schließlich einen der größten Charterfolge in Amerika. Das Album erhält den gleichen Titel, erscheint am 26. Februar 1970 und bietet in chronologischer Reihenfolge besagte „Sondersongs“, die größtenteils bis dato nicht auf regulären Platten erschienen sind. Auf den ersten Blick taugt die Scheibe: Mit Can’t Buy Me Love und I Should Have Known Better enthält sie zwei frühe Publikumsfavoriten; Granaten wie Paperback Writer und Lady Madonna so wie einige B-Seiten bekommen endlich ein Zuhause.

Aber Moment mal: Revolution und The Ballad Of John And Yoko als weitere Tracks sind schön und gut, aber die Spielzeit des gesamten Albums beläuft sich auf gerade mal 32 Minuten. Dabei gibt es damals durchaus noch ein paar Schätzchen, die noch nie auf einem Capitol-Album erschienen sind, beispielsweise die Frühwerke There’s A Place, From Me To You und Misery, sowie die B-Seiten I’m Down, The Inner Light und das legendäre Sie liebt dich. Da hätte mehr gehen können. Sicher schätzen wir die Beatles für ihre populären Werke, aber gerade unter den weniger bekannten Stücken findet man durchaus den ein oder anderen Trüffel. Doch diese liefert die Hey-Jude-LP nicht. Prädikat: halbherzig.

Platzhalter für Let It Be

Ursprünglich soll die Pressung übrigens The Beatles Again heißen. Das klingt arg nach „die Beatles schon wieder“ und lässt das Verkaufsargument Hey Jude völlig außer Acht, also korrigieren Klein & Co. die schon fertig gedruckten Plattenhüllen mithilfe von Stickern. Immerhin: Die Veröffentlichung enthält zu diesem Zeitpunkt den einzigen Stereomix des Titelsongs am amerikanischen Markt. 

 

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THE END⁣ “That’s Paul again, the unfinished song, right? “And in the end, the love you take is equal to the love you make” is a good line – a very cosmic line which he wrote.⁣ ⁣ There’s a nice little bit I played… there is a little break where Paul plays, George plays and I played. And there is one bit, one of those where it stops, one of those “carry that weights” where it suddenly goes boom, boom, on the drums and then we all take it in turns to play. I’m the third one on it. I have a definite style of playing. I’ve always had. But I was over-shadowed. They call George the invisible singer. I’m the invisible guitarist.”⁣ ⁣ Images from Linda McCartney’s 16mm film of @TheBeatles’ final photoshoot at John & Yoko’s house, Tittenhurst Park on 22 August 1969.⁣ #AbbeyRoad

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So klettert der lauwarme Single-Eintopf trotzdem bis auf Platz zwei der US-Albumcharts und erhält dreifaches Platin. Für Klein füllt die Platte wie geplant die Wartezeit zum verspäteten Let It Be, er gibt daher auch grünes Licht für die Veröffentlichung in anderen Ländern. Ehrfurcht gebührt Hey Jude trotzdem: Da Paul McCartney seinen Ausstieg aus der Gruppe wenig später öffentlich macht, zeigt das Cover die Beatles bei ihrem letzten gemeinsamen Fotoshooting.

Zeitsprung: Am 8.5.1970 erscheint das letzte Album der Beatles: „Let It Be“.

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